Eltern reduzieren Kontakt immer mehr

Liebe Experten,

mir (37) macht der Kontakt zu meinen Eltern (74/75) zunehmend Sorgen. Ich bin ein Einzelkind und wir leben ca. 100 km voneinander entfernt. Meine Eltern sind gesundheitlich noch einigermaßen fit; meine Mutter verlässt jedoch seit Jahren kaum noch das Haus (Grund unbekannt, sie schiebt ihren Haushalt vor), während mein Vater einen ziemlich straff durchorganisierten Tagesablauf hat und das Einigeln meiner Mutter offenbar eher unterstützt als sie zum Rausgehen zu ermutigen.

Seit Jahren bin ich es, die den Kontakt aufrecht erhält. Ich rufe regelmäßig an, erhalte jedoch nur dann mal kurze Gegenanrufe, wenn irgendetwas ist (also eher selten). Es besteht auch kaum noch Kontakt zur restlichen Verwandtschaft.

Vor ein paar Monaten wurde mein Vater 75 und einige Zeit später hatten beide Goldene Hochzeit. Auf meine Frage, wie bzw. ob sie das feiern wollten, wurde mir mitgeteilt, dass sie nicht feiern wollten. Im Nachhinein sagte mein Vater mir, dass (zumindest zur Goldenen Hochzeit, beim Geburtstag weiß ich es nicht) gar nichts gemacht wurde, es gab weder besonderes Essen noch sonst etwas.

Ich kann ja verstehen, wenn man nicht feiern will, aber mittlerweile wird sogar mein Geburtstag nicht mehr mit mir gefeiert, obwohl mir das viel bedeutet. Letztes Jahr wurde der Besuch meiner Eltern bei uns von meinem Vater kurzfristig abgesagt (wegen eines Beinproblems meiner Mutter).

Dieses Jahr wollte ich schon vorbeugen und habe angeboten, ihnen die Fahrt zu uns zu ersparen, um bei ihnen zu feiern. Daraufhin wurde mir so, als sei es sowieso selbstverständlich, gesagt, dass man keinesfalls zu uns käme und eine Feier bei ihnen zwar stattfinden könne, aber es klang mir eher so, als sei mein Vater gar nicht angetan von der Idee. Es geht übrigens um keine große Party, sondern lediglich um ein kleines Treffen mit mir, meinem Mann und meinen Eltern, um gemeinsam im allerkleinsten Kreis mit minimalem Aufwand zu feiern.

Mein Vater meinte dann, wir würden ja an Weihnachten zu ihnen kommen. Wir sehen uns also mittlerweile trotz relativ geringer Entfernung nur noch einmal im Jahr, Telefonate gehen fast nur von mir aus und ich komme mir langsam irgendwie komisch vor.

Findet ihr das normal?

Meine Eltern darauf anzusprechen, würde wahrscheinlich nicht viel bringen. Treffen mit Verwandten wurden schon immer als äußerst lästig empfunden und ich fürchte, ich gehöre mittlerweile zu genau dieser Kategorie Verwandte. :frowning:

Ich finde es einfach traurig.

Musstet ihr mit euren Eltern ähnliche Erfahrungen machen?

Im Voraus vielen Dank und viele Grüße
Gwen

Hallo,

ich kann nur sagen, das meine Eltern, die immer sehr aktiv waren, jetzt mit 60 sich schon zurückziehen.

Ich denke, das ist ein Stückweit normal, aber natürlich auch schwierig.

Vielleicht könntest Du ja mal in Erfahrung bringen, ob sie im Nachbarschaftsgefüge ähnlich agieren,also ob sie da auch so zurückgezogen leben?

Und ich an Deiner Stelle würde meine Bedenken und Sorgen auch ganz klar äußern. Vll sehen sie das nicht so wie Du.

