Energie Strategie nach Atomausstieg

Technisch sind viele Verfahren denkbar, die zur umweltverträglichen Erzeugung von elektrischem Strom oder zur Herstellung von Treibstoffen ohne Rückgriff auf fossile Grundstoffe herangezogen werden könnten. Diese Verfahren kommen aber nicht zur Anwendung, weil sie bisher als unwirtschaftlich betrachtet wurden. Beispiele:
• Riesige solarthermische oder photovoltaische Kraftwerke in Spanien oder Nordafrika mit Stromtransport nach Zentraleuropa oder mit örtlicher Nutzung der Energie zur Erzeugung von Gas und flüssigem Treibstoff, die beide nahezu verlustfrei nach Zentraleuropa transportiert werden können.
• CO2-Filterung aus der Atmosphäre zwecks Herstellung von Gas oder flüssigem Treibstoff
• Verschiedene Nutzungsvarianten von Geothermie

Frage: Gibt es irgendwelche Studien, die grob aufzeichnen, zu welchem Preis was zu haben ist? Also, wenn der Strom beim Verbraucher 20 Cents, 40 Cents, 80 Cents kosten darf oder wenn der Liter Benzin an der Tanksäule EUR 1.80, 2.60, 4.20 kosten darf.

Wer kann mir entsprechende Links angeben?

Hallo,

wenn es deutschsprachig sein soll würde ich die Veröffentlichungen des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) empfehlen, der zu solchen Themen Arbeiten erstellt und bestehende wissenschaftliche Literatur ausgewertet.

Gerade erst ist das siebte Politikpapier „Finanzierung der globalen Energiewende“ heraus gegeben worden. Dort wirst du zwar keine Ct/kWh Preise finden, aber dies wäre ohnehin nur begrenzt möglich und sinnvoll ist (weil das nur ein Teil der Rechnung wäre, siehe weiter unten).

Wenn du z.B. nur 50% weniger Heizenergie brauchst, dann kann das Heizöl auch doppelt so teuer sein, ohne dass die laufenden Kosten für dich teurer sind. Oder anderes Beispiel, wenn wir weniger Geld an die ölfördernden Länder zahlen, dann verbleibt mehr Geld in unserem Land, was zu mehr Steueraufkommen führt usw. Du hast deshalb ja auch volkswirtschaftliche Vorteil wenn du z.B. weniger fossile Brennstoffe brauchst und es ist letztlich eine Frage der Politik, wie sie die Belastungen und Entlastungen eines Umstiegs auf Erneuerbare Energien verteilen will (und das können wir letztlich ja auch in Wahlen mitbestimmen).

Wenn du z.B. zwar mehr für Energie zahlst, aber dafür weniger an Steuern, dann kannst du ja nicht einfach sagen, dass es schlechter geworden ist, sondern du musst die Summe der Belastungen oder Entlastungen anschauen, die sich aus dem Umstieg ergeben. Daher wirst du in solchen Studien in aller Regel volkswirtschaftliche Abschätzungen finden, und keinen Tankstellenpreis für den Liter Benzin-Ersatz.

Andere deutlich umfangreichere Untersuchungen des WBGU zu diesen Themen finden sich in den diversen Hauptgutachten, von denen z.B. die von 2003 und 2011 für dich interessant wären:

Hauptgutachten 2011: Gesellschaftsvertrag für eine G…

Hauptgutachten 2003: Energiewende zur Nachhaltigkeit

Frage: Gibt es irgendwelche Studien, die grob aufzeichnen, zu
welchem Preis was zu haben ist? Also, wenn der Strom beim
Verbraucher 20 Cents, 40 Cents, 80 Cents kosten darf

Nur mal so ganz grob überschlagen:

Wenn du heute Solarstrom mit neuen PV-Anlagen in Deutschland betrachtest, dann erzeugt der schon Strom für weniger als 15 Ct/kWh, Wind schon für rund 8 Ct/kWh. Jetzt weht der Wind natürlich nicht immer und die Sonne scheint auch nicht immer, d.h. du bräuchtest nach wie vor konventionelle Kraftwerke, die diese Schwankungen ausgleichen. Aber die würden vielleicht nur noch 20% der Zeit laufen, statt wie bisher vielleicht 60-70%. Die Kosten der Stromerzeugung aus diesen Kraftwerken würde also um das 2-3 fache steigen. Aber nur die für die Stromerzeugung, und die liegt bei konventionellen Kraftwerken bei etwa 6 Ct/kWh. Da würden wir also dann vielleicht so bei 15 Ct/kWh liegen, also gerade mal 11 Ct teurer. Und das auch nur für 20% des Stroms. Man muss sich ja vor Augen halten dass nur ein Bruchteil des Stroms wirklich aus den Kosten der Stromerzeugung resultiert. Wenn man also das Vorhalten von Regelleistung vergüten würde, dann wären auch Kraftwerke rentabel, die nur 20% der Zeit laufen und eben nur, wenn Sonne und Wind gerade nicht ausreichend funktionieren. Und überschlagsmäßig würde ich schätzen, dass wir so einen Strompreis von unter 30 Ct/kWh bei einem Anteil der Erneuerbaren von 80% erzielen könnten.

Bei Benzin ist es etwas anders. Wenn du statt Benzin mit Elektrizität fahren würdest, dann wären die Treibstoffkosten so oder so sehr billig. Da bist du dann selbst bei einem Strompreis von 30 Ct/kWh bei einem Preis der in etwa 1 EUR pro Liter Benzin entsprechen würde. Hier nutzt dir dieser Preis dann aber auch nicht viel, denn selbst wenn du nur 50 Ct für ein Äquivalent von einem Liter Benzin zahlen würdest, so sind die Kosten für die Elektromobilität nicht davon abhängig, sondern von der Erschwinglichkeit der Elektro-Autos.
Auch das zeigt, dass die Angabe eines Preises pro Liter oder kWh nur begrenzt sinnvoll ist, weil dies eben nicht alle Kosten oder Entlastungen umfasst.

vg,
d.

Danke für Deine ausführlichen Informationen und, besonders, für den Hinweis auf den WBGU! Ich werde von ihm gerne Gebrauch machen.

Meine Frage war eher technischer als politisch/volkswirtschaftlicher Art. Letztlich geht es darum, genügend Strom und Treibstoff für alle und alles zu haben und dies ohne Umweltbelastung! Man darf die Industrie (Schwerindustrie, Gewerbe, Dienstleistungssektor) und die Logistik (Transport, Versorgung) als ebenso grosse Energieverbraucher nicht vergessen.

