Emotionale Frauen, rationale Männer und Vorurteile

Hallo,

da gerade die Eltern meines Freundes zu Besuch waren und wir die üblichen generationsübergreifenden Gespräche hatten, bin ich einmal wieder zu philosophischen Gedanken angeregt. Ich weiß ja nun, dass Vorurteile so eine Art „self-fulfilling prophecy“ darstellen und die Leute das sehen, was zu ihren Vorurteilen passt und das andere als Ausnahme ansehen (oder sogar ignorieren). Vermutlich bin ich ja auch nicht anders (auch, wenn ich mir Mühe gebe).

Ich bin aber mal wieder so richtig erstaunt, wie innerhalb von etwa 10 Minuten so richtig widersprüchliche Aussagen fallen können. Kennt Ihr das folgende?

  1. Akt: Mutter: „Frauen sind emotionaler als Männer. Sie können nicht so gut Führungsaufgaben übernehmen, die Emotionen würden ihnen im Wege stehen. Das wäre zum Schaden aller.“ (Vater sagt nichts dazu, aber nickt still)

  2. Akt: (Es gibt einen lange schwelenden Familienstreit in der Familie meines Freundes, in der die Beteiligten nicht mehr miteinander reden. Die Mutter leidet darunter, der Vater ist nicht zur Versöhnung bereit.) Mutter (als Vater mal kurz draussen war): „Männer sind so. Die können nicht über ihren Schatten. Außerdem ist mein Mann in seiner Jugend so verletzt worden! Ihr versteht das nicht, aber er kann halt nicht anders …“
    Ich: „Und das soll nicht emotional und irrational sein? Ich dachte, nur Frauen seien so emotional?“ (Antwort erübrigte sich, da Mann zurückkam.)

  3. Akt: (Zum Thema Kriegsgefahr, Bush und Irak, etc.) "Männer sind da eben ganz anders gepolt. Die können nicht anders… " (sinngemäß)

Nun weiß ich natürlich, dass Frauen als emotionaler gelten und dies gemeinhin als Nachteil angesehen wird. Ich bin mir auch sicher, dass man dieses Bild nicht einmal dann revidieren würde, wenn wegen einer eingebildeten Beleidigung zwischen Männern ein Weltkrieg ausbrechen würde - aber dass dies so ungefiltert innerhalb von 10 Minuten aus ein und derselben Person herauskommt, hat mich tatsächlich noch überrascht. Kann das wirklich so nebeneinander bestehen?

Mit vielen Grüßen, Stefanie

Hallo Stefanie,

ich persönlich glaube, dass dies alles Unfug ist.

  1. Es gibt durchaus Frauen in Führungspositionen (in Deutschland leider viel zu wenig) und die machen Ihren Job genausogut wenn nicht besser als Männer in vergleichbaren Jobs.
    (Warum nicht mehr Frauen in Führungspositionen sitzen, war zum Glück nicht die Frage, denn da hab ich eine vernichtende Meinung)

  2. natürlich sind auch Männer so emotional. Sie tragen es nur nicht nach außen, was zu Folge hat, dass man gewisse Gebiete besser gar nicht erst anspricht.

  3. Ob Frauen weniger kriegerisch sind wie Männer??? Wohl kaum. Nur gibt es recht wenige Frauen in der Funktion die diese Entscheidungen treffen können. Aber es gibt genug Beispiele in der Geschichte die dies belegen… nur ein Beispiel: Marget Thatscher, die eiserne Lady, die wegen ein paar Steinen vor Argentinien den Falklandkrieg vom Zaun gebrochen hat.

Gruß Ivo

Hallo Stefanie,

was denn : sie sagt, Frauen werden in Ihrem Urteilsvermögen durch ihre Gefühle behindert - und tritt sofort den Beweis an. Was ist denn daran nicht schlüssig ? *grins*

Grüsse

Heike

Hallo Stefanie,

Ich bin aber mal wieder so richtig erstaunt, wie innerhalb von
etwa 10 Minuten so richtig widersprüchliche Aussagen fallen
können. Kennt Ihr das folgende?

Ich kenne sowas sogar innerhalb einer Generation. Was mein Bruder so von sich geben kann, in dem Fall zum Thema Politik!

