Moin Marion,
Du hast natürlich Recht: die Bürgermeisterei macht vieles anders.
Obwohl ich mich immer wieder wundere, wie ähnlich sich die Tätigkeiten eines Bürgermeisters und einer „Haushaltsvorsteherin“ sind.
Aber das ist nicht der eigentliche Unterschied. Der Punkt ist, dass ich es tue, weil ich es will, nicht, weil mir nichts anderes übrigbleibt. Ich habe meine, vorübergehende, Lebensweise gewählt. Und ich kenne die Alternativen. Und den Preis.
Als ich mit 21 meinen Ältesten bekam, hätte mich nichts und niemand zu Hause gehalten.
Das Zusammenleben von einer Frau und einem Kind ist natürlich auch übersichtlicher als das von zwei Erwachsenen, einem Teenager und 2 Kindern.
Mal ganz ehrlich, wozu hätte ich mich durch Schule,
Berufsausbildungen, Studium, Weiterbildung etc. gequält (ok,
hat auch viel Spass gemacht, aber ich denke, du weisst was ich
meine), um im Endeffekt mit all meinen erworbenen Fähigkeiten
und Kenntnissen nichts anzufangen ?
Das ist ein Argument, das ich gut verstehen kann. Ich habe meine Arbeit gern getan , ich habe die Anerkennung genossen und natürlich das Geld. Und ich war stolz, auf das, was ich erreicht hatte .
Es ist auch klar, dass ich meine Arbeit nicht aufgegeben hätte, wenn ich sie, ähnlich wie die Gemeindearbeit, in mein Leben integrieren könnte.
Es ist ja nicht gerade so, dass ich putzen, waschen, kochen als Selbstverwirklichung empfinde. Die Wahrheit ist, dass ich einen schlampigen Haushalt habe. Die erste Adventskerze spiegelt sich oft genug im letzten vergessenen Osterei. Und zum regelmäßigen Putzen können mich eigentlich nur die Ameisen zwingen.
Zu meinen hausfraulichen Qualitäten könnte meine Schwiegermutter sicher noch dies und das beitragen.
Nein es geht nicht um diese Äußerlichkeiten. Es geht um das Hier und Jetzt. Ich möchte diese Zeit mit meiner Familie so erleben, wie ich es tue. Und das möchte ich mehr als alles andere.
Das geht natürlich nur, weil mein Mann das Geldverdienen übernimmt. Aber es geht auch nur, weil ich das Wirtschaften übernehme. Es geht nur, weil wir beide mit einem Minimum an finanzieller Sicherheit leben und ruhig schlafen können. Es geht nur, weil wir beide das Gefühl haben, dass es so richtig ist – für jeden von uns.
Grade diese ganzen Ehrenämter sind es doch, die von
intelligenten, tatkräftigen Frauen profitieren, die eben nicht
„nur“ Hausfrau und Mutter sein sollen, aber aufgrund der
gesellschaftlichen Situation nicht qualifiziert arbeiten
könne. Nur leider ist das alles eben unbezahlte Arbeit.
Richtig. Allerdings finde ich das immer noch besser, als wenn gerade in den Gemeinderäten nur Männer im Rentenalter sitzen.
Tschüss
Heike