…wahrscheinlich ein schon oft diskutiertes Thema! Ich bin Lehrerin in einer österreichischen (Land-)Hauptschule, und nachdem es einige unangenehme Vorfälle mit einem Kollegen(auch Klassenvorstand)gegeben hat, haben die Eltern verständlicherweise protestiert (aus gegebenem Anlass).
Meine Frage an Lehrer und Eltern: Wie ist es an eurer Schule? Inwiefern ist die Einmischung von Eltern erwünscht, erlaubt, geduldet… Wie weit soll/darf sie gehen?
Meine Meinung ist, dass sich Eltern einmischen dürfen sollen, weil es ja ihre Kinder sind, um die es geht, aber den Lehrern zugestehen sollten, dass sie puncto Unterrichtsgestaltung und so vielleicht doch etwas mehr Erfahrung haben. Ich würde einem Bäcker auch nicht sagen, welche Art von Mehl er fürs Brot verwenden und wie lange er es backen soll… Aber viele Eltern könnten sicherlich auch sehr gute Anregungen in die Schule bringen (kommt natürlich auch auf die Art der Schule an).
Immerhin ist Schule ja ein öffentlicher Bereich, in dem es auch zu einem Austausch (so wie in einer Zellmembran) kommen sollte.
Oder haben viele Lehrer Angst vor (berechtigter!) Kritik, weil sie zu sehr auf ihrem fetten Beamtenarsch sitzen und Angst haben, dass sie „wegkritisiert“ werden könnten? Wenn „mein“ Bäcker kein gutes Brot bäckt, werde ich wahrscheinlich bei ihm keins mehr kaufen…
Eine weitere Kritik von mir ist, dass egal, ob man 20 Jahre lang Unterricht nach dem selben Schema hält oder sich um interessanten, motivierenden Unterricht bemüht, man weder belohnt noch „bestraft“ wird noch irgendeine Anerkennung kriegt.
Naja, das ist halt der „Vorteil“ vom Beamtentum (wohlgemerkt: ich gehöre auch zu dieser Spezies!)
Aber schön langsam geht mir dieses ganze System schon auf den Zeiger.
Ich bin neugierig auf Rückmeldungen!
Martina
Hallo Martina!
Meine Meinung ist, dass sich Eltern
einmischen dürfen sollen,
Sie tun es doch viel zu wenig. Es könnte ja auch dem Kind mehr schaden als nützen.
Aber schön langsam geht mir dieses ganze
System schon auf den Zeiger.
Vor 15 Jahren im Seminar war der Standardspruch: Wir müssen die Kinder da abholen, wo sie stehen. Und bis heute traben die Schüler -natürlich lustlos- dahin, wo die Schule vor 30 Jahren stehen geblieben ist.
Vor 20 Jahren an der Uni, was waren das für tolle Ideen der Didaktiker. Bis heute ist in den Klassenzimmern so gut wie nichts davon zu finden.
Letzte Woche noch erlebt: Religionsunterricht, ‚Kirche in der virtuellen Welt‘, 8. Klasse Gymnasium. Was für eine innovative Thematik! 4 Schüler hatten am Schluß der Stunde doch genug Mitleid, um dem Lehrer mal zu erklären, wie man ins Internet kommt. (Damit das klar ist: bezahlt wurde dafür der Lehrer, beurteilt werden dafür aber ausschließlich die Schüler!)
Schule müßte unserer Zeit um mindestens 5 Jahre voraus sein, sie hinkt ihr aber 30 Jahre hinterher. Da hilft kein Kurieren an Symptomen mehr. Das System ist ein Anachronismus.
Martin
wie wahr *seufz*
Vor 15 Jahren im Seminar war der
Standardspruch: Wir müssen die Kinder da
abholen, wo sie stehen. Und bis heute
traben die Schüler -natürlich lustlos-
dahin, wo die Schule vor 30 Jahren stehen
geblieben ist.
Dem ist nichts hinzuzufügen *schluchz*…
Schule müßte unserer Zeit um mindestens 5
Jahre voraus sein, sie hinkt ihr aber 30
Jahre hinterher. Da hilft kein Kurieren
an Symptomen mehr. Das System ist ein
Anachronismus.
Und wer ist deiner Meinung nach Schuld daran? Und wie könnte man das ändern, wenn einem von der Bürokratie (allein der ganze Verwaltungsaufwand!!!) dauernd Stolpersteine in den Weg gelegt werden?
