Emotionalisierung der Gesellschaft?

„Das Universum ist kalt und leer“ war vor einigen Jahren die Behauptung eines bekannten Physikers, mit dem „Der Spiegel“ eine fette Überschrift gestaltete, um damit die Aufmerksamkeit seiner Leser gezielt anzuziehen und die Aufllage des Blattes zu erhöhen. „Das Universum ist kalt und leer“ ist eine Aussage zur bewussten Abgrenzung spiritualistischer Spekulationen. Warum sind wir aber dann als biologische Lebenwesen in diesem „kalten und leeren Universum“ so sehr emotional geladen, wenn es um diese Fußballweltmeisterschaft geht? Viele Menschen weinen, wenn ihre Mannschaft verliert, und jubeln beim Sieg. Ist das cool?

Vielleicht ist ja die coole Vernunft gar nicht mal ohne Emotionen möglich, oder? Philosophen und Wissenschaftler haben diese Korrelation lange Zeit übersehen, weil Emotionen als störend waren beim Konstruieren von Welterklärungen. Eine Forschungsstudie von 2007 hat nun eine „zunehmende Emotionalisierung der Gesellschaft“ festgestellt, innnerhalb von zehn Jahren. Diese würde stattfinden in Presse, Funk und Fernsehen, aber auch in der Wissenschaft. Kritiker (männliche) haben dieses Ergebnis mit dem Feminismus in Verbindung gebracht.

Wenn immer mehr Frauen beim Fußball mitjubeln und mitweinen, dann hat das schon etwas mit Emotionalisierung und mit Feminisierung der Gesellschaft zu tun, das kann man kaum übersehen. Sogar die Bundeskanzlerin als coole Politikerin und promovierte Naturwissenschaftlerin springt bei jedem Tor für Deutschland auf und emotionalisiert somit die Nation.

Neue coole Vernunft? Oder das Gegenteil? Was sagen die rationalen Philosophie-Experten dazu?
LadyCool

Hallo,

„Das Universum ist kalt und leer“ ist eine Aussage zur bewussten Abgrenzung spiritualistischer Spekulationen. Warum sind wir aber dann als biologische Lebenwesen in diesem „kalten und leeren Universum“ so sehr emotional geladen

Weil biologische Lebewesen weder kalt noch leer sind?

 Viele Menschen weinen, wenn ihre Mannschaft verliert, und jubeln beim Sieg. Ist das cool?

Ja. Cool, aber nicht kühl oder gar kalt.

Wenn immer mehr Frauen beim Fußball mitjubeln und mitweinen, dann hat das schon etwas mit Emotionalisierung …zu tun

Ich denke eher mit zunehmender Freiheit und Freizügigkeit. Emotionen dürfen sichtbar gemacht werden. Die Annahme, dass mehr Emotionen vorhanden sind, halte ich für eine gewagte.

Gruß
nasziv

Hallo,
Erfahrene Emotion ist etwas sehr individuelles, sehr subjektives.
Eine Sachlage die für den Einen ein freudiges Ereignis ist, ist für jemand anderen vielleicht eine sehr Traurige Sache:
https://www.youtube.com/watch?v=QDeBgXMWKsk

Eine nüchterne sachliche Beschreibung respektiert die Autonomie des Lesers/Hörers. Er kann sich ein „eigenes Bild“ machen ohne das ihm vorgegen wird wie „man“ auf das Berichtete emotional zu reagieren hat.

Wissenschaftliche Publikationen die sich an Laien richten nutzen gerne „emotional geladene“ Titel um größere Kreise zu erreichen um mehr zu verkaufen:
„Der geheime Schlüssel“
http://www.amazon.de/geheime-Schl%C3%BCssel-zum-Univ…

Ein gutes Beispiel, wie Emotion Sachlagen vernebeln kann und will bietet ja die Bild-Zeitung.

Neue coole Vernunft? Oder das Gegenteil? Was sagen die
rationalen Philosophie-Experten dazu?

Weder noch.
Nix Neues alles beim Alten geblieben.
Wahrscheinlich hat sich gerade Dein Focus etwas verschoben :o)

Grüße
K.

