Englische Hetzpresse und wir

Ich möchte das Thema unten nicht noch einmal von vorne aufrollen, aber noch ein Gedanke dazu:
Natürlich kann man so manche englische Schlagzeile nur mit entsetztem Kopfschütteln quittieren, aber erst neulich ist mit aufgefallen, mit welcher exzessiven Genüsslichkeit Bild (aber auch andere Medien) diese unmöglichen Schlagwörter den deutschen Lesern unter die Nase reiben! Welche Scheinheiligkeit dieser Presse! Das ist nur noch ein kleiner Schritt entfernt von einem Szenario, bei dem ein Bildjournalist in England anruft und bettelt: Könnt ihr endlich mal wieder einen dieser schönen Nazi-Sprüuche drucken, wir haben nichts mehr, worüber wir schreiben könnten!
Gruß!
Christian

Hallo Christian
Gestern abned - vielleicht hast Du es ja gesehen und beziehst Dich auch darauf - hat der ehem. englische Minister bei Sabine Christiansen ja sehr diplomatisch immer wieder darauf hingewiesen, dass in England selber „keiner“ die Boulevard-Presse ernst nimmt.
Ob das Gleiche hier für die BILD und BZ gilt? Diese Boulevard-Blätter werden ja hier und dort immerhin massenhaft gelesen. Vielleicht sollte man die Verdummungsmaschinerie der Massen doch nicht unterschätzen.
Gruß,
Branden

Hallo zusammen,
wenns denn nur die Hetzpresse wäre,die Realität sieht nicht besser aus!
So mußte ein guter Bekannter England verlassen,sein 11jähriger Sohn wurde in der Schule verprügelt,bespuckt,auf seine Jacke ein Hakenkreuz geschmiert(Das in England wohl offen in Schaufenstern in sog. Antiquitäten Läden liegt).
Im übrigen sucht die Firma meines Bekannten noch immer einen Nachfolger,aus verst. Gründen hält sich der Andrang jedoch in Grenzen.
Ob unser Bundeskanzler wohl Ahnung davon hat,wie es um die Deutschfreundlichkeit steht,wenn er Blair so herzlich die Hand schüttelt und umarmt?
Wenigstens hat unser Botschafter in England einen Anfang gemacht und spricht Klartext. „Für Briten sind wir immer noch Nazis“
Persönlich bin ich nicht überrascht,sind es nicht die eigenen Politiker,die diese NS Suppe immer wieder aufwärmen,die Medien in Deutschland,eine Doku jagt die andere!
Zu lesen ist ua auch " Kanzler bittet um Vergebung". Ich hoffe nicht in meinem Namen,es sei denn ich müßte mich für meinen Vater schämen,der 1945 7 Jahre alt war.

zwischen Reich-Ranicki und Weizsäcker?
Hallo Branden,
ja, ich habe die Christiansen-Sendung gesehen und die zwei konträren „Deutschlandbilder“, die dort gezeichnet wurden, brachten mich zum Grüblen: Nach dem freundlich bescheidenen Weizsäcker haben wir und die Engländer die Schatten der Vergangenheit ganz weit hinter uns gelassen, nach dem skurrilen, aber klugen Reich-Ranicki mitnichten (ein Teil der Deutschen sehnt sich nach der Nazi-Zeit zurück, dem anderen ist dieser Komplex völlig gleichgültig, so seine provokante These) … ob die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt?
Gruß!
Christian
P.S.: Ich habe übrigens bei einer Reihe von Englandaufenthalten niemals erlebt, dass die deutsch-englische Vergangenheit bei Kontakten irgend eine Rolle gespielt hätte!

Hi!

Wo war Dein Bekannter denn?

Ich kenne das ausschließlich anders.

Grüße,

Mathias

Hi,ca 40km Südlich von London,eine Stadt mit ca 8000 Einwohnern.Was aber hat das mit dem Wo zu tun?

Moin,

skurrilen, aber klugen Reich-Ranicki mitnichten (ein Teil der
Deutschen sehnt sich nach der Nazi-Zeit zurück,

Ich glaub, Ranicki darf man diesbezüglich nicht ernst nehmen. Die meisten Deutschen können sich schon allein dashalb nach dieser Zeit nicht zurücksehnen, weil sie daran keine Erinnerungen haben.

Ansonsten kann ich nur andere hier bestätigen. Während der Jahre, die ich in in England gelebt hab, ist mir nie irgend etwas in Richtung Deutschenfeindlichkeit passiert.

Gruß
Marion

Hi!

Hi,ca 40km Südlich von London,eine Stadt mit ca 8000
Einwohnern.Was aber hat das mit dem Wo zu tun?