Der Atomausstieg ist ein grosser Schritt. Es braucht daher auch einen grossen Schritt, um eine Zukunft mit umweltverträglicher Energie in ausreichendem Masse zu vertretbaren Kosten zu realisieren. Es ist unehrlich, vermehrt fossile Energieträger heranzuziehen und die Leute glauben machen, mit ein paar Solar- und Windkraftanlagen und etwas Wärmedämmung sei das Problem gelöst.

Hallo!

Meine Frage war eher technischer als
politisch/volkswirtschaftlicher Art.

Auf diesem Gebiet kommt man mit getrennter Betrachtung technischer, politischer, volks- und betriebswirtschaftlicher Fragen zu keinem sinnvollen Ergebnis. Wollte man etwa nur die technischen Fragen beleuchten, müsste man lange suchen. Es gibt nämlich keine, jedenfalls keine grundsätzlicher Natur (nur noch lösbare Fleißaufgaben).
An HGÜ zur Übertragung elektrischer Energie wird in D schon seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelt und seit Jahrzehnten baut z. B. Siemens solche Anlagen. Photovoltaik wird seit Anfang der 70er eingesetzt, zunächst nur zur Versorgung von Satelliten, weil eine einzige Zelle von 20 x 20 mm² stolze 100 DM kostete, aber schon damals gab es die Idee, in den sonnenreichsten Gegenden der Sahara große Photovoltaik-Anlagen zu bauen und damit Europa mit Strom zu versorgen. Dagegen sprachen der Preis und die politischen Verhältnisse. Die Technik war vorhanden - vor 40 Jahren!

Das im Detail durchdachte und publizierte Konzept einer ausschließlich auf Wasserstoff basierenden Energiewirtschaft liegt mir in Buchform seit Anfang der 80er vor, ist aber schon ein paar Jahre älter. Inzwischen gibt es die Idee, überschüssigen Strom aus Windkraftanlagen zur elektrolytischen Wasserstoffgewinnung zu nutzen, mit CO2 zu Methan zu verbinden und ins Erdgasnetz einzuspeisen - die Lösung des Speicherproblems!
Das erste Passivhaus, für das sich nur niemand interessierte, wurde schon vor 60 Jahren in den USA gebaut. Es interessierte niemanden, weil der Rohölpreis bei 2 $ pro Barrel lag. Völlig abwegige Idee, bei solchem Preis Energie sparen zu wollen. Es reichte, wenn Hauswände vor Wind und Regen schützten und stabil genug waren, um einen Nagel einzuschlagen. Man brauchte hierzulande 200 bis 300 kWh pro m² und Jahr für ein Haus noch bis vor wenigen Jahren. Heute reicht ein Zehntel ohne besondere Anstrengungen. Mit besonderen Anstrengungen braucht man gar nichts mehr oder hat sogar Energie übrig.

Letztlich geht es darum, genügend Strom und Treibstoff für alle und :alles zu haben und dies ohne Umweltbelastung! Man darf die :Industrie (Schwerindustrie, Gewerbe, Dienstleistungssektor) und :die Logistik (Transport, Versorgung) als ebenso grosse :Energieverbraucher nicht vergessen.

Vergisst niemand.

Der Atomausstieg ist ein grosser Schritt. Es braucht daher
auch einen grossen Schritt, um eine Zukunft mit
umweltverträglicher Energie in ausreichendem Masse zu
vertretbaren Kosten zu realisieren.

Wir haben kein Energieproblem. Wir haben im Moment noch ein Energiespeicherproblem, aber auch nicht technisch bedingt, sondern nur durch einen Mangel an Anlagen.

Es ist unehrlich, vermehrt
fossile Energieträger heranzuziehen und die Leute glauben
machen, mit ein paar Solar- und Windkraftanlagen und etwas
Wärmedämmung sei das Problem gelöst.

Hier stört mich die Verniedlichung. Wärmedämmung betrifft den Energiebedarf von Gebäuden, der mit 40% des gesamten Primärenergieeinsatzes der größte Einzelposten beim Energiebedarf unseres Landes ist. Am größten Einzelposten lässt sich am wirksamsten sparen. Immerhin liegt zwischen dem Energiebedarf des größten Teils des Gebäudenestands und zeitgemäßem Standard der Faktor 10. Das bedeutet, dass selbst die ambitioniertesten Ziele bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes bis 2050 schon allein durch Gebäudedämmung erreichbar sind.

Das größte Hindernis sind aber nicht Technologien und Kosten, sondern die Köpfe, alte Zöpfe und Gewohnheiten. An etlichen Stellen werden Probleme an die Wand gemalt, statt Wege und Lösungen zu erarbeiten. Wenn wir uns langsam von Otto-Motoren verabschieden und erheblich effizientere E-Motoren benutzen, wenn wir uns allmählich von den Dampfkraftwerken verabschieden, die einschließlich der KKW den größten Teil des Kraftwerkparks ausmachen, kann ich bei aller Vorsicht nur Chancen erkennen. Risiken? Wo sind sie?

Ein Beispiel für eine Chance: Der Heizölpreis kommt langsam auf ein Niveau, das chemische Speicherung von Wärmeenergie im Niedertemperaturbereich wirtschaftlich macht. Sowas in dezentralen Anlagen, die nur Sonne, aber keinen Brennstoff brauchen, ist in Europa ein Markt in hoher dreistelliger Milliardengrößenordnung. Dazu die beträchtliche Entlastung durch deutlich fallende Ölimporte. Das sollten wir als Chance begreifen, statt nöhlend das Haar in der Suppe zu suchen und uns Jahre später (wie bei manchen anderen Techniken) zu beschweren, dass bei uns entwickelte Technik anderweitig realisiert wird.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Meine Frage war eher technischer als
politisch/volkswirtschaftlicher Art.

Aber so Dinge wie Strom- und Benzinpreis sind nun mal Preise, die zu einem großen Teil nicht technisch bedingt sind. Sowohl beim Strompreis als auch beim Benzinpreis sind rund 50% des aktuellen Preises, den du als privater Endkunde zahlst, durch Steuern und Abgaben bedingt. Der Staat hat also beim Strom und Benzin einen großen Spielraum, die Preise so zu gestalten, dass sie erschwinglich bleiben, selbst wenn die darunterliegenden Kosten gestiegen sind. Die Mindereinnahmen muss er dann eben z.B. durch Einsparungen oder aus dem übrigen Steueraufkommen finanzieren. Wer dabei aber wie hoch belastet wird, ist ebenfalls wieder eine politische Entscheidung, keine technische.