Was ist Vernunft wirklich???
Wenn man Platon vertrauen will, so sind Emotionen wie wilde, ungezügelte Pferde, und die Vernunft wäre der Wagenlenker, der auf die Pferde, wenn es sein muss, mit der Peitsche einschlägt. Der Wagenlenker als Analogie der Vernunft soll nach Platon die Zügel fest in der Hand behalten, um die Emotionen, die wie wilder Pferde sind, nach seinem Willen zu steuern. Wie geht??? Nun, Pferde haben die größeren Leiber und größere Köpfe, können aber weniger strategisch denken als wir Menschen. Pferde haben viel mehr Kraft und sind wesentlich stärker als wir, aber sie sind weniger schlau und deshalb sind sie die Verlierer. Pferde werden von emotionalen Wesen durch deren Wille mit Zwang gesteuert, das zu tun, was ihrem eigenen freien Willen gar nicht entspricht. Das geschieht durch die Vernunft der Emotionen.

Mit der höheren emotionalen Vernunft steuern Menschen andere, schwächere Lebewesen, die ihnen für ihre Ziele nützen. Pferde zum Beispiel erhalten zu diesem Zweck durch ihr Maul ein Zaumzeug gezogen, mit dem man die emotionale Vernunft des Wagenlenkers dem Pferd aufzwingt. Ochsen zwingt man genauso über die emotionale Vernunft dazu, das zu tun, was Menschen nützt, indem man ihnen durch ihre sensiblen Nasen einen Riemen oder Stahlringe zieht. Auch Kamele werden so geführt, d. h. gegen ihren Willen gezwungen, das zu tun, was Menschen von ihnen verlangen. Man zieht am Riemen, was einen Schmerz verursacht. So lenkt man die Tiere und bricht ihnen damit ihren eigenen Willen (raffiniert und grausam zugleich!). Was hier auf biologischer Ebene abläuft, kann man mit Menschen auch auf der kultureller Ebene, mittels Medien gezielt organisieren, vorausgesetzt, man hat dazu das Wissen und die Macht. So ist es möglich, Menschen nach dem Prinzip „Brot und Spiele“ zu dirigieren.

Der Philosoph Roland de Sousa, Professor an der Universität von Toronto, erforscht Emotionen unter dem biologischem und kulturellen Aspekt. Er nennt seine wissenschaftlichen Untersuchungen „Rationalität der Emotionen“. Diese Sichtweise ist der von Platon diametral entgegengesetzt.
CJW

„…so sind Emotionen wie wilde, ungezügelte Pferde, und die Vernunft wäre der, der auf die Pferde, wenn es sein muss, mit der Peitsche einschlägt.“
Das Bild wird vollständiger, wenn wir die ganze Kutsche (als Einheit) betrachten, also die Pferde (Emotionen), den Kutscher (Vernunft) und die Kutsche selbst (Körper).
Dann allerdings wird klar, dass das entscheidende Moment diese Betrachtung nicht die Pferde, der Lenker oder der Kutschwagen ist, sondern, dass es vielmehr um den Reisender, den Passagier in der Kutsche geht, der hat doch das Ziel, nicht die Pferde oder der Wagenlenker.
Aber, wer von uns kennt schon seinen Passagier?

Tragant

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Hoi [Nettiquette ist nett :wink:],

Warum sind wir aber dann als biologische Lebenwesen in diesem
„kalten und leeren Universum“ so sehr emotional geladen, wenn
es um diese Fußballweltmeisterschaft geht? Viele Menschen
weinen, wenn ihre Mannschaft verliert, und jubeln beim Sieg.
Ist das cool?

Manche Menschen finden eben ihren einzigen gemeinsamen Nenner in der Nationalität auf Großsportereignissen, wo man selbst (als Land) nicht ganz so schlecht ist (Deutschen in Fußball, Australien in Cricket, Kanada in Eishockey etc.).

Das finde Ich traurig für unsere „hochentwickelte Spezies“.

Da viele Menschen da sind, steigert man sich auch gerne in Sachen hinein. So ist es z.B. , wenn Panik ausgelöst in Menschenmassen. Alle steigern sich in etwas rein, weil viele Andere es auch tun.

