Elternwille als reines Gedankenkonstrukt?

Hallo!

Ich hatte vor einiger Zeit ja mal eine gewisse Problematik, was die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen angeht, geschildert.
Aber die Sache geht noch weiter:

Ich war so naiv (im Nachhinein gesehen), dass ich ein offenes und ehrliches Gespräch mit dem Klassenlehrer meiner Tochter geführt habe. Ich wußte nicht, dass es so großes Konkurrenzdenken zwischen den Schulen gibt und es letztendlich gar kein Interesse gibt, einen guten Schüler an eine höhere Schule weiterzuempfehlen. Vonwegen Neues Schulgesetz und ‚Durchlässigkeit‘ der Sekundarstufe I, im Besonderen der Erprobungsstufe (5. + 6. Klasse).
Der war regelrecht sauer, als ich ihm sagte, dass ursprünglich meine Tochter auf ein privates Gymnasium sollte und ich mit denen schon eine Absprache hätte, dass sie unter Wiederholung der 5. Klasse doch noch aufgenommen würde. Warum ich sie denn auf der Realschule angemeldet hätte?? Sie wären damit ja nur die zweite Wahl.
Die Lehrer machen es sich leicht - sind die Eltern nicht einer Meinung in der Bewertung der Schulleistungen, dann sind sie sofort nur noch in der Schublade ‚überehrgeizige Eltern‘ eingeräumt und werden aus Bequemlichkeit nicht mehr gehört. Aus dem Gespräch ging ausserdem hervor, dass kein Interesse daran besteht, dieses neue Schulgesetz umzusetzen, weil das mit mehr Arbeit verbunden sei und das habe ja sowieso keine ‚Lebensdauer‘ und ließe sich sowieso niemals durchsetzen.
Ich kann Euch gar nicht alles schildern, was da zur Sprache kam, weil das hier den Rahmen sprengen würde. Ich habe für mich selbst eine Aktennotiz ausführlich geschrieben, damit ich immer genau weiß, was gesagt worden ist.
Ich bin sowas von gefrustet - ich Naivchen bin doch tatsächlich davon ausgegangen, dass alle Lehrer bereit sind, mít den Eltern FÜR das Kind zu arbeiten.
Stattdessen entscheiden schulpolitische Faktoren - gute Schüler will man wegen der besseren Statistik der Schule nicht gehen lassen.
Wenigstens das hat er damit implizit zugegeben, dass meine Tochter keine schlechte Schülerin ist.
Ich hatte das Gespräch vor den Zeugnissen. Man hatte meine Tochter im Glauben gelassen, dass sie nur zweien und dreien auf dem Zeugnis habe, und auf einmal kam vom betreffenden Lehrer eine vier. Was im Übrigen die anderen Kids der Klasse überhaupt nicht verstehen konnten.
Aber als Eltern hat man ja sowieso die A-Karte gezogen - spricht man einen Lehrer auf die Note an, heißt es entweder - uhh wie lästig, schon wieder diese überehrgeizigen Eltern - oder sie nehmen die Kritik persönlich, und das Kind hat zukünftig gar keine Chance mehr auf eine bessere Note.
Ich kann nur sagen, ich hätte besser nicht versucht, mit dem Lehrer zu kooperieren, weil das einfach in diese Richtung nicht gewünscht ist.
Das Schlimme daran ist, dass meine Tochter aufgrund des Zeugnisses nun dermaßen deprimiert ist, dass sie sich mal wieder nicht richtig zutraut, es zu schaffen. Dabei habe ich nie Druck gemacht und es ihr überlassen, für welche Schule sie sich entscheidet. Nur waren die staatlichen Gymnasien im Umkreis nicht das Gelbe vom Ei und ließen zum Teil auch im Gespräch durchblicken, dass sie zwar Realschul-Empfohlene dieses Jahr noch aufnehmen müssten, aber keinen gesteigerten Wert darauf legten. Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich die Glaubenserziehung, die in dem Maße nicht auf den staatlichen/städtischen Schulen geleistet wird.
Ich kenne die angestrebte Privatschule, weil ich selbst dort war und ich immer Kontakt gehalten habe, auch mit meiner Tochter zusammen, sodass sie sich sehr wohl fühlte. Sie hat sich auch Mühe gemacht, gute Noten zu erreichen, um die Empfehlung zu bekommen. Hätte mir damals die Grundschullehrerin klipp und klar gesagt, dass Mara absolut nicht fürs Gymnasium geeignet ist - wäre alles gut gewesen. Kein Grübeln, keine weiter Aktion erforderlich.
Aber erst in Aussicht stellen, dass sie die Empfehlung kriegt, dann Rückzieher beim Zeugnis „sie hat die nötige Arbeitshaltung nicht“. Und dann wiederum zum letzten Elternsprechtag: wenn sie schon vor Monaten so toll gearbeitet hätte, hätte sie die Empfehlung bekommen - dann wird man doch kirre.

