Hallo,
Die Effizienz beziehst Du die auf die Einheit Strom bezogen
auf die Fortbewegung oder auf die „Primärenergiequelle“?
Natürlich auf die Primärenergie (also z.B. den Benzin), weil
das ist ja das, was wir bisher an Energie in die Fortbewegung
reinstecken.
Also auch das, was man reinsteckt, um den Strom zu erzeugen.
Natürlich.
Darauf wollte ich hinaus. Angenommen, ein Steinkohlekraftwerk
hat einen Wirkungsgrad von ca. 40 % (dazu noch der vom
E-Motor, irgendwas über 90%), ein Verbrennnungsmotor von 35%
(aus Wikipedia auf die Schnelle), dann sehe ich einfach den
Vorteil nicht.
Aber dein Auto fährt doch nicht mit Strom aus 100% Steinkohle. Du malst doch damit in deinem Vergleich ein Bild an die Wand, dass es so überhaupt nicht gibt. Wenn du schon etwas vergleichen willst, dann einen heutigen sparsamen Diesel/Benziner mit einem E-Auto im heutigen Strommix.
Wenn du z.B. den nach der aktuellen VCD-Umweltliste 2012/13 sparsamsten Diesel nimmst (Hyundai i20 blue 1.1 CRDi) dann braucht der 3,2 Liter Diesel auf 100 km. Wenn man das nun mit einem Elektro-Auto aus der gleichen Größenklasse vergleicht (z.B. Mitsubishi i-MiEV) dann kommt man in Sachen Energieverbrauch auf folgendes:
Kleinwagen:
Vergleichbarer Diesel
| Diesel | Elektro | nach Energie | nach CO2
--------------------------------|-----------|-----------|---------------------------
Kraftstoffverbrauch pro 100 km | 3,2 l | - | 1,3 l | 2,7 l
Energieverbrauch pro 100 km | 31,36 kWh | 13 kWh | 13 kWh |
CO2-Ausstoß (heutiger Strommix) | 84g/km | 71g/km | 35g/km | 71g/km
Selbst mit dem heutigen Strommix erzeugt das Elektroauto 20% weniger CO2. Das entspräche einem Kraftstoffverbrauch von 2,7 Liter Diesel. Und der Vorteil am Elektromotor ist, dass auch größere Autos nicht extrem viel mehr Energie brauchen.
Und der Strommix der Zukunft wird ja einen deutlich geringeren fossilen Anteil haben, d.h. schon wenn wir unseren CO2-Ausstoß in der Stromerzeugung um 40% senken, dann produziert das Elektroauto nur noch die Hälfte an CO2 als der heute sparsamste Diesel. Und wenn du dein Elektroauto daheim mit deinen eigenen Solarzellen am Dach lädst, dann verursacht er sogar so gut wie überhaupt kein CO2.
Zumal beim Verbrennungsmotor ja noch riesige Verbesserungen
möglich sind.
Riesige Verbesserungen sind dort bei den heute spritsparendsten Motoren auch nicht mehr möglich. Die heutigen Bestleistungen im Kraftstoffverbrauch werden sich nur noch bedingt weiter senken lassen. Ein Elektroauto kann in ein paar Jahren durch den Umbau der Stromerzeugung einen CO2-Ausstoß haben, der einem Kraftstoffverbrauch von nur noch 1,5 Liter/100km entspricht. Soweit wirst du die Verbrennungsmotoren nicht optimieren können, da du dann bald an physikalische Schranken stößt was den Wirkungsgrad angeht.
Schau mal zu den Stoßzeiten auf eine gut befahrene Autobahn,
Landstraße oder Ausfallstraße. Überleg dir mal wieviel Busse
du brauchst, um all diese Leute zu befördern. Und sie dann
auch noch zu all ihren verschiedenen Zielen zu bringen. Und
das zu den entsprechenden Uhrzeiten.
Das ist genau, was ich meine: Müssen all diese Leute so weit
zu ihren Arbeitsplätzen fahren? Jeder in 1 (besser 2, seit es
SUVs gibt) t Blech? Einige bestimmt, aber vieles könnte man
auch anders lösen.
Du übertreibst. Der Anteil an SUVs auf den Straßen ist im einstelligen Prozentbereich. Der allergrößte Teil der Leute fährt Kleinwagen oder (unterere) Mittelklasse.
4 Leute in ein Auto und die Autobahn ist nur noch 1/4 so voll.
30 Leute in einen Bus - du verstehst, was ich meine.
Ich verstehe was du meinst, aber das ist nicht praktikabel. Ich arbeite nicht in der gleichen Firma wie meine Nachbarn. Ich arbeite zu anderen Arbeitszeiten als meine Nachbarn. Dass man mit Mitarbeitern in der gleichen Firma Fahrgemeinschaften bilden kann, wenn die ungefähr den gleichen Weg und die gleiche Arbeitszeit haben ist klar, aber das wird das Problem in keinster Weise lösen, weil das nur bei einem Bruchteil der Leute geht.
Aber z.B. Audi rund um Ingolstadt holt seine Leute auch mit
Bussen ab - dafür sparen sie sich z.B. die Parkplätze und
haben ausgeruhtere Leute in der Schicht.
Das macht BMW auch, aber das geht auch dort nur, weil dort mehrere tausend Beschäftigte in einer Firma mit gleichen Arbeitszeiten arbeiten und man die Busse daher voll kriegt. Ein kleines Unternehmen mit 20-30 Mitarbeitern die aus 10 Ortschaften kommen, kann das nicht machen.
