ich habe eine Frau kennen gelernt, wir liegen echt auf einer Welle. Wir kommen aus dem selben Beruf und wenn ich mit Ihr darüber spreche und dinge anspreche, dann merke ich, dass sie das versteht und nachvollziehen kann, was mich an den einzelnen Sachen ärgert, frustriert, amüsiert, etc.
Mit manchen Menschen da habe ich das Gefühl, wenn man ihr was versucht nahezubringen, um was es geht, dann werden die Worte gehört, aber es kommt nicht an, was dass verhalten von 3. in mir auslöst oder mit mir macht.
Wie kann ich mich solchen Menschen besser zurecht kommen? Liegt es an mir? Meine Schwester kann ich mit Argumenten auch nicht kommen. Die kann das auch nicht emotional entscheiden. Sie richtet sich in allen Entscheidungen eher nach Gesetzlichkeit.
Spricht irgendwas was ich vorbringe nicht gegen Regeln, dann kommt es nicht bei ihr an, dass ich mich ärgere oder mich ausgenutzt fühle etc…
Ich weiss auch nicht…
Ich fass das mal zusammen…
Sachverhalt: Schlägerei in der Kneipe, ich hab ein blaues Auge
Wenn ich einer Freundin erzähle, die mich trösten will, kommt von Ihr „och menno, das tut doch weh, erst mal Eis drauf packen und der andere darf mir nicht übern Weg laufen, bin auch sauer auf den“
Wenn ich das meiner Schwester erzähle, die mich gut kennt: „komm mir nicht mit irgend einem Problem von Dir! Bist immer schon trottelig und wahrscheinlich haste das verdient. Jammer nicht, das braucht 2 Wochen und dann ist wieder gut“
Meinem Rechtsbeistand erzähle „Jung, dat gewinnen wir locker“
Dem Richter das dann erzählt habe „Angeklagter, Sie haben unflätig verhalten und so getan, dass Sie gleich ein Messer ziehen würden. Sie sind alleine Schuld und den zerbrochenen Barhocker dürfen Sie auch noch bezahlen“
Mit der Frau aus dem selben Beruf, kommt ich gut klar und es fühlt sich gut an, weil sie die Probleme versteht, die in der Branche bestehen. Wie bezahlung, Qualität der Arbeitsmittel. Stress. Ärger mit Auftraggeber und ständige Reklamationen obwohl man zu 2. kontrolliert hat und trotzdem ist der Auftraggeber wieder nicht zufrieden.
Wenn ich meiner Schwester das sage, dann versteht sie nicht, dass einen das emotional fertig macht. Im meinem Beruf bin ich auf auf andere Menschen angewiesen und die haben halt den eigenen Kopf und geben Urlaub, wenn sie wollen oder kaufen Arbeitsmittel, die sie für gut erachten in der Praxis aber minderwertig sind.
Sie sagt, ich solle dem Abteilungsleiter einfach sagen, was das Problem ist und denkt er macht sofort, was ich will. Der will aber sparen etc etc.
Das ärgert und nervt und frustet.
Mit der Frau die ich kennengelernt habe kann ich auch drüber lachen, wie geizig vorgesetzte sind und wie dämlich Auftraggeber sind und was die so alles wollen (und vielleicht keine Ahnung von meinem Job haben) und es einfach lustig ist.
Ok, jemandem, der mit deinem Arbeitsgebiet bzw, - um es zu verallgemeinern - mit deinem Problembereich vertraut ist, kannst du eine ggf. ärgerliche Angelegenheit oder eine amüsante Szenerie verständlich und nachvollziehbar machen.
Jemand, dem dein spezieller Problembereich völlig fremd ist, der also keine Sachkenntnis hat, wird bestenfalls zur Kenntnis nehmen können, daß du dich über irgendetwas geörgert oder amüsiert hast. Und er wird vielleicht mit einem „tut mir leid für dich“ oder „das freut mich für dich“ reagieren. Aber nachvollziehen wird er es nicht können. Das ist doch völlig logisch!?
Aber was soll das nun mit Empathielosigkeit zu tun haben?
nur weil sich die Schwester nicht eingehend mit Deinen Problemen befassen möchte, nur weil sie nicht in dem Maße auf Dich und Deine Probleme eingeht, wie es Dir gefallen würde, würde ich ihr noch lange nicht vorwerfen, empathielos zu sein.
Ich kenne euch beide nicht. Wir haben uns nicht lange über Deine Sorgen ausgetauscht, ich kenne nur die wenigen Sätze, die Du bisher geschrieben hast. Auf dieser Grundlage ist es sehr schwer, Erklärungsmodelle zu finden, Hilfestellung zu geben oder die dritten Personen, die Du nennst, einzuschätzen. Mit anderen Worten, wir anderen Forenteilnehmer, mich inklusive, haben sehr viel Spekulationsraum. Daher entschuldige bitte, wenn ich Dir zu nahe trete, falsche Schlüsse ziehe und/oder Dich oder die beiden Frauen völlig falsch einschätze.
Natürlich könnte es sein, dass Deine Schwester weniger Empathie hat, als es Dir lieb wäre. Natürlich könnte es sein, dass sie völlig frei von Empathie ist. Aber für viel wahrscheinlicher halte ich es, dass sie sich einfach nicht für Deine Probleme auf Arbeit interessiert. Vielleicht hat sie schon so viel davon gehört, dass sie das Interesse an diesen Geschichten verloren hat. Vielleicht sind ihre Probleme auf ihrer Arbeit so überwältigend groß, dass Deine dagegen aus ihrer Sicht wie Kinkerlitzchen wirken.
