Energiepreissteigerung

Hallo zusammen,

ich muss für ein Projekt Energiepreisentwicklung darstellen. Bisher habe ich bzgl. Gas, Strom und Pellets immer auf die Zeitschrift Haus + Energie zurückgegriffen. Diese wird aber nicht mehr publiziert, so dass ich auf der Suche nach einer Alternative bin.

Kennt jemand Alternativen?
Vielen Dank,

Gruß

Hallo,

ich muss für ein Projekt Energiepreisentwicklung darstellen.
Bisher habe ich bzgl. Gas, Strom und Pellets immer auf die
Zeitschrift Haus + Energie zurückgegriffen. Diese wird aber
nicht mehr publiziert, so dass ich auf der Suche nach einer
Alternative bin.

Am besten und glaubwürdigsten dürften wohl die Zahlen des Statistischen Bundesamtes sein. Die Preisentwicklung aller wesentlicher Energietypen ist dort im Verbraucherpreisindex enthalten.

Abrufen kannst du die Daten hier:
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/data?..

Dort gehst du dann wie folgt vor:

  • Mit einem Klick auf „Zeit auswählen“ kannst du die Jahre auswählen, für die du die Daten haben willst (maximal 1991-2011). Die Daten werden monatlich aktualisiert, d.h. der letzte Wert in der Statistik ist momentan Oktober 2011.

  • Dann wählst du die Bestandteile des Verbraucherpreisindex aus, die dich interessieren. Hierzu wählst du in der Dropdown-Liste unten „Verwendungszwecke des Individualkonsums, 10-Steller“ aus und klickst daneben auf „auswählen“. Dort gibst du in das Feld „Auswahl“ den Code des Bestandteils aus, der dich interessiert. Eine Liste von Codes für energierelevante Dinge habe ich dir hier zusammengestellt:

    COICOP-Code Gegenstand

    CC0451015200 Strom, Monatsverbrauch 200 kWh
    CC0451015300 Strom, Monatsverbrauch 325 kWh
    CC0451015400 Strom, Monatsverbrauch 1275 kWh
    CC0452130100 Gas, Monatsverbrauch 1000 kWh
    CC0452130200 Gas, Monatsverbrauch 1600 kWh
    CC0452130300 Gas, Monatsverbrauch 2300 kWh
    CC0453010100 Extra leichtes Heizöl
    CC0454010100 Steinkohle, kein Koks
    CC0454030100 Braunkohle, kein Koks
    CC0722011100 Normalbenzin
    CC0722013100 Superbenzin
    CC0722013300 Superbenzin-Plus
    CC0722015100 Dieselkraftstoff, Cetanzahl = 60

  • Nach Eingabe des gewünschten Codes die Returntaste drücken oder den Pfeil anklicken und dann erscheinen unten die Treffer. Da wählst du dann die Dinge aus, die dich interessieren. Mit einem Klick auf „Übernehmen“ kommst du zurück zur Ausgangsseite.

Alternativ kannst du auch nach Begriffen suchen, wenn dich etwas interessiert, das in meiner Liste fehlt. Dann einfach bei „Sortierkriterium“ auf „Inhalt“ umstellen und statt nach einem Code nach einem Suchtext suchen, z.b. „öl“, „strom“, „gas“ etc.

  • Wenn du den Zeitraum und die gewünschten Waren aus dem Verbraucherpreisindex ausgewählt hast, dann klickst du auf der Ausgangsseite einfach auf „Werteabruf“.

Dort kannst du dir das dann z.B. als Excel-Tabelle, CSV-Daten, HTML oder als Grafik ausgeben lassen. Die Ausgabe der Strom, Gas und Super-Benzin Preise von 1991-2011 sieht dann z.B. so aus:
http://img195.imageshack.us/img195/1050/destatistscr…

Die Werte sind jeweils relativ zu den Preisen von 2005. Der letzte Wert von Oktober 2011 für Strom für normale Privatverbraucher (Verbrauch von 3500 kWh pro Jahr) z.B. war 138,1, d.h. Strom war im Oktober 2011 38,1% teurer, als 2005.