Technisch ließe sich eine Versorgung mit einem Anteil von knapp 80% an regenerativen Energien im Strom- und Benzinmarkt sehr wohl bewerkstelligen, ohne dass sich der Energiepreis für die Endverbraucher über Gebühr erhöhen würde.

Wie das in Ct/kWh sich ausdrückt, hängt wie gesagt von der politischen Umsetzung ab. Aber wenn du mal annimmst, dass man es macht wie bisher (d.h. Steuern usw bleiben gleich), dann könntest du folgendes Szenario annehmen:

Wenn du z.B. von folgendem Strommix und folgenden Vergütungen ausgehst:

----------------------------------------------------
Erzeugung | Anteil | Stromerzeugungskosten
----------------------------------------------------
Photovoltaik | 14 % | 17 Ct/kWh
Wind (onshore) | 20 % | 8 Ct/kWh
Wind (offshore) | 15 % | 15 Ct/kWh
Biomasse | 10 % | 12 Ct/kWh
Geothermie | 1 % | 12 Ct/kWh
Wasser | 4 % | 8 Ct/kWh
Müll | 1 % | 8 Ct/kWh
Gas GuD/KWK | 10 % | 20 Ct/kWh
Gas (sonstige) | 10 % | 20 Ct/kWh
Kohle | 15 % | 20 Ct/kWh
----------------------------------------------------
Gesamt | 100 % | 15 Ct/kWh
----------------------------------------------------

Dann ergeben sich mittlere Stromerzeugungskosten über alle Erzeugungsarten hinweg von 15 Cent/kWh. Gas und Kohle werden dabei primär nur zum Ausgleich von Schwankungen genutzt, d.h. sie haben viel weniger Vollaststunden als jetzt, dafür eine rund 3-4x höhere Vergütung pro kWh als heute (im Prinzip wird die Bereithaltung von Kapazität in erster Linie damit bezahlt, für den Fall dass Sonne und Wind eben nicht scheinen). Das sollte wohl reichen, um diese Kraftwerke rentabel betreiben zu können. Die Vergütungssätze der Erneuerbaren entsprechen praktisch den aktuellen EEG-Sätzen, d.h. damit lässt sich das auch rentabel betreiben.

Der Anteil der Erneuerbaren (inkl Gas GuD/KWK) liegt dann bei etwa 75%. Der CO2-Ausstoß würde dann bei etwa 240 g/kWh liegen und damit um etwa 60% im Vergleich zur aktuellen Menge von 570 g/kWh reduziert.

Wenn du nun die gleichen Steuern, Abgaben und Netzentgelte annimmst wie bisher, dann ergäbe sich in etwa folgendes Endergebnis:

--------------------------------------
Kostenpunkt | Kosten pro kWh
--------------------------------------
Stromerzeugung | 15,0 Ct/kWh 
Netznutzung | 5,0 Ct/kWh
Mehrwertsteuer | 4,6 Ct/kWh
Stromsteuer | 2,1 Ct/kWh
Konzessionsabgabe | 1,8 Ct/kWh
§19 Umlage | 0,2 Ct/kWh
--------------------------------------
Gesamter Endpreis | 28,6 Ct/kWh
--------------------------------------

Mit anderen Worten: Mit diesem Energiemix und diesen Vergütungssätzen wäre ein Strompreis von unter 30 Ct/kWh (in aktuellem Geldwert) bei einem Anteil von 75% Erneuerbarer möglich und einer Reduktion der Co2-Emission um 60%.

Das wäre doch schon mal ein guter Schritt. Und bis das geschafft ist, stehen auch sicher effizientere und bessere Technologien zur Verfügung, sowohl in der Erzeugung, Speicherung als auch bei der Lastverteilung, so dass man dann den Anteil der Erneuerbaren noch weiter ausbauen könnte (z.B. in dem man Kohle ganz aus dem Mix wirft, was den CO2-Ausstoße nochmals halbieren würde).

Und nachdem wir aktuell eh schon bei fast 25 Ct/kWh sind, wären jetzt 29 Ct/kWh wie in der Überschlagsrechnung auch nicht wirklich unbezahlbar. Im Prinzip könnte man die Steuern auch um 4 Ct/kWh senken und den Strompreis so sogar stabil halten. Dann müsste man die Mindereinnahmen eben anders ausgleichen, aber das könnte man dann z.B. sozial verträglicher machen, denn hohe Energiepreise belasten logischerweise v.a. niedrige Einkommensgruppen überdurchschnittlich.

Es ist unehrlich, vermehrt
fossile Energieträger heranzuziehen und die Leute glauben
machen, mit ein paar Solar- und Windkraftanlagen und etwas
Wärmedämmung sei das Problem gelöst.

Das Problem ist damit nicht gelöst, aber damit ließe sich unser CO2-Ausstoß um gut die Hälfte reduzieren. Ich habe im Prinzip in obigem Szenario auch nicht viel anderes getan, als v.a. Wind- und Solarenergie weiter auszubauen. Das ist zwar noch keine finale Lösung, aber ein großer Schritt in diese Richtung. Und bis das erreicht ist, vergehen eh 25-30 Jahre. Bis dahin gibt es dann immer noch genügend Zeit, sich die weiteren Schritte zu überlegen oder neue Technologien zu adaptieren, die noch mehr zur Lösung beitragen.

vg,
d.

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Das ist zwar
noch keine finale Lösung, aber ein großer Schritt in diese
Richtung. Und bis das erreicht ist, vergehen eh 25-30 Jahre.
Bis dahin gibt es dann immer noch genügend Zeit, sich die
weiteren Schritte zu überlegen oder neue Technologien zu
adaptieren, die noch mehr zur Lösung beitragen.

Ich möchte hier nochmal eine Lanze brechen für die Geothermie. Vor allem die petrothermale Geothermie ist eine Technologie, die zwar streng genommen nicht besonders regenerativ ist, aber eine extrem saubere und effiziente Methode zur Energiegewinnung darstellt.

Aus Gründen die mir nicht klar sind, wird dort aber wenig geforscht und wenn, dann so dilletantisch (Stichwort: Tiefe Geothermie Sachsen), dass man sich doch sehr wundern muss, wer da Entscheidungen fällt.

Trotz alledem, das Pilotprojekt in Soulz sou forêt, läuft recht gut und man extrem viel für spätere Projekte daraus lernen können. Während die klassische Geothermie niemals viel zum Strom-Mix beitragen wird, hat die petrothermale durchaus das Potential ein wichtiger Bestandteil zu werden.

Moin,

Meine Frage war eher technischer als
politisch/volkswirtschaftlicher Art.

