Energie Strategie nach Atomausstieg

Hallo!

Aber ich bin eben dagegen, alles mit einer rosaroten Ökobrille zu sehen.

Es geht nicht nur um Ökologie, schon gar nicht um rosarote Brillen. Die wirtschaftliche Seite ist für Akzeptanz und Machbarkeit ebenso wichtig.

Wer einmal im Schlagschatten eines wirbelnden, zischenden :Windkraftwerkes leben musste, wird wissen, dass wir im eng :besiedelten Deutschland im Inland an unsere Grenzen stoßen.

Das gilt für andere Kraftwerkstypen in mindestens gleicher Weise. In Schattenwurfweite von einem Braunkohlekraftwerk möchtest du bestimmt nicht leben. Aber dort stellt sich das Problem nicht. Die Menschen werden nämlich umgesiedelt, ganze Ortschaften platt und die Region zur Mondlandschaft gemacht.

Doch auch hier stellt sich die Frage: Wie viele Windkraftwerke brauchen wir, wollten wir allein unseren heutigen :Strombedarf damit decken?
Wikipedia sagt, dass wir 2011 einen Primärenergiebedarf …

Stromerzeugung und Primärenergiebedarf der Bundesrepublik sollte man säuberlich unterscheiden. Wenn es um Stromerzeugung geht, sind nur Zahlen des Primärenergiebedarf für die Stromerzeugung brauchbar.

von 14.057 P a tajoule hatten…

Falls du Petajoule und den gesamten Primärenergiebedarf der Republik meinst, kommt es hin. Der Primärenergiebedarf für die Stromerzeugung ist eine Teilmenge davon.

Wir müssten also theoretisch 100mal so viele Windkraftwerke bauen, um durch Windkraft unseren :stuck_out_tongue:rimärenergiebedarf zu decken.

Es ging doch nie darum, den Primärenergiebedarf dieses Landes mit Windkraftwerken decken zu wollen. Der Versuch wäre aussichtslos. Eine Diskussion, die sich an derart unsinniger Zielsetzung aufhängt und den Unfug auch noch als Argument gegen Windenergie für die Stromerzeugung nutzt, macht wenig Freude. Es geht bei Windkraftanlagen ausschließlich um die elektrische Energieversorgung.

Man darf aber bei den obigen Abschätzungen auch nicht davon ausgehen, dass wir mit unserem Energiebedarf :stehen bleiben…

So isses. Der Primärenergiebedarf wird nämlich sinken. Der größte Brocken, 40% des Primärenergiebedarfs, geht für Gebäudeheizung drauf, davon der überwiegende Teil in die Heizung von Gebäuden aus Zeiten, als der Energiebedarf zum Heizen um den Faktor 10 (!) größer war als bei Gebäuden nach aktuellem Stand der Technik. Daher ist energetische Gebäudesanierung so sinnvoll. Aber das hat mit der el. Energieversorgung nichts zu tun.

insbesondere, wenn auch noch E-Autos mit dem Strom betrieben werden sollen…

An dieser Stelle wirst du wieder einmal Opfer deiner Vermengung von Primärenergiebedarf für das Land und der Teilmenge Primärenergiebedarf für die E-Versorgung. Ersetzt man Benzin- und Dieselfahrzeuge durch solche mit E-Motor, gibt es für deren Betrieb keinen zusätzlichen Primärenergiebedarf. Wird der Strom für E-Fahrzeuge mit Windkraftwerken produziert, sinkt der Primärenergiebedarf für den Fahrzeugbetrieb im Idealfall auf Null. Für Strom aus Windkraft werden eben keine Primärenergieträger verfeuert. Ungeachtet dessen erfordert der Betrieb von E-Fahrzeugen zusätzliche Stromerzeugungskapazitäten. vermutlich kommt gleich jemand, der gegen Windenergie ins Feld führt, dass die Radlager von E-Fahrzeugen immerhin einen halben Fingerhut Fett aus Rohöl brauchen. Sorry, manche hier auftauchenden Argumente, die offenkundig nur darauf zielen, die alten Kraftwerke weiter laufen zu lassen, erfordern ein hohes Maß an Selbstbeherrschung zur Wahrung eines angemessenen Tons.

Es ging um die Frage der Sicherstellung der elektrischen Energieversorgung aus Sonne und Wind. Weil Sonne und Wind auch mal Pause machen, werden Speicher gebraucht, aus denen sich Lücken schließen lassen. Der Primärenergiebedarf der Bundesrepublik wird durch Strom aus Wind und Sonne reduziert und der Primärenergiebedarf für die Stromerzeugung ließe sich sogar auf Null senken.

Ungeachtet dessen ließe sich der gesamte Primärenergiebedarf nicht nur der Bundesrepublik, sondern ganz Europas aus Sonnenenergie decken. Dafür sind sonnenreiche, weitgehend unbesiedelte Wüstenregionen Nordafrikas geeignet. Detailliert ausgearbeitete Konzepte existieren mindestens seit den 70er Jahren. Empfehlenswert dazu, insbesondere wegen des sehr ausführlichen Quellenverzeichnisses: ISBN 978-3804325913 Buch anschauen. Geeignete Technologie ist vorhanden, die Finanzierung erscheint darstellbar, es hapert „nur“ an geeigneten gesellschaftlichen und politischen Bedingungen in den betreffenden Ländern und wohl auch am politischen Willen bei uns bzw. auf EU-Ebene.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Wikipedia sagt, dass wir 2011 einen Primärenergiebedarf von
14.057 Patajoule hatten, davon wurden lediglich ca. 10 % durch
erneuerbare Energieträger (also alles von Solar bis
Wasserkraft, von Biodiesel bis Stroh) gedeckt. Windenergie
macht in diesem Mix gerade mal 10% aus, somit deckte
Windenergie 2011 gerade mal ca. 1 % des Primärenergiebedarfs
Deutschlands.

Deine Rechnung ist aber so einfach falsch, bzw völlig irreführend. Du kannst nicht Primärenergiebedarf und Endenergiebedarf völlig durcheinander werfen und Wirkungsgrade und alles drum herum völlig ignorieren.

Eine in einem AKW oder Kohlekraftwerk erzeugte kWh Strom benötigt einen Primärenergieeinsatz von rund 3 kWh. Um diese eine kWh an Strom mit Windkraft zu ersetzen brauchst du aber nur eben diese eine kWh zu erzeugen, nicht die 3 kWh des Primärenergieeinsatzes aus dem AKW oder Kohlekraftwerk.

Genauso benötigt ein Elektroauto, das mit Windstrom geladen wird, nur etwa ein fünftel dessen, was an Primärenergieeinsatz für ein Auto mit Benzin oder Diesel nötig wäre.

Außerdem will auch überhaupt kein Mensch 100% unserer Energie mit Windkraft decken. Hier wird oft über Dinge argumentiert, die ohnehin nicht zur Debatte stehen.