Vielleicht nutzt Du bei Deiner Schilderung Deiner Probleme auch Worte, Phrasen und Tonfall, der wie weinerliches Gejammer oder andauerndes Schimpfen klingt. Vielleicht mag sie das nicht mehr hören, weil es ihr schlicht auf den Geist geht und ihre Laune nach unten zieht.
Möglicherweise hat sie Dir aber auch schon ganz oft praktische Hinweise, die aus ihrer Sicht gut umsetzbar gewesen wären, gegeben, die Du einfach missachtet hast, weshalb sie die Hoffnung verloren hat, Dir helfen zu können.
Vielleicht interessiert sie sich auch einfach nicht für Dich und Dein Leben. Nur weil man Geschwister ist, muss man nicht wie Pech und Schwefel zusammen passen.
Wie ich eingangs schon schrieb, ganz viel Spekulation.
Wie verhält sich Deine Schwester, wenn Du ihr von Deinem letzten Urlaub erzählst? Wie interessiert ist sie, wenn Du ihr von der neuen Bekannten erzählst (und dabei Euer gemeinsames Problem der Vorgesetzten aussparst)?
[quote="Ingomar-Nestman, post:1, topic:9476374"]
Wie kann ich mich solchen Menschen besser zurecht kommen?
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Versuche, auf den anderen Menschen einzugehen. Gib ihm Raum, sich in Deiner Nähe zu entfalten. Stelle ihm offene Fragen. Höre Dir die Antworten an. Versuche die Antworten nicht mit einem "geht nicht" abzubügeln, sondern schildere lieber aus der Ich-Perspektive, wo Du bei der Umsetzung Probleme siehst und stelle wieder eine offene Frage. Belaste die Menschen nicht nur mit Deinen Problemen, sondern beziehe sie auch in Dein Glück ein.
Ja. Auch. Immer, wen zwei Menschen sich nicht verstehen, liegt es an beiden Menschen. Vielleicht hat die Schwester nur wenig Empathie für Dich übrig. Dann kannst du Dich entscheiden, entweder weiter über sie zu schimpfen oder Du nimmst sie wie sie ist und überforderst sie nicht mehr.
Beide Sätze schließen sich aus meiner Sicht gegenseitig aus. Menschen, die wenige emotionale Entscheidungen treffen, sind in der Regel sehr offen für sachliche Argumente.
Nun ja. Für mich hat es den Anschein, als wenn sie Dich für einen schimpfenden Jammerlappen halten könnte. (Ich betone nochmals den großen Raum für Spekulationen, den ich habe.)
Fragst Du Deine Schwester regelmäßig, wie es ihr geht? Interessierst Du Dich für Ihre Probleme? Hörst Du ihr aufmerksam zu? Hakst Du nach, wenn Du etwas von ihrer Schilderung sachlich oder emotional nicht verstanden hast? Forderst Du sie bei solchen Gesprächen durch Fragen und Verständnis dazu auf, sich weiter zu öffnen? Lässt Du ihre Gefühle aus einfach mal offen stehen, ohne sie zu kommentieren oder zu relativieren?
Denn wie schon geschrieben, vielleicht bringt sie Dir und Deinen Problemen zu wenig Aufmerksamkeit entgegen, weil Du ihr, aus ihrer Sicht nicht genügend Raum für die Schilderung ihrer Befindlichkeit gibts.
Bevor Du Dich jetzt eventuell aufregst, und voll Zorn über meine Spekulationen böse Worte in die Tastatur kloppst - hole tief Luft. Laufe ein paar mal auf und ab und bedenke, wie wenig ich über Dich weiß. Entsprechend viel kann und muss ich spekulieren. Ich tat das nicht, um Dich zu verletzten. Ich tat das, um Dich zum Nachdenken anzuregen. Läufst Du immer noch auf und ab? Dann versuche Dich mal in mich zu versetzen und zu verstehen, wie ich zu meinen Spekulationen gekommen bin. Vielleicht verschafft Dir das ja eine ganz neue Reflexion auf Dich selbst.
Ja, gut, die Probleme im Job bestehen schon länger. Ich bin am überlegen, ob ich zum Nervenarzt gehe und mich Arbeitsunfähig schreiben lassen soll und um ein Attest, dass der Job nicht mehr ausgeübt werden kann.
Immer der Stress, Druck vom Chef, jeden Tag mehrere Gebäude anfahren, wenn Stau ist, dann zieht sich alles in die Länge.
Schlechte Werkzeuge schrieb ich bereits. Urlaub wird teilweise auch gestrichen…
12h auf den Beinen und dann gerade das Geld für Miete Auto und Unterhalt oder den ganzen Tag frei und ein Minijob wo man das Geld vom Amt nicht angerechnet wird?
Ich habe dieses Jahr 2 Wochen frei gehabt und August wurde gestrichen und im Herbst höchstwahrscheinlich auch (Laut großer Chef). Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr.
Siehst Du, jetzt ergibt sich schon eine neue Seite von Dir!
Ja, das kannst Du machen lassen. Die fachlich korrekte Bezeichnung ist Psychiater.
Das wiederum nennt sich Berufsunfähigkeit. Wenn man nicht gerade eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat, bringt einem ein solches Attest nicht wirklich viel. Und bis die Versicherung die BU anerkennt und Geld bezahlt, dauert das nochmal eine Weile - aus Erfahrung vieler Versicherter gerade bei psychischer Probleme ganz besonders lange.
Einfacher wird es vielleicht sein, Dir einen neuen Job zu suchen. Vielleicht eine ganz andere Branche, wo Deine bisherige Tätigkeit lediglich die Basis bildet?
Und ja, wenn Dein Leidensdruck so hoch ist, wie es Dein letzter Beitrag vermuten lässt, scheint es mir noch wahrscheinlicher, dass die Schwester nur genervt ist, aber kein grundsätzliches Problem mit der Empathie hat.