Auf diesem Gebiet kommt man mit getrennter Betrachtung
technischer, politischer, volks- und betriebswirtschaftlicher
Fragen zu keinem sinnvollen Ergebnis. Wollte man etwa nur die
technischen Fragen beleuchten, müsste man lange suchen. Es
gibt nämlich keine, jedenfalls keine grundsätzlicher Natur
(nur noch lösbare Fleißaufgaben).

Eben da liegt ja die Crux.
Lösbar wird das erst dann, wenn ein gemeinsamer Wille besteht.
In Nordafrika ist Energie in Hülle und Fülle - man muß sie nur noch ernten. Was bräuchte man dafür?
Zuerst einen politischen Konsens innerhalb der Länder, die Technologie, Geld und Bedarf stellen = der EU.
Das wird solange schwierig, wie der eine den Atomstrom verteidigt, der andere in vorauseilendem Aktionismus verdammt, ein dritter seinen Ölkonzernen hörig ist und außer Flickenstaaterei in Brüssel nichts passieert.
Als zweites müßte die Region, in der die Energie gewonnen wird, politisch stabilisiert sein.
Das kann man mit militärischen Mitteln versuchen, was so ziemlich der größte Hirnriß überhaupt wäre.
Oder man kann mit den beteiligten Staaten eine echte Partnerschaft anstreben, bei der Nordafrika billige (kostenlose?) Energie und Hilfe bei der Infrastruktur und Bildung bekommt. Anbetracht dessen, daß diese Länder zum gröten Teil aus nutzlosem Sand bestehen ein gutes Geschäft für sie.
Allein das dürfte der Demokratie dort mehr Vorschub leisten, als alle Kriege seit 1945. Und damit, bei steigender Bildung, würde auch der Islamismus (nota bene: NICHT der Islam!) zurückgedrängt. Dabei sollten möglichst meherre Staaten Nordafrikas beteiligt sein, damit eben nicht einer das neue Kuwait wird und die anderen der Sudan bleiben.
Drittens: Der Wille, das Projekt auch zu verteidigen.
Solche Anlagen und Projekte sind natürlich begehrte Ziele bei den unausrottbaren Irren dieser Welt - mithin müßten sie auch militärisch und hochtechnisch geschützt werden. Endlich mal eine sinnvolle Aufgabe für die Armeen Europas samt Drohnen, Satelliten, Flugverbotszonen etc. pp.
Wie gesagt: Alles unter dem Dach völkerrechtlich bindender und fairer Verträge.
Teuer? Ja , klar, aber von nix kommt nix. Energie wird in den nächsten Jahren ganz sicher nicht billiger und man muß dann schon mal über mehr als 4-x Jahre bis zur nächsten Wahl denken und rechnen.
Wahrscheinlich platzt es just am letzten Punkt…

RF

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Viele Grüße an das Milchmädchen:

Zahlen für das Jahr 2010 aus Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Installierte_Leistung
http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare_Energie

Erzeugung und Leistung | Energie Anteil | Inst. Leistung
im Jahr 2010 | (TWh) % | GW
------------------------+-----------------+--------------- 
Photovoltaik | 11,7 1,9 | 17,3
Wind (on- und offshore) | 37,8 6,2 | 27,2
Gesamt | 607,8 | 

Vom Milchmädchen für das Jahr ??? geplant:

Erzeugung (Anteil in %) | 2010 | ???? | Zuwachs-
 | | | faktor
------------------------+----------+-------+----------
Photovoltaik | 1,9 | 14 | 7,4
Wind (on- und offshore) | 6,2 | 35 | 5,6

Versuch: Ausbau Photovoltaik und Wind um Zuwachsfaktor

Installierte Leistung (GW) | 2010 | ???? | Faktor
----------------------------+------------+---------+----------
Photovoltaik | 17,3 GW | 153 GW | 7,4
Wind (on- und offshore) | 27,2 GW | 200 GW | 5,6

Problem: Netzlast in Deutschland (2010): maximal 82GW

Wenn man nur 153 GW (Photovoltaik) und 200 GW (Wind) installiert, erreicht man die in Aussicht genommenen Anteile von 14% und 35 % nicht, da ja bei einigermassen guten Sonnenschein oder Wind sogar die maximale Netzlast (und natürlich um so mehr die jeweils aktuelle Netzlast) überschritten wird und die erzeugbare Energie nicht abgenommen werden kann.

Man muss also noch mehr installieren, damit bei schlechten Bedingungen (Sonne und Wind) soviel abnehmbare Energie erzeugt werden kann, dass die in Aussicht genommenen Anteile erreicht werden. Die genauen Zahlen sind mir unbekannt, ich schätze dass etwa die dreifache Leistung installiert werden muss.

Dann stimmen aber die in Aussicht genommenen Produktionskosten für Photovoltaik und Wind nicht, da ja die Nutzungstunden der Anlage sinken.

Meine Rechnung ist zugegeben etwas krude, ich habe z.B. nicht zwischen Wind onshore und offshore unterschieden, weil mir keine Zahlen vorliegen. Dadurch bessert sich die Situation etwas.

Andererseits muss stets aus Gründen der Netzstabilität ein Anteil der Energie aus sehr schnell regelbaren konventionellen Kraftwerken kommen.

Schließlich ist noch zu erwähnen, dass die Hoffnung nicht relistisch ist, den durch Voltaik oder Wind erzeugten Überschussstrom an die Nachbarn im Ausland abdrücken zu können. Unsere Nachbarn im Ost bauen schon jetzt an den Übergabestellen Querregler ein, um den deutschen vagabundierenden Strom abzublocken.

Wie die ungeheuere Leistung von Offshore Strom abtransportiert werden soll, ist eine der vielen Fragen, die in diesem Zusammenhang zu stellen sind.

Nichts für Ungut

AGb

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Wer im Glashaus sitzt…

Viele Grüße an das Milchmädchen:

Schauen wir mal, wer hier von uns zwei dem Milchmädchen Grüße bestellen sollte…

Schauen wir uns mal deine Rechnung an:

a)
Du rechnest: 17,3 GW * Zuwachsfaktor 7,4 = 153 GW
Das ist aber falsch.
17,3 * 7,4 ergibt 128 GW.
Soviel solltest du schon hinkriegen, wenn du mir Milchmädchenrechnungen vorwerfen willst.

b)
Du wirfst installierte Leistung zum Jahres ende mit der erzeugten Energie über das ganze Jahr zusammen. Eine Anlage die im September
erst ans Netz geht, trägt zur Jahresgesamtenergie aber nur noch 15% (also fast nichts mehr) bei. Von September 2010 bis Dezember 2010 sind aber allein 2,5 GW zugebaut worden.