Und was vor allem im Gespräch mit dem Realschullehrer rüber kam, war, dass man ganz einfach die Verantwortung scheut, eine Empfehlung auszusprechen. Da es ja mal mit einem Fall schief gegangen sei. Man würde sich nun an diese Soll-Vorschrift von den Notendurchschnitt 2,0 halten. Genaue Vorschriften für die Empfehlungen gäbe es ja leider nicht. Und „komischerweise“ kamen genau die Formulierungen aus dem Mund des Realschullehrers, die die Grundschullehrerin bei der Beurteilung im Zeugnis auch benutzt hatte …
Und es kam die Warnung, dass mein Kind, wenn sie es nicht schaffen würde, nicht wieder an dieser Schule aufgenommen würde.
Ich bin mittlerweile so verunsichert. Will meinem Kind aber die Chance nicht nehmen.
Bequem wäre es, jetzt alles so zu belassen und sie ihren Abschluss an der Realschule machen zu lassen. Die gewählte Realschule hat schon einen sehr guten Ruf.

Wie sind Eure Erfahrungen? Wer denkt hier weiter und kennt andere Aspekte, die ich berücksichtigen muss?
Danke!!!

LG
Andrea

Noch was: ich hatte ganz vergessen zu schreiben, dass der Begriff Elternwille in dem Zusammenhang nur als Alibi für die Lehrer herhalten musste - von wegen, wenn man den Elternwillen durchsetzt, dann ist man ja selber schuld, wenn das Kind versagt. Oder besser noch: Elternwille durchsetzen heißt, das Kind ins offene Messer rennen zu lassen und ein Versagen ist vorprogrammiert.

hi

Ich hatte das Gespräch vor den Zeugnissen. Man hatte meine
Tochter im Glauben gelassen, dass sie nur zweien und dreien
auf dem Zeugnis habe, und auf einmal kam vom betreffenden
Lehrer eine vier.

Ich hatte gerade gestern dazu ein sehr interessantes Gespräch mit einer Mutter, deren Tochter in der 6. Klasse ist und deren Sohn jetzt in die 5. klasse kommen soll.

Beide Kinder hatten in der Grundschule locker Noten zwischen 1 und 2 ohne sich anstrengen zu müssen - beide haben die Gymnasialempfehlung.

Nun gibt es in Ba-Wü nur noch ausschliesslich G8 - sprich das Abitur in der 12. Klasse - das ist arbeitsmässig ab der 5. Klasse der Oberhammer

Einem Kind das schon in der Grundschule ackern und büffeln muss, um überhaupt mal zweien zu schreiben und ansonsten eher 3 oder 4 heimbringt tut man absolut keinen Gefallen es mit aller Gewalt aufs Gymnasium zu stecken - wozu auch ? Abitur geht auch, wenn die Realschule dazwischen liegt - es dauert nur ein Jahr länger - die Kinder haben 1 jahr länger Zeit für den Lehrstoff - UND die Kinder haben 1 Jahr länger Zeit KIND zu sein

Sie hat nun die Tochter, die immer unglücklicher wurde auf dem Gym. , weil sie nur noch 2er und 3er heimbrachte (und damit immer noch über dem Schnitt lag) auf deren Wunsch in die Realschule versetzen lassen und der Sohn wird sofort „nur“ auf der Realschule angemeldet …

Ganz gegen den Willen der Lehrer … aber sie will dass ihre Kinder ZEIT haben für die Schule und auch Zeit haben zum spielen - und wenn einem Kind der Lehrstoff nicht wirklich zufliegt (1x hören = können) haben sie auf dem G8 keine Zeit mehr Kind zu sein

Gruß H.