Lg

Brenna

Meine Eltern sind jetzt um die 70 und ich merke immer mehr das sie
einfach Probleme haben mit dem älter werden. Viele Dinge die früher selbstverständlich waren funtionieren heute nicht mehr, dazu kommen gesundheitliche Probleme. Ich denke sie haben auch Angst vor dem Sterben, der Zeitpunkt rückt ja immer näher.
Auf der anderen Seite merke ich aber auch das sie sich zurückziehen und meinen, mich nicht belasten zu wollen. Oft brauchen sie Hilfe wollen
aber anderen nicht auf die Nerven gehen oder Schwäche zeigen.

Ich kann dir nur raten offen darüber zu sprechen. Es belastet dich ja und irgentwann wird der Tag kommen an dem sie nicht mehr da sind und du dich vielleicht ärgerst über die wenige Zeit die du mit Ihnen verbracht hast. Wenigstens brauchst DU dir dann nicht den Vorwurf zu machen das es vielleicht an dir gelegen hat…

LG Malika

Hallo,

meine sind zwar erst Anfang 50, aber schon ähnlich. Sie sind schon immer so kommunikations- und unternehmungsarm gewesen. Besuche finden fast nur auf meinen Vorschlag statt (wir wohnen 80km auseinander), Telefonate drehen sich nur um organisatorische Sachen, Freunde haben sie keine usw. Ich hab mir immer mal wieder Mühe gegeben, ihnen mal eine Unternehmung vorzuschlagen, aber so richtig was bei rumgekommen ist da nicht. Sie machen irgendwie widerwillig mit, sind aber froh, wenn sie wieder nach Hause abdampfen können. Derzeit habe ich mal wieder resigniert und denke mir, wenn sie eben nicht mehr bzw. qualitativeren Kontakt zu ihrem Kind (bin auch Einzelkind) wollen, dann soll es halt so sein. Gott sei dank habe ich keine emotional besonders abhängige Beziehung zu meinen Eltern, sodass mich das nicht belastet.
Kurzum, wenn ihnen das so wohler ist, dann müssen sie halt. Und wenn in ein paar Jahren mal Kinder da sind, und diese dann mit ihnen fremdeln, dann müssen sie die Schuld eben bei sich suchen.

Gruß
Yvette

Moin! Moin!
Ich habe eine Tochter. Sie ist viel beschäftigt, hat einen großen Freundeskreis, ist sportlich sehr aktiv. Ich habe bei Anrufen immer das Gefühl, jetzt gerade störe ich! Lang geplante Besuche, eigentlich hätte sie jetzt etwas Wichtiges, na gut wenn ihr kommen wollt…
Sie kann jederzeit zu mir kommen. Ich zeige ihr auch, wie ich mich freue. Aktiv mache ich keine Termine mehr…
Vielleicht ist es bei Deinen Eltern auch so, da hilft nur miteinander reden!
Mit freundlichen Grüßen
Dino

Hallo Dino,

vielen Dank für deine Antwort. Ich denke, dass die von dir geschilderte Konstellation sehr häufig ist, allerdings trifft sie in unserem Fall nicht zu, da es eher umgekehrt der Fall ist, d.h. meine Eltern fühlen sich teilweise gestört.

Ich frage mich da manchmal schon, ob die Fernsehsendung oder die Waschmaschine wichtiger sind als ich.

Viele Grüße
Gwen

Hallo Yvette,

vielen Dank für deine Antwort. Ich glaube, unsere Eltern sind ziemlich ähnlich. :smile:

Und wenn in ein paar Jahren mal Kinder da sind, und diese dann
mit ihnen fremdeln, dann müssen sie die Schuld eben bei sich
suchen.

Bislang haben wir keine Kinder, aber ich denke, dass selbst Enkelkinder nicht viel an der Situation ändern würden. Leider.

Viele Grüße
Gwen

Hallo Malika,

vielen Dank für deine Antwort.

