Wer im Glashaus sitzt…
Viele Grüße an das Milchmädchen:
Schauen wir mal, wer hier von uns zwei dem Milchmädchen Grüße bestellen sollte…
Schauen wir uns mal deine Rechnung an:
a)
Du rechnest: 17,3 GW * Zuwachsfaktor 7,4 = 153 GW
Das ist aber falsch.
17,3 * 7,4 ergibt 128 GW.
Soviel solltest du schon hinkriegen, wenn du mir Milchmädchenrechnungen vorwerfen willst.
b)
Du wirfst installierte Leistung zum Jahres ende mit der erzeugten Energie über das ganze Jahr zusammen. Eine Anlage die im September
erst ans Netz geht, trägt zur Jahresgesamtenergie aber nur noch 15% (also fast nichts mehr) bei. Von September 2010 bis Dezember 2010 sind aber allein 2,5 GW zugebaut worden.
Wenn du das berücksichtigst, dann ist die, für die Jahresgesamtenergie relevante installierte Leistung im Jahr 2010 nämlich nur bei 12,8 GW, nicht bei 17,3 GW. Das macht dann um auf die 14% zu kommen nur noch 94 GW.
c)
Die installierte PV-Leistung hast sich seit 2010 bereits verdoppelt! Bis Juli 2012 waren bereits 30 GW installiert. Das ist mehr als doppelt soviel als im Juli 2010. Der Anteil der Photovoltaik betrug im ersten Halbjahr 2012 deshalb bereits 5,1% (!). Damit ist der nötige Zuwachsfaktor nicht mehr 7,4 sondern nur noch 2,7! Eigentlich sogar noch einen Tick weniger, da rund die Hälfte des Zubaus 2012 in den Monaten Juni/Juli stattfand und daher nur sehr wenig zum Ertrag des ersten Halbjahres 2012 beitragen konnte.
Insgesamt ergibt sich daher:
Wir brauchen nur noch einen Zuwachs um den Faktor 2,7 oder auf etwa 85 GW, um einen 14% Photovoltaik-Anteil im Strommix zu haben.
Wenn man nur 153 GW (Photovoltaik) und 200 GW (Wind)
installiert, erreicht man die in Aussicht genommenen Anteile
von 14% und 35 % nicht, da ja bei einigermassen guten
Sonnenschein oder Wind
Aber das stimmt daher nicht.
a)
Erstens stimmen deine Werte aufgrund deiner Rechenfehler gar nicht (s.o.).
b)
Zweitens erzeugt nicht jedes installierte GWp eine Leistung von 1 GW. Der Peak-Wert ist ein theoretischer Höchstwert, der praktisch nie erreicht wird, schon gar nicht flächendeckend in Deutschland. Den bisherigen Rekord in dieser Richtung haben wir im Mai 2012 erreicht, mit einer Leistung von 22 GW, bei zu diesem Zeitpunkt 27,2 GWp. Also nur etwa 80% des Peak-Wertes werden erreicht, und das auch nur unter ganz seltenen Bedingungen und nur für ganz kurze Zeit (das geht nur im Mai/Juni etwa über den Zeitraum von 2h um die Mittagszeit, und auch nur, wenn über ganz Deutschland kein Wölkchen ist).
Von den real 85 GWp die für einen 14% Anteil nötig sind, würden also maximal 68 GW erzeugt, nicht 153 GW wie du angibst.
sogar die maximale Netzlast (und
natürlich um so mehr die jeweils aktuelle Netzlast)
überschritten wird und die erzeugbare Energie nicht abgenommen
werden kann.
Photovoltaik erzeugt ihren Strom üblicherweise wenn die Sonne scheint und hat ihren Peak um Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht. Zu diesem Zeitpunkt ist im Sommer auch der Peak des Stromverbrauchs. Der liegt etwa bei 65 GW an Wochentagen und 45 GW am Wochenende.
Dazu haben wir bereits heute laut Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur 10 GW an Pumpspeicherleistung, die man jederzeit für einige Stunden hinzuschalten könnte. Dazu kommen nochmals 15 GW an Pumpspeichern in der Schweiz und in Österreich, die in der Mittagszeit sonst ebenfalls nicht pumpen würden. Allein damit haben wir also heute selbst am Wochenende die Kapazität etwa 70 GW an Strom abzunehmen. Mehr als alle Solarzellen die für den 14%-igen Erzeugungsanteil nötig wären zusammen selbst im besten Fall erzeugen würden.