Wenn du das berücksichtigst, dann ist die, für die Jahresgesamtenergie relevante installierte Leistung im Jahr 2010 nämlich nur bei 12,8 GW, nicht bei 17,3 GW. Das macht dann um auf die 14% zu kommen nur noch 94 GW.

c)
Die installierte PV-Leistung hast sich seit 2010 bereits verdoppelt! Bis Juli 2012 waren bereits 30 GW installiert. Das ist mehr als doppelt soviel als im Juli 2010. Der Anteil der Photovoltaik betrug im ersten Halbjahr 2012 deshalb bereits 5,1% (!). Damit ist der nötige Zuwachsfaktor nicht mehr 7,4 sondern nur noch 2,7! Eigentlich sogar noch einen Tick weniger, da rund die Hälfte des Zubaus 2012 in den Monaten Juni/Juli stattfand und daher nur sehr wenig zum Ertrag des ersten Halbjahres 2012 beitragen konnte.

Insgesamt ergibt sich daher:
Wir brauchen nur noch einen Zuwachs um den Faktor 2,7 oder auf etwa 85 GW, um einen 14% Photovoltaik-Anteil im Strommix zu haben.

Wenn man nur 153 GW (Photovoltaik) und 200 GW (Wind)
installiert, erreicht man die in Aussicht genommenen Anteile
von 14% und 35 % nicht, da ja bei einigermassen guten
Sonnenschein oder Wind

Aber das stimmt daher nicht.

a)
Erstens stimmen deine Werte aufgrund deiner Rechenfehler gar nicht (s.o.).

b)
Zweitens erzeugt nicht jedes installierte GWp eine Leistung von 1 GW. Der Peak-Wert ist ein theoretischer Höchstwert, der praktisch nie erreicht wird, schon gar nicht flächendeckend in Deutschland. Den bisherigen Rekord in dieser Richtung haben wir im Mai 2012 erreicht, mit einer Leistung von 22 GW, bei zu diesem Zeitpunkt 27,2 GWp. Also nur etwa 80% des Peak-Wertes werden erreicht, und das auch nur unter ganz seltenen Bedingungen und nur für ganz kurze Zeit (das geht nur im Mai/Juni etwa über den Zeitraum von 2h um die Mittagszeit, und auch nur, wenn über ganz Deutschland kein Wölkchen ist).
Von den real 85 GWp die für einen 14% Anteil nötig sind, würden also maximal 68 GW erzeugt, nicht 153 GW wie du angibst.

sogar die maximale Netzlast (und
natürlich um so mehr die jeweils aktuelle Netzlast)
überschritten wird und die erzeugbare Energie nicht abgenommen
werden kann.

Photovoltaik erzeugt ihren Strom üblicherweise wenn die Sonne scheint und hat ihren Peak um Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht. Zu diesem Zeitpunkt ist im Sommer auch der Peak des Stromverbrauchs. Der liegt etwa bei 65 GW an Wochentagen und 45 GW am Wochenende.
Dazu haben wir bereits heute laut Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur 10 GW an Pumpspeicherleistung, die man jederzeit für einige Stunden hinzuschalten könnte. Dazu kommen nochmals 15 GW an Pumpspeichern in der Schweiz und in Österreich, die in der Mittagszeit sonst ebenfalls nicht pumpen würden. Allein damit haben wir also heute selbst am Wochenende die Kapazität etwa 70 GW an Strom abzunehmen. Mehr als alle Solarzellen die für den 14%-igen Erzeugungsanteil nötig wären zusammen selbst im besten Fall erzeugen würden.

Und das ist ja nur der Ist-Zustand (und auch nur ein Teil davon). Dazu kommen eine ganze Reihe von Faktoren, die du außerdem hier unterschlägst:

  • In den nächsten Jahrzehnten werden wir intelligentere Netzstrukturen und Geräte haben, die sich dann einschalten, wenn viel und billiger Strom vorhanden ist. Dadurch verteilt sich die Last viel besser und man kann mehr Strom zu solchen Spitzen abnehmen.

  • Die Pumpspeicherleistung wird sich in den nächsten Jahren erhöhen, d.h. wir werden dann noch mehr Leistung haben, die wir einsetzen können, um solche Erzeugungsspitzen abzufangen.

  • In der Mittagszeit ist es üblicherweise problemlos möglich, Strom zu exportieren. Das tun wir heute bereits schon, wenn viel Wind und Sonne im Netz ist. Auch das sind nochmal ein paar GW.

  • Bis zum Jahr 2030 werden wir sicher über 1 Mio Elektroautos haben, die rund 90% der Zeit stehen und die man mit je 10 kW laden kann. Allein damit könntest du nochmals größenordungsmäßig etwa 5-10 GW zusätzlich noch abnehmen.

  • Bis zum Jahr 2050 werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit 15% weniger Einwohner haben und damit auch einen geringeren Energieverbrauch, wodurch gar keine 85 GWp Leistung benötigt werden um den 14%-PV-Anteil zu schaffen, sondern nur noch 72 GWp, die maximal 58 GW erzeugen können.

  • Selbst wenn alle Stricke reißenm dann ist es keine Katastrophe, wenn man trotz allem für eine handvoll Ausnahmestunden im Jahr auch Solaranlagen mal vom Netz nimmt. Das verändert die Rentabilität der PV-Anlagen in keiner nenneswerten Weise.

  • Und noch eine ganze Reihe weiterer Dinge, die in dieser Liste noch fehlen…

Berücksichtigt man all das zumindest noch grob, dann kommen wir um das Jahr 2040/2050 rum (wenn man das mal als Zeithorizont für das ganze annimmt) am Wochenende auf einen regulären Peak-Verbrauch von 38 GW. Dieser ganz nochmals konservativ geschätzt allein mit rund 30 GW Pumpspeicherleistung (D/CH/A) auf rund 70 GW gebracht werden, und mit intelligten Netzen, Export und allem was wir uns in der Zukunft noch vorstellen können beim Umbau der Energienetze sicher auf 100 GW gebracht werden. Dem Gegenüber steht eine maximale Solarleistung von 68 GW. Deine Behauptung, dass die Netze dies im Regelfall gar nicht auffangen könnten, ist daher schlicht und einfach falsch.

Die genauen Zahlen sind mir unbekannt, ich schätze
dass etwa die dreifache Leistung installiert werden muss.