Ich kann dir nur raten offen darüber zu sprechen. Es belastet
dich ja und irgentwann wird der Tag kommen an dem sie nicht
mehr da sind und du dich vielleicht ärgerst über die wenige
Zeit die du mit Ihnen verbracht hast. Wenigstens brauchst DU
dir dann nicht den Vorwurf zu machen das es vielleicht an dir
gelegen hat…

Du hast Recht und ich sehe es auch ähnlich. Am besten warte ich einen günstigen Zeitpunkt ab, aber ich fürchte, dass meine Eltern kaum Verständnis dafür hätten. Kontakt mit dem Rest der Verwandtschaft besteht auch nur in geringem Umfang und wurde (v.a. seitens meiner Mutter) schon immer als extrem lästig eingestuft.

Viele Grüße
Gwen

Hallo Brenna,

vielen Dank für deine Antwort.

Vielleicht könntest Du ja mal in Erfahrung bringen, ob sie im
Nachbarschaftsgefüge ähnlich agieren,also ob sie da auch so
zurückgezogen leben?

Meine Mutter hat so gut wie keine Außenkontakte, zumindest nicht, solange man sie vermeiden kann. Das ist aber schon sehr lange der Fall.

Mein Vater hat schon regen Kontakt zur Nachbarschaft, allerdings geht das auch nicht über den üblichen Tratsch bzw. Fragen der Hausverwaltung hinaus. Er hat im Prinzip keine Kontaktprobleme, hat aber auch nur eine Person (ehemaliger Kollege), mit dem er regelmäßig spazieren geht.

Freunde im eigentlichen Sinne haben beide nicht.

Viele Grüße
Gwen

Moin,

Ich frage mich da manchmal schon, ob die Fernsehsendung oder
die Waschmaschine wichtiger sind als ich.

Naja, man entwickelt schon „Rituale“, z.B. höre ich bestimmte Radiosendungen, die wissenschaftliche Themen haben, sehr gern und es stört mich dann schon wenn ausgerechnet in der halben Stunde jemand anruft oder an der Haustür klingelt.

Aber wenn ich Besuch habe, sage ich durchaus auch, dass ich gerne für eine halbe Stunde „verschwinde“.

Mancher mag es als unhöflich ansehen, aber wenn der Besuch länger dauert, sollte es möglich sein.

Schau mal ob Aufsteh- oder Schlafenszeiten, ebenso Essenszeit oder… irgendwie zu diesen „Störungen“ führen. Vlt. könnt ihr das ja so eingrenzen und eine Regelung finden.

Gruß Volker

Hallo Gwendolyn,
stelle doch Deine Frage unter „Psychologie“.
Die Frage solltest Du aber etwas anders formulieren,
sonst wird Dein Eintrag wg. Doppelposting gelöscht.
Alles Gute
*S*

Hallo ihr Lieben!
Tja, ich bin sowohl „Eltern“ als auch „Kind“ und derzeit 51 Jahre alt. Meine Mutter ist 84 und wohnt im „Betreuten Wohnen“, wir telefonieren täglich fast 1 Stunde lang (von mir ausgehend), sie wohnt in 5 km Entfernung. Mit meiner Tochter (Ärztin, 27 und in 13 km zuhause) telefoniere ich max alle 2-3 Wochen, meist stört ein Anruf, mailen von mir ausgehend, wenns was organisatorisches gibt. Von ihr kommt selten etwas, Besuchsangebot NIE und wenn ich sie einlade hat sie fast immer keine Zeit. Doch an Weihnachten klappts meist.

Ich glaube, man ist nicht mehr so wichtig in seiner „Funktion“ als Mutter unnötig geworden und hat es nicht geschafft eine andere Wichtigkeit im Leben des anderen zu erreichen, bzw aufzubauen.

Das finde ich für mich schade, aber arrangiere mich damit. Wenn ich auch betroffen bin, dass es mir mit meiner Tochter so geht.Interessant finde ich jetzt, dass ein „Kind“ den mangelnden Kontakt zu den Eltern beklagt. Mein Rat: mach Dir nix draus, solange es ihnen gut geht damit, ists gut, wenn es ihnen schlecht geht irgendwann einmal werden sie kommen und deine Hilfe einfordern.

Da sind Eletrn meist gut dabei!

Alles Gute und halte den Rücken gerade!

Susanne