Hallo!
Ich hatte vor einiger Zeit ja mal eine gewisse Problematik, was die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen angeht, geschildert.
Aber die Sache geht noch weiter:
Ich war so naiv (im Nachhinein gesehen), dass ich ein offenes und ehrliches Gespräch mit dem Klassenlehrer meiner Tochter geführt habe. Ich wußte nicht, dass es so großes Konkurrenzdenken zwischen den Schulen gibt und es letztendlich gar kein Interesse gibt, einen guten Schüler an eine höhere Schule weiterzuempfehlen. Vonwegen Neues Schulgesetz und ‚Durchlässigkeit‘ der Sekundarstufe I, im Besonderen der Erprobungsstufe (5. + 6. Klasse).
Der war regelrecht sauer, als ich ihm sagte, dass ursprünglich meine Tochter auf ein privates Gymnasium sollte und ich mit denen schon eine Absprache hätte, dass sie unter Wiederholung der 5. Klasse doch noch aufgenommen würde. Warum ich sie denn auf der Realschule angemeldet hätte?? Sie wären damit ja nur die zweite Wahl.
Die Lehrer machen es sich leicht - sind die Eltern nicht einer Meinung in der Bewertung der Schulleistungen, dann sind sie sofort nur noch in der Schublade ‚überehrgeizige Eltern‘ eingeräumt und werden aus Bequemlichkeit nicht mehr gehört. Aus dem Gespräch ging ausserdem hervor, dass kein Interesse daran besteht, dieses neue Schulgesetz umzusetzen, weil das mit mehr Arbeit verbunden sei und das habe ja sowieso keine ‚Lebensdauer‘ und ließe sich sowieso niemals durchsetzen.
Ich kann Euch gar nicht alles schildern, was da zur Sprache kam, weil das hier den Rahmen sprengen würde. Ich habe für mich selbst eine Aktennotiz ausführlich geschrieben, damit ich immer genau weiß, was gesagt worden ist.
Ich bin sowas von gefrustet - ich Naivchen bin doch tatsächlich davon ausgegangen, dass alle Lehrer bereit sind, mít den Eltern FÜR das Kind zu arbeiten.
Stattdessen entscheiden schulpolitische Faktoren - gute Schüler will man wegen der besseren Statistik der Schule nicht gehen lassen.
Wenigstens das hat er damit implizit zugegeben, dass meine Tochter keine schlechte Schülerin ist.
Ich hatte das Gespräch vor den Zeugnissen. Man hatte meine Tochter im Glauben gelassen, dass sie nur zweien und dreien auf dem Zeugnis habe, und auf einmal kam vom betreffenden Lehrer eine vier. Was im Übrigen die anderen Kids der Klasse überhaupt nicht verstehen konnten.
Aber als Eltern hat man ja sowieso die A-Karte gezogen - spricht man einen Lehrer auf die Note an, heißt es entweder - uhh wie lästig, schon wieder diese überehrgeizigen Eltern - oder sie nehmen die Kritik persönlich, und das Kind hat zukünftig gar keine Chance mehr auf eine bessere Note.
Ich kann nur sagen, ich hätte besser nicht versucht, mit dem Lehrer zu kooperieren, weil das einfach in diese Richtung nicht gewünscht ist.
Das Schlimme daran ist, dass meine Tochter aufgrund des Zeugnisses nun dermaßen deprimiert ist, dass sie sich mal wieder nicht richtig zutraut, es zu schaffen. Dabei habe ich nie Druck gemacht und es ihr überlassen, für welche Schule sie sich entscheidet. Nur waren die staatlichen Gymnasien im Umkreis nicht das Gelbe vom Ei und ließen zum Teil auch im Gespräch durchblicken, dass sie zwar Realschul-Empfohlene dieses Jahr noch aufnehmen müssten, aber keinen gesteigerten Wert darauf legten. Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich die Glaubenserziehung, die in dem Maße nicht auf den staatlichen/städtischen Schulen geleistet wird.
Ich kenne die angestrebte Privatschule, weil ich selbst dort war und ich immer Kontakt gehalten habe, auch mit meiner Tochter zusammen, sodass sie sich sehr wohl fühlte. Sie hat sich auch Mühe gemacht, gute Noten zu erreichen, um die Empfehlung zu bekommen. Hätte mir damals die Grundschullehrerin klipp und klar gesagt, dass Mara absolut nicht fürs Gymnasium geeignet ist - wäre alles gut gewesen. Kein Grübeln, keine weiter Aktion erforderlich.
Aber erst in Aussicht stellen, dass sie die Empfehlung kriegt, dann Rückzieher beim Zeugnis „sie hat die nötige Arbeitshaltung nicht“. Und dann wiederum zum letzten Elternsprechtag: wenn sie schon vor Monaten so toll gearbeitet hätte, hätte sie die Empfehlung bekommen - dann wird man doch kirre.
Und was vor allem im Gespräch mit dem Realschullehrer rüber kam, war, dass man ganz einfach die Verantwortung scheut, eine Empfehlung auszusprechen. Da es ja mal mit einem Fall schief gegangen sei. Man würde sich nun an diese Soll-Vorschrift von den Notendurchschnitt 2,0 halten. Genaue Vorschriften für die Empfehlungen gäbe es ja leider nicht. Und „komischerweise“ kamen genau die Formulierungen aus dem Mund des Realschullehrers, die die Grundschullehrerin bei der Beurteilung im Zeugnis auch benutzt hatte …
Und es kam die Warnung, dass mein Kind, wenn sie es nicht schaffen würde, nicht wieder an dieser Schule aufgenommen würde.
Ich bin mittlerweile so verunsichert. Will meinem Kind aber die Chance nicht nehmen.
Bequem wäre es, jetzt alles so zu belassen und sie ihren Abschluss an der Realschule machen zu lassen. Die gewählte Realschule hat schon einen sehr guten Ruf.
Wie sind Eure Erfahrungen? Wer denkt hier weiter und kennt andere Aspekte, die ich berücksichtigen muss?
Danke!!!
LG
Andrea