Vielleicht ist ja die coole Vernunft gar nicht mal ohne
Emotionen möglich, oder?

Wie kann Etwas unvernünftig sein, wenn keine negative Emotion dahinter steht?
Einige sind Veganer, weil Tiere leiden müssen. Emotion kombiniert mit Moral und bei manchen sogar noch Glaube drin.

Es ist die Sache des Betrachters, der die persönliche Verunft definiert. Dito mit Moral.

Philosophen und Wissenschaftler haben
diese Korrelation lange Zeit übersehen, weil Emotionen als
störend waren beim Konstruieren von Welterklärungen.

Kommt auf den Bezug von „Welterklärung“ an. Globale gesehen ist der Einfluss minimal. Lokal (z.B. nur auf die Erde bezogen) ist das eine andere Geschichte.

Eine Forschungsstudie von 2007 hat nun eine „zunehmende
Emotionalisierung der Gesellschaft“ festgestellt, innnerhalb
von zehn Jahren.

Gut, Internet, Kuschelpädagogik und Leid haben dazu mal was beigetragen würde Ich sagen…ob die Menschen aber früher emotionsloser waren bezeweifel Ich aber stark.

Wenn immer mehr Frauen beim Fußball mitjubeln und mitweinen,
dann hat das schon etwas mit Emotionalisierung und mit
Feminisierung der Gesellschaft zu tun, das kann man kaum
übersehen. Sogar die Bundeskanzlerin als coole Politikerin und
promovierte Naturwissenschaftlerin springt bei jedem Tor für
Deutschland auf und emotionalisiert somit die Nation.

Stop! 2 Themen mit sehr hohem Missverständnis-Anteil würde Ich sagen.
Wer sagt, dass bei der letzten WM weniger Frauen dabei waren, die mitgejubelt haben etc.?
Warum ist der Parameter der Feminisierung der Gesellschaft(falls man sowas überhaupt sagen kann…Ich bin immernoch ein Kerl und solange keine Frauendiktatur herrscht, wo Männer in Mastanlagen nur zur Fortpflanzung gehalten werden und ansonsten geschlachtet werden als Opfergabe oder Dünger würde Ich den Begriff „Feminisierung der Gesellschaft“ als sehr stutzig ansehen. XD) in Korrelation mit der Emotionalisierung der Gesellschaft zu stellen?
Spaß, Spannung und Leidenschaft waren schon immer in Sportarten hoch im Kurs.
Und wenn die M. ihre Arme hebt, ist mir das sowas von Schnuppe und emotional egal.
Ich kenne auch keinen der sagt: „Mensch! Die M. jubelt mit? Das ist sowas von cool! Jetzt mach Ich auch mit!“ o.s.ä…

Neue coole Vernunft? Oder das Gegenteil? Was sagen die
rationalen Philosophie-Experten dazu?

Vernunft ist, was vernünftig ist.
Emotion ist, was emotional ist.
Die persönliche Schnittmenge daraus ist Teil eines persönlichen Blickwinkels.
Beide Dinge sind in der Welterklärung inbegriffen.

Doch wenn die Erde endet, wird die Emotion, Vernunft und Moral dahin sein und nur noch die Naturwissenschaften herrschen (außer es gibt sowas, was viele „Gott“ nennen…das wäre dann aber eine andere Geschichte). :smile:

mit rationalem Gruß,

Hanzo

Servus
Vernunft und Emotionalität sind kein wirklicher Gegensatz - eher ergänzen sie sich zu einer Vollständigkeit.
Wer eins von beiden gar nicht besitzt, ist ein armer Tropf.
Gruß,
Branden

Hi,
ohne Emotionen geht gar nichts, wir währen völlig antriebslos. Emotionen entscheiden darüber wofür und wie stark wir uns engagieren. In welcher Form wir uns engagieren können wir mit Hilfe der Vernunft entscheiden, solange wir uns jedenfalls nicht völlig unseren Emotionen hingeben. Weil Emotionen aber so wichtig für uns sind haben wir sie nicht immer im Griff. Siehe auch hier:

http://dasgehirn.info/search?SearchableText=ratio&path=

Es ist kulturell/erziehungsbeding wieviel man von seinen Emotionen nach außen hin zeigt. Wir werden also möglicherweise nicht emotionaler hinsichtlich unserer Entscheidungsfindung sondern wir zeigen unsere Gefühle nur stärker.

