Hallo!
Ich habe schon gegoogelt und bei dict.cc eine interessante Diskussion angeregt, aber ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob das auch schon im Deutschen ein feststehender und gebräuchlicher Begriff ist: emotionaler Mut? Natürlich kann man ihn bei Google finden, aber das sagt nichts über die tatsächliche Verbreitung.
Mir ist „emotional courage“ bei einer Romanübersetzung als dem Amerikanischen begegnet, in einem ganz banalen Zusammenhang. Jemand sieht sich nicht in der Lage zu einer Verabredung Nein zu sagen. „Warum habe ich so wenig emotionalen Mut?!“ Ich bin noch im Entwurfsmodus, denke aber, ich werde mich eher nach dem durchgehend eher flappsigen Ton des Romans richten. Außer, „emotionaler Mut“ ist inzwischen durchaus geläufig und ich hab’s nur nicht mitgekriegt.
Gruß,
Eva
Servus,
wenn
#[quote=„newcallas, post:1, topic:9479957“]
Jemand sieht sich nicht in der Lage zu einer Verabredung Nein zu sagen.
[/quote]
Dein erster Einfall dazu war, und der Ton vielleicht flapsig ist, aber nicht von irgendwelchem modischen Neusprech überschwemmt werden soll, läge es doch nahe, hier genau diese Formulierung zu verwenden:
„Warum kann ich hier nicht ganz einfach Nein sagen?“, natürlich je nach gewünschter Diktion modifiziert.
Schöne Grüße
MM
Wenn das Buch einen eher flapsigen Ton hat, dann passt „emotionaler Mut“ schon aus dem Grunde nicht. Das klingt viel zu gestelzt. Vielleicht besser „Mumm“, oder belasse es einfach beim „Mut“, noch flapsiger wäre „nicht die Eier in der Hose habe“. Das ist aber natürlich schon etwas grenzwertig je nach dem sonstigen Stil des Buches.
Hi Eva
„emotional courage“ gehört längst - und zwar im Schlepptau der „emonional intelligence“ - zur amerikanischen Umgangssprache. Daher hat sie auch in „salopper“ Sprache durchaus ihren Platz (für das britische Englisch kann ich es nicht beurteilen). Aber anders als „moral courage“, für die es in der deutschen Umgangssprache die „Zivilcourage“ gibt, fehlt eine deutsche Analogie für „emotional courage“, die deren gesamte Begriffsextension abdeckt,
„Emotionaler Mut“ ist ein verzweifelter Versuch, eine Analogie zu inthronisieren. Es ist „geschraubt“, zumal ja „Mut“ auch einen anderen - nämlich „gehobeneren“ - Sprachstil signalisiert als die viel näherliegende umgangssprachliche „Courage“. Daher findet sich „emotionaler Mut“ auch eher in „Lebensberatungs“-Massenware.
Speziell für solch einen Kontext „Unfähigkeit Nein zu sagen“ (die ja nur einen Teil der Extension von „emotional courage“ abdeckt) bietet sich als Entsprechung immerhin (fehlende) Selbstsicherheit oder Selbstvertrauen an. „Warum hab ich so wenig Selbstsicherheit?“ wäre daher m.M.n. eine Möglichkeit für die Übersetzung in diesem Beispiel. In salopper Sprache würde auch „Selbstbewusstsein“ passen, mit dem umgangssprachlich ja „self-confidence“ und nicht „self-conciousness“ gemeint wird.
Gruß
Metapher
Moin,
hm, das bleibt besser im Entwurf. Da wird es auf Deutsch ein paar mehr Worte brauchen.
Um was es eigentlich bei EC geht, ist der Mut, dazu zu stehen, wie es in einem drin aussieht und das so zu kommunizieren. Und das nicht nur im aller engsten Kreis, sondern mit Peers oder Kollegen oder so. Seine erkannte Persönlichkeit (i.e. Selbsterkenntnis) nicht zu verstecken, sondern mitzuteilen und den Mut zu haben, den/die anderen auch so echt sehen zu wollen und „in Beziehung gehen“. Das kann man auf Deutsch wohl nicht mit ein,zwei Worten ausdrücken und ergo einfach übersetzen, oder?
Grüße, ynot
No ja - wer ko, der ko.
Eva wird nicht unbedingt die Kuppel auf dem gruseligen Humboldt-Dingsda zimmern und wahrscheinlich auch kein Gutachten zur überfälligen Zullassung von Sputnik V erstellen, aber übersetzen kann sie ganz ohne solche Wortsoßen, wie Du sie hier bietest.
Schöne Grüße
MM
Aber du hast schon verstanden, daß es hier nur um die Übersetzung eines einzigen Satzes geht, der im Kontext von „nicht Nein sagen können“ steht? Oder?
Nein, das ist mit dem Ausdruck eben gerade nicht gemeint. Es geht darum, daß subjektive Verfassungen wie Unsicherheit über die Reaktion der anderen, Angst zu verletzen oder verletzt zu werden, Angst vor Mißerfolg … eine Person nicht am notwendigen bzw. intendierten sozialen Handeln hindern.
Gruß
Metapher
Allen herzlichen Dank! „Warum habe ich so wenig emotionalen Mut?“ war die wörtliche Übersetzung des Satzes, ich hätte „emotionalen Mut“ vielleicht kursiv setzen sollen, um deutlich zu machen, dass der Ausdruck noch ausdiskutiert werden muss.
Weil die Person im Selbstgespräch mit sich ringt, habe ich ganz anders formuliert, damit es natürlich klingt. In Amerika mag der Ausdruck inzwischen in die Alltagssprache eingegangen sein, aber in Deutschland ist er doch noch etwas fremd, selbst wenn man"emotionale Courage" verwendet.
(Ich freue mich so, dass ich meine liebste Anlaufstelle für solche Fragen wieder da ist )
Gruß,
Eva