Auch hallo,
…war offenbar nicht mehr erforderlich, nachdem der Vater die
andere Seite der Wahrheit erzählt bekam Vermutlich hat der
Vater seinem Sohn erzählt, wie er sich durch blindes Glauben
einseitiger Erzählungen blamiert hat.
Darum geht’s doch gar nicht – sag mir mal, was der Junge
dadurch gelernt haben soll.
hmm, tja was denn? Dass er keinem Mitschüler an die Gurgel springt und ihn bedroht, um sein Ziel zu erreichen. DAS hat er hoffentlich gelernt - und daran hält er sich in meiner Gegenwart. Ob er sich daran hält, wenn er sich unbeobachtet fühlt, weiss ich noch nicht.
Was ich bei meinem Modell hoffe,
dass er lernt, ist:
a. sein Verhalten zu erklaeren,
das ist sein Problem, offenbar ist er gewaltbereit und nicht gut sozialisiert.
b. die Reaktion der anderen auf sein Verhalten zu verstehen
(Konsequenzen),
Die Reaktion hat er erlebt - wie weit er sie versteht? Möglicherweise wird ihm das „Verstehen“ leichter fallen, wenn er jedesmal und prompt etwas zu spüren bekommt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er zugänglich wäre für Argumente.
c. sein Verhalten zu ueberdenken,
huch, noch so eine Frage. Soll das nun eine Doktorarbeit werden? Zum Glück ist nicht jeder meiner aktuell 170 Schüler so arbeitsaufwendig, sonst muss ich mir die Tage verlängern lassen
d. zu lernen, wie Erwachsene mit Konflikten umgehen.
Dafür hat er noch Jahre Zeit. Im übrigen kann ich nicht beeinflussen, wie andere (Vater, Chef) sich da verhalten. Die werden sich bedanken, wenn ich vorschlage, wie sie zu entscheiden haben
Hast du tatsächlich vermutet, dass der Vater keine Antwort
bekam? Du scheinst ein wenig weltfremd zu sein.
Magst du gerne denken, aber euer Modell ist so bestimmt von
Ausschluss und Einzelabsprachen,
Mein Chef hat die weitere Bearbeitung übernommen - soll ich mich jetzt mit ihm herumstreiten, weil er anders reagiert hat, als DU willst? Wer weiss, wie der dann reagiert? Dann hätte ich noch ein weiteres Problem am Hals. Nö, danke.
Ein Glück, dass die anderen 169 Schüler nicht jeden Konflikt mit der Faust austragen und dann daheim Märchen erzählen.
Du sagst selbst “offenbar” – du weisst nicht, wie es
weiterging, du weisst nicht, was fuer Auswirkungen
(Bestrafungen, Lerneffekt usw.) es auf den Jungen gehabt hat.
Ich werde beim Chef nicht nachbohren! Wozu denn? Habe ich sonst keine Probleme? Der prügelnde Schüler ist mir nicht besonders ans Herz gewachsen! Ob der Vater seinen Sohn nun bestraft hat oder nicht, ist seine Angelegenheit, da werde ich mich nicht einmischen. Und einen möglichen Lerneffekt beim Schüler werde ich abwarten müssen - welche Reaktion erwartest innerhalb weniger Wochen?
WAS hätte ich denn noch wissen sollen? Der Sohn hat sich
gewaltig daneben benommen und ich habe (notgedrungen) für
rdnung gesorgt. Wenn jeder, der etwas zu verbergen hat, quer
über die Tische springen und einem Mitschüler an den Hals gehen
darf, können wir Lehrer einpacken. So etwas gehört zu den
einfachsten Erziehungsregeln, die das Elternhaus offenbar
versäumt hat.
Du hast fuer Ordnung gesorgt. Ich dachte aber, du seist
Lehrer und nicht Ordnungshueter.
Jetzt wirds lustig: Theoretisiere nicht herum im Wolkenkuckucksheim, sondern erzähl mal, was du gemacht hättest! Du wärst mit diesem Schüler auf Staatskosten drei wochen lang nach Florida gefahren, um gemeinsam Delphine anzusehen und dabei gaaaanz persönliche Gespräche zu führen, um den Jungen umzupolen?