Wie sehr die Meeresfauna - angefangen vom Vogelflug bis hin zu neuen :Muschelbänken - dadurch verändert wird, wird sich noch zeigen.

Ja, da sollte man natürlich sensitive Gebiete ausnehmen. Aber Kohle und Uran fallen auch nicht einfach vom Himmel. Wenn du mal an einem Braunkohletagebau gestanden bist, dann nehmen sich die Auswirkungen von Offshore-Windparks auf Muschelbänke gerade zu niedlich heraus, vom Uranabbau ganz zu schweigen.
Also wenn dann musst du das schon in Relation auf die Umweltauswirkungen der anderen Energieträger sehen und nicht mit „Oh-die-arme-Muschelbank“ argumentieren.

Man darf aber bei den obigen Abschätzungen auch nicht davon
ausgehen, dass wir mit unserem Energiebedarf stehen bleiben,
insbesondere, wenn auch noch E-Autos mit dem Strom betrieben
werden sollen…

Dann sinkt aber unser Primärenergiebedarf erst recht! Denn ein Elektroauto fährt mit nur einem Bruchteil des Primärenergiebedarfs im Vergleich zum Verbrennungsmotor.

vg,
d.

Hallo,

IMHO die berechtigte Frage, ob es nicht kostengünstiger wäre,
ein paar mehr Windkrafträder oder noch besser reziproke
Energiequellen (damit meine ich Energiequellen, die vor allem
dann Energie liefern ´wenn kein oder wenig Wind zur Verfügung
steht) vorzuhalten, in Spitzenbedarfszeiten die nötige
Differenz abdecken.

Natürlich ist es kostengünstiger, Kraftwerke vorzuhalten, die bei Windstille einspringen, als zu versuchen, so viele Windkraftwerke zu bauen, dass man damit immer einen sehr hohen Anteil des Bedarfs decken kann. Denn wenn nur wenig Wind weht, dann müsstest du eine ungeheuer große Menge an Windkraftwerken haben, die logischerweise in Zeiten von viel Wind dann viel zu viel Strom liefern.

Hier ist natürlich ein Trade-Off gefragt, denn bis zu einem gewissen Windkraftanteil ist es ziemlich billig, aber irgendwann erreicht man einen Punkt, wo eine weitere Erhöhung des Anteils immer teurer wird und die Kosten unproportional stark steigen. Da ist es dann sicher billiger, fossile Kraftwerke vorzuhalten. Da bin ich voll bei dir. Das ist es ja im Prinzip, wozu alle nach den schnell-regelbaren Gaskraftwerken fragen.

Eben das bezweifele ich, denn Abrieb/Abnutzung etc. sind
sicherlich nicht „umsonst“. Auch die Dimensionierung der
Anlage dürfte schon davon abhängen, ob man auf Speicherung
setzt oder nicht.

Ganz ehrlich: Diese Kosten sind so gering, dass es völlig egal ist in diesem Zusammenhang. Mit 1 Ct/kWh sind diese Kosten mehr als locker gedeckt. Und zu diesem Preis lohnt es sich eben, auch bei einem Wirkungsgrad von 30% dass man den Strom nutzen würde, anstatt ihn einfach liegen zu lassen. Es gibt ja sogar schon Projekte, die genau das tun.

vg,
d.

Lieber Sax76

Du gehst davon aus, dass der Atomausstieg gratis zu haben sei. Das ist völlig falsch! Deutschland und ein paar andere europäische Länder wollen den Ausstieg und sind bereit dafür einen Preis zu zahlen. Der Strompreis wird um ca. 50% bis 100% steigen!

Andere Länder wollen sich solch hohe Kosten nicht leisten und setzen daher weiterhin auf Atomkraft. Aus Wikipedia entnahm ich folgenden Satz:
Im Juli 2012 waren laut World Nuclear Association 433 Reaktoren in Betrieb, 63 befinden sich im Bau, von denen vier noch 2012 ans Netz gehen sollen und 160 Reaktorblöcke sind in Planung.

Ob der Atomausstieg bei uns gelingt (Problem: Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt), lässt sich heute noch nicht sagen. Aber ich bin der Meinung, dass wir es versuchen sollten und dass wir daher mit einer positiven Einstellung ans Werk gehen sollten!

Viele Grüsse
Fetrimu

Guten Abend!

Du gehst davon aus, dass der Atomausstieg gratis zu haben sei.
Das ist völlig falsch! Deutschland und ein paar andere
europäische Länder wollen den Ausstieg und sind bereit dafür
einen Preis zu zahlen. Der Strompreis wird um ca. 50% bis 100%
steigen!

Verkürzung lässt sich manchmal nicht vermeiden, aber hier wird’s missverständlich. Es gibt nur Veränderungen bei der Stromerzeugung. Deren Anteil am Strompreis, also das, was Haushalte und Gewerbe zu zahlen haben, ist nur zu rund einem Drittel am Strompreis beteiligt http://de.wikipedia.org/wiki/Strompreis.

Es ist anzunehmen, dass auch der von Endabnehmern zu zahlende Preis steigt, aber niemand sollte sich der Illusion hingeben, der Abgabepreis bliebe konstant, würden die KKW am Netz bleiben. Auch der Brennstoff für KKW ist endlich und wird bei steigendem Verbrauch teurer.

Entscheidend ist aber, dass mit Kernkraftwerken Risiken und Kosten verbunden sind, die einfach unter den Teppich gekehrt wurden und werden, die aber bezahlt werden müssen. Was bei Eintritt des Risikofalls in einem dicht besiedelten Land an Kosten auftaucht, ist schier unermesslich. Und was Endlagerung über Zeiträume kostet, die so lang sind, wie die gesamte bisherige Menschheitsgeschichte, weiß niemand. Wenn wir uns nicht in die Tasche lügen und diese Kosten auf den Preis von Strom aus KKW aufschlagen, würde niemand mehr auch nur eine einzige kWh abnehmen. Die bisher in Deutschland gemachten Erfahrungen mit der Lagerung strahlender Rückstände muss man als Desaster bezeichnen. Die Lager galten mal als sicher, jedenfalls wurden sie als sicher dargestellt. Tatsächlich wurde gepfuscht und manipuliert. Das ist alles menschlich. Der Faktor Mensch mit seinen Schwächen ist bei jeder Technik und bei jeder Entscheidung beteiligt. Deshalb darf man getrost davon ausgehen, dass uns Ähnliches mit jedem anderen Endlager blüht. Wir haben es mit Zeiträumen zu tun, die sich der technischen Beherrschbarkeit und der Fähigkeit menschlicher Vorausschau entziehen.

Bei der Nutzung von Wind und Sonne wird uns später keine Rechnung in Form unbewohnbarer Gebiete und unbeherrschbarer Altlasten präsentiert. Auf mittlere Sicht (das ist ein bisschen länger als der gewohnte Denkhorizont = eine Legislaturperiode) wird der Strompreis vermutlich sinken. Immerhin sind nur Kosten von Anlagen zu amortisieren und die Instandhaltung zu bezahlen, aber kein Brennstoff.

