'emergent' - Bedeutung in bestimmtem Satz

Hallo,
bei der Suche nach der Bedeutung von dem Wort „emergent“ hab ich zwar etwas gefunden:

Emergenz: Entwicklung, Auftauchen einer neuen Seinsstufe aus einer niedereren mit einer neuen Qualität
(Quelle: http://www.fremdwort.de )
[Fremdwörterduden hab ich gerade leider nicht zur Hand, was sagt der denn, kann mir da vllt. jemand weierhelfen?]

Der Satz lautet:
" …das Ich ist eine wahrhaft emergente Eigenschaft unseres Gehirns."

Ich verstehe den Zusammenhang nicht wirklich.

kann man das Wort „emergent“ in diesem Satz durch ein anderes ersetzen, sodass der Sinn erhalten bleibt?

Lg
Daria

Hallo!

Der Satz lautet:
" …das Ich ist eine wahrhaft emergente Eigenschaft unseres
Gehirns."

Ich verstehe den Zusammenhang nicht wirklich.

kann man das Wort „emergent“ in diesem Satz durch ein anderes
ersetzen, sodass der Sinn erhalten bleibt?

Ich glaube nicht. Es bedeutet einfach, dass das „Ich“ eine Eigenschaft ist, die nur das Gehirn als Ganzes hat. Man kann dem „Ich“ keinen Platz im Gehirn zuordnen und man kann es auch nicht auf die Funktion einzelner Nervenzellen zurückführen. (Der Satz könnte übrigens ein Beispielsatz für Emergenz im Duden sein).

Michael

Hallo,

" …das Ich ist eine wahrhaft HERAUSRAGENDE Eigenschaft unseres
Gehirns."

Gruß
Edgar

MOD: TOFU entfernt.

Tach Daria,

hier findest Du einen langen Aufsatz, in dessen Verlauf - auf Seite 8 - der von Dir zitierte Satz fast wörtlich wieder vorkommt und auch weiter erläutert wird:

http://209.85.135.104/search?q=cache:Zvw0dtOV9isJ:ww…

Gruß - Rolf

Dara,

Das Wort „Emmergenz“ bezeichnet dasselbe wie „Strukturbildung“. Ersters wird von Geistes-, zweiteres von Naturwissenschaftlern bevorzugt.

Es bezeichnet das Phänomen, dass Individuen, die einfachen Regeln folgen, durch Iteraktion komplexe, unerwartete Strukturen hervorbringen; emmergent = (überaschend) auftauchend(e Strukturen).

Beispiel : Termiten haben ein winziges Gehirn, sind also nicht sonderlich intelligent, trotzdem sind sie in der Lage, ungeheuer komplexe Bauten zu errichten. Gibt es da ein Superhirn oder einen Göttlichen Plan ?

Also, es funktioniert so : Jedes Individuum rollt einen Lehmknödeln und markiert ihn mit einem Geruchsstoff. Dann bringt es ihn zur Baustelle, und zwar dahin, wo es am stärksten riecht. Das ist oberhalb des letzten Knödels. So entstehen Säulen. Zwischen zwei Säulen riecht es besonders stark, daher entstehen aus zwei Säulen Rundbögen, aus diesen Gänge, aus diesen „emmergiert“ eine geniale Struktur.

Der „Göttliche Plan“ ergibt sich also aus der (einfachen) Anweisung an jede Termite „Leg deinen Haufen dahin, wo es am meisten stinkt !“

Na ja, und das Gehirn ist ein komlexes System aus vielen Neuronen, die jeweils nur eine begrenzte Funktionalität haben, zusammen aber ganz schön viel hervorbringen können (vgl.: Neuronale Netze).

mfg
Klaus

(Meine Homepage, wo es auch um eben dieses geht : http://www.kanitrino.de)

Danke u. kurze Nachfrge
… für eure Erklärungen!

Eine Nachfrage hab ich noch an dich, Klaus.
Du hast geschrieben, dass „Emergenz“ eher von Geistes- und „Strukturbildung“ von Naturwissenschaftlern bevorzugt wird.
Warum?

(Übrigens: Der Satz stammte aus einem Interview der Neurobiologin Louann Brizendine, nachzulesen hier: http://www.3sat.de/delta/pdf/interview_brizendine.pdf )

" …das Ich ist eine wahrhaft HERAUSRAGENDE Eigenschaft
unseres Gehirns."

Hallo, Edgar,
diese Übersetzung simplifiziert m.E. den Begriff unzulässig. Lat. „emergere“ heißt zwar „auftauchen, herausragen“, ist jedoch in diesem Zusammenhang nicht linear übertragbar.

Der Begriff „Emergenz“ wurde 1875 von dem Psychologen G. H. Lewes geprägt, allerdings ist das Konzept schon seit Aristoteles geläufig.

Um nicht allzu länglich zu zitieren, hiezu der Link auf die englische Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Emergence wo der Begriff ausführlich erklärt wird.

Im gefragten Zusammenhang ist damit das Entstehen höherer Organisationsformen aus dem organisierten Zusammenwirken einfacher strukturierter Einzelelemente gemeint.

Gruß
Eckard

Du hast geschrieben, dass „Emergenz“ eher von Geistes- und
„Strukturbildung“ von Naturwissenschaftlern bevorzugt wird.
Warum?

Keine Ahnung, das wird sicher historisch gewachsen sein. Vielleicht, weil man bei den Naturwissenschaftlern mehr sichtbare Strukturen hervorbringt (Anordnung von Atomen, Farben,…), während sich die Geisteswissenschaften eher mit abstrakte Strukturen (Organisation, Verhalten) befassen.

mfg
Klaus