Hallo,
ich berichte jetzt mal nicht aus eigenem Erleben, sondern aus der Erzählung einer Kollegin, die ein Klasse in der 5. und 6. Klasse eines Gymnasiums in RP geführt hat, wo die Orientierungsstufen den einzelnen Schulformen angegliedert sind (waren?).

Um das Ende vorweg zu nehmem: Sie hatte etwa zwei drittel Gymnasilempfohlene von denen ist einer zur 7 noch auf eine Realschule gewechselt, von den (ich glaube es waren nur zwei) Hauptschulempfohlenen ist keiner auf dem Gymnasium geblieben und von den 6 (?) Realschulempfohlenen 1.

Das Problem bei diesem System ist, dass die Lehrpläng der O-Stufe dort an den jeweiligen Schulformen orientiert sind. Sie laufen also im laufe der zwei Jahre auseinander. In der O-Stufebt gibt es keine Versetzung, schafft ein Kind aber dort nicht die Kriterien einer Versetzung und am Ende der 6 auch nicht, muss es abgehen.
Die betroffene Kollegin wollte es nicht soweit kommen lasse und hat bei erkennbaren gravierenden Defiziten versucht die Eltern zu einem freiwilligen Schulwechsel zu bewegen. Das war meistens kaum möglich und zog sich ewig hin. Dazu gab es oft lange Gespräche, dutzende Telefonate und Beratungen. Ein auch für die Kollegin emotional auszehrender Prozess.
In der Klasse entstand dann eine Art Zehn-kleine-Negerlein-Atmosphäre. Immer wenn wieder ein Kind zur Realschule oder Hauptschule gewechselt ist, sah man (so der Bericht) bei den schwächeren Schülern die Angst, oft auch weinen und psychosomatisch Erkrankungen.
Nun könnte man sagen: so eine Gemeinheit. Hätte sie die Schüler sich doch in Ruhe beweisen lassen.
Ein Kollege in der Parallelklasse hat sich nicht weiter drum gekümmert. Seine „schlechten“ Schüler wurden dann alle am Ende der 6 wegen anhaltend schlechter Noten abgewiesen. Dann aber oft mit so schlechten Ergebnissen, dass die Realschule sie nicht mehr nahm.

Die abweisende Haltung mancher Kollegen ist vielleicht auch auf langandauernde Erfahrungen begründet.
Die Hoffnungen der Eltern auf einen Leistungszuwachs in einer entsprechenden Umgebung erfüllen sich nur all zu oft nicht.
Oft ist es wohl sinnvoller, das Kind auf eine Schulform zu schicken, wo es sich als erfolgreich erleben kann, als dorthin wo es am Limit arbeitet nur um zu überleben.
Erfolg motiviert und das System ist so durchlässig, dass spätberufene immer noch alle höheren Abschlüsse machen können.

Gruß
Werner

Um das Ende vorweg zu nehmem: Sie hatte etwa zwei drittel
Gymnasialempfohlene von denen ist einer zur 7 noch auf eine
Realschule gewechselt, von den (ich glaube es waren nur zwei)
Hauptschulempfohlenen ist keiner auf dem Gymnasium geblieben
und von den 6 (?) Realschulempfohlenen 1.

Vielen Dank, Werner, für Ihren Beitrag.
Statistiken werden immer so gern herangezogen. In gewissem Maße sind sie eine Überlegung wert, wenn man sein Kind und dessen Leistung dabei wieder finden kann.