Die Annahme mittelfristig mindestens stabiler oder sogar sinkender Preise wird auch dadurch gestützt, dass es derzeit am Strommarkt keinen echten Wettbewerb gibt. Es herrscht ein Oligopol weniger Anbieter, deren Marktmacht mit jedem abgeschalteten Großkraftwerk schwindet. Zudem streben immer mehr Kommunen wieder die Eigenregie der Stromversorgung an. Es kommt also Bewegung in den Markt. Im Moment versuchen die alten Platzhirsche noch, durch Drohung mit der Preiskeule und Lobbyarbeit (siehe u. a. BDI-Aussagen dieser Tage), die Entwicklung zu stoppen. Die Herrschaften stehen aber auf verlorenem Posten, sind jetzt schon darauf angewiesen, technische Lösungen bei der Nutzung der Windkraft entweder nicht zur Kenntnis zu nehmen oder Probleme zu erfinden. So ist aus der Ecke immer noch von ungelösten Speicherproblemen zu hören und beim Bedarf an neuen Hochspannungsleitungen wird hoffnungslos übertrieben.

Nebenbei: Vom BDI hörte ich gerade die Bedenken, es gäbe kein Beispiel für den Atomausstieg. Wollen wir wirklich nur nachmachen, was andere uns vormachen? Solche Aussage von einem Industrieverband - erbärmlich!

Ob der Atomausstieg bei uns gelingt (Problem:
Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt), lässt sich heute noch
nicht sagen.

Es lässt sich nicht nur sagen, es lässt sich berechnen und es passt. Im übrigen halte ich Befürchtungen, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte würde durch den Strompreis beeinträchtigt, für weitgehend unbegründet. Verkauft wird über Alleinstellungsmerkmale, Know-how, Qualität, Liefertreue und Service. Oder wer glaubt, eine Werft in Taiwan ordert den Schiffspropeller aus McPomm, Saudis eine Motoryacht, Amerikaner ein Kreuzfahrtschiff, Chinesen einen Audi, Indonesier eine HGÜ-Anlage von Siemens oder sonstwer auf dem Globus kauft eine Schleifmaschine oder eine Zigarettenmaschine aus Bergedorf, weil die Dinger so schön billig sind? Ob Uhren von Lange, Beatmungsgeräte von Dräger oder was es auch sei, nichts wird über den Preis verkauft. Über den Preis werden Rohstoffe gehandelt, aber das ist nun wirklich keine deutsche Domäne.

Aber ich bin der Meinung, dass wir … mit einer positiven :Einstellung ans Werk gehen sollten!

Genau so. Wir müssen nicht die Nachahmer sein. Es wird gar nicht lange dauern, bis Delegationen zukünftiger Nachahmer anreisen, um sich anzugucken, wie es ein Industrieland schafft, eine sichere Stromversorgung ohne Umweltrisiken, ohne Brennmaterial, ohne Abgase und ohne Entsorgungsprobleme zu realisieren. So ganz stimmt’s zwar nicht, denn die ollen Braunkohlestinker bleiben uns noch eine Weile erhalten.

Gruß
Wolfgang

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Servus,

OK, wenn nicht die Primärenergie gewünscht ist, dann schauen wir uns eben lediglich den Strombedarf in Deutschland an:

2010 spricht Wiki von einem Bruttostrombedarf von 604 TWh pro Jahr. Der Anteil an erneuerbaren Energieträgern lag hier bei 17% (102,68 TWh). Das bedeutet, dass wir eine Versechsfachung der erneuerbaren Energieträger brauchen, um 100% des Strombedarfs von 2010 zu decken (zukünftige Entwicklung des Strombedarfs noch nicht mit eingerechnet).

Zu den genannten 604 TWh müsste man allerdings noch 163 TWh hinzurechnen, wollte man allein die derzeitigen Autos auf E-Autos umstellen (Link).

Mit E-Autos brauchen wir also schon ca. eine Verachtfachung der erneuerbaren Energieträger.

Wenn man dann noch beachtet, welche Umbaumaßnahmen in der Infrastruktur notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen - angefangen von Speicherkraftwerken bis hin zu neuen Leitungssystemen -so erkennt man, welchen gewaltigen Kraftakt solch ein Vorhaben darstellt…

Den Transport von Stromenergie aus sonnenreichen Ländern hat man übrigens meines Erachtens überhaupt nicht „im Griff“.

Weder das Problem von Transportverlusten ist geklärt, noch politische Probleme (um nur zwei Punkte zu nennen). Im Vergleich zu der politischen Stabilität nordafrikanischer Staaten nehmen sich z.B. Saudi-Arabien und Kuwait wie ein politisch ruhiger Hafen aus. Da könnte eine einzige Mohammed-Karikatur die Stromversorgung von ganz Europa gefährden. Ich glaube kaum, dass man das will.

Last but not least, hat man bei diesen Betrachtungen an den Bedarf von anderen „Energieformen“, wie zum Beispiel Heizungsenergie, noch überhaupt nicht gedacht.

Die vielzitierte „Gebäudesanierung“ mag zwar Heizkosten sparen, aber zu Lasten zahlreicher neuer Probleme - angefangen von verändertem Raumklima (= erhöhte Gefahr von Schimmelbefall, gerade bei „sanierten“ Altbauten) bis hin zur Entsorgungsproblematik der Dämmstoffe. Auch hier fehlen noch echte nachhaltige Konzepte, die wirklich eine Verbesserung herbeiführen und nicht nur einfach ein Problem zu gunsten eines anderen verschieben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Man sollte sich klar machen, dass in vielen Bereichen die nachhaltigen Konzepte fehlen bzw. eine echte Energiewende einen Kraftaufwand darstellt, der sich durchaus mit dem Bau der Pyramiden zu ihrer Zeit messen lassen kann.

In keinem Fall wird das alles mit der Einfachheit oder gar „kostenneutral“ geschehen, wie das einige hier im Forum glauben machen wollen.

Gruß,
Sax

Servus,

Du gehst davon aus, dass der Atomausstieg gratis zu haben sei.

Wo habe ich das angenommen?

Gruß,
Sax

Hallo!

…Das bedeutet, dass wir eine Versechsfachung
…also schon ca. eine Verachtfachung der erneuerbaren Energieträger.
… so erkennt man, welchen gewaltigen Kraftakt solch ein Vorhaben darstellt…

Auf diese Weise lässt sich nichts erkennen, schon gar nichts beurteilen.
Ist ein Pfund Butter mit 5 € teuer, billig oder angemessen bezahlt? Die Antwort wird nur durch Vergleich möglich, etwa mit Kaufkraft, Durchschnittseinkommen o. ä. Noch anschaulicher: Ein Foto zeigt irgendeinen Gegenstand. Über die Größe des Gegenstands lässt sich allein aufgrund des Fotos keine Aussage machen. Deshalb fotografiert man gleichzeitig einen Zollstock oder einen Gegenstand bekannter Größe, etwa eine Münze. Ebenso verhält es sich bei der Stromversorgung. Oha, ein Haufen Aufwand und mächtig teuer, ist hohl und nichtssagend. Erst durch gleichzeitige Betrachtung der Alternativen kommt man zu einer brauchbaren Aussage.