Gruß
Grin

Ideologische Instrumentalisierung des Emotionalen
Hi.

„Das Universum ist kalt und leer“ war vor einigen Jahren die Behauptung eines bekannten Physikers…

Er meint wohl das physikalische Universum, aber auch darauf bezogen ist die Aussage in dieser Formulierung komplett irreführend. Das uns sicht- und messbare Universum macht nur etwa 3 Prozent aus, der Rest soll zu 27 Prozent aus anziehender Dunkler Materie und zu 70 Prozent aus abstoßender Dunkler Materie bestehen. Selbst im 3-Prozent-Universum ist kein einziger Raumpunkt leer – entweder wird er von Atomen oder von Strahlung (kosmische Hintergrundstrahlung) besetzt. Der Raum zwischen Sternen oder Planeten hat eine Temperatur von 3 Kelvin (3 Grad über Nullpunkt), also minus 270 Grad. Die Oberflächentemperatur von Sternen liegt zwischen mehreren 10.000 und 2.000 Grad Celsius (unsere Sonne 5.500 Grad). Im Innern gehen die Temperaturen in den Millionen- und Milliardenbereich: in unserer Sonne 15 Millionen, in einem Roten Riesen 200 Millionen und in einer Supernova 500 Milliarden Grad Celsius.

Warum sind wir aber dann als biologische Lebenwesen in diesem „kalten und leeren Universum“ so sehr emotional geladen, wenn es um diese Fußballweltmeisterschaft geht? Viele Menschen weinen, wenn ihre Mannschaft verliert, und jubeln beim Sieg.

Ich sehe keinen Grund, die Emotionalitätsfrage an diesem zwar unterhaltsamen, objektiv aber unwichtigen Event festzumachen. Sehr viel dringlicher erscheint mir die Analyse der Emotionen, die z.B. hinter der Folter durch ISIS-Terroristen steht:

http://www.google.de/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fpbs…

Was Emotionen betrifft, so haben diese eine kognitive Funktion (parallel zur kognitiven Funktion des Verstands) vermutlich auf genetischer Grundlage. Sie dienen als Verhaltensorientierung, um in bestimmten Situationen ein schnelles Handeln zu ermöglichen. Evolutionsgeschichtlich wichtige Grundmotive sind die Auseinandersetzung mit anderen Lebewesen (vor allem Artgenossen), z.B. Revierkampf und Balzstrategien. Emotionen sind natürlich ein animalisches Erbe.

Beim Menschen lassen sich 9 Grundtypen von Emotionen ausmachen:

Freude, Liebe, Vertrauen, Angst, Überraschung, Traurigkeit, Ekel, Wut und Hass

Kontrolliert werden diese Funktionen - theoretisch - vom Verstand unter dem Aspekt der Angemessenheit. Natürlich basieren die Verstandesurteile zu einem erheblichen Teil auf emotionalen Komplexen, die sich durch Erziehung und Sozialisation im Unbewussten gebildet haben. Dabei spielen sowohl sozial vermittelte Moralkonzepte als auch individuelle – positive und negative - Erfahrungen eine Rolle. Die Psychoanalyse hat die Bedeutung der frühesten Kindheit - mit der Mutter als primärer Bezugsperson - klar herausgestellt.

Als erstes wichtiges Bezugsobjekt gilt die Mutterbrust. Seine Erfahrungen mit diesem Objekt vermitteln dem Kind a) Gefühle der Sicherheit und des Glücks und b) aber auch das Gefühle von Verlust und Abweisung. Das kann eine Grundlage sein für spätere Bewusstseinsdissoziationen, wie sie in Borderline- oder Schizophreniefällen auftreten. Aber auch bei relativ stabilen Menschen führt das einer gespalteten Emotionalität, die sich bei Männern in der typisch männlichen Zweiteilung des Frauenbildes (Heilige vs. Hure) ausdrückt.

