Kann man patzer synonym für blunder benutzen? Beispiel: This was a big patzer! Oder ist das falsch? Das Wörterbuch übersetzt patzer nur mit „schlechter/ mittelmäßiger Schachspieler“, aber zumindest unter Schachspielern versteht man es auch in der Bedeutung „großer Schusselfehler“ (oder habe ich das falsch wahrgenommen?). Wäre das dann auch außerhalb des Schach-Zusammenhangs verständlich?
Nein.
Welches Wörterbuch hast du denn benutzt?
Hallo,
das englische Wort „patzer“ hat nichts mit dem deutschen Wort Patzer zu tun, jedenfalls nichts, was die Bedeutzung angeht (nach der Ethymologie zu recherchieren ist mir zu viel Arbeit, aber ich habe gleich an Jiddisch gedacht und das scheint in einigen Sites anzuklingen - ich habe jedenfalls sofort an „putz“ gedacht (Yiddish), eine Steigerung des Wortes „shmuck“, was wiederum einen Trottel, Idioten, möglicherweise mit Selbstüberschätzung bedeutet; beide Wörter, shmuck und putz kommen vom Hebräischen, wo sie wohl Penis bedeuten).
Hier gibt es einige Überlegungen zu dem Wort: https://english.stackexchange.com/questions/318545/non-chess-usage-of-patzer
und ich hab auf einigen Sites kurz rumgesehen und es scheint in englischsprachigen Schachkreisen in der Tag benutzt zu werden. Aber eben in einer anderen Bedeutzung als das deutsche Patzer = kleinerer Fehler, Flüchtigkeitsfehler. „Patzer“ im englischen und nur wirklich in Schachkreisen benutzt ist aber ein schlechter Schachspieler, oft mit dem Zusatz, dass er sich für besser hält und andere belehrt, nicht ein Schachspieler der kleinere Fehler (aka Patzer) macht.
Ein englischer Muttersprachler ohne Schachbezug würde das nicht als Schusselfehler verstehen.
Grüße
Siboniwe
Ein Patzer ist kein kleinerer Fehler, ein Patzer ist ein böser Schnitzer. Warum soll das englische Wort patzer nicht aus dem Deutschen kommen (siehe dazu beispielsweise hier: https://www.merriam-webster.com/dictionary/patzer)? Den Zugzwang haben sie ja auch aus dem Deutschen entlehnt!
Kann natürlich aus dem Deutschen kommen, aber im Englischen bedeutet es weder schwerer Schnitzer noch kleiner Fehler (auch diese Definition ist im Duden gegeben, als Synonym wird Flüchtigkeitsfehler angegeben).
Grüße
Siboniwe
Und meine Assoziation vom Yiddishen kam auch deshalb, weil „putz“ (und „shmock“) Ausdrücke für die Bezeichnung eines Menschen sind und nicht einer Sache.
Wobei natürlich beim Schach deutsche Fremdwörter naheliegen, denn im 19. und 20. Jahrhundert gab es viele großartige deutschsprachige Schachspieler, Lasker und Steinitz hielten den WM-Titel von 1886 bis 1921. In Amerika wurde Schach ja eigentlich erst ab den 1970ern populär (vor allem wegen Bobby Fischer).
Zu dieser Frage:
Die → hier zitierte Episode bzw. der zitierte Bericht über eine Episode (die möglicherweise den Erst-Einzug des Wortes patzer in den Schach-Fachjargon festhält) ließe wohl den Schluß zu: einerseits ja, andererseits nein:
Denn die Frage, die dort Horowitz der Autorin Weissenstein stellt, hat ja zum Gegenstand, daß Horowitz offenbar unter dem Ausdruck patzer einen Aufschneider/Angeber versteht, und daher den von ihm Zitierten („one of the players, having made a few juicy blunders, called himself a patzer“) missversteht. Offenbar war damals dem Horowitz das Wort bekannt, aber in einer ganz anderen Bedeutung als die, in der der von ihm zitierte player es gebrauchte. Beide Versionen aber kamen offenbar aus einem zumindest bis dato auch im Englischen nicht schach-spezifischen Hintergrund.
Die anschließenden (ebenfalls von der Autorin Weissenstein zitierten, offenbar laienhaften) etymologischen Versuche sind teils falsch (batzen/patzen hat mit backen - ursprüngliche Grundbedeutung „erwärmen“ - nichts zu tun) aber teils weisen sie auch in die richtige Richtung:
1: Das deutsche Adjektiv patzig. Früher auch batzig.
Bedeutung: aufgeblasen, arrogant, eingebildet, prahlend, sich „dick“ machend; frech, andere beleidigend, andere anschnauzend.
Verwandt: Das Substantiv „der Batzen“, „die Batze“ = Ballen, Knäuel. Abgeleitet vom Verb „batzen“ = a) (zusammen)kleben, zusammenpappen, zusammenklumpen; b) zermatschen, zerdrücken (Früchte, Insekten)
Ein von diesem Adjektiv abgeleitetes Substantiv, das es aber m.W. im Deutschen nicht gibt, wäre somit „der Patzer“ = Aufschneider, Angeber, Prahler. Dieser Ausdruck in diesem Sinne (aber nicht speziell an Schach assoziiert) scheint Horowitz (gemaß dem o.g. Artikel) bekannt gewesen zu sein.
2: Das Verb patzen, (etwas) verpatzen = einen (nicht allzu schwerwiegenden) Fehler machen (z.B Tippfehler usw.), etwas vermasseln. Häufig auch in der Theatersprache: wenn ein Schauspieler den Texteinsatz verpasst, und damit die Szene „verpatzt“. Oder einen Zungenbrecher vermasselt. Dazu dann „der Patzer“ = a) ein Fehler, b) jemand, der einen Patzer macht.
Einen „Patzer“ in diesem Sinne hat der in dem o.g. Artikel zitierte Schachspieler gemeint - auf sich selbst bezogen. Ein Patzer demnach ein Mensch, der einen Patzer gemacht hat, oder einer, dem häufig Patzer passieren. Und wenn es sich (vielleicht ja von dieser Story angefangen) in der englischen Schachszene verbreitet hat, ist der Weg ja nicht weit von einem Patzer der dazu neigt, im Spiel Patzer zu machen, zu einem patzer, der ein schlechter Schachspieler ist.
Es ist zwar hier nicht von Bedeutung, daher nur angedeutet: Diese Version „patzen“ = „Mist bauen“ hängt zusammen mit der laumalerischen „Patsche“: Das Geräusch, wenn Hände auf etwas schlagen (→ „klatschen“), oder wenn man in → Matsch tritt (→ „patschen“). Daraus dann u.a. „patschen“ = klatschen, schwatzen, und die „Patsche“ = Klatschtante oder auch die „Patsche“, in der man sitzt, bzw. in die man geraten ist.
Übrigens alle hier und da zu findenden Spekulationen über die Herkunft von patzer aus dem Jiddischen sind unsinnig. Das Wort gibt es im Jiddischen nicht. Alle diesbezüglichen in diversen Artikeln erwähnten jiddischen Ausdrücke sind aus dem Deutschen entlehnt. Wie z.B. פאץ (paz, Gossensprache für Penis, aber auch für „Blödmann, Trottel“) usw.
Hallo, Metapher,
… nur der Vollständigkeit halber ;-):
Der Batzer und batzen sind in dieser Bedeutung im Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten zu finden.
Gruß
Kreszenz
Dat is ja n’Ding!
Es gibt aber auch nichts, was du nicht findest!