Beim Betrieb von Kernkraftwerken haben wir ungelöste Entsorgungsprobleme. Die Ansätze zur Entsorgung endeten desaströs mit wiederum ungelösten Problemen (siehe u. a. Asse). Wir haben es außerdem mit Risiken zu tun, die im Risikofall ganze Regionen dauerhaft unbewohnbar machen können, wobei unabhängig vom Standort des KKW vorher niemand weiß, welche Regionen betroffen sein werden, weil es witterungsabhängig ist. Das heißt mit anderen Worten: Den Risikofall haben wir nicht im Griff. Die Methode, den Risikofall auszuschließen, ist eine Fata Morgana. Es gibt keine unfehlbare Technik und es gibt keine unfehlbaren Menschen. Beides bräuchte man aber, wollte man den Risikofall ausschließen.

Mit hohen Sicherheitsanforderungen werden viele Einrichtungen betrieben, so dass eigentlich nichts passieren sollte. Trotzdem kollidieren Schienenfahrzeuge und stürzen Verkehrsflugzeuge ab. Die Folgen sind schlimm, viele Tote, hoher Schaden. Aber die Folgen sind überschaubar. Wo das Flugzeug abstürzte, wird wieder neu gebaut. Man muss kein Gebiet von der Größe eines Bundeslandes einzäunen, um es für Zeiten zu sperren, die länger sind, als die Geschichtsschreibung der Menschheit. Man muss nicht für die nächsten Generationen mit Missbildungen rechnen.

Der Betrieb kerntechnischer Anlagen ist mit allen anderen technischen Risiken nicht vergleichbar. Ob wir diese Risiken eingehen wollen, ist eine gesellschaftliche Frage, von gewählten Politikern zu beantworten. Die Menschen in Deutschland wollen die Risiken mehrheitlich nicht eingehen. In dieser Situation ist es völlig normal, dass die Interessengruppen ihren Standpunkt darstellen. Ich halte es auch für legitim, dass manches nicht stichhaltige Argument benutzt wird. Nicht stichhaltig ist z. B. das Kostenargument, das vermeintlich für KKW spricht. Das Argument spricht nämlich nur für KKW, solange man nicht alle Kosten berücksichtigt, etwa die Kosten eines Risikofalls oder die Kosten der Endlagerung und die Kosten in die Hose gegangener Lagerung, wie wir es mehrfach erlebten.

Zurück zu deiner Aussage vom „gewaltigen Kraftakt“: Wie groß ist der Kraftakt wohl im Vergleich mit einem eher kleinen Lager wie der Asse, die das größte Umweltproblem unseres Landes darstellt? Wie groß ist der Kraftakt im Vergleich mit den Folgen von Tschernobyl und Fukushima? Könntest du dir vorstellen, dass die Betroffenen gerne mit unseren Sorgen tauschen würden, weil sie solche Sorgen in Kenntnis des eingetretenen Risikofalls als geradezu lächerlich unbedeutend ansehen?

Den Transport von Stromenergie aus sonnenreichen Ländern hat man übrigens meines Erachtens überhaupt nicht :„im Griff“.
Weder das Problem von Transportverlusten ist geklärt

In Braunschweig wurde schon in den 30er Jahren an HGÜ entwickelt. Deutsche Unternehmen sind auf diesem Gebiet Weltmarktführer. Siemens liefert solche Anlagen in alle Welt. Etwa Indonesien ist mit seinen zahllosen Inseln kaum anders mit Strom zu versorgen. HGÜ ist ein Weg, der andere führt über Wasserstoff und Methan als transportable Energieträger. Sag nicht, das ginge nicht. Öl wird über den ganzen Globis transportiert und tausende Kilometer Gaspipeline sind nun wirklich nichts Ungewöhnliches.

Im Vergleich zu der politischen Stabilität nordafrikanischer Staaten…

Genau da liegt das Problem, nicht in der Technik. Wir haben es u. a. mit Flüchlingsströmen aus diesen Ländern zu tun. Armut, mangelhafter Bildungsstand, fehlende industrielle Infrastruktur sind die Ursachen auch für politische Instabilität in all ihren Erscheinungsformen. Die faire Zusammenarbeit zur Energieversorgung mit diesen Ländern wäre ein Weg zur Armutsbekämpfung. Ich möchte das Thema an dieser Stelle nicht zu weit auswalzen, will nur andeuten, dass es gemeinsame Interessen gibt. Mit kolonialem Gedankengut, wir sind die Macher und ihr kriegt was ab, wenn ihr schon artig seid, wird man aber nicht weit kommen.

Last but not least, hat man bei diesen Betrachtungen an den Bedarf von anderen „Energieformen“, wie zum Beispiel :Heizungsenergie, noch überhaupt nicht gedacht. Die vielzitierte „Gebäudesanierung“ mag zwar Heizkosten sparen, :aber zu Lasten zahlreicher neuer Probleme - angefangen von verändertem Raumklima (= erhöhte Gefahr von :Schimmelbefall, gerade bei „sanierten“ Altbauten)…

Wenn – wie es leider oft der Fall ist - Pfuscher ohne fachgerechte Planung und Bauüberwachung am Werk waren, stimmt deine Aussage. In allen anderen Fällen ist sie schlicht falsch.

Gruß
Wolfgang

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Aber hier muss man differenzieren, denn hier ging es ja um
Elektrizität. Und hier werden wir vermutlich keine
nennenswerten Einsparungen schaffen.

Warum eigentlich nicht?

Aus den Gründen die ich nannte.

aber dafür an anderen Stellen, z.B. durch Elektro-Mobilität auch
mehr Strom verbrauchen,

Warum eigentlich?

Weil Elektromotoren um ein Vielfaches effizienter sind, als Verbrennungsmotoren und wir daher verstärkt auf Elektromobilität setzen werden. Dass das zu einem höheren Stromverbrauch führt, ist wohl ziemlich offensichtlich. Dafür sind unsere Einsparungen anderswo ja um so höher.

Mir ist das immer alles zu kurz gedacht. Man könnte ja auch -
anstatt Benzin mit einem anderen „Feigenblatt“ zu ersetzen -

Elektromobilität ist kein „anderes“ Feigenblatt, sondern würde unseren Energiebedarf in diesem Bereich auf nur noch ein Viertel senken.

mal grundlegend über unsere Art der individuellen Mobilität
nachdenken. Ich sehe da viel Einsparpotential, je
langfristiger, desto mehr (durch z.B. Stadtplanerische
Aspekte).