Ich hab gestern eine interessante Radiosendung gehört, da ging es hauptsächlich um den Bedarf an gut ausgebildeten Informatikern, die die Schule aber nicht bringen kann, weil… (siehe oben) Aber wie soll man allein zeitgemäßen Unterricht bringen, wenn nicht mal das Geld für einen halbwegs zeitgemäße Ausrüstungsstandard da ist (z. B. Computer in Klassenstärke…). Überhaupt das liebe Geld: daran scheitert das meiste! Längst gehörten doch die Klassenschülerhöchstzahlen gesenkt (Kinder sind heute nun mal nicht mehr so gehorsam wie vor 30 Jahren, aber wir sollen sie unter den selben Voraussetzungen unterrichten), aber das würde eine Menge Geld kosten, das nicht da ist (Hauptsache, die Herren Politiker verdienen sich eine goldene Nase und haben ihre Banketts und was weiß ich…)
Naja, manchmal weiß ich auch nicht mehr, ob ich mich nun ärgern oder einfach resignieren soll.
Martina
Hallo Martina!
Hallo Martin!
Ich bin erst zwei wechselvolle Jahre im Schuldienst und nun an einer dualen Oberschule (Modellschule , mischung aus Haupt und Realschule sehr „handlungsorientiert“ )- Unterricht und Internet ist bei uns im Fach „Praxis in der schule“ integriert.
Ich erlebe Elterneinmischung meist nur in Form von massiver Kritik bis Beleidigung liegt wohl am sozialen Umfeld. mir würde es reichen wenn unsere eltern wenigstens versuchen würden ihre kids zu erziehen und sie nicht nur konsummässig abzufüllen oder verwarlosen zu lassen.
P.S. Beamter bin ich noch lange nicht.
Gruß Markus
Hi Martina!
Als Mutter von 2 Kindern mische ich mich natürlich in den Schulbereich ein. Und zwar unter folgenden Voraussetzungen:
- ich habe sehr bewußt die Schulen ausgesucht
- die LehrerInnen bekommen von mir einen Vertrauensvorschuß (etwa unter dem Motto: meine Kinder wären nicht bei Ihnen, wenn ich nicht volles Vertrauen zu Ihnen hätte)
- ich beteilige mich aktiv im Rahmen der Möglichkeiten für Eltern am Schulleben
- entsprechend meines Erziehungsstiles fördere ich die positive Einstellung meiner Kinder zu Schule und LehrerInnen
- ich ermutige die Kinder, Konflikte im Schulbereich direkt dort anzugehen
- ich führe einen regen Austausch mit den LehrerInnen, ermutige, lobe und gebe „Anregungen“
- ich versuche zwischen den Eltern eine freundschaftliche Atmophäre zu schaffen oder dazu beizutragen und das allgemeine Engagement zu fördern
- bei Streitfällen halte ich mich an die „normalen“ Regeln für Kommunikation: freundlich, aber bestimmt, Achtung der Persönlichkeit, Konsenssuche
- es gibt allerdings Grenzüberschreitungen, da werde ich „sehr“ bestimmt: Demütigungen, Verachtung, Beleidigung - Verletzungen der Rechte der Kinder. Sollte einmal dieser Fall auftreten, und dass sich da etwas nicht klären ließe, würde ich die Kinder sofort - mit allen Konsequenzen - von der Schule nehmen.
Ich denke, ich bin keine „bequeme“ Mutter. Aber meine Kinder lieben die Schule, fühlen sich dort wohl, sind selbstbewußt und sicher oft keine „einfachen“ Schüler.
Liebe Grüße
H.M.
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Ich habe bei meiner Tochter sehr positive Erfahrungen im Umgang mit den Lehrern gemacht,es gestaltete sich am Anfang etwas schwierig ein Vertrauensverhältniss aufzubauen , nachdem aber geklärt war das wir ein Miteinander und kein Gegeneinander möchten war es einfach wunderbar.Eltern , Kinder und Lehrer diskutierten gemeinsam über Probleme ohne das direkt ein Angriff stattfand .Wir unternahmen recht viel gemeinsam , die Kinder profitierten davon und Eltern sowie Lehrer merkten das es auch anders geht.Ich kann sagen , wir hatten eine wunderschöne Zeit miteinander.
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hi martina,
unsere grund- und hauptschule hatte kürzlich einen elternabend für alle eltern der schule.
Es ging um das thema „null bock auf schule“
in arbeitsgruppen durften wir mit den lehrern erarbeiten, was wir uns in der schule besser vorstellen könnten. es durfte offen mit kritik umgegangen werden.
einige ergebnisse dieses workshops wurden auch schon umgesetzt.
wir eltern fühlen uns dabei integriert.
Es war ein gelungener elternabend.
natürlich kommt es auch darauf an, wie von seiten der eltern die kritik rüberkommt, da gibt es immerwieder mal unüberlegte aussagen, die unberechtigt kritisieren.
und es gibt leider auch viele eltern, die die lehrer für ihre probleme verantwortlich machen, die sie selber verschulden. Diese erreicht man leider auch mit keinen elternabenden.
wenn wir probleme haben mit dem unterricht oder der klasse, machen wir immer persönliche termine mit den lehrern ab in der schule, um die sachlage zu klären.
oft wurden dabei missveständnisse geklärt, bevor es zum großen problem kam.
gruss sanne