Die genauen Zahlen sind dir nicht bekannt, verrechnen tust du dich auch noch und schätzt einfach mal Pi-mal-Daumen nach Stammtischart, willst mir aber Milchmädchenrechnung vorwerfen? Sehr überzeugend…

Außerdem halte ich es bei einem Photovoltaik-Anteil von inzwischen 5,1% schon für ziemlich abenteuerlich, wenn du dich dann hinstellst, und sagst, dass eine Erhöhung auf 14% nicht möglich sei (selbst wenn du richtig gerechnet hättest). Ähnliche Bedenkenträger wie du haben nämlich vor 5 Jahren noch gesagt, dass die Photovoltaik in Deutschland *nie* einen relevanten Beitrag leisten wird und nicht mal auf 3% kommen würde. Schon 5 Jahre später wurden sie von der Realität eingeholt. Und du willst uns sagen, dass für einen Zeithorizont von 2040/2050 kein Anteil von 14% erreichbar wäre? Sicher, sicher, so wird das sein…

Wie die ungeheuere Leistung von Offshore Strom abtransportiert
werden soll, ist eine der vielen Fragen, die in diesem
Zusammenhang zu stellen sind.

Auch dafür wird sich eine Lösung finden, nämlich man muss wohl die dazugehörigen Leitungen bauen. Und über 40 Jahre Zeithorizont ist das ja wohl keine unlösbare Aufgabe.

vg,
d.

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Hallo,

Ich möchte hier nochmal eine Lanze brechen für die Geothermie.
Vor allem die petrothermale Geothermie ist eine Technologie,
die zwar streng genommen nicht besonders regenerativ ist, aber
eine extrem saubere und effiziente Methode zur
Energiegewinnung darstellt.

Da bin ich voll bei dir. Ich habe sie nur mit 1% berücksichtigt in meinem Posting, weil es halt noch kaum Anlagen im größeren Stil gibt. Und die von dir angesprochenen Hot-Dry-Rock Techniken sind noch in den Kinderschuhen. Alles andere ist halt schon viel weiter, aber klar, in 20 Jahren kann das ganz anders aussehen und vielleicht ist dann in dem von mir gezeigten Szenario fast keine Kohlekraft mehr nötig, weil man diese mit Geothermie ersetzen konnte.
Auf jeden Fall sollte man in dieser Richtung (und in diversen anderen Richtungen auch) *viel* mehr forschen, denn wie soll sich was entwickeln, wenn es keiner erforscht? Und andererseits pulvern wir Milliarden in alle möglichen Dinge, von Flughäfen die nicht fertig werden, zu Freizeitparks die keiner braucht oder in Rüstungsprojekt die man auch billiger hätte einfach kaufen können, aber bei der Forschung nach Energietechniken wird geknausert, obwohl das vielleicht der Punkt ist, der uns am meisten sparen würde bei der ganzen Energiewende. Ich möchte daher eine Lanze für die Forschung und v.a. Grundlagenforschung brechen, nicht nur für Geothermie sondern auch für alle anderen potentiellen Energieformen die für den Energiemix der Zukunft eine Rolle spielen könnten :smile:

vg,
d.

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Hallo!

Du schreibst hier von in der Tat nicht zukunftsfähigen Netzverhältnissen.

da ja bei einigermassen guten Sonnenschein oder Wind sogar die :maximale Netzlast (und natürlich um so mehr die jeweils aktuelle :Netzlast) überschritten wird und die erzeugbare Energie :nicht abgenommen werden kann.

Nicht abgenommener Strom aus z. B. Windkraftwerken ist wirtschaftlicher Irrsinn. Deshalb braucht’s Speicherkapazitäten. Dafür bieten sich verschiedene Technologien an. Pumpspeicherwerke sind ein Weg, der allerdings im Inland an Grenzen stößt. Die Speicherung in Form von Gas ist aber ein ohne weiteres gangbarer Weg. Dabei wird überschüssiger Strom zur elektrolytischen Wasserstoffgewinnung genutzt. Der Wasserstoff wird mit CO2 zu Methan verbunden und ins vorhandene Erdgasnetz eingespeist. Voilà - Problem gelöst!

Wenn du das berücksichtigst, erledigen sich deine Bedenken.

Gruß
Wolfgang

Solche Anlagen und Projekte sind natürlich begehrte Ziele bei
den unausrottbaren Irren dieser Welt - mithin müßten sie auch
militärisch und hochtechnisch geschützt werden.

Wenn man (wie zuweilen geplant) die Energie per Kabel transportiert, wären diese ein noch viel begehrteres Ziel und kaum zu schützen. Deshalb braucht man zusätzlich Energiespeicher, die eine Unterbrechung der Verbindung lange genug überbrücken können. Momentan verfügt Deutschland (zusätzlich zur einheimischen Kohle) über eine strategische Ölreserve für 90 Tage. Wie eine entsprechende Rückversicherung nach der Substitution von einheimischen Kohle- und Gaskraftwerken durch extrene Solarkraftwerke aussehen soll, kann ich mir nicht vorstellen. Ein Ausweg könnte darin bestehen, so viele Öl- oder Gaskraftwerke in Deutschland zu belassen, dass damit zumindest eine elementare Grundversorgung gewährleistet bleibt und diese mit Brennstoffen zu betreiben, die aus Solarenergie gewonnen werden. Auch ein Weiterbretrieb von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren wäre hilfreich.

Servus,

Die Speicherung in Form
von Gas ist aber ein ohne weiteres gangbarer Weg. Dabei wird
überschüssiger Strom zur elektrolytischen Wasserstoffgewinnung
genutzt. Der Wasserstoff wird mit CO2 zu Methan verbunden und
ins vorhandene Erdgasnetz eingespeist. Voilà - Problem gelöst!

So, so. So einfach! Und wie sieht hier der Wirkungsgrad aus?

Am Ende wäre es evtl. lukrativer keinen überschüssigen Strom zu erzeugen…

Gruß,
Sax

Am günstigsten wäre es
Was mir in all diesen Aufzählungen immer fehlt, ist die Möglichkeit Energie einzusparen.

Am günstigsten ist die Energie, die gar nicht erst verbraucht wird (Natürlich sind Investitionen dafür nötig, so blauäugig bin ich da nicht).

Grüße
kernig

Hallo,

Was mir in all diesen Aufzählungen immer fehlt, ist die
Möglichkeit Energie einzusparen.

Am günstigsten ist die Energie, die gar nicht erst verbraucht
wird (Natürlich sind Investitionen dafür nötig, so blauäugig
bin ich da nicht).