Es spricht ja nichts dagegen, das auch zu machen. Aber du wirst individuelle Mobilität nicht mehr abschaffen. Und nicht alle Menschen leben in der Stadt. Das Einsparpotential beim Umstieg auf Elektrofahrzeuge liegt sicher deutlich höher, als das Einsparpotential durch einen stärkeren Ausbau des ÖPNVs. Von den Kosten ganz zu schweigen.

Man müsste nur mal vom verbreiteten: Ich will alles und zwar
immer und zwar sofort -denken ein wenig abrücken.
Dazu ist nur leider (noch) fast keiner bereit, da müssten
verschiedene Dinge sich vorher ändern (Preise z.B.).

Man muss nicht alles und zwar immer und sofort wollen, um ein Bedürfnis nach Individualverkehr zu haben. Wir Menschen haben Jahrtausende lang fast ausschließlich Individualverkehr betrieben. Das ist keine Erfindung der Neuzeit.

Bei Heizung und Warmwasser sind kurzfristig sicher die
größeren Einsparpotentiale recht einfach zu verwirklichen. Für
Mobilität und ähnliches bräuchte man neue Ideen und den Mut,
diese umzusetzen.

Bei Heizung und Warmwasser sind auch langfristig die größten Einsparpotentiale vorhanden, da sie schlicht und einfach der größte Posten sind. Und hier lässt sich fast Nullemission erreichen, zumindest im Bereich der Gebäudeversorgung. Was soll bitte noch mehr Potential haben, als wenn du den größten Posten in der Rechnung fast gegen null bringen könntest?

Was ich hier immer ärgerlich finde: Man baut ein Gebäude. Wird
ein Baustein marode, tauscht man ihn aus (gegen einen, der
auch nicht lange halten wird). Und das wieder und wieder an
verschiedenen Stellen. Man könnte ja mal drüber nachdenken, ob
nicht ein ganz neu organisiertes Gebäude seine Dienste viel
besser erfüllen würde. Dazu ist natürlich großer Aufwand
nötig. Finanziell und organisatorisch - bequem ist das nicht.

Man muss aber auch zwischen Wunschdenken und Realität unterscheiden. Der normale Häuslebauer hat üblicherweise nicht einfach mal das Geld, sein altes Haus abzureißen und ein neues hin zu stellen. Das ist nicht finanziell „unbequem“ sondern für die meisten Menschen schlicht und einfach unmöglich. Und selbst wenn jeder das Geld hätte, dann würdest du nicht jedes Gebäude bei dem „ein Baustein marode“ ist, gegen ein neues tauschen können, weil es auch nur begrenzte Kapazitäten im Bau gibt.

Sicher sollte man immer offen für innovative und neue Ideen sein, aber man sollte schon nicht außer Acht lassen, dass das a) jemand bezahlen muss, es b) nur begrenzte Ressourcen an „Manpower“ gibt und c) du auch die Leute dabei mitnehmen musst.

vg,
d.

3 Like

Hallo d.,

Man muss nicht alles und zwar immer und sofort wollen, um ein
Bedürfnis nach Individualverkehr zu haben. Wir Menschen haben
Jahrtausende lang fast ausschließlich Individualverkehr
betrieben. Das ist keine Erfindung der Neuzeit.

Sehr richtig!
In früheren Zeiten wäre Massentransport nur bei Völkerwanderungen und Trppenverlagerungen gefragt gewesen.

Erst mit der Industrialisierung und dem entstehen von Fabriken entstanden tägliche Transportströme, wie wir sie heute kennen.

Auch der Warenverkehr war hauptsächlich lokal und individuell.
Es gab zwar schon in der Steinzeit Fernhandel (z.B. Salz, Feuerstein) und später dann Seide und Gewürze, aber dies waren kleine Mengen.

MfG Peter(TOO)

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Wirkungsgrad
Hi!
Ein Gedanke dazu:

aber dafür an anderen Stellen, z.B. durch Elektro-Mobilität auch
mehr Strom verbrauchen,

Warum eigentlich?

Weil Elektromotoren um ein Vielfaches effizienter sind, als
Verbrennungsmotoren und wir daher verstärkt auf
Elektromobilität setzen werden.

Die Effizienz beziehst Du die auf die Einheit Strom bezogen auf die Fortbewegung oder auf die „Primärenergiequelle“?

Es spricht ja nichts dagegen, das auch zu machen. Aber du
wirst individuelle Mobilität nicht mehr abschaffen. Und nicht
alle Menschen leben in der Stadt. Das Einsparpotential beim
Umstieg auf Elektrofahrzeuge liegt sicher deutlich höher, als
das Einsparpotential durch einen stärkeren Ausbau des ÖPNVs.
Von den Kosten ganz zu schweigen.

Wenn ich die Diskussion um eine Prämie für den kauf von Elektroautos höre, dann denke ich, die Kosten sind wohl doch höher als viele denken. Da ein paar Busse mehr fahren zu lassen erscheint mir günstiger. Nur eine Schätzung

Man muss nicht alles und zwar immer und sofort wollen, um ein
Bedürfnis nach Individualverkehr zu haben. Wir Menschen haben
Jahrtausende lang fast ausschließlich Individualverkehr

In dem Umfang aber schon: Die Wege, die wir zurücklegen werden immer weiter. Unsere Geschwindigkeit nimmt zwar zu, aber der vergrößerte Radius frisst das wieder auf - wir verbringen mehr Zeit mit Mobilität als je Mensch zuvor. (hab ich schon öfter in durchaus verlässlichen Quellen gelesen, finde sie aber gerade nicht wieder).

Bei Heizung und Warmwasser sind auch langfristig die größten
Einsparpotentiale vorhanden, da sie schlicht und einfach der
größte Posten sind. Und hier lässt sich fast Nullemission
erreichen, zumindest im Bereich der Gebäudeversorgung. Was
soll bitte noch mehr Potential haben, als wenn du den größten
Posten in der Rechnung fast gegen null bringen könntest?

Nunja, das ist ja nur in unseren Breiten so.
Und das Potential nehme ich ja gerne mit.

Der normale Häuslebauer hat üblicherweise nicht

Das sollte ein Vergleich sein, der nicht den Bau von Häusern betrifft, sondern das gesamte „System“. mein Fehler, war nicht deutlich genug.

Sicher sollte man immer offen für innovative und neue Ideen
sein, aber man sollte schon nicht außer Acht lassen, dass das
a) jemand bezahlen muss, es b) nur begrenzte Ressourcen an
„Manpower“ gibt und c) du auch die Leute dabei mitnehmen
musst.

Ich sehe darin Riesenchancen für unseren Wirtschaftsstandort. Innovation und neue Techniken - damit könnte man richtig Geld verdienen. Statt dessen betreiben wir Flickschusterei - was an sich ja auch nicht verkehrt ist. Aber die Vision dahinter, die fehlt mir.