Ich bin Lehrer für Mathe und kein Sozialarbeiter für gewalttätige Schüler. Ich habe den dienstlichen Auftrag, 170 Schülern pro Woche Grundlagen beizubringen und kann deshalb schlecht 10 Stunden oder mehr auf einen einzelnen davon einreden, um ihn zu „erziehen“. Das ist primär Aufgabe seines Vaters. Ich sehe jeden Schüler im Durchschnitt 100 Minuten pro Woche - als einen von 30.
Du magst denken, dass du nur
fuer Sachfragen zustaendig bist, aber in der Realitaet erzieht
ein Lehrer auch Sozialverhalten.
Richtig: Ich zeige ihm Grenzen auf, die für ein menschliches Zuammenleben nun mal erforderlich sind. Vor allem, dass Gewalt gegen Mitschüler kein brauchbares Mittel ist, um seine Interessen durchzusetzen.
Hier moechte ich einen Einschub von deiner Antwort zu Diana R.
machen. Du schreibst:
Als Lehrer werde ich für die folgenden Aufgaben (in Rangfolge) bezahlt:
- Disziplin aufrecht halten
- Prüfungen vorbereiten + schreiben + korrigieren
- das notwendige Fachwissen vermitteln
- auf Einzelprobleme eingehen, sofern noch Zeit bleibt
Wenn das auf deutschen Gymnasien wirklich die Norm ist, finde
ich das nur noch traurig.
Tja, ich auch. Du als Aussenstehender darfst UND SOLLST beliebig dagegen protestieren, ich als Beamter darf nicht. Tu was!!!
Ich erlebe eben in unserer Schule (die keine
typische Schule ist, das weiss ich schon), dass es wirklich im
Miteinander geht und nicht ins Gegeneinander laufen muss.
Genauso geht es im Normalfall bei uns zu. Pro Jahr gibt es allerdings 5 bis 10 „Ausreisser“ bei insgesamt 1500 Schülern. Diese Rabauken muss man eben nachträglich zivilisieren, wenn die Eltern das verschnarcht haben. Mit anderen Schülern klappt es ganz vorzüglich und ohne Probleme. Man kennt sich und man spricht die gleiche Sprache. Gewalt passt da nicht rein.
Guck dir mal den Thread “Lehrerarbeit” an – die antwortenden
Lehrer sind meist schon mit dem ersten Satz in
Defensivstellung.
…weil ich noch nie erlebt habe, dass Lehrer mal öffentlich gelobt werden für irgendwas. Lehrer machen offenbar immer alles falsch. Jeder Trollo kann da mitreden und stets nur schlecht. Siehe mein Beispiel mit dem Piloten. Bei Schulproblemen ist jeder immer Fachmann!
Es will mir nicht in den Kopf, warum es bei all dem
vorausgesetzten guten Willen, dann so oft schieflaeuft
Vielleicht liegt es daran: Ein Lehrer muss während des Unterrichtes 100-mal täglich reagieren und das sofort. Der kann nichts mal drei Tage lang zur Seite legen, sich mit anderen beraten, mal nachlesen und dann in aller Ruhe entscheiden. Wenn während des Unterrichtes Probleme auftauchen - etwa alle 2 bis 3 Minuten dreht sich einer um, wirft etwas, quatscht, rempelt den Nachbarn an… - muss sofort reagiert werden. Aber bitte IMMER richtig! Bloss keine Fehler! Anschließend wird die Entscheidung stundenlang diskutiert und begründet - dafür hatte der Lehrer keine Zeit, als es aktuell war.
Und jeder Nicht-Lehrer erwartet, dass diese „Sofort-Entscheidungen“ immer fehlerfrei und juristisch nachprüfbar ausfallen. Lehrer haben also Übermenschen zu sein - und die Kundschaft wird böse, wenn sie das nicht sind.
tschüss
Herbert