Die betroffene Kollegin wollte es nicht soweit kommen lasse
und hat bei erkennbaren gravierenden Defiziten versucht die
Eltern zu einem freiwilligen Schulwechsel zu bewegen. Das war
meistens kaum möglich und zog sich ewig hin. Dazu gab es oft
lange Gespräche, dutzende Telefonate und Beratungen. Ein auch
für die Kollegin emotional auszehrender Prozess.
In der Klasse entstand dann eine Art
Zehn-kleine-Negerlein-Atmosphäre. Immer wenn wieder ein Kind
zur Realschule oder Hauptschule gewechselt ist, sah man (so
der Bericht) bei den schwächeren Schülern die Angst, oft auch
weinen und psychosomatisch Erkrankungen.

Das kann ich gut nachvollziehen.
.

Ein Kollege in der Parallelklasse hat sich nicht weiter drum
gekümmert. Seine „schlechten“ Schüler wurden dann alle am Ende
der 6 wegen anhaltend schlechter Noten abgewiesen. Dann aber
oft mit so schlechten Ergebnissen, dass die Realschule sie
nicht mehr nahm.

Klar, den Automatismen ihren Lauf lassen, ist am bequemsten. Und ich befürchte fast, dass es zu viele Lehrer so halten. Und die Kollegin ist mit Sicherheit eine wohltuende Ausnahme. Dass die Eltern auf ihre Hilfestellungen hin für ihr Kinde nicht richtig handeln, dafür kann sie ja nichts. Und wenn es für wenigstens ein Kind etwas gebracht hat, dass sie sich so einsetze, so ist das doch super. Alle kann man nicht ‚retten‘. Sie sollte sich das nicht so zu Herzen nehmen, die Gespräche entsprechend einschränken, aber nicht völlig aufgeben.

Die abweisende Haltung mancher Kollegen ist vielleicht auch
auf langandauernde Erfahrungen begründet.

Das ist mit Sicherheit richtig. Die Statistik untermauert dann die Aussagen. Aber es gibt doch auch Grenzfälle.

Die Hoffnungen der Eltern auf einen Leistungszuwachs in einer
entsprechenden Umgebung erfüllen sich nur all zu oft nicht.

Das ist ja meine Befürchtung - wobei ich eher befürchte, dass die Notengebung so beeinflusst ist, dass das Kind machen kann, was es will, aber, da es an der Schule gehalten werden soll, absichtlich nicht die Noten erhält, die es für eine Gymnasialempfehlung bräuchte.

Oft ist es wohl sinnvoller, das Kind auf eine Schulform zu
schicken, wo es sich als erfolgreich erleben kann, als dorthin
wo es am Limit arbeitet nur um zu überleben.

So sehe ich das allerdings auch. Aber für uns ist die Frage, wo mein Kind sich denn wirklich besser fühlt.

Erfolg motiviert und das System ist so durchlässig, dass
Spätberufene immer noch alle höheren Abschlüsse machen können.

Dazu habe ich mich auch schon schlau gemacht - aus Erfahrungen im Bekanntenkreis und auch von Lehrern. Die meisten Schüler, die von der Realschule kommen, schaffen es entweder gar nicht, am Gymnasium Fuß zu fassen, oder kommen in großen Druck, so gerade noch zu ‚überleben‘. Was hat man denn da gewonnen? Es gibt nur ein Gymnasium hier in der Nähe, dass extra eine Klasse für Realschüler mit Gym-Qualifikation bildet und entsprechend die Leute fördert. Denn ganz klar sind signifikante Defizite da. Und wieder wird diese Durchlässigkeit ad absurdum geführt.

Der Realschule kann es ja egal sein, was nach dem 10. Schuljahr mit ihren Schülern passiert.

Dabei denke ich gar nicht so weit, ob mein Kind Abitur machen wird, ob es studieren wird. Es soll auf einem behüteten, glaubensorientierten Gymnasium lernen und wachsen.
Dabei sind doch gerade die Jahre von 10 bis 16 so wichtig. Danach brauche ich sie auch nicht mehr hinzuschicken.