Grüße
kernig

Hallo,

Die Effizienz beziehst Du die auf die Einheit Strom bezogen
auf die Fortbewegung oder auf die „Primärenergiequelle“?

Natürlich auf die Primärenergie (also z.B. den Benzin), weil das ist ja das, was wir bisher an Energie in die Fortbewegung reinstecken.

Wenn ich die Diskussion um eine Prämie für den kauf von
Elektroautos höre, dann denke ich, die Kosten sind wohl doch
höher als viele denken. Da ein paar Busse mehr fahren zu
lassen erscheint mir günstiger. Nur eine Schätzung

„Ein paar Busse mehr“ ist gut…
Schau mal zu den Stoßzeiten auf eine gut befahrene Autobahn, Landstraße oder Ausfallstraße. Überleg dir mal wieviel Busse du brauchst, um all diese Leute zu befördern. Und sie dann auch noch zu all ihren verschiedenen Zielen zu bringen. Und das zu den entsprechenden Uhrzeiten.

Da brauchst du nicht ein paar mehr Busse, sondern eine riesige Armada an Bussen. Die musst du erst mal kaufen und unterhalten. Dann brauchst du dafür Busfahrer, die du auch bezahlen musst. Und was machen diese Unzahl an Busfahrern mit ihren Bussen während die ganzen Leute in der Arbeit sind? Die müssen dann rumstehen und trotzdem bezahlt werden. Dann bräuchtest du riesige Verteiler- und Umstiegsstationen, die das in den Stoßzeiten abfangen können. Usw usf…

Mir erscheint das nicht mal im Ansatz günstiger. Zumal damit dann ja noch eine enorme Einbusse an Flexibilität und zeitlicher Mehraufwand mit einhergeht für die Menschen, die du ja auch berücksichtigen musst.

In dem Umfang aber schon: Die Wege, die wir zurücklegen werden
immer weiter. Unsere Geschwindigkeit nimmt zwar zu, aber der
vergrößerte Radius frisst das wieder auf - wir verbringen mehr
Zeit mit Mobilität als je Mensch zuvor. (hab ich schon öfter
in durchaus verlässlichen Quellen gelesen, finde sie aber
gerade nicht wieder).

Das ist schon klar. Wenn jeder ein Bauer auf seinem Hof ist, beschränkt sich die Mobilität der meisten Leute auf den Weg vom Haus in den Stall und aufs Feld. Da wollen wir aber nicht ernsthaft zurück oder?

Aber wenn es dir um die Zeit geht die du unterwegs verbringst:
Glaubst du ernsthaft, dass du außerhalb von großen Innenstädten mit U-/S-Bahnnetz schneller mit dem Bus/Zug in die Arbeit kommst, als mit dem Auto? Im Gegenteil: Die meisten Menschen werden viel längere Arbeitswege haben.

Nunja, das ist ja nur in unseren Breiten so.
Und das Potential nehme ich ja gerne mit.

Sicher. Aber in anderen Breiten sind das entsprechend die Klimaanlagen. Auch hier lässt sich durch eine andere Bauweise das meiste davon einsparen.

Der normale Häuslebauer hat üblicherweise nicht

Das sollte ein Vergleich sein, der nicht den Bau von Häusern
betrifft, sondern das gesamte „System“. mein Fehler, war nicht
deutlich genug.

Aber die ganzen Häuser gehören zum „System“ und irgendwer müsste einen Neubau bezahlen. Und wer soll das tun, wenn nicht die Besitzer?

Ich sehe darin Riesenchancen für unseren Wirtschaftsstandort.
Innovation und neue Techniken - damit könnte man richtig Geld
verdienen. Statt dessen betreiben wir Flickschusterei - was an
sich ja auch nicht verkehrt ist. Aber die Vision dahinter, die
fehlt mir.

Ich denke unsere Ziele sind schon jetzt ziemlich ambitioniert. Wenn wir all das schaffen, was wir uns bis jetzt schon vorgenommen haben, dann sind wir eh schon mehr als gut. Was ist an der Halbierung unseres Energiebedarfs bis 2050 und der S… bis dahin bitte nicht visionär? Das zu schaffen wäre bereits sensationell und eine enorme Leistung.

vg,
d.

Hi nochmal!
Wir werden uns da wohl im Einzelnen nicht einig.

Die Effizienz beziehst Du die auf die Einheit Strom bezogen
auf die Fortbewegung oder auf die „Primärenergiequelle“?

Natürlich auf die Primärenergie (also z.B. den Benzin), weil
das ist ja das, was wir bisher an Energie in die Fortbewegung
reinstecken.

Also auch das, was man reinsteckt, um den Strom zu erzeugen. Darauf wollte ich hinaus. Angenommen, ein Steinkohlekraftwerk hat einen Wirkungsgrad von ca. 40 % (dazu noch der vom E-Motor, irgendwas über 90%), ein Verbrennnungsmotor von 35% (aus Wikipedia auf die Schnelle), dann sehe ich einfach den Vorteil nicht.
Zumal beim Verbrennungsmotor ja noch riesige Verbesserungen möglich sind.

Schau mal zu den Stoßzeiten auf eine gut befahrene Autobahn,
Landstraße oder Ausfallstraße. Überleg dir mal wieviel Busse
du brauchst, um all diese Leute zu befördern. Und sie dann
auch noch zu all ihren verschiedenen Zielen zu bringen. Und
das zu den entsprechenden Uhrzeiten.

Das ist genau, was ich meine: Müssen all diese Leute so weit zu ihren Arbeitsplätzen fahren? Jeder in 1 (besser 2, seit es SUVs gibt) t Blech? Einige bestimmt, aber vieles könnte man auch anders lösen.
4 Leute in ein Auto und die Autobahn ist nur noch 1/4 so voll. 30 Leute in einen Bus - du verstehst, was ich meine.

Aber z.B. Audi rund um Ingolstadt holt seine Leute auch mit Bussen ab - dafür sparen sie sich z.B. die Parkplätze und haben ausgeruhtere Leute in der Schicht.

Und was machen diese Unzahl an Busfahrern mit
ihren Bussen während die ganzen Leute in der Arbeit sind?

Die könnten ja selber dort arbeiten, wäre doch naheliegend. Busse müssen ja außerdem gewartet und gereinigt werden.

Mir erscheint das nicht mal im Ansatz günstiger.

Seh ich anders, aber wir werden beide den Nachweis nicht führen können.

dann ja noch eine enorme Einbusse an Flexibilität und
zeitlicher Mehraufwand mit einhergeht für die Menschen, die du
ja auch berücksichtigen musst.