Ganz einfach: in GB zeigt man den prolos noch, wo sie hingehören. Daher würde es mich nicht wundern, wenn Euch derartiges in einer reinen Keulersiedlung widerfahren wäre.
In einer einigermassen brauchbaren Stadt allerdings würde es mich wundern, sollte die Sache über „Dumme-Jungen-Streiche“ hinausgehen. Kinder können grausam sein, haben aber mit 11 üblicherweise noch keine ausgeprägte politische Meinung.

Grüße,

Mathias

Ah he he he…

Ansonsten kann ich nur andere hier bestätigen. Während der
Jahre, die ich in in England gelebt hab, ist mir nie irgend
etwas in Richtung Deutschenfeindlichkeit passiert.

Also ich bin jetzt so´n halbes Jahr in einem englischen Forum und reg mich schon gar nicht mehr drüber auf, als „Kriegsverlierer“, „Hun“ (Hunne) oder sonstwas bezeichnet zu werden.

Deutsche Autos sind gern mal „German Tanks“ und auch ansonsten gäb´s noch so einiges zu erzählen…

Generell ist aber klar, dass die Bild/Sun - Presse weder in England, noch in Deutschland von irgendwem ernst genommen wird. Das ist zwar die ewige Angst der Deutschlehrer, aber ich kann bestätigen, dass es sich in erster Linie um (bewusste!) Unterhaltung handelt - auch bei denen Leuten, bei denen man am ehesten die Gefahr sieht, dass sie die „Bild“ tatsächlich ernst nehmen…

mfg

Also ich bin jetzt so´n halbes Jahr in einem englischen Forum
und reg mich schon gar nicht mehr drüber auf, als
„Kriegsverlierer“, „Hun“ (Hunne) oder sonstwas bezeichnet zu
werden.

Vielleicht bezeichnest du da auch permanent Schotten oder Waliser als „Engländer“, die können dann schon mal etwas zickig werden :smile:

Deutsche Autos sind gern mal „German Tanks“ und auch ansonsten
gäb´s noch so einiges zu erzählen…

Franzosen sind in bestimmten Kreisen auch grundsätzlich „Frogs“ undundund. Das hat also nichts mit dem speziellen Verhältnis zwischen Engländern und Deutschen zutun.

Sich selbst schonen die Briten übrigens auch nicht. „Spitting Image“ in GB ist richtig klasse böse und war ein Regierungsauftrag für den BBC.

Gruß
Marion

Hallo zusammen,
wenns denn nur die Hetzpresse wäre,die Realität sieht nicht
besser aus!
So mußte ein guter Bekannter England verlassen,sein 11jähriger
Sohn wurde in der Schule verprügelt,bespuckt,auf seine Jacke
ein Hakenkreuz geschmiert(Das in England wohl offen in
Schaufenstern in sog. Antiquitäten Läden liegt).
Im übrigen sucht die Firma meines Bekannten noch immer einen
Nachfolger,aus verst. Gründen hält sich der Andrang jedoch in
Grenzen.
Ob unser Bundeskanzler wohl Ahnung davon hat,wie es um die
Deutschfreundlichkeit steht,wenn er Blair so herzlich die Hand
schüttelt und umarmt?

Ich meine, der Schlüssel liegt bei unseren Politikern und unserer „Öffentlichkeit“. Wenn man sich nicht ständig in dieser Schuldorgie suhlen würde, wäre das auch im Auslanfd kein Thema mehr. Die jüngste Aberkennung des Ehrennamens „Mölders“ bei einem Jabogeschwader durch unseren s.g. Verteidigungsminister stieß bei verbündeten Militärs auf Unverständnis. Machen sich die Russen Gedanken über ihre Kriegs- und Nachkriegsverbrechen, die sie an fremden und eigenen Leuten begingen. Wie sieht´s mit den Japanern, Österreichern, Rumänen, Serben, Amerikanern, Engländern, Franzosen … aus ? Die haben diese Probleme nicht, deren Massenmorde sind verjährt. So lange wir so dermaßen betroffen sind, ändert sich nichts.

Wenigstens hat unser Botschafter in England einen Anfang
gemacht und spricht Klartext. „Für Briten sind wir immer noch
Nazis“
Persönlich bin ich nicht überrascht,sind es nicht die eigenen
Politiker,die diese NS Suppe immer wieder aufwärmen,die Medien
in Deutschland,eine Doku jagt die andere!
Zu lesen ist ua auch " Kanzler bittet um Vergebung". Ich hoffe
nicht in meinem Namen,es sei denn ich müßte mich für meinen
Vater schämen,der 1945 7 Jahre alt war.