Und das ist ja nur der Ist-Zustand (und auch nur ein Teil davon). Dazu kommen eine ganze Reihe von Faktoren, die du außerdem hier unterschlägst:
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In den nächsten Jahrzehnten werden wir intelligentere Netzstrukturen und Geräte haben, die sich dann einschalten, wenn viel und billiger Strom vorhanden ist. Dadurch verteilt sich die Last viel besser und man kann mehr Strom zu solchen Spitzen abnehmen.
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Die Pumpspeicherleistung wird sich in den nächsten Jahren erhöhen, d.h. wir werden dann noch mehr Leistung haben, die wir einsetzen können, um solche Erzeugungsspitzen abzufangen.
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In der Mittagszeit ist es üblicherweise problemlos möglich, Strom zu exportieren. Das tun wir heute bereits schon, wenn viel Wind und Sonne im Netz ist. Auch das sind nochmal ein paar GW.
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Bis zum Jahr 2030 werden wir sicher über 1 Mio Elektroautos haben, die rund 90% der Zeit stehen und die man mit je 10 kW laden kann. Allein damit könntest du nochmals größenordungsmäßig etwa 5-10 GW zusätzlich noch abnehmen.
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Bis zum Jahr 2050 werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit 15% weniger Einwohner haben und damit auch einen geringeren Energieverbrauch, wodurch gar keine 85 GWp Leistung benötigt werden um den 14%-PV-Anteil zu schaffen, sondern nur noch 72 GWp, die maximal 58 GW erzeugen können.
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Selbst wenn alle Stricke reißenm dann ist es keine Katastrophe, wenn man trotz allem für eine handvoll Ausnahmestunden im Jahr auch Solaranlagen mal vom Netz nimmt. Das verändert die Rentabilität der PV-Anlagen in keiner nenneswerten Weise.
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Und noch eine ganze Reihe weiterer Dinge, die in dieser Liste noch fehlen…
Berücksichtigt man all das zumindest noch grob, dann kommen wir um das Jahr 2040/2050 rum (wenn man das mal als Zeithorizont für das ganze annimmt) am Wochenende auf einen regulären Peak-Verbrauch von 38 GW. Dieser ganz nochmals konservativ geschätzt allein mit rund 30 GW Pumpspeicherleistung (D/CH/A) auf rund 70 GW gebracht werden, und mit intelligten Netzen, Export und allem was wir uns in der Zukunft noch vorstellen können beim Umbau der Energienetze sicher auf 100 GW gebracht werden. Dem Gegenüber steht eine maximale Solarleistung von 68 GW. Deine Behauptung, dass die Netze dies im Regelfall gar nicht auffangen könnten, ist daher schlicht und einfach falsch.
Die genauen Zahlen sind mir unbekannt, ich schätze
dass etwa die dreifache Leistung installiert werden muss.
Die genauen Zahlen sind dir nicht bekannt, verrechnen tust du dich auch noch und schätzt einfach mal Pi-mal-Daumen nach Stammtischart, willst mir aber Milchmädchenrechnung vorwerfen? Sehr überzeugend…
Außerdem halte ich es bei einem Photovoltaik-Anteil von inzwischen 5,1% schon für ziemlich abenteuerlich, wenn du dich dann hinstellst, und sagst, dass eine Erhöhung auf 14% nicht möglich sei (selbst wenn du richtig gerechnet hättest). Ähnliche Bedenkenträger wie du haben nämlich vor 5 Jahren noch gesagt, dass die Photovoltaik in Deutschland *nie* einen relevanten Beitrag leisten wird und nicht mal auf 3% kommen würde. Schon 5 Jahre später wurden sie von der Realität eingeholt. Und du willst uns sagen, dass für einen Zeithorizont von 2040/2050 kein Anteil von 14% erreichbar wäre? Sicher, sicher, so wird das sein…
Wie die ungeheuere Leistung von Offshore Strom abtransportiert
werden soll, ist eine der vielen Fragen, die in diesem
Zusammenhang zu stellen sind.
Auch dafür wird sich eine Lösung finden, nämlich man muss wohl die dazugehörigen Leitungen bauen. Und über 40 Jahre Zeithorizont ist das ja wohl keine unlösbare Aufgabe.
vg,
d.