Die Bedienung der Webseite des Statistischen Bundesamtes ist zwar nicht grad benutzerfreundlich, aber es hört sich in obiger Bedienung komplizierter an, als es ist :wink:

Der Vorteil der Daten vom Statistischen Bundesamt ist, dass alle Daten nach dem gleichen Prinzip und Methodik erhoben werden, und du damit verschiedene Preisentwicklungen (z.B. Strom vs Benzin) miteinander vergleichen kannst. Auch sind die Preise wie der Name schon sagt, Verbraucherpreise, also spiegeln dass wieder, was der durchschnittliche Verbraucher in Deutschland für diese Dinge gezahlt hat.

Du kannst die Prozentzahlen aus dem Verbraucherpreisindex auch in Geldwerte umrechnen. Dazu müsstest du nur wissen, was der Durchschnittspreis dieser Dinge für 2005 war. Wenn du z.B. weißt, dass 2005 der Strompreis 18 Ct/kWh für einen normalen Haushalt (3500 kWh Jahresverbrauch) betragen hat, dann lag er im Oktober 2011 (Verbraucherpreisindex 138,1) bei 24,9 Ct/kWh ( = 1,381 * 18 Ct/kWh).

Eine weitere Alternative die mir noch einfällt, wären z.B. die Daten z.b. des BDEW (Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft). Dort gibt es Gas und Strompreise, aber Vorsicht: Die Statistiken sind nicht unbedingt Verbraucherpreise. Oft sind die Preise dort Börsenpreise oder Preise die zwischen den Energieversorgern gezahlt werden oder Vorsteuerpreise und spiegeln die Endverbraucherpreise daher nur ungefähr wieder. Daher wäre meine erste Wahl die Verbraucherpreise des Statistischen Bundesamtes.

vg,
d.

Wow,

vielen Dank.
Der Link ist super!
Für das aktuelle Projekt suche ich aber konkrete Endverbraucherpreise.

Trotzdem, der Link und Deine Erklärung sind super, vielen Dank.

Gruß

Blumenschein

Hallo,
für die Regenerativen ist wohl Carmen http://www.carmen-ev.de/ die wichtigste Quelle.
Für Strom und Gas würde ich mal bei den bekannten Vergleichsportalen schauen.
War in der Zeitschrift keine Quelle genannt?

Cu Rene

Links
Da werden Sie geholfen:

http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/…

http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS…

http://www.energie-verstehen.de/Energieportal/Naviga…

Hth,

tantal

Hallo,

Für das aktuelle Projekt suche ich aber konkrete
Endverbraucherpreise.

Das sind ja konkrete Endverbraucherpreise, nur eben prozentual. Du kannst sie in konkrete Geld-Preise umrechnen, wenn du einen Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt (Monat oder Jahr) kennst.

Wenn du also weißt, dass im Jahr 2008 der Strompreis für einen normalen Haushalt (etwa 3500 kWh Jahresverbrauch) bei 21,65 Ct/kWh (Zahl vom BDEW) lag, dann kannst du mit dem Verbraucherpreisindex dir die Strompreise aller anderen Monate und Jahre einfach ausrechnen, und zwar viel detaillierter und zuverlässiger als bei praktisch allen anderen Quellen. Du kannst richtig den Monat sehen, in dem z.B. die großen Versorger ihre Preise erhöht haben oder Steuern und Umlagen verändert wurden.

Wenn du z.B. aus dem Verbraucherpreisindex anhand obiger Angabe vom BDEW (Strompreis 2007 = 20,64Ct/kWh) einen Kilowattstunden-Preis für die anderen Jahre ausrechnest, dann kriegst du z.B. folgendes:

 Verbraucher- Aus VPI errechneter
Jahr BDEW-Strompreis preisindex Strompreis
---------------------------------------------------------------------
2000 13,94 Ct/kWh 81,46 15,00 Ct/kWh
2001 14,32 Ct/kWh 84,54 15,57 Ct/kWh
2002 16,11 Ct/kWh 88,24 16,25 Ct/kWh
2003 17,19 Ct/kWh 92,42 17,01 Ct/kWh
2004 17,96 Ct/kWh 96,00 17,67 Ct/kWh
2005 18,66 Ct/kWh 99,99 18,41 Ct/kWh
2006 19,46 Ct/kWh 103,78 19,11 Ct/kWh
2007 20,64 Ct/kWh 110,58 20,36 Ct/kWh
2008 21,65 Ct/kWh 117,60 21,65 Ct/kWh
2009 23,21 Ct/kWh 124,71 22,96 Ct/kWh
2010 23,69 Ct/kWh 128,53 23,66 Ct/kWh
2011 24,95 Ct/kWh 137,52 25,32 Ct/kWh