  1. Akt: Mutter: „Frauen sind emotionaler als Männer. Sie
    können nicht so gut Führungsaufgaben übernehmen, die Emotionen
    würden ihnen im Wege stehen. Das wäre zum Schaden aller.“
    (Vater sagt nichts dazu, aber nickt still)

Tja, und da sind wieviel Jahre Kommunikationsforschung dran vorbei gegangen? Wieviel Prozent warens doch, die rational sind in jeder, und zwar wirklich jeder Kommunikation?

Gruß, Karin

Ja,
Hallo Ivo,

Ich sehe das alles genauso wie Du (nicht, dass Du mich falsch verstehst.)
Und ich weiß auch, dass viele Leute, besonders der älteren Generation, dies anders sehen.

Anlaß für mein Posting war nur die Verwunderung über die inneren Widersprüche, die in so eine Lebensphilosophie stecken. Ich habe da immer ein „wie kann man das nur selbst nicht merken?!“ im Kopf.

Ich befürchte allerdings, das ist verbreiteter, als man oder frau so denkt.

Mit vielen Grüßen, Stefanie

Stimmt!
Hallo Heike,

was denn : sie sagt, Frauen werden in Ihrem Urteilsvermögen
durch ihre Gefühle behindert - und tritt sofort den Beweis
an. Was ist denn daran nicht schlüssig ? *grins*

da hast recht,m so hatte ich das noch gar nicht gesehen!

Viele Grüße, Stefanie

Anima und Animus
Hallo Stefanie! :smile:

Ich möchte dich in dem Zusammenhang mit deinem Thema an die Begriffe anima/animus von C.G.Jung erinnern. Sie beschreiben eigentlich das, was du meinst, denke ich.

http://www.das-friedensreich.de/de/main/dwp/00_22/00… (einfache Auslegung, z.B. „Anima bezeichnet das Weibliche im Unbewussten des Mannes, Animus ist das männliche Gegenstück in der Frau.“)
http://home.t-online.de/home/t.wischmann/junglit.htm (weitere Literatur)

Liebe Grüße

Hallo Stefanie,

Männer sind sogar viel emotionaler, als Du glauben magst…
nur verstehen wir es selten. Der „Ausdruck“ ist ein anderer, das Gefühl meist stärker, als unseres, eben weil Pragmatismus
nicht von Emotion getrennt wird.
Versuch immer noch, dies zu lernen von den Männern…:smile:

ich persönlich glaube, dass dies alles Unfug ist.

yepp

LG
d.

Hallo Diskutanten,

Selbstverständlich können Männer absolut emotional sein, wir haben ja dafür ebensoviele Synapsen im Gehirn wie die Frauen (Ich glaube insgesamt sogar ein paar mehr, das müßte man mal im Bio/Chemie-Brett nachprüfen). Allerdings gibt es bei uns weniger verbindungen zwischen dem rationalen und emotionalen Teil. D.h. wir sind grundsätzlich eher fähig, rationale Entscheidungen ohne Einfluß von Emotionen zu fällen. Andererseits werden emotionale Entscheidungen demgemäß dann wohl auch weniger durch rationale Einflüsse relativiert, was vielleicht eine Deutungsmöglichkeit dafür ist, daß praktisch alle Amokläufer Männer sind.

Gruß
L.

  1. Es gibt durchaus Frauen in Führungspositionen (in
    Deutschland leider viel zu wenig) und die machen Ihren Job
    genausogut wenn nicht besser als Männer in vergleichbaren
    Jobs.
    (Warum nicht mehr Frauen in Führungspositionen sitzen, war zum
    Glück nicht die Frage, denn da hab ich eine vernichtende
    Meinung)

Hier geht es aber um statistische Werte, das heißt, es gibt immer Frauen, die so sind wie Männer und umgekehrt. Statistisch gesehen, denken Frauen emotionaler als Männer. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen.

  1. natürlich sind auch Männer so emotional. Sie tragen es nur
    nicht nach außen, was zur Folge hat, dass man gewisse Gebiete
    besser gar nicht erst anspricht.

Ich denke auch, daß Männer nicht gelernt haben, adäquat zu reagieren, wenn ihre Gefühle angesprochen werden, aber auch, daß es von der Gesellschaft nicht erwartet wird.

