daher Klage eingereicht !
Österreich soll NS-Opfern 18 Milliarden Dollar zahlen
Wegen fehlender Fortschritte bei den Entschädigungsverhandlungen haben Opfer des Holocaust jetzt Österreich und mehrere österreichische Firmen verklagt. Insgesamt sollen 18 Milliarden Dollar zahlen.
New York/München - Die am Donnerstag bei einem New Yorker Gericht eingereichte Klage richte sich gegen mehrere Banken, die staatliche Industrieholding ÖAIG und die Republik Österreich, teilten der Münchner Anwalt Michael Witti und sein amerikanischer Kollege Edward Fagan übereinstimmend mit. Die Entschädigungssumme beziehe sich auf Enteignungen, Zwangs- und Sklavenarbeit und andere Ansprüche aus der Zeit des Holocausts, teilten die Anwälte mit.
„Mag schon sein, dass die Verhandlungen in Gang gekommen sind, aber in die falsche Richtung“, sagte Witti.
Ein zentrales Anliegen der Anwälte sei die Wiedergutmachung von Enteignungen, der so genannten Arisierung von Vermögen. Ein ÖAIG-Sprecher zeigte sich am Donnerstag von der Meldung über die Klage überrascht.
Der Holding sei die Klage noch nicht bekannt, sagte er und lehnte eine Stellungnahme ab.
In einer in New York und München verbreiteten Erklärung der Anwälte heißt es, Österreich, die ÖIAG und andere Unternehmen hätten von Enteignungen und Zwangsarbeit der Holocaust-Opfer profitiert und die Aufklärung der Enteignungen
behindert.
Vertreter des Jüdischen Weltkongresses hatten Österreich im März mit Klagen gedroht, falls das Land Verhandlungen über Entschädigungen weiterhin auf Zwangsarbeiter beschränke und Enteignungen ausklammere. In Österreich lebten vor dem Anschluss an das Deutsche Reich im März 1938 rund 200.000 Juden. Nach Angaben von Rechtsanwälten starben in den Folgejahren rund 65.000 von ihnen; 135.000 konnten fliehen. Damals verfügten die Juden in Österreich einem Bericht der US-Regierung zufolge über Vermögen von umgerechnet insgesamt 15 bis 20 Milliarden Mark.
Deutschland hat sich in Verhandlungen mit Vertretern der Holocaust-Opfer zur Zahlung von insgesamt 10 Milliarden Mark Entschädigung bereit erklärt und im Gegenzug Rechtssicherheit vor künftigen Klagen eingefordert.
© SPIEGEL ONLINE 15/2000