Wir hätten ja die Auswahl zwischen 4 staatlichen und einem weiteren privaten Gymnasium gehabt. Sie könnte ja auf einem Gymnasium sein. Aber ich wollte gerade nicht, dass man uns für überehrgeizig hält und bin der Grundschulempfehlung gefolgt und habe mein Kind auf der Realschule angemeldet. Natürlich in der Hoffnung (die die Grundschullehrerin besonders angepriesen hatte), dass mal eine Empfehlung erfolgt fürs Gymnasium.

Meinem Kind fällt das Lernen leicht, auch jetzt. Sie ist sehr sorgfältig bei den Hausaufgaben und sehr ehrgeizig. Wie sie meint, meldet sie sich oft und mit guten Ideen im Unterricht und fühlt sich aber in manchen Fächern nicht anerkannt.
Ich weiß da aber sehr wohl zu unterscheiden - persönliche Aussagen meiner Tochter plus Einschätzung des Lehrers - irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit. Mara hat sich bei den Mitschülern für die Fächer erkundigt, in denen sie sich nicht richtig beurteilt fühlt - die Kids waren ihrer Meinung. Wobei man diese Einschätzung auch erst mal skeptisch sehen kann, aber auch nicht völlig unbeachtet lassen sollte.

Ich werde aber nicht mit Lehrern über Noten diskutieren, weil das einfach keinen Sinn hat. Und diese ‚Einmischung‘ wohl eher als persönliche Kritik gesehen wird. Damit würde ich ihr schaden.

Ich denke, sollten sich die Noten im nächsten Halbjahr nicht stark verbessern, werde ich sie (wenn sie selbst mag) auf dieser Schule lassen.
Manch einer wird sagen, ich würde resignieren. Aber vom jetzigen Standpunkt aus, sehe ich dann keine andere Lösung.

Gruß
Andrea

Ich hatte gerade gestern dazu ein sehr interessantes Gespräch
mit einer Mutter, deren Tochter in der 6. Klasse ist und deren
Sohn jetzt in die 5. klasse kommen soll.

Beide Kinder hatten in der Grundschule locker Noten zwischen 1
und 2 ohne sich anstrengen zu müssen - beide haben die
Gymnasialempfehlung.

Nun gibt es in Ba-Wü nur noch ausschliesslich G8 - sprich das
Abitur in der 12. Klasse - das ist arbeitsmässig ab der 5.
Klasse der Oberhammer.

Das gibt es bei uns auch - G8.
Wobei ich schon viel von ‚Sympathienoten‘ hab läuten hören. Ob die Grundschulnoten und Einschätzungen immer so objektiv sind, wage ich glatt zu bezweifeln. Das ist auch der Grund für viele Schüler, die wieder runter müssen vom Gymnasium.

Einem Kind das schon in der Grundschule ackern und büffeln
muss, um überhaupt mal zweien zu schreiben und ansonsten eher
3 oder 4 heimbringt tut man absolut keinen Gefallen es mit
aller Gewalt aufs Gymnasium zu stecken - wozu auch ?

Das sehe ich allerdings genauso.

Abitur

geht auch, wenn die Realschule dazwischen liegt - es dauert
nur ein Jahr länger - die Kinder haben 1 jahr länger Zeit für
den Lehrstoff - UND die Kinder haben 1 Jahr länger Zeit KIND
zu sein

Siehe mein Kommentar zu Werners Beitrag .

Sie hat nun die Tochter, die immer unglücklicher wurde auf dem
Gym. , weil sie nur noch 2er und 3er heimbrachte (und damit
immer noch über dem Schnitt lag) auf deren Wunsch in die
Realschule versetzen lassen und der Sohn wird sofort „nur“ auf
der Realschule angemeldet.