Zeitlicher Mehraufwand? Das erklärst Du mal jemandem, der täglich eine Stunde im Stau mit dem Auto im Münchner Umland verbringt…

Das ist schon klar. Wenn jeder ein Bauer auf seinem Hof ist,
beschränkt sich die Mobilität der meisten Leute auf den Weg
vom Haus in den Stall und aufs Feld. Da wollen wir aber nicht
ernsthaft zurück oder?

Nein, aber einen Schritt weiter.

Aber wenn es dir um die Zeit geht die du unterwegs verbringst:
Glaubst du ernsthaft, dass du außerhalb von großen
Innenstädten mit U-/S-Bahnnetz schneller mit dem Bus/Zug in
die Arbeit kommst, als mit dem Auto? Im Gegenteil: Die meisten
Menschen werden viel längere Arbeitswege haben.

Genau da sehe ich den Verbesserungsbedarf.

Nunja, das ist ja nur in unseren Breiten so.
Und das Potential nehme ich ja gerne mit.

Sicher. Aber in anderen Breiten sind das entsprechend die
Klimaanlagen.

Und elektrische Klobrillenheizungen :wink:
Im Ernst: Einen Heizung im Winter ist lebensnotwendig, eine Klimaanlage eher nicht.

Auch hier lässt sich durch eine andere Bauweise
das meiste davon einsparen.

Ja gerne!

Senkung des CO2-Ausstoßes um 80% bis dahin bitte nicht
visionär? Das zu schaffen wäre bereits sensationell und eine
enorme Leistung.

Ambitioniert? Vielleicht. Die Zeit von dieser Woche behauptet sogar: unmöglich zu schaffen. Aber eben nur Symptombehandlung, nicht Ursachenbehebung.

Schöne Grüße
kernig

Hallo,

Die Effizienz beziehst Du die auf die Einheit Strom bezogen
auf die Fortbewegung oder auf die „Primärenergiequelle“?

Natürlich auf die Primärenergie (also z.B. den Benzin), weil
das ist ja das, was wir bisher an Energie in die Fortbewegung
reinstecken.

Also auch das, was man reinsteckt, um den Strom zu erzeugen.

Natürlich.

Darauf wollte ich hinaus. Angenommen, ein Steinkohlekraftwerk
hat einen Wirkungsgrad von ca. 40 % (dazu noch der vom
E-Motor, irgendwas über 90%), ein Verbrennnungsmotor von 35%
(aus Wikipedia auf die Schnelle), dann sehe ich einfach den
Vorteil nicht.

Aber dein Auto fährt doch nicht mit Strom aus 100% Steinkohle. Du malst doch damit in deinem Vergleich ein Bild an die Wand, dass es so überhaupt nicht gibt. Wenn du schon etwas vergleichen willst, dann einen heutigen sparsamen Diesel/Benziner mit einem E-Auto im heutigen Strommix.

Wenn du z.B. den nach der aktuellen VCD-Umweltliste 2012/13 sparsamsten Diesel nimmst (Hyundai i20 blue 1.1 CRDi) dann braucht der 3,2 Liter Diesel auf 100 km. Wenn man das nun mit einem Elektro-Auto aus der gleichen Größenklasse vergleicht (z.B. Mitsubishi i-MiEV) dann kommt man in Sachen Energieverbrauch auf folgendes:

Kleinwagen:
 Vergleichbarer Diesel
 | Diesel | Elektro | nach Energie | nach CO2
--------------------------------|-----------|-----------|---------------------------
Kraftstoffverbrauch pro 100 km | 3,2 l | - | 1,3 l | 2,7 l
Energieverbrauch pro 100 km | 31,36 kWh | 13 kWh | 13 kWh | 
CO2-Ausstoß (heutiger Strommix) | 84g/km | 71g/km | 35g/km | 71g/km

Selbst mit dem heutigen Strommix erzeugt das Elektroauto 20% weniger CO2. Das entspräche einem Kraftstoffverbrauch von 2,7 Liter Diesel. Und der Vorteil am Elektromotor ist, dass auch größere Autos nicht extrem viel mehr Energie brauchen.
Und der Strommix der Zukunft wird ja einen deutlich geringeren fossilen Anteil haben, d.h. schon wenn wir unseren CO2-Ausstoß in der Stromerzeugung um 40% senken, dann produziert das Elektroauto nur noch die Hälfte an CO2 als der heute sparsamste Diesel. Und wenn du dein Elektroauto daheim mit deinen eigenen Solarzellen am Dach lädst, dann verursacht er sogar so gut wie überhaupt kein CO2.

Zumal beim Verbrennungsmotor ja noch riesige Verbesserungen
möglich sind.

Riesige Verbesserungen sind dort bei den heute spritsparendsten Motoren auch nicht mehr möglich. Die heutigen Bestleistungen im Kraftstoffverbrauch werden sich nur noch bedingt weiter senken lassen. Ein Elektroauto kann in ein paar Jahren durch den Umbau der Stromerzeugung einen CO2-Ausstoß haben, der einem Kraftstoffverbrauch von nur noch 1,5 Liter/100km entspricht. Soweit wirst du die Verbrennungsmotoren nicht optimieren können, da du dann bald an physikalische Schranken stößt was den Wirkungsgrad angeht.

Schau mal zu den Stoßzeiten auf eine gut befahrene Autobahn,
Landstraße oder Ausfallstraße. Überleg dir mal wieviel Busse
du brauchst, um all diese Leute zu befördern. Und sie dann
auch noch zu all ihren verschiedenen Zielen zu bringen. Und
das zu den entsprechenden Uhrzeiten.

Das ist genau, was ich meine: Müssen all diese Leute so weit
zu ihren Arbeitsplätzen fahren? Jeder in 1 (besser 2, seit es
SUVs gibt) t Blech? Einige bestimmt, aber vieles könnte man
auch anders lösen.

Du übertreibst. Der Anteil an SUVs auf den Straßen ist im einstelligen Prozentbereich. Der allergrößte Teil der Leute fährt Kleinwagen oder (unterere) Mittelklasse.

4 Leute in ein Auto und die Autobahn ist nur noch 1/4 so voll.
30 Leute in einen Bus - du verstehst, was ich meine.

Ich verstehe was du meinst, aber das ist nicht praktikabel. Ich arbeite nicht in der gleichen Firma wie meine Nachbarn. Ich arbeite zu anderen Arbeitszeiten als meine Nachbarn. Dass man mit Mitarbeitern in der gleichen Firma Fahrgemeinschaften bilden kann, wenn die ungefähr den gleichen Weg und die gleiche Arbeitszeit haben ist klar, aber das wird das Problem in keinster Weise lösen, weil das nur bei einem Bruchteil der Leute geht.

Aber z.B. Audi rund um Ingolstadt holt seine Leute auch mit
Bussen ab - dafür sparen sie sich z.B. die Parkplätze und
haben ausgeruhtere Leute in der Schicht.

