Hallo,
Ziel dieser Geschichte mit „die vorhandene Infrastruktur
nutzen“ ist, dass sich bereits jetzt Widerstand formiert gegen
die drohenden Hochspannungstrassen. Wenn o.g. Pipelines schon
vorhanden sind, dann könnte man sie quasi sofort nutzen und
müsste nicht erst Prozesse mit Bürgern und
Naturschutzverbänden ausfechten.
Diese Sache ist aber nicht wirklich plausibel. Mit Wasserstoff geht das schon mal gar nicht, weil die Pipelines ja bereits Erdgas transportieren und du deshalb auch Erdgas (also Methan) einspeisen musst. Du musst also Methan synthetisieren und das hat einen extrem schlechten Wirkungsgrad.
Erst musst du Wasserstoff aus Elektrolyse gewinnen, was grob einen Wirkungsgrad von 70% hat. Dann musst du mit dem Sabatier-Prozess daraus Methan herstellen, was nur einen Wirkungsgrad von 50% hat. Dann musst du das Methan ja wieder in einem Gaskraftwerk verstromen, was in einem KWK Kraftwerk etwa mit einem Wirkungsgrad von 80% geht. Am Ende gehst du dann so mit einem Gesamtwirkungsgrad von 30% heraus, d.h. du brauchst 3x so viele Windräder im Norden(!). Selbst wenn wir ganz optimistisch von drastischen verbesserten Wirkungsgraden ausgehen, dann geht zumindest die Hälfte der Idee flöten. Wären auch immer noch doppelt soviele Windräder.
Was glaubst du, was das wohl für Bürgerproteste auslösen würde? Ganz zu schweigen davon, dass dementsprechend auch der Windstrom 2-3x so teuer würde. Da Windstrom so 10 Ct/kWh inkl MWSt in der Herstellung kostet, würde das die Kosten für Windstrom um bis zu 20 Cent pro kWh teurer machen. Das wird das ganze wohl kaum zu einem Erfolgsmodell machen…
Die Bürgerproteste gegen die Stromtrassen sind auch bei weitem überzeichnet. Die Proteste richtigen sich ja nur punktuell gegen bestimmte Abschnitte, die zu dicht an Siedlungen verlaufen. Erstens könnte man die Trassen meistens auch anders planen, so dass man viele der Proteste von vornherein vermeiden könnte und zweitens könnte man in Fällen, wo es nicht anders geht, die Leitung einfach abschnittsweise unter die Erde legen. Das ist zwar teurer als eine Freileitung, aber im Vergleich zu der Methan-Idee immer noch ein Spottpreis. Ganz zu schweigen dass du die Leitung ja nur einmal bezahlen musst beim Bau, den 3x so teuren Windstrom bei dem Methan-Zeugs dagegen ständig.
Wenn Strom gleich verbraucht wird, dann ist es daher viel sinnvoller, ihn auch als Strom zu transportieren. Das Methan-Zeugs macht ja nur als Energiespeicher für momentan überflüssigen Strom Sinn, z.B. um im Winter zuviel erzeugten Windstrom für den Sommer zu speichern. Aber auch dann würdest du nicht um Stromtrassen umherkommen, weil du den Methan-Strom ja genau dann nur verwenden würdest, wenn gerade nicht ausreichend Strom aus Wind erzeugt werden, d.h. die Stromleitungen ohnehin nicht ausgelastet sind. Wird genug Windstrom erzeugt, brauchst du deshalb so oder so die nötigen Stromtrassen um ihn zu den Verbrauchern zu bringen - Methan hin oder her.
vg,
d.