Die im Umgang mit Mutter und Vater herausgebildeten 9 Grundemotionen (siehe oben) spielen eine entscheidende Rolle bei der religiösen Ideologisierung des Menschen. Bekanntlich spiegeln die Beziehungen der Menschen zu ihren Göttern die Emotionen des Individuums zu Elternfiguren wieder. Die Götterwelt (Pantheon) war schon immer nach dem Modell der menschlichen Familie sowie der irdischen politischen Organisation strukturiert. Bestimmten Göttern kam dabei die Vater- oder Mutterrolle zu (Vatergott Enlil, Muttergöttin Ninhursag in Sumer z.B.). Durch seine religiösen Rituale und diversen Praktiken versuchte der Mensch, die mächtigen Superwesen emotional zu beeinflussen, so wie ein verängstigtes Kind versucht, seine Eltern für sich einzunehmen, von denen es völlig abhängig ist. Im jüdischen, christlichen und islamischen Monotheismus hat sich diese Haltung zu einer exklusiven, alles Weibliche ausschließenden Vater-Kind-Beziehung verdichtet, in der das Kind sich ganz dem Willen des allmächtigen Vaters unterordnet. Natürlich wird ein Vater von seinem Kind nicht nur geliebt, sondern auch gehasst. Das ist in der Menschenwelt normal. Allerdings darf dieser Hass, wenn er dem Vatergott gilt, nicht bewusst werden, er wird also auf andere Objekte gelenkt und so verdrängt. Das wahre Ziel des Hasses muss aus Angst vor Strafe unbewusst bleiben. Daher fungieren bestimmte Gruppen in der Vorstellungswelt der drei monotheistischen Religionen als Sündenbock, d.h. als Projektionsfläche für einen Hass, der eigentlich dem eigenen Gott gilt. Im Falle der drei monotheistischen Religionen (in ihrer jeweils orthodoxen Variante) wird der Hass auf alle Ungläubigen bzw. Ketzer gelenkt.

Die – eigentlich kognitive - Funktion von Emotionen wird in solchen ideologischen Kontexten missbraucht, um Menschen psychologisch gefügig zu machen. Die ursächlichen Zusammenhänge erschließen sich aber nur in einer genauen historischen Betrachtung, wenn die Analyse über die Art von Phrasendrescherei hinausgehen soll, wie sie bei manchen Usern in diesem Brett Usus ist.

(Der gleiche Mechanismus der Hassprojektion lässt sich bei Judenhassern wie Hitler und Luther erkennen. Sie hassten ihre Väter, verdrängten den Hass aber, indem sie ihn auf ´die Juden´ lenkte)

Chan

Deine Erkenntnis als „Ideologische Instrumentalisierung des Emotionalen“ entspricht auch der meinen. Ich kann dir in dieser Erkenntnis nur voll zustimmen. Allerdings ist mir deine Kritik noch gar nicht radikal genug, weil du trotz dieser zentralen Erkenntnis einer politischen Philosophie immer wieder nach wie vor deine religöse Grammatik aufwärmst, nach dem Motiv aller religiöser Eiferer, denen es immer um den Kampf für Ihre einzige und absolut „wahre Religion“ geht :smile:)
CJW

super cool
Hallo,

„Das Universum ist kalt und leer“ war vor einigen Jahren die
Behauptung eines bekannten Physikers, mit dem „Der Spiegel“
eine fette Überschrift gestaltete, um damit die Aufmerksamkeit
seiner Leser gezielt anzuziehen und die Aufllage des Blattes
zu erhöhen.

soll in dem Satz unterschwellig eine Kritik an der Qualität der „Bild“ herauszuhören sein? Immerhin ist dir diese Meldung aus der Physik nicht blöd genug, um sie als Aufhänger für deine Hypothese zu benutzen, obwohl dieses überhaupt nix mit Physik und Universum zu tun hat?

„Das Universum ist kalt und leer“ ist eine Aussage

zur bewussten Abgrenzung spiritualistischer Spekulationen.

Hä? Was auch immer man mit „kalt und leer“ zu vermitteln meint?
In welchem Zusammenhang hat das jetzt mit „spiritualistischer Spekulationen“ zu tun?