Das macht BMW auch, aber das geht auch dort nur, weil dort mehrere tausend Beschäftigte in einer Firma mit gleichen Arbeitszeiten arbeiten und man die Busse daher voll kriegt. Ein kleines Unternehmen mit 20-30 Mitarbeitern die aus 10 Ortschaften kommen, kann das nicht machen.

Aber nur um das klar zu stellen:
Ich bin natürlich dafür, dass man Fahrgemeinschaften bildet, wo möglich. Oder dass große Firmen z.B. Busse einsetzen wenn möglich. Aber das sind keine Lösungen für das große ganze Problem, höchstens kleine Hilfestellungen.

Das große Problem wird sich nur lösen, wenn man weg vom Öl kommt. Und das wird in kurz- und mittelfristig in erster Linie einfach durch sparsamere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gehen die um die 3-4 Liter brauchen (wodurch sich der Energieverbrauch schon mal halbiert). Langfristig wird die Mobilität aber elektrisch werden, entweder direkt (E-Autos) oder indirekt (synthetische Kraftstoffe). Wie soll es auch anders sein? Wir haben schlicht nicht genug Öl, um das Zeug langfristig in Autos zu verbrennen.

Und was machen diese Unzahl an Busfahrern mit
ihren Bussen während die ganzen Leute in der Arbeit sind?

Die könnten ja selber dort arbeiten, wäre doch naheliegend.
Busse müssen ja außerdem gewartet und gereinigt werden.

Die Busfahrer sollen selber dort arbeiten? Z.b. in ner Werbeagentur oder ner IT-Beratungsfirma oder Rechtsanwaltskanzlei? Wie soll das bitte gehen? Oder soll dann ein Rechtsanwalt oder Grafiker nebenbei den Bus fahren? Sorry, aber das klingt nicht umsetzbar.
Und natürlich muss ein Bus gereinigt und gewartet werden, aber sicher nicht jeden Tag 8 Stunden wenn ich in der Arbeit bin…

Und jetzt rechne mal zusammen wie viel ein Bus im Jahr inkl. Anschaffung, Sprit, Wartung, Versicherung und dem Gehalt des Busfahrers kostet. Da bist du gleich mal überschlagsmäßig bei 100.000 EUR im Jahr. Das sollen die 30 Leute die da mitfahren bezahlen? Das sind über 3000 EUR pro Person nur um in die Arbeit zu kommen! Für das Geld krieg ich auch schon ein Auto und bin dann viel flexibler und kann das Auto v.a. auch noch anderweitig einsetzen, nicht nur für in die Arbeit und zurück.

Mir erscheint das nicht mal im Ansatz günstiger.

Seh ich anders, aber wir werden beide den Nachweis nicht
führen können.

Eben, dafür gibt es Leute und ganze Institute die sich professionell damit beschäftigen und mir ist keines davon bekannt, dass die Lösung in der weitgehenden Abschaffung des Individualverkehrs sehen würde.

dann ja noch eine enorme Einbusse an Flexibilität und
zeitlicher Mehraufwand mit einhergeht für die Menschen, die du
ja auch berücksichtigen musst.

Zeitlicher Mehraufwand? Das erklärst Du mal jemandem, der
täglich eine Stunde im Stau mit dem Auto im Münchner Umland
verbringt…

Und? Wie lange glaubst du fährst du mit dem Bus oder der Bahn? Du musst erst mal zur nächsten S- oder U-Bahnstation kommen. Dann musst du meist erst weit in die Stadt reinfahren damit du dann auf die entsprechende andere Linie umsteigen kannst, die dich in die Nähe deiner Arbeit bringt. Vielleicht musst du sogar 2x umsteigen, oder noch den Bus nehmen. Wie lange glaubst du, bist du da unterwegs? Und das ist jetzt in einem großen Ballungsgebiet mit guter ÖPNV-Struktur. In weniger dicht besiedelten Gebieten oder gar auf dem Land geht das gar nicht.

Das ist schon klar. Wenn jeder ein Bauer auf seinem Hof ist,
beschränkt sich die Mobilität der meisten Leute auf den Weg
vom Haus in den Stall und aufs Feld. Da wollen wir aber nicht
ernsthaft zurück oder?

Nein, aber einen Schritt weiter.

Jo, der Schritt ist aber sicher nicht die Abschaffung des Individualverkehrs.

Aber wenn es dir um die Zeit geht die du unterwegs verbringst:
Glaubst du ernsthaft, dass du außerhalb von großen
Innenstädten mit U-/S-Bahnnetz schneller mit dem Bus/Zug in
die Arbeit kommst, als mit dem Auto? Im Gegenteil: Die meisten
Menschen werden viel längere Arbeitswege haben.

Genau da sehe ich den Verbesserungsbedarf.

Und wie soll das gehen? Wie willst du in einem ländlichen Gebiet eine Mehrzahl der Menschen mit dem ÖPNV zur Arbeit oder zum Einkaufen bringen?

Im Ernst: Einen Heizung im Winter ist lebensnotwendig, eine
Klimaanlage eher nicht.

Nicht lebensnotwendig, aber notwendig in vielen Gebieten dieser Erde. Oder willst du dich bei 40°C, die sich Dank hoher Luftfeuchtigkeit in subtropischen Gebieten wie 45°C anfühlen, in ein Büro setzen ohne Klimaanlage? Ich nicht.

Senkung des CO2-Ausstoßes um 80% bis dahin bitte nicht
visionär? Das zu schaffen wäre bereits sensationell und eine
enorme Leistung.

Ambitioniert? Vielleicht. Die Zeit von dieser Woche behauptet
sogar: unmöglich zu schaffen. Aber eben nur Symptombehandlung,
nicht Ursachenbehebung.

Nein, ist es nicht.
Die Ursache für unseren hohen CO2-Ausstoß ist unsere Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen. Wenn wir unsere Energie regenerativ erzeugen, dann ist das Problem an der Wurzel gelöst.

vg,
d.

1 Like

Sie gehen der Vorstellung auf den Leim, dass man auch künftig mit Großindustrie den jetzigen verschwenderischen Lebensstil fortführen könnte. Das kann man jedoch nicht, denn man muss berücksichtigen, dass jede Industrie, und sei sie noch so „umweltschonend“ immer aus Rohstoffen besteht. Eisen, Kupfer, Nickel, Chrom, Titan, Aluminium, seltene Erde… etc etc und immer ist viel Öl dabei.

All das muss gefördert und verbaut werden, benötigt aber zu seiner Gewinnung irrsinnige Mengen an Energie. All das wird schon bald nicht mehr im heute normalen Maße verfügbar sein, und Experten sprechen hier vom Faktor 5. Wir müssen also auf 20% des Rohstoffverbrauchs von heute herunter, um nachhaltig zu sein. Da ist kein Platz mehr für eine globale Großindustrie, nur noch für regionale Versorgungen unter Einhaltung möglichst kurzer Transportwege. Es wird eine energieärmere Welt werden, aber nicht zwangsläufig eine schlechtere, wenn wir es intelligent genug angehen.