Aber nur um das klar zu stellen:
Ich bin natürlich dafür, dass man Fahrgemeinschaften bildet, wo möglich. Oder dass große Firmen z.B. Busse einsetzen wenn möglich. Aber das sind keine Lösungen für das große ganze Problem, höchstens kleine Hilfestellungen.
Das große Problem wird sich nur lösen, wenn man weg vom Öl kommt. Und das wird in kurz- und mittelfristig in erster Linie einfach durch sparsamere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gehen die um die 3-4 Liter brauchen (wodurch sich der Energieverbrauch schon mal halbiert). Langfristig wird die Mobilität aber elektrisch werden, entweder direkt (E-Autos) oder indirekt (synthetische Kraftstoffe). Wie soll es auch anders sein? Wir haben schlicht nicht genug Öl, um das Zeug langfristig in Autos zu verbrennen.
Und was machen diese Unzahl an Busfahrern mit
ihren Bussen während die ganzen Leute in der Arbeit sind?
Die könnten ja selber dort arbeiten, wäre doch naheliegend.
Busse müssen ja außerdem gewartet und gereinigt werden.
Die Busfahrer sollen selber dort arbeiten? Z.b. in ner Werbeagentur oder ner IT-Beratungsfirma oder Rechtsanwaltskanzlei? Wie soll das bitte gehen? Oder soll dann ein Rechtsanwalt oder Grafiker nebenbei den Bus fahren? Sorry, aber das klingt nicht umsetzbar.
Und natürlich muss ein Bus gereinigt und gewartet werden, aber sicher nicht jeden Tag 8 Stunden wenn ich in der Arbeit bin…
Und jetzt rechne mal zusammen wie viel ein Bus im Jahr inkl. Anschaffung, Sprit, Wartung, Versicherung und dem Gehalt des Busfahrers kostet. Da bist du gleich mal überschlagsmäßig bei 100.000 EUR im Jahr. Das sollen die 30 Leute die da mitfahren bezahlen? Das sind über 3000 EUR pro Person nur um in die Arbeit zu kommen! Für das Geld krieg ich auch schon ein Auto und bin dann viel flexibler und kann das Auto v.a. auch noch anderweitig einsetzen, nicht nur für in die Arbeit und zurück.
Mir erscheint das nicht mal im Ansatz günstiger.
Seh ich anders, aber wir werden beide den Nachweis nicht
führen können.
Eben, dafür gibt es Leute und ganze Institute die sich professionell damit beschäftigen und mir ist keines davon bekannt, dass die Lösung in der weitgehenden Abschaffung des Individualverkehrs sehen würde.
dann ja noch eine enorme Einbusse an Flexibilität und
zeitlicher Mehraufwand mit einhergeht für die Menschen, die du
ja auch berücksichtigen musst.
Zeitlicher Mehraufwand? Das erklärst Du mal jemandem, der
täglich eine Stunde im Stau mit dem Auto im Münchner Umland
verbringt…
Und? Wie lange glaubst du fährst du mit dem Bus oder der Bahn? Du musst erst mal zur nächsten S- oder U-Bahnstation kommen. Dann musst du meist erst weit in die Stadt reinfahren damit du dann auf die entsprechende andere Linie umsteigen kannst, die dich in die Nähe deiner Arbeit bringt. Vielleicht musst du sogar 2x umsteigen, oder noch den Bus nehmen. Wie lange glaubst du, bist du da unterwegs? Und das ist jetzt in einem großen Ballungsgebiet mit guter ÖPNV-Struktur. In weniger dicht besiedelten Gebieten oder gar auf dem Land geht das gar nicht.
Das ist schon klar. Wenn jeder ein Bauer auf seinem Hof ist,
beschränkt sich die Mobilität der meisten Leute auf den Weg
vom Haus in den Stall und aufs Feld. Da wollen wir aber nicht
ernsthaft zurück oder?
Nein, aber einen Schritt weiter.
Jo, der Schritt ist aber sicher nicht die Abschaffung des Individualverkehrs.
Aber wenn es dir um die Zeit geht die du unterwegs verbringst:
Glaubst du ernsthaft, dass du außerhalb von großen
Innenstädten mit U-/S-Bahnnetz schneller mit dem Bus/Zug in
die Arbeit kommst, als mit dem Auto? Im Gegenteil: Die meisten
Menschen werden viel längere Arbeitswege haben.
Genau da sehe ich den Verbesserungsbedarf.
Und wie soll das gehen? Wie willst du in einem ländlichen Gebiet eine Mehrzahl der Menschen mit dem ÖPNV zur Arbeit oder zum Einkaufen bringen?
Im Ernst: Einen Heizung im Winter ist lebensnotwendig, eine
Klimaanlage eher nicht.
Nicht lebensnotwendig, aber notwendig in vielen Gebieten dieser Erde. Oder willst du dich bei 40°C, die sich Dank hoher Luftfeuchtigkeit in subtropischen Gebieten wie 45°C anfühlen, in ein Büro setzen ohne Klimaanlage? Ich nicht.
Senkung des CO2-Ausstoßes um 80% bis dahin bitte nicht
visionär? Das zu schaffen wäre bereits sensationell und eine
enorme Leistung.
Ambitioniert? Vielleicht. Die Zeit von dieser Woche behauptet
sogar: unmöglich zu schaffen. Aber eben nur Symptombehandlung,
nicht Ursachenbehebung.
Nein, ist es nicht.
Die Ursache für unseren hohen CO2-Ausstoß ist unsere Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen. Wenn wir unsere Energie regenerativ erzeugen, dann ist das Problem an der Wurzel gelöst.
vg,
d.