Also ‚nur‘ Realschule - da habe ich gezuckt, weil ich das nie so formuliert habe. Die hiesige Realschule hat einen guten Ruf.
Ich würde bei guten Noten konkret nachfragen, warum das Mädel denn so unglücklich an der Schule ist. Vielleicht wird es von anderen aus irgendeinem Grund gemobbt? Vielleicht hat es ersten Liebeskummer? Wenn die Lehrer sie als gute Schülerin sehen, warum dann das Kind von der Schule nehmen - doch nicht aus Leistungsgründen.

Ganz gegen den Willen der Lehrer … aber sie will dass ihre
Kinder ZEIT haben für die Schule und auch Zeit haben zum
spielen - und wenn einem Kind der Lehrstoff nicht wirklich
zufliegt (1x hören = können) haben sie auf dem G8 keine Zeit
mehr Kind zu sein

Das kann ich auch gut nachvollziehen.
Meine Tochter muss ja nicht neben der Schule noch Musikunterricht, Sport usw. machen.
Wir werden das einfach in den nächsten Monaten mal ausprobieren und mindestens eine halbe Stunde länger arbeiten. Insbesondere in den Fächern, wo die mündliche Beteiligung am wichtigsten ist. Vorbereitung ist schließlich viel wert. Und mit dem Internet stehen einem viele Infomöglichkeiten offen.
Ich sehe ja dann, ob sie gestresst ist oder nicht, ob es ihr Spaß macht oder nicht.

LG
Andrea

H wie Hola.

Nun gibt es in Ba-Wü nur noch ausschliesslich G8 - sprich das
Abitur in der 12. Klasse - das ist arbeitsmässig ab der 5.
Klasse der Oberhammer

Das liegt aber nicht am G8, sondern an der anscheinenden Unfähigkeit eurer Behörden, eine vernünftige Umsetzung zu schaffen. Woanders geht es auch ohne „Oberhammer“, sogar sehr gut. Und vielleicht war ja bis dato die Schule auch relativ lasch, genau wegen diesem unnötigen 13. Jahr.

Sie hat nun die Tochter, die immer unglücklicher wurde auf dem
Gym. , weil sie nur noch 2er und 3er heimbrachte (und damit
immer noch über dem Schnitt lag) auf deren Wunsch in die
Realschule versetzen lassen und der Sohn wird sofort „nur“ auf
der Realschule angemeldet …

Dann sollte man die Prioritäten überdenken. Wenn ich schon das Wort „nur“ lese bei 2ern und 3ern. Was soll sowas?

Sicher, eine ‚3‘ sollte immer Anlaß zur Steigerung geben - aber es kann nunmal nicht jeder 1er bekommen, schon gar nicht ständig.

Diese Aussage gegenüber den Noten ist schlichtweg lächerlich und zeugt davon, daß die Leistungsfähigkeit vermutlich bisher völlig falsch eingeschätzt wurde - daß es zu leicht zu gute Noten gab. Doch selbst das sollte nicht daran hindern, die Ansprüche und Erwartungen solchen Situationen anzupassen. Dann muß das Kind eben lernen, daß die ‚2‘ im allgemeinen den Anschlag bedeutet. Als ob es ein Weltuntergang wäre, keine ‚1‘ zu bekommen.
Was für eine kranke Strebermentalität. Strebsamkeit ist ja eigentlich etwas Grundpositives - aber doch nicht auf eine solche Art und Weise.

Abgesehen davon bin ich sowieso Befürworter für eine radikale Tilgung der Frühselektion. So ist für die zitierte Mutter vielleicht sogar ein Erkenntnisgewinn drin, daß der gesündere Schulweg über einen soliden zehnklassigen Abschluß führt. Daß also das Erhalten der Optionen im Vordergrund stehen muß, und nicht die starre Festlegung auf genau einen Schul- und Lebensweg.

Und wenn das G8-System bei euch aus „einmal hören und gleich verstehen“ besteht, verhalten sich jede Menge Leute im Bildungssystem dilettantisch (nicht nur die Lehrer, sondern insbesondere die Typen in der verantwortlichen Ebene für die Umstellung).

Die Kinder werden es trotzdem überleben. Einpendeln lassen, und nicht gleich Panik schieben.