Hallo Matias, ach so,in GB wohnt also die Elite in den Großstädten, und so „Prolos“ wie ein deutscher Hardware Entwicklungsingenieur in den Randgebieten einer Millionenmetropole.
Man lernt halt nie aus.

HI!

Hallo Matias, ach so,in GB wohnt also die Elite in den
Großstädten, und so „Prolos“ wie ein deutscher Hardware
Entwicklungsingenieur in den Randgebieten einer
Millionenmetropole.

Schade, dass Du Dich gleich persönlich angesprochen fühlst.

Man lernt halt nie aus.

Indeed, indeed…

Grüße,

Mathias

Hi Mathias,
nein,eigentlich nicht,vielleicht haben wir nur aneinander vorbeigeredet,maybe,a nice day.Mike.

Moin,

Ich glaub, Ranicki darf man diesbezüglich nicht ernst nehmen.
Die meisten Deutschen können sich schon allein dashalb nach
dieser Zeit nicht zurücksehnen, weil sie daran keine
Erinnerungen haben.

Meine Güte, da irrst du dich aber wirlklich gewaltig! Alle Menschen, die die Nazi-Zeit erlebt haben, schleppen aufgrund der extremen Ereignisse im und nach dem Krieg ein Riesenbündel an Erinnerungen und Gefühlen mit sich herum (einige reden fast nie darüber, andere sehr viel)!
Ich erinnere mich an ein entlarvendes „Interview“ von „Alfons“ von Extra-3, der es einmal erreichte, dass eine harmlose alte Dame im Brustton der Überzeugung seufzend sagte: „Das war eine schöne Zeit!“ Das Interview ist vielleicht drei Jahre her…
Gruß!
Christian

Ansonsten kann ich nur andere hier bestätigen. Während der
Jahre, die ich in in England gelebt hab, ist mir nie irgend
etwas in Richtung Deutschenfeindlichkeit passiert.

Gruß
Marion

Moin,

Ich glaub, Ranicki darf man diesbezüglich nicht ernst nehmen.
Die meisten Deutschen können sich schon allein dashalb nach
dieser Zeit nicht zurücksehnen, weil sie daran keine
Erinnerungen haben.

Meine Güte, da irrst du dich aber wirlklich gewaltig! Alle
Menschen, die die Nazi-Zeit erlebt haben,

Eben. Die Nazi-Zeit war 1945 zu Ende. Um überhaupt Erinnerungen an die Zeit zu haben, sollte man zu dem Zeitpunkt wenigstens 15 Jahre gewesen sein (im Grund noch älter, weil ich kaum glaube, dass Menschen, deren Kindheitserinnerungen an die Nazizeit im Wesentlichen aus Kriegserinnerungen bestehen, sich diese Kriegszeit zurückwünschen).

Wir reden also über den Anteil der Deutschen mit Geburtsdatum 1930 und älter, also Leute, die heute mindestens 75 Jahre alt sind, das dürften nicht mal 10% der deutschen Bevölkerung sein, sprich: 90% der Deutschen haben keine Erinnerungen an die Nazi-Zeit. Somit halte ich meine Behauptung „Die meisten Deutschen können sich schon allein dashalb nach dieser Zeit nicht zurücksehnen, weil sie daran keine Erinnerungen haben.“ für Belegt.

Reich-Ranicki ist übrigens Jahrgang 1920, das erklärt vielleicht seine Einstellung, auch wenn diese natürlich extrem kurzsichtig wäre (daher auch mein Verweis darauf, ihn nicht ganz ernst zu nehmen).

Ich erinnere mich an ein entlarvendes „Interview“ von „Alfons“
von Extra-3, der es einmal erreichte, dass eine harmlose alte
Dame im Brustton der Überzeugung seufzend sagte: „Das war eine
schöne Zeit!“

Warum sollen alte Menschen nicht auch schöne Erinnerungen an diese Zeit haben ? Bis zum Krieg waren viele Deutsche vom Wahn der Nazis ja nicht bedroht. Wer nicht grade die falsche Abstammung hatte oder politisch oder religiös auf der falschen Seite stand und die Klappe halten konnte, hatte ja nichts zu befürchten. Insbesondere die (konforme) deutsche Jugend wurde ja von den Nazis besonders hofiert.