Wie du siehst, sind die Angaben für 2002-2011 ziemlich dicht beisammen, aber nicht gleich. Zum einen liegt das daran, dass der BDEW-Preis für Haushalte mit 3500 kWh gilt, der VPI-Preis vom statistischen Bundesamt sich dagegen auf Haushalt mit 3900 kWh Jahresverbrauch bezieht. Außerdem ignoriert der BDEW-Preis den Anteil der Haushalte mit Nachtstromtarif, der VPI beinhaltet diese.

Wie gesagt, trotz dieser methodischen Unterschiede, ist die Entwicklung seit 2002 ziemlich identisch. Aber man sieht auch einen deutlichen Unterschied, nämlich für die Jahre 2000 und 2001. Der BDEW-Preis gibt für den Übergang 2001/2002 einen für mich unrealistischen Preisanstieg von fast 2 Ct/kWh an, und das obwohl in diesem Jahr weder die Ökosteuer (heute Stromsteuer) noch die EEG-Umlage nennenswert gestiegen sind, und auch die Rohstoffpreise (Kohle, Öl, etc) sind in diesem Zeitraum nicht drastisch gestiegen. Deshalb scheint mir dieser Sprung in dieser Größenordnung irgendwie nicht plausibel, und ich würde wetten, dass die Zahlen vom Statischen Bundesamt hier die zutreffenderen sind.

Wenn du also die Wahl hast, würde ich an deiner Stelle die Zahlen vom Statistischen Bundesamt nehmen und diese wie oben gezeigt in „richtige“ Geldpreise umrechnen. Weil hier ist die Methodik über alle Jahre und alle Rohstoffe konstant und die Leute vom Stat. Bundesamt haben das Knowhow, solche Zahlen repräsentativ für ganz Deutschland zu erfassen. Bei Zahlen wie denen von Verbänden (siehe BDEW) oder Firmen wäre ich viel skeptischer, weil du hier keine Garantie hast, dass die Zahlen wirklich korrekt und nach der gleichen Methodik erfasst wurden.

vg,
d.

Ergänzung
Hallo nochmal,

ich hab hier mal nochmal schnell z.B. die Strompreise für Deutsche Haushalte seit 2000 anhand drei verschiedener Quellen (Statistsches Bundesamt, BDEW und Eurostat) zusammengestellt:

http://img32.imageshack.us/img32/5060/strompreisedeu…

Wie man sieht, haben sowohl Eurostat als auch der BDEW zwei unnatürliche Sprünge drin. Bei Eurostat hast die Kurve bei 2007 einen extrem deutlichen Knick, weil hier die Methodik der Erfassung verändert wurde. Und auch die BDEW-Kurve hat bei 2001 einen deutlichen Knick. Hier weiß ich zwar nicht die Ursache, aber ich wette, dass auch hier die Ursache eine Änderung der Methodik oder der Datenerfassung war.

Die einzige Kurve, die keinen solchen Sprung hat und die jeweils immer mit der Entwicklung der anderen Kurven (wenn diese keinen Sprung machten) übereinstimmte ist die des Statistischen Bundesamtes. Ich wollte das nur noch mal illustrieren, wieso ich bei anderen Quellen, selbst wenn es sich um eigentlich seriöse Quellen (Bundesverband Energiewirtschaft oder Eurostat) handelt, vorsichtig wäre. Wie gesagt: Wenn ich die Wahl hätte, würde ich daher die Daten vom Statistischen Bundesamt nehmen.

Quellen der anderen Zahlen:
BDEW: http://bdew.de/internet.nsf/id/DE_20100311_PM_46_Pro…
Eurostat (Vorsicht, Nettopreise. Muss man noch Steuern draufrechnen) http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=ta…

vg,
d.