Hallo,
Auserdem legen die konservativen Englaender sehr viel wert auf
Tischsitten. z.B. vor allem die Haende haben waerend des
Essens nichts unter Tisch verloren, die Gabel wird nicht als
„Schaufel“ verwendet.
Habe lange in England gelebt: also Gabel verkehrt herum benutzen - ja, bei schönen grünen Erbsen, zuerst Kartoffelmus drauf und dann die Erbsen draufpeppen - für uns etwas ungewohnt, geht aber.
Aber, zwischen jedem Happen legt man das Besteck über Kreuz auf dem Teller ab und die Hände in den Schoß… So macht’s jedenfalls die High Society… Andere vielleicht nicht.
Auch beachtenswert: bei uns werden Frühstückseier oft mit dem Messer „geköpft“ - empfinden die Engländer als guillotinieren! Dort mit dem kleinen Löffel Schale anschlagen und dann pellen!
In Altbauten können die Fenster, die hochgeschoben werden, zur Guillotine werden, die fallen gerade dann wieder herunter, wenn man seinen Kopf gerade rausstreckt!
Das Sandwichbrot ist gewöhnungsbedürftig, doch wenn man es wie in England üblich, nicht nur mit Käse oder Wurst belegt, sondern auch mit Gurkenscheiben, Tomaten, Salat und etwas Sauce, dann schmeckt’s sogar viel besser als unsere drögen Pausenbrote.
Und das Essen ist generell nicht schlechter als anderswo - man darf es nur nicht gerade mit Frankreich vergleichen. Im Gegensatz zu bei uns wird Gemüse nicht bis zur Unkenntlichkeit zerkocht sondern nur angegart, dadurch bleiben auch mehr Vitamine erhalten - ist also gesünder.
Eine weitere Besonderheit in England ist die Klassentrennung. Das hat sich zwar etwas gelockert, aber im Vergleich zu Deutschland, sind die Unterschiede immer noch sehr groß: Arbeiterklasse, untere und obere Mittelschicht und High Society sind relativ stark getrennt. Jemand aus der High Society heiratet niemanden aus den unteren Klassen, tut er es dennoch, wird er/sie von seiner Familie verstoßen. Und wurde jemand, wegen irgendwelcher Verdienste, der Königin persönlich vorgestellt, dann ist der Betreffende was ganz besonderes - auf Lebenszeit!
Für einen ausländischen Besucher oder Au-Pair ist daher entscheidend, bei wem man landet, Wohnverhältnisse und Sprachkultur sind entsprechend unterschiedlich.
Während man in Deutschland recht gerade heraus seine Meinung mitteilt, ist dies in England nicht üblich. Es gibt Formen, die dabei einzuhalten sind, für einen Ausländer, selbst wenn er fließend Englisch spricht, manchmal schwer zu durchschauen - ebenso wie der trockene englische Humor. Werden Witze erzählt, würden z.B. unsere Türkenwitze Distanzierung zur Folge haben. Witze dort werden praktisch nie zu Lasten irgendeines Menschen gemacht. Das gehört sich dort einfach nicht.
Einen Erwachsenen sollte man nie mit dem Vornamen anreden, bevor man dazu aufgefordert wird. „YOU“ ist Sie oder Du, letzteres aber auch erst nach längerer Bekanntschaft. Man ist zwar schnell bei Vornamen, d.h. aber noch lange nicht, daß es unserem Duzen gleichkommt.
Die Engländer sind reserviert und distanziert, zur Vertraulichkeit muß man sich schon recht gut kennen. Sie empfinden unsere deutsche Art als zu direkt und gelegentlich als verletzend, würden sich aber nie darüber äußern. Insofern kann man nichts verkehrt machen, wenn man sich mit Meinungsäußerungen etwas zurückhält und erst mal schaut was sie selber so sagen…
Gruß,
Cantate