  1. Ob Frauen weniger kriegerisch sind als Männer??? Wohl kaum.
    Nur gibt es recht wenige Frauen in der Funktion die diese
    Entscheidungen treffen können. Aber es gibt genug Beispiele in
    der Geschichte die dies belegen… nur ein Beispiel: Marget
    Thatscher, die eiserne Lady, die wegen ein paar Steinen vor
    Argentinien den Falklandkrieg vom Zaun gebrochen hat.

Margaret Thatcher ist keine Frau, die den Durchschnitt verkörpert. Genauso wie Klaus Nomi nicht den Durchschnittsmann verkörperte. Daß Frauen trotzdem nicht weniger kriegerisch veranlagt sind als Männer sehe ich in ihrer Emotionalität. Ich denke, daß sie eher als Männer „gleich alles persönlich nehmen“, wenn zum Beispiel eine neue Kollegin besser aussieht, jünger ist oder besser angezogen ins Büro kommt, wird sie eher den Groll der (alten) Kollegin(nen) verspüren als gäbe es die gleiche Situation unter Männern. Ob man das als kriegerisch richtig bezeichnet, lasse ich einmal dahingestellt.

Fazit:

Obwohl wir alle vor dem Gesetz gleich sind, sind wir in unserem Denken doch unterschiedlich, auch wenn es Ausnahmen gibt. Die Wirtschaft hat noch nicht herausgefunden, wie man sich das zunutze machen kann, lediglich Frauen, die gelernt haben, wie ein Mann zu denken, haben größtenteils Führungspositionen inne.
Mir fällt in diesem Zusammenhang eine Kleinigkeit ein: Männer können eher mit einer Frau ins Bett gehen, ohne sie zu lieben, bei Frauen habe ich das sehr selten erlebt. Das ist, glaube ich, eines von vielen Beispielen, daß Frauen mehr Gefühl in ihrem Denken integriert haben, als Männer.

liebe Grüße

Wolfgang

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Grundsätzlich sind alle Blumen gelb

Hallo.

Vorneweg : Der statistische Bundesbürger hat ziemlich genau einen Hoden und einen Eierstock.

Was hier passiert, ist das Übertragen der in der Erziehung vermittelten Werte auf die Allgemeinheit. Solange Jungs mit Baukästen, Mädchen mit Puppen etc. blabla, wird die statistische Mehrheit der Frauen und Männer sich so geben, wie die Erwartung aussieht.

Die Betonung liegt dabei auf „sich geben“, denn Emotionalität und Rationalität sind zwei Wesenspole, die in ihrer unterschiedlichen Gewichtung nach außen und innen die Persönlichkeit ausmachen. Das Gegentum von Rationalität ist auch nicht unbedingt Emotionalität, sondern m.E. Irrationalität - und da gehen sich Männlein und Weiblein kein Jota mehr aus dem Wege. Da ist dann nur noch im Einzelfall zu klären, welche Knöpfe, wie lange gedrückt, den Umschaltvorgang auslösen,

meint kw

glaub ich auch
Da stimme ich lohengrin zu.
Ich glaube auch, daß Frauen „vielschichtiger“ denken/fühlen.

Blöde Worte, die das gleiche beschreiben, sind „ganzheitlicher“ oder „komplexer“. Gemeint ist, daß Frauen immer ihren ganzen rationalen, irrationalen, emotionalen und wasweißichwelchen Denkapparat gleichzeitig und als Einheit benutzen bzw. nicht nur mit einer Hirnhälfte denken können. Während Männer sich „entscheiden“, ob sie eher Emotionen oder eher die Ratio berücksichtigen.

Die Kommunikation zwischen den Geschlechtern scheitert ja meist daran, daß Frauen in eine Grundüberlegung auch gleich alle „Peripherien“ miteinbeziehen, während Männer eine Art eingebauten Filter haben, der sie sämtliche „unwichtigen“ Begleitaspekte ausblenden läßt.

Wenn ein Mann sich „entschieden“ hat, daß er ein Problem lieber eindimensional mit reiner Vernunft lösen möchte, muß es auf ihn ja völlig daneben wirken, wenn eine Frau plötzlich Emotionen miteinbezieht. Auf der anderen Seite wundert sich die Frau, wie ein Mensch/Mann nur so beschränkt sein kann, daß er die emotionale Komponente des Problems nicht sieht und nicht berücksichtigt.