Da hast du völlig recht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Aber hier muss man differenzieren, denn hier ging es ja um Elektrizität. Und hier werden wir vermutlich keine nennenswerten Einsparungen schaffen. Oder besser gesagt: Wir werden zwar an vielen Stellen Strom einsparen, aber dafür an anderen Stellen, z.B. durch Elektro-Mobilität auch mehr Strom verbrauchen, so dass unterm Strich der Gesamtstromverbrauch eher kaum nennenswert fallen oder gar leicht steigen wird.

Aber das ist ja gewollt, weil wenn wir auf Elektro-Mobilität umsteigen, dann sparen senken wir zwar nicht den Stromverbrauch, aber dafür den an Öl/Benzin und zwar in einem wesentlich höheren Maße, so dass wir unterm Strich über alle Energieformen ganz sicher Energie einsparen werden.

Die großen Potentiale zum Energiesparen liegen aber wie gesagt hier nicht beim Stromverbrauch, sondern z.B. in der Gebäudebeheizung, der Warmwasserbereitstellung, Prozesswärme und der Mobilität. Und das sind zumeist Dinge, wo Strom eher eine geringe Rolle spielt.

vg,
d.

Hallo,

Die Speicherung in Form
von Gas ist aber ein ohne weiteres gangbarer Weg. Dabei wird
überschüssiger Strom zur elektrolytischen Wasserstoffgewinnung
genutzt. Der Wasserstoff wird mit CO2 zu Methan verbunden und
ins vorhandene Erdgasnetz eingespeist. Voilà - Problem gelöst!

So, so. So einfach! Und wie sieht hier der Wirkungsgrad aus?
Am Ende wäre es evtl. lukrativer keinen überschüssigen Strom
zu erzeugen…

Ich kann deiner Logik nicht ganz folgen.

Es geht doch um den Fall, dass mal zuviel Wind und Sonne zur Verfügung steht. Es kostet dann doch nichts diesen überschüssigen Strom zu erzeugen, denn das Windrad dreht sich, wenn mal gebaut, ja völlig umsonst.

Die Energie nicht zu erzeugen, also das Windrad dann abzuschalten, das wäre doch schlicht und einfach weggeworfenes Geld. Denn in dieser Zeit wäre der Wirkungsgrad bei null. Selbst wenn du also nur die Hälfte des Stroms z.B. in synthetischem Gas oder Wasserstoff umwandeln könntest, dann ist das immer noch besser, als ihn komplett einfach wegzuwerfen, in dem man die Windräder oder Solarzellen abschaltet.

vg,
d.

weitergedacht
Hallo!

Aber hier muss man differenzieren, denn hier ging es ja um
Elektrizität. Und hier werden wir vermutlich keine
nennenswerten Einsparungen schaffen.

Warum eigentlich nicht?

aber dafür an
anderen Stellen, z.B. durch Elektro-Mobilität auch mehr Strom
verbrauchen,

Warum eigentlich?
Mir ist das immer alles zu kurz gedacht. Man könnte ja auch - anstatt Benzin mit einem anderen „Feigenblatt“ zu ersetzen - mal grundlegend über unsere Art der individuellen Mobilität nachdenken. Ich sehe da viel Einsparpotential, je langfristiger, desto mehr (durch z.B. Stadtplanerische Aspekte).

Man müsste nur mal vom verbreiteten: Ich will alles und zwar immer und zwar sofort -denken ein wenig abrücken.
Dazu ist nur leider (noch) fast keiner bereit, da müssten verschiedene Dinge sich vorher ändern (Preise z.B.).

Die großen Potentiale zum Energiesparen liegen aber wie gesagt
hier nicht beim Stromverbrauch, sondern z.B. in der
Gebäudebeheizung, der Warmwasserbereitstellung, Prozesswärme
und der Mobilität. Und das sind zumeist Dinge, wo Strom eher
eine geringe Rolle spielt.

Bei Heizung und Warmwasser sind kurzfristig sicher die größeren Einsparpotentiale recht einfach zu verwirklichen. Für Mobilität und ähnliches bräuchte man neue Ideen und den Mut, diese umzusetzen.

Was ich hier immer ärgerlich finde: Man baut ein Gebäude. Wird ein Baustein marode, tauscht man ihn aus (gegen einen, der auch nicht lange halten wird). Und das wieder und wieder an verschiedenen Stellen. Man könnte ja mal drüber nachdenken, ob nicht ein ganz neu organisiertes Gebäude seine Dienste viel besser erfüllen würde. Dazu ist natürlich großer Aufwand nötig. Finanziell und organisatorisch - bequem ist das nicht.

Grüße
kernig

Grüße
kernig

Hallo!

Die Speicherung in Form
von Gas ist aber ein ohne weiteres gangbarer Weg. Dabei wird
überschüssiger Strom zur elektrolytischen Wasserstoffgewinnung
genutzt. Der Wasserstoff wird mit CO2 zu Methan verbunden und
ins vorhandene Erdgasnetz eingespeist. Voilà - Problem gelöst!

So, so. So einfach!

Von einfach hab ich nichts gesagt. Aber es ist technisch gelöst, die Einzelschritte von der Elektrolyse bis zur Methanherstellung schon seit sehr langer Zeit. Relativ neu ist nur die Idee, die einzelnen Technologien zusammenzuführen und zur chemischen Speicherung von Strom aus Windkraftanlagen zu nutzen http://de.wikipedia.org/wiki/EE-Gas.

Und wie sieht hier der Wirkungsgrad aus?

Der Gesamtwirkungsgrad von Strom bis Methan ist >50%. Ich kann nur allen Bedenkenträgern ans Herz legen, das Wirkungsgrad-Scheinargument schnellstmöglich zu vergessen. Der überschüssige Strom kostet doch im Grunde nichts, verheizt keine Primärenergieträger.

Jahrzehntelang wurde überschüssiger Strom aus KKW und Braunkohlekraftwerken, die als Dampfkraftwerke mit 40% Wirkungsgrad arbeiten, in Nachtspeicheröfen verheizt, um die Verbrauchskulisse an die bereitgestellte Kraftwerksleistung anzupassen. Nun soll Energie ganz und gar ohne den Einsatz von Primärnergieträgern gespeichert werden und der dabei erzielte gute Wirkungsgrad wird als Gegenargument benutzt. Das Argument ist technisch, ökologisch und kaufmännisch einfach nur unsinnig.

Eine Verbrauchskulisse kann auf der Erzeugerseite mit unter Volllast arbeitenden Anlagen, die zudem ohne Primärenergieträger auskommen und keine Abfälle erzeugen, gefahren werden, weil es Speicher gibt - das ist der denkbar günstigste Zustand (und kein Feld für irgendwelche Nölerei).