Wenn man mit „kalt und leer“ mal eben den rein physikalischen Vergleich zu den Umgebungsbedingungen hier auf der Erde zieht, dann kann man natürlich feststellen, dass im leeren Raum eine sehr geringe Materiedichte vorherrscht und die Temp. der kosmischen Hintergrundstrahlung nur ca. 3 Kelvin ist.
Aber überall ist das ja auch nicht der Fall, wie schon festgestellt wurde.

Warum sind wir aber dann als biologische Lebenwesen in diesem
„kalten und leeren Universum“ so sehr emotional geladen,

Und was haben jetzt Emotionen von Lebewesen auf der Erde mit mittleren physikalischen Werten im Universum zu tun?
Ist dir der Begriff der Metapher gekannt?
http://de.wikipedia.org/wiki/Metapher
Eine „heiße Braut“ hat wenig mit der Temp. zu tun.

wenn es um diese Fußballweltmeisterschaft geht? Viele Menschen
weinen, wenn ihre Mannschaft verliert, und jubeln beim Sieg.
Ist das cool?

Was soll cool sein?
Man kann nicht philosophieren, indem man beliebige Wortbedeutungen benutzt und diese noch regelmäßig ändert und verdreht!

Vielleicht ist ja die coole Vernunft gar nicht mal ohne

??? Das sind Wortspielereien. Mit derlei Firlefanz kann man auch mathematisch beweisen, dass 1+1 = 3 ist.

Emotionen möglich, oder? Philosophen und Wissenschaftler haben
diese Korrelation lange Zeit übersehen, weil Emotionen als
störend waren beim Konstruieren von Welterklärungen.

Emotionen sind seit eh und je Bestandteil hoch entwickelter Lebewesen.
Gefühle zu haben ist eine sehr wertvolle Interaktion unseres Gehirn mit der Umwelt.
Das ist offenbar eine evolutionär sehr erfolgreichen Methode.

Und wer hat bitte schön „Welterklärungen“ konstruiert?

Ist dir der Begriff „Wissenschaftlichen Model“ bekannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Modell
Lese dir das mal durch und beachte die Einschränkungen, die Modelle haben.

Eine Forschungsstudie von 2007 hat nun eine „zunehmende
Emotionalisierung der Gesellschaft“ festgestellt, innnerhalb
von zehn Jahren. Diese würde stattfinden in Presse, Funk und
Fernsehen, aber auch in der Wissenschaft. Kritiker (männliche)
haben dieses Ergebnis mit dem Feminismus in Verbindung
gebracht.
Wenn immer mehr Frauen beim Fußball mitjubeln und mitweinen,
dann hat das schon etwas mit Emotionalisierung und mit
Feminisierung der Gesellschaft zu tun, das kann man kaum
übersehen. Sogar die Bundeskanzlerin als coole Politikerin und
promovierte Naturwissenschaftlerin springt bei jedem Tor für
Deutschland auf und emotionalisiert somit die Nation.

Aha.

Neue coole Vernunft? Oder das Gegenteil? Was sagen die
rationalen Philosophie-Experten dazu?

Die Verwendung des Wortes „cool“ noch in Verbindung mit deutschen Wortbedeutungen „kalt“ ist ziemlich beliebig. Welches cool meist du überhaupt
und was hat das mit kaltem Universum zu tun?
http://de.wikipedia.org/wiki/Cool#Wortbedeutung
Gruß Uwi

Es gibt Studien, die zeigen, dass die neuen Medien zu einer Abnahme der Empathie unter den Menschen führen.

Die Zunahme der Emotionalität, wäre ein Indiz für diesen Effekt. Emotionalität bedeutet ja auch, dass die eigene Hemmschwelle herabgesetzt ist und die Bereitschaft zu reagieren erhöht.

Hallo Hanzo

Vielleicht ist ja die coole Vernunft gar nicht mal ohne
Emotionen möglich, oder?

Denke auch, dass dies nicht möglich ist.

Gut, Internet, Kuschelpädagogik und Leid haben dazu mal was
beigetragen würde Ich sagen…ob die Menschen aber früher
emotionsloser waren bezeweifel Ich aber stark.