Das würde auch erklären, warum Frauen nicht nur „unpassende Emotionalität“ bei rationalen Themen „hineinmischen“, sondern auch zögerlicher zu sein scheinen. Schließlich haben wir mehr zu bedenken, alle Betroffenen zu berücksichtigen, Folgeprobleme vorauszusehen, etc. während Männer einfach nur ein Ziel und den direkten Weg dorthin sehen.

Grüße
agil

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Hallo.

Vorneweg : Der statistische Bundesbürger hat ziemlich genau
einen Hoden und einen Eierstock.

Das liegt daran, das der Bundesbürger laut Statistik zu 51 Prozent weiblich und zu 49 Prozent männlich ist.
Muss mich doch mal wieder im Spiegel anschaun, kommt mir etwas seltsam vor *g*
*wink*
Rainer

Merken und beschreiben können
Hallo Stefanie,

Anlaß für mein Posting war nur die Verwunderung über die
inneren Widersprüche, die in so eine Lebensphilosophie
stecken. Ich habe da immer ein „wie kann man das nur selbst
nicht merken?!“ im Kopf.

Die Widersprüche erleben die so Sprechenden, die ich oft höre, wohl kaum bis nicht, weil sie bei der einen Wortbenutzungsart eine andere Bedeutung vor Augen zu haben scheinen, als bei der anderen Wortbenutzungsart; beim Wort Emotion z.B.

Das Problem ist, dass unser „Wortschatz“ begriffliche Bedeutungsbreitseiten bereithält, deren unbekümmerte Handhabung wohl einen Eindruck und ein Gefühl von Erklärungsmacht erzeugen kann.

So können viele nicht nur frei von Ahnung sondern auch oft jenseits jedweder Erfahrbarkeit „klug“ über alles mögliche reden.

Männer funktionieren im Großen und ganzen etwas wortlos-mechanischer als Frauen, aber nicht weniger strategisch trieb-geleitet und taktisch emotionsfeingesteuert.

Frauen suchen mit und für ihre Befindlichkeiten eher Abgleich, Verständnis und Unterstützung in ihrem Umfeld, was halt je nach Niveau nervig oder hochwertig daher kommen kann.

Unterschiede gibt es bei den „Triebzielen“, für deren Beschreibung allerdings unsere Sprache kaum taugliches Vokabular liefert. „Territorium“, alias Zuständikgeit versus Beziehung alias Nähe-Distanzregulierung; Dominanz versus Verehrung, so würde ich in vorsichtiger Annäherung formulieren.

Und es sind unterschiedliche Situationstrukturmerkmale, die ein bestimmtes Verhalten der Geschlechter jeweils triggern. Z.B. bei „Frieferigkeit“ in Konflikten: Auch hier eine Annäherung: Bevor es Opfer gibt, sind Frauen etwas mehr dafür, dass es möglichst keine gibt; gibt es aber erstmal Opfer, dann sind Mütter etwas mehr als Väter dafür, sie auch zu rächen. (Russland/ Tschetschenien: friedliebende Soldatenmütter; Türkei/Kurdistan eher weniger versönliche (um es vorsichtig auszudrücken) Soldatenmütter).

Die Unterschiede sind eher adverbial als adjektivisch beschreibbar und damit können die meißten Substantiv und adjektivfixierten Leute nicht so differenziert umgehen, wie es oft besser wäre, wenn sie schon den Mund aufmachen.

Mit vielen Grüßen,

Thomas

Hi,

ich habe die Erfahrung gemacht, dass es
oft umgekehrt ist. Meine letzte Freundin z.b. war
überhaupt nicht romantisch, ich aber.
Sie war die Rationale, ich der Emotionale.
Das dumme ist nur, dass ich manchmal das Gefühl
habe, Frauen behaupten nur, sie mögen keine Machos.
Oft stehen sie auf Männer, die sich nehmen, was sie
wollen.
Naja, jedenfalls habe ich Glück, was meine Eltern betrifft.
Bei uns gibts diesen Konflikt nicht. Vielleicht weil sie noch
relativ jung sind.
Aber ich habe mal eine Frau sagen hören: Frauen gehören nicht
in die Politik, ich dachte, ich höre nicht richtig.
Ich weiss nicht, ob sie die Meinung selbst entwickelt hat,
oder ihr Mann sie beeinflusst hat.
Gottseidank ist die Generation der festgefahrenen Mann-Frau-Vorstellung bald ausgestorben,

Hagen