Gruß
Marion

das wird so ernst genommen, wie…
…bei uns die Bildzeitung: keiner ließt sie… aber die Auflage ist gigantisch…

Grüße
Babalou

Ich glaube, wir missverstehen uns. Die These von Ranicki war kurz gefasst (ich hatte es oben schon geschrieben):
Ein Teil der Deutschen sehnt sich zurück, dem anderen Teil der Deutschen ist der Komplex völlig gleichgültig.
Natürlich hast du recht, dass der erste Teil der Deutschen immer kleiner wird. Dieser erste Teil hat aber in den letzten 60 Jahren in Deutschland eine große Rolle gespielt! Ranickis These im Ganzen halte ich für etwas überzogen, aber ich fürchte, da ist sehr viel Wahres dran! Die „Alten“ und „Jungen“, die auch zu dieserm Phase der deutschen Geschichte verantwortungsvoll stehen, dürfte leider in der Minderheit sein.
Gruß!
Christian

Moin,

Die „Alten“ und
„Jungen“, die auch zu dieserm Phase der deutschen Geschichte
verantwortungsvoll stehen, dürfte leider in der Minderheit
sein.

Also ich weiß nicht, die Deutschen gehen glaub’ ich
verantwortungsvoller mit ihrer Vergangenheit um, als das Gros
aller anderen Völker mit ihrer jeweiligen Vergangenheit.
Selbst wenn hier nicht die illusorische 100%-Quote erreicht wird,
so ist es doch deutlich mehr als die von dir vermutete Minderheit.
Vielleicht sind es nur 20%(?) oder 30%(?) (was ich persönlich für
realistisch halte), vielleicht sogar >>50% die verantwortungsbewußt
mit der Vergangenheit, bzw. mit der Lehre daraus umgehen.
Jedenfalls kenne ich kein anderes Land, daß derart offensiv,
progressiv, teilweise selbstzerstörerisch teilweise selbstverliebt
verblendet, aber meiner Meinung nach immer engagiert mit einem
der dunkelsten Abschnitte der eigenen Geschichte umgeht.

Man sollte auch nicht unterschätzen, daß viele Deutsche ein
Weltbild vertreten, das von Menschenrechten, Freiheit und Gleichheit
geprägt ist ohne dieses explizit auf die katastrophalen Folgen
der 2 Weltkriege und der Nazidiktatur zurückzuführen. Dennoch
leben sie dieses Weltbild. Und darauf kommt es letzenendes an.

Es ist defakto auch ehrlicher und tragfähiger, wenn die
Menschen dieses Weltbild aus Überzeugung an der Sache
leben und vertreten, und nicht nur aufgrund der negativen Folgen
die die Nazizeit für Deutschland und Europa hatte.

Grüße, René

Ich möchte das Thema unten nicht noch einmal von vorne
aufrollen, …

Aufrechnen ist immer eine schlechte Sache, aber man sollte doch immer wieder auf diese Dinge hinweisen - sie dienen nicht im Geringsten der Völkerverständigung. Ich muss meinen Vorrednern da völlig recht geben: Auch wenn immer wieder betont wird, dass diese Presse „von keinem Ernst genommen wird“, so haben sie doch eine Massenauflage und in der „breiten Masse“ ihre Wirkung, die man nicht unterschätzen sollte! Da sind ja auch noch die üblen Fernsehserien über die total dummen und tumben, nur „Achtung“ schreienden deutschen WK2-Soldaten - Serien, die „jedem deutschen Borschafter die Wut ins Gesicht treiben“ hat mal jemand gesagt. In den USA gibt es das auch noch (Hogans Heroes usw.). „Oh, stupid TV!“ sagten mir amerikanische Freunde. Aber es kommt eben regelmäßig!
Ja, und die subtileren Dinge:

  • Der Bösewicht in James Bond-Filmen ist natürlich ein Deutscher (Gert Froebe),
  • in Star Wars (Episode 3) gibt es den blonden (!) Gutmenschen, der sich zum Satan wandelt,
  • als Daimler 1998 Chrysler übernahm, hörte ich im Radio (ich war damals gerade drüben), „Ha! You want Ordnung! … Achtung! …“ (man lese das im Befehlston!).
  • Und die große Deutschen-Hasserin Maggie Thatcher gibt es ja auch noch - die sich aber nicht zu schade ist, Pinochet zum Tee einzuladen und ganz unschuldig fragt, warum man denn den armen, alten Mann so verfolgt.

Zur Versöhnung: Als ich vor 1 1/2 Jahre in den USA gelebt habe, habe ich bis auf einen Ausnahmefall nie erlebt, dass mir jemand komisch kam, im Gegenteil, uns Deutschen (3 Kollegen) wurde eher ausgesprochen freundlich begegnet, wir wurden häufig eingeladen. Ähnliches erlebte meine Tochter bei einem Englandtrip.

Gruß, Stucki