Arroganz, Selbstüberschätzung, Verachtung, Hass, sich über-/unterlegen fühlen, sich schämen, sich verführen lassen, Angst, Rache etc. etc. sind eben auch Gefühle. Die gewiss auch früher bestanden und ausgelebt wurden.

Gruss: Gerrit

mit rationalem Gruß,

Hanzo

Hallo Claus,

Wenn man Platon vertrauen will, so sind Emotionen wie wilde,
ungezügelte Pferde, und die Vernunft wäre der Wagenlenker, der
auf die Pferde, wenn es sein muss, mit der Peitsche
einschlägt und die Zügel fest in der Hand behalten, um die
Emotionen, die wie wilder Pferde sind, nach seinem Willen zu
steuern

Mit allem Respect vor Platon, gestatte ich mir die Bemerkung, dass es unsaglich doof ist um ein Wagen lenken zu wollen die von nicht ausgebildete Pferde gezogen wird. Auch im übertragendem Sinne gemeint. So ist es auch mit den Emotionen. Daher sind nicht die Emotionen/Pferde zu bewerten, sondern deren, versagender, Besitzer/Führer.

Pferde werden von emotionalen Wesen durch

deren Wille mit Zwang gesteuert, das zu tun, was ihrem eigenen
freien Willen gar nicht entspricht.

Hier irren Sie, werter Claus. Mit Zwang ein Pferd etwas tun zu lassen, geht nicht lange gut. Vielmehr müssen Sie das nützen was das Pferd, wie auch alle andere Tiere, selber gerne tut und von sich aus anbietet. Wenn man die Wille dieser Tiere „bricht“, führt man sie nicht und die Quittung kommt ganz bestimmt. Gilt auch für Emotionen.

Mit der höheren emotionalen Vernunft steuern Menschen andere,
schwächere Lebewesen,

auch hier teile ich nicht Ihre Meinung. Viele Diktatoren besassen/besitzen keine Vernunft. Schon gar keine höhere Vernunft. Denn Vernunft ist Lebensfreundlich. Möglicherweise besassen/besitzen sie Intelligenz und waren/sind machtgeil.

Gruss: Gerrit

CJW

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Metakognition
Chefideologen aller weltanschaulichen Gruppierungen sehen „alt“ aus, wenn man ihnen die Erkenntnis von Wittgenstein gegenüberstellt als Metakognition für den Sinn des wirklichen Lebens:

"Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen."

Wittgenstein war nicht nur Schulphilosoph, nach den üblichen Begriffs-Fassaden ohne Selbsterkenntnis, sondern seine Philosophie ist ähnlich zu bewerten wie die von Sokrates oder Nietzsche, weil seine Philosophie nicht zu trennen war vom Leben des Philosophen selbst, weil er seine Philosophie praktisch „lebte“. Als Millionärssohn geboren, verschenkte Wittgenstein mehrere Millionen seines Erbes. Er lebte ein Leben… als Lehrer, Ingenieur, Architekt und Universitätsprofessor für Philosophie: Sagen sie ihnen (anderen Philosophen), dass mein Leben gut war, sollen die letzten Worte gewesen sein, beim Sterben dieses ungewöhnlichen Philosophen. Das wirkliche Leben ist immer unendlich viel größer als jede schmalspurige Ideologie, sei es eine religiöse oder politische Ideologie, in Vertretung ihrer Chefideologen. Das wirkliche Leben erhält seinen wahren Sinn erst durch die Bedeutung von Emotionen.
CJW

Hat mit Philosophie nichts zu tun. Eher mit Anthropologie. Im übrigen liegt die Ursache der Fußballeuphorie auf der Hand (und das war schon 1954 so): Es heißt ja nicht „Löw ist Weltmeister“ oder „Müller ist Weltmeister“, sondern es heißt „Wir sind Weltmeister“, „Deutschland ist Weltmeister“. Da jeder normale Wensch sich freut, wenn er Weltmeister wird, ist die Freude im Land sehr nachvollziehbar.

Frage:
Hast du noch nie was von „philosophischer Anthropologie“ gehört??? Wenn nein, hast du ein Bildungsdefizit!!!
CJW

Mea culpa! In der Schule hatten wir das leider nicht.