MfG

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Hallo Andrea,

mal so aus dem leben erzählt. Meine Nachbarin hat drei Kinder (mittlerweile 28,26 und 22) alle drei haben LRS und daraufhin entsprechende schulische Schwierigkeiten gehabt. Die Älteste und der Jüngste jedoch haben nach Haupschule ihren Realschulabschluß nachgemacht und dann ein berufsbezogenes Abitur. Wobei der Jüngste sich damit Zeit gelassen hat bis nach dem Zivildienst. Die Älteste hat dann Sozialpädagogik studiert. Der Jüngste ist sich da noch nicht sicher hat aber trotzdem zusätzlichen Fächer für das Abi genommen um diese Möglichkeit auch weiterhin zu haben.
Der Mittlere hat ebenfalls die Haupschule durchlaufen und dann Realschule nachgemacht. Und sich dann für einen Beruf entschieden.

Was ich damit sagen will ist wenn sie wirklich so ehrgeizig ist, so wird sie ihren Weg machen auf die eine oder andere Art und Weise. Es ist nur wichtig das sie von dir den notwendigen Rückhalt bekommt.

Ich weiß nicht in wie weit du deine Tochter in diese Überlegungen bezüglich möglicher Versetzung miteinbezogen hast, aber allen Anschein deutet ihre Entäuschung über die Noten und den Schnitt darauf hin das sie das Gefühl hat den Erwartungen nicht zu entsprechen. Oder das du in ihr Erwartungen geweckt hast die sie jetzt nicht erfüllen kann.

Ich denke du solltest ihr den Druck nehmen, auch wenn du die andere Schule kennst und glaubst das sie sich dort wohler fühlen würde und sie dir dies auch sagt.
Manchmal sind es die Erwartungshaltungen der Eltern, auch wenn sie sie nicht offen aussprechen, die zu einer Drucksituation für das Kind führen. Kinder sind da sehr Empfindsam und spüren auch die nicht ausgesprochenen Dinge.

Schöne Grüße
Andrea

HI CandIng!
Ich bin begeistert von Deiner/Ihrer Formulierung.

Das liegt aber nicht am G8, sondern an der anscheinenden
Unfähigkeit eurer Behörden, eine vernünftige Umsetzung zu
schaffen. Woanders geht es auch ohne „Oberhammer“, sogar sehr
gut. Und vielleicht war ja bis dato die Schule auch relativ
lasch, genau wegen diesem unnötigen 13. Jahr.

GENAU! Aber es hapert nicht nur am Umsetzungsvermögen oder auch -willen der Behörden im Sinne von Schulamt - die Kollegen an den Schulen selbst wollen gar nicht (jeden Fall meistens, nach meiner Erfahrung). Alles, was den Status Quo stört, alles an Neuerungen, die mit Arbeit verbunden sind, wird erst mal kategorisch verweigert. Und damit geht sehr viel Zeit verloren. Wenn dann der Zwang zur Umsetzung da ist, gibt es erst mal viel Verwirrung und Zaudern und Ärger darüber, dass wieder nur ssssssseeeeeeeehrr zäh was ins Laufen kommt.
Ich finde zwar dieses Klischee über Beamtentum schon überstrapaziert, aber hier durchaus zutreffend. Denen kann ja als Beamte nichts passieren. In der freien Wirtschaft sähe das ganz anders aus. Außerdem werden PISA Ergebnisse und die Schlüsse daraus auf einmal völlig unwichtig. Die Unis und die Wirtschaft mag ja noch reagieren, aber die Basis spielt aus Bequemlichkeit nicht mit. DIE HEUTIGE GESELLSCHAFT IST EINFACH ZU SATT. Es wird völlig vergessen, wie interessant die Welt in allen Bereichen ist, man läßt sich nur noch mit unwichtigen Informationen berieseln. Ich könnte da noch mehr schreiben, aber das schweift vom eigentlichen Thema doch sehr ab.
Aber es ist wieder mal signifikant, wie sehr die Menschen alles auf einen Nenner bringen wollen, auch wenn komplexe Zusammenhänge da sind. Aber so läuft es nicht.
Informationen können auch kopfscheu machen, wenn man nicht richtig selektiert. Viele resignieren und das ist wieder bequem, wenn alles weiter läuft wie bisher.