Keine stets mit beträchtlichen Umweltbelastungen verbundene Förderung von Primärenergieträgern, kein Import, keine Abhängigkeit und keine Rechnung für Primärenergieträger, keine Abgase, keine Entsorgungsprobleme - was will man eigentlich noch mehr?

Ich bin erschüttert und ratlos, dass bei solchem Idealfall für die Energieversorgung - von den Exportchancen für die feine Technologie ganz zu schweigen - überhaupt noch irgendwo ein Mucks Kritik kommt. Was wollen die Haar-in-der-Suppe-Sucher? Sind sie so scharf auf Kriege um Ressourcen? Oder haben sich diese Leute krampfhaft in ihrem Ökologie-ist-Scheiße-Standpunkt verbissen, dass der Krampf jede Wahrnehmung blockiert?

Einer gibt zu bedenken, es sei ja gar nicht erwiesen, dass der Klimawandel von Menschenhand verursacht wird, der nächste findet einen Landstrich, dem ein bisschen mehr Wärme vielleicht nicht schaden würde, ein Dritter bringt alles, was mit Ökologie zu tun hat, mit Trittin in Verbindung, den er nun gar nicht mag und deshalb seien alle Veränderungen Mist und selbstredend wird auch ein gar nicht übler Wirkungsgrad kritisiert, der überhaupt nur am Rande eine Rolle spielt.

Seit bald einem halben Jahrhundert ist bekannt, dass unser Weg bei schwindenden und teurer werdenden Ressourcen zu einer auf Sonne und Wind basierenden Energiewirtschaft führen muss. Ebenso lange ist bekannt, dass Wasserstoff (und seine Verbindungen) das geeignete Speichermedium abgibt, weil er sowohl zur Verstromung als auch für Antriebszwecke geeignet ist. Wiederum ebenso lange sind die technischen Wege zu einer derart nachhaltigen und die Umwelt nicht ruinierenden Energiewirtschaft bekannt. Die Realisierung scheiterte lange Zeit an zu niedrigen Preisen für Primärenergieträger. Wenn ohne große Mühe förderbares Öl billiger als Cola zur Verfügung steht, reichen Grundschulkenntnisse für die Berechnung, dass Alternativen kaufmännisch nicht darstellbar sind. Die Verhältnisse haben sich inzwischen geändert. Jetzt geht es für manche Zeitgenossen nicht mehr um Argumente. Sie wollen einfach nicht, koste es, was es wolle.

Gruß
Wolfgang

3 Like

Servus,

Es kostet dann doch nichts diesen
überschüssigen Strom zu erzeugen, denn das Windrad dreht sich,
wenn mal gebaut, ja völlig umsonst.

Eben das bezweifele ich, denn Abrieb/Abnutzung etc. sind sicherlich nicht „umsonst“. Auch die Dimensionierung der Anlage dürfte schon davon abhängen, ob man auf Speicherung setzt oder nicht.

Wenn man dann noch die Kosten für Transport, Umwandlung und Speicherung der überschüssigen Energie mitbetrachtet, insbesondere bei einem so verlustträchtigen Verfahren wie der Methangasgewinnung aus atmosphärischem CO2, dann stellt sich IMHO die berechtigte Frage, ob es nicht kostengünstiger wäre, ein paar mehr Windkrafträder oder noch besser reziproke Energiequellen (damit meine ich Energiequellen, die vor allem dann Energie liefern ´wenn kein oder wenig Wind zur Verfügung steht) vorzuhalten, in Spitzenbedarfszeiten die nötige Differenz abdecken.

Gruß,
Sax

Servus,

ja alles schon gehört, nichts davon ist neu.

Natürlich wäre es schön, wenn wir unsere gesamte Energie aus Sonne und Wind (was ja auch die Sonne ist) decken könnten.

Aber ich bin eben dagegen, alles mit einer rosaroten Ökobrille zu sehen.

Allein um unsere AKWs abschalten zu können, brauchen wir mehr Windkraftanlagen - die sich übrigens auch nicht ohne Verbrauch von Primärenergie bauen - als dem Auge und dem Vogelflug lieb sein kann.

Wer einmal im Schlagschatten eines wirbelnden, zischenden Windkraftwerkes leben musste, wird wissen, dass wir im eng besiedelten Deutschland im Inland an unsere Grenzen stoßen.

Nun, dann gibt es die Off-Shore-Parks mit all den Problemen, die eben ein Off-shore-Betrieb mit sich bringt. Schön - aus den Augen aus dem Sinn und sicherlich ökologischer als ein Kohle-KW, aber sicherlich nicht völlig unbedenklich. Wie sehr die Meeresfauna - angefangen vom Vogelflug bis hin zu neuen Muschelbänken - dadurch verändert wird, wird sich noch zeigen.

Doch auch hier stellt sich die Frage: Wie viele Windkraftwerke brauchen wir, wollten wir allein unseren heutigen Strombedarf damit decken?

Wikipedia sagt, dass wir 2011 einen Primärenergiebedarf von 14.057 Patajoule hatten, davon wurden lediglich ca. 10 % durch erneuerbare Energieträger (also alles von Solar bis Wasserkraft, von Biodiesel bis Stroh) gedeckt. Windenergie macht in diesem Mix gerade mal 10% aus, somit deckte Windenergie 2011 gerade mal ca. 1 % des Primärenergiebedarfs Deutschlands.

Wir müssten also theoretisch 100mal so viele Windkraftwerke bauen, um durch Windkraft unseren Primärenergiebedarf zu decken. Das klingt vielleicht immer noch nicht viel, bedenkt man aber, dass 2009 ca. 21.000 Windkraftanlagen in Deutschland standen, so reden wir hier über ca. 2.000.000 Windkraftanlagen, die insgesamt gebaut werden müssten. Könnte man die gesamte Nordsee mit Anlagen zupflastern (575.000 km2), so wären das 3-4 Anlagen pro Quadratkilometer. Würde man ganz Deutschland zupflastern wollen (obwohl sich nicht alle Landstriche dazu eignen) (357.000 km2) wären es sogar ca. 5 Anlagen pro Quadratkilometer.

Hinzu kommen noch andere Kraftwerke für die Deckung des Energiebedarfs bei Flaute und Sturm, bzw. Speicherkraftwerke…

Zwar mag sich der Wirkungsgrad bzw. die Ausbeute bei modernen Anlagen erhöhen, was die Zahl senken würde.

Man darf aber bei den obigen Abschätzungen auch nicht davon ausgehen, dass wir mit unserem Energiebedarf stehen bleiben, insbesondere, wenn auch noch E-Autos mit dem Strom betrieben werden sollen…

Gruß,
Sax