Kategorisierungsproblem
Hallo,
Sind die allermeisten Entscheidungen, die der Mensch faellt,
nicht grundsätzlich emotionsgetrieben
Das Gehirn trifft seine Entscheidungen aus der Gesamtheit aller verfügbaren und für thematisch relevant befundenen aktuellen Repräsentanzen heraus.
Die Repräsentanzen sind alle Erfahrungswerte,Dispositionen des Gehirns,kognitiv bewusst und (kognitiv) unbewusst.Unbewusste Lernprozesse zählen hinzu.
Diese Abgleichsmöglichkeiten bieten ein immens größeres Spektrum an Ideen zur Entscheidungsfindung, als es dem bloßen Bewusstsein und/oder dem Denken
jemals möglich wäre.
Eine begriffliche Trennung ist deshalb unsinnig, weil es den Verstand/die Vernunft ohne den Dialog mit der Emotion gar nicht gäbe.
Die Emotion gilt heute als wichtigster Ideengeber und Informationsquelle der Ratio.
Eine qualitative Trennlinie gibt es also nicht,vielmehr wird die Vernunft als eine Weiterentwicklung,eine Manifestation des emotionalen Lernens betrachtet.
Die Trennlinie besteht eher in der Sichtbarkeit, teilweisen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit(im Sinne der bewussten Erkenntnis).
Manche Repräsentanzen sind schwer veränderlich, andere kurzfristig oder schnell veränderlich und manipulierbar insofern, als dass neue Eindrücke stets zählen.
So können z.B. Kaufentscheidungen durch eine aktuelle Disposition des Belohnungssystems stärker beeinflusst werden, als durch längerfristige Einwirkungen wie Werbung,gesellschaftliche Vorgaben etc…
Wird dich aber der Kauf eines neuen Mercedes in den finanziellen Ruin treiben,hilft dir der Wunsch deines Belohnungssystems nichts.Deine Entscheidungsfindung wird Erlerntes(Abgleich der Emotionen-> Vernunft) und Wunsch abwägen.
Genauso wie für das Nicht-anfassen einer heißen Herdplatte die Vorstellung einer Emotion(Empathiefunktion) gepaart mit Vernunft nötig ist.
Du mußt nicht erst erfahren, wie sich der Besuch des Gerichtsvollziehers nach dem Kauf des Fahrzeugs anfühlt
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Direktes emotionales Lernen ist allerdings sehr stark repräsentiert.
Besteht in deinem Gehirn eine entsprechende Fehlrepräsentanz, dann kaufst du das Auto trotzdem
.
Unsere Gehirne sind ständig durchsetzt von diesen mehr oder weniger blöden Fehlrepräsentanzen, sie ziehen sich durch alle Systeme: dem Genetischen, der Sozialisation, der emotionalen und rationalen Dispositionen und alle Systeme beeinflussen sich gegenseitig.
Deshalb treffen wir-leider und zum Glück- immer wieder Fehlentscheidungen(wobei falsch und richtig sich in längerfristiger Betrachtung ja auch oftmals noch relativiert).
Die vieldiskutierte Determiniertheit der Entscheidungen ist zumindest in dem Sinne hinfällig, da das Gehirn jedem neu hinzukommenden Erfahrungswert Rechnung trägt.
Die Frage nach dem Freien Willen ist läßt sich noch schönreden, wenn wir die Tatsache akzeptieren und integrieren, dass diese unbewussten Abgleichsvorgänge von uns selbst vorgenommen werden, und dass diese–zwar nicht unabhängig-aber doch nur teilweise unter Einbeziehung unserer bewussten Kognition und Ratio stattfinden.
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Die Vernunft wird dann „nachgeliefert“.
Nein, die Vernunft gehört zu den Entscheidungsfindern,sie wird heute als interaktives System mit den Emotionen verstanden.
Und die Motive, Gruende werden nachgeschoben… nachkonstruiert
Nicht nachkonstruiert, aber nur teilweise als solche erkannt.
Du (dein Gehirn)präsentierst dir das Ergebnis und du darfst dir dazu ausdenken, warum du etwas so und nicht anders machst. Du wirst die Wahrheit aber nur in Bruchstücken erkennen können.
Gruß
Heidi