Sie hat nun die Tochter, die immer unglücklicher wurde auf dem
Gym. , weil sie nur noch 2er und 3er heimbrachte (und damit
immer noch über dem Schnitt lag) auf deren Wunsch in die
Realschule versetzen lassen und der Sohn wird sofort „nur“ auf
der Realschule angemeldet …

Dann sollte man die Prioritäten überdenken. Wenn ich schon das
Wort „nur“ lese bei 2ern und 3ern. Was soll sowas?

GENAU! Wer hat dieser Mutter oder dem Kind gesagt, dass es nur Einsen haben dürfte???

Sicher, eine ‚3‘ sollte immer Anlaß zur Steigerung geben -
aber es kann nunmal nicht jeder 1er bekommen, schon gar nicht
ständig.

GENAU! Eine drei heißt doch befriedigend, also was soll das?

Diese Aussage gegenüber den Noten ist schlichtweg lächerlich
und zeugt davon, daß die Leistungsfähigkeit vermutlich bisher
völlig falsch eingeschätzt wurde - daß es zu leicht zu gute
Noten gab.

Das ist immer sehr schwierig zu beurteilen. Ich befürchte jedoch, dass wie überall im Leben, Antipathie und Sympathie eine große Rolle spielen. Und da kann kein Lehrer behaupten, er sei immer objektiv. Menschen sind beeinflussbar. Eigentlich ist das doch ein guter Ansatz, wo man als Eltern Schönwetter bei den Lehrern machen kann. Natürlich auf die unauffällige Art. Beziehungen sind doch heute alles. (Meine Erfahrung)
Und je kopfscheuer die Leute werden, desto leichter sind sie manipulierbar.
Leben bedeutet doch, dass man aus jeder Situation für sich das Beste macht. Man muss geschickt taktieren, zwar Ideale im Kopf behalten, aber auch sehen, dass sie nie erreicht werden. Und ich stehe auch auf dem Standpunkt, dass ich keinem anderen schaden möchte. Ob das durchhaltbar ist, weiß ich nicht.

Doch selbst das sollte nicht daran hindern, die
Ansprüche und Erwartungen solchen Situationen anzupassen. Dann
muß das Kind eben lernen, daß die ‚2‘ im allgemeinen den
Anschlag bedeutet. Als ob es ein Weltuntergang wäre, keine ‚1‘
zu bekommen.
Was für eine kranke Strebermentalität. Strebsamkeit ist ja
eigentlich etwas Grundpositives - aber doch nicht auf eine
solche Art und Weise.

GENAU! GENAU! GENAU!

Abgesehen davon bin ich sowieso Befürworter für eine radikale
Tilgung der Frühselektion. So ist für die zitierte Mutter
vielleicht sogar ein Erkenntnisgewinn drin, daß der gesündere
Schulweg über einen soliden zehnklassigen Abschluß führt. Daß
also das Erhalten der Optionen im Vordergrund stehen muß, und
nicht die starre Festlegung auf genau einen Schul- und
Lebensweg.

Das sehe ich genauso, man wird nur mit seiner Argumentation einfach nicht so verstanden. Aber diese Formulierung werde ich mir für ein evtl. Gespräch mit Lehrern merken. Das bringt es nämlich auf den Punkt.

Und wenn das G8-System bei euch aus „einmal hören und gleich
verstehen“ besteht, verhalten sich jede Menge Leute im
Bildungssystem dilettantisch (nicht nur die Lehrer, sondern
insbesondere die Typen in der verantwortlichen Ebene für die
Umstellung).

Die Kinder werden es trotzdem überleben. Einpendeln lassen,
und nicht gleich Panik schieben.

Uups, genau das ist mir gestern auch bewußt geworden, dass ich einfach in Panik geraten bin.

Liebe Grüße
Andrea