Hai, Martina,
ich glaube, Du verstehst hier einige Leute einfach falsch - klar, es gibt hier 'ne Spöttel-Liga, aber wenn Du mal genauer liest, dann fällt Dir irgendwann auf, daß auch die meisten Spötter nicht in Bausch und Bogen allem „anderen“ ablehnend gegenüberstehen, sondern durchaus realistische Vorstellungen davon haben, wie einfach Leichtgläubigkeit ausgenutzt werden kann - und genau davor warnen…
Also, was mir hier auffällt ist die Tatsache, daß den meisten
Fragestellern immer wieder unterstellt wird, daß sie sich
irgendwelche Dinge einbilden oder träumen, beispielsweise im
Halbschlaf irgendwelche Geräusche oder Schatten wahrnehmen und
sie dann „dummerweise“ als übersinnliche Erscheinungen
wahrnehmen.
Wieso „unterstellen“? Es ist nunmal so, daß unsere Gehirne sich ihr eigenes Weltbild zusammenbasteln und durchaus in der Lage sind, uns zu täuschen. Wir haben zunächst keine Möglichkeit, zu unterscheiden, ob wir wirklich etwas gesehen haben, oder ob unser Gehirn irgendetwas in Bilder und Erinnerungen umgesetzt hat, das so genaugenommen gar nicht gesehen wurde, bzw. so nicht passiert ist. Das ist ein Problem, mit dem die Polizei bei Zeugenaussagen mit schönster Regelmäßigkeit zu kämpfen hat. Es gibt zu diesem Effekt lauter lustige Versuche, z.B. wurden mal an einer Straßenecke per Ghetto-Blaster Bremsenquitschen und ein Zusammenstoß vorgespielt; fast alle Zeugen haben einen recht genauen Unfallhergang beschrieben, den sie nach eigener Aussage gesehen haben - tatsächlich hat gar kein Unfall stattgefunden, nur die Geräusche waren zu hören und zwei Autos standen zusammen, trotzdem haben die Zeugen nicht gelogen. Sie sind nur auf ihre eigenen Gehirne reingefallen, die aus den Geräuschen und den zwei sichtbaren Wagen eine komplette Geschichte zusammengebaut und die fehlenden Bilder ergänzt haben…
Meint ihr nicht, daß ein erwachsener Mensch durchaus in der
Lage ist zwischen Traum, Einbildung und realem Erleben zu
unterscheiden?
Unabhängig vom Alter ist das eine Fähigkeit, die den meisten Menschen abgeht. Es bedarf der Übung, insbesondere, wenn man zu den Menschen gehört, deren Gehirn nicht nur im Schlaf, sondern auch im Wachzustand träumen, also selbst Bilder erzeugen, kann. Wenn man diesen Effekt von klein auf gewöhnt ist, dann ist das nicht so schwer, wenn man aber durch Medikamente oder Stress diesen Effekt zum ersten mal als Erwachsener erlebt, kann es schon sehr beunruhigend wirken.
Warum wird man hier so wenig ernst genommen, warum gibt es in
einem Forum, das für diese Fragen eine Anlaufstelle sein soll,
so viele Zweifler und Skeptiker, die immer wieder alles
erklären und „enttarnen“ möchten. Haben diese Angst vor dem,
was sie nicht erklären können? Ist es leichter, alles zu
leugnen, was einem unheimlich erscheint, um besser mit dem
Leben klar zu kommen?
Selbstverständlich muß zunächst überprüft werden, ob es nicht naheliegende Erklärungen für Ereignisse gibt - genau dafür ist so ein Forum ja da. Was für den einen ein total unheimliches, übersinnliches und neues Erlebnis ist, kann für jemand anderen ein altbekannter Effekt sein, wie z. B. das „Überschlagen“ von Traumbildern in den Wachzustand. Erst, wenn die „natürlichen“ Erklärungen aussortiert sind, kann man sich daran machen, etwas „Übernatürliches“ zu vermuten und wenn man sich ein Weilchen damit beschäftigt, dann stellt sich eben heraus, daß die meisten „Medien“, „Magier“ und „Heiligen“ in Wirklichkeit nur Scharlatane mit Show-Talent sind und ebenso die meisten „übersinnlichen“ Ereignisse zwar außergewöhnliche, aber völlig natürliche Ursachen haben.
Ich denke die Leute stellen ihre Fragen hier rein weil sie
hoffen und glauben, daß sie auf gleichgesinnte treffen und
ernstgenommen werden.
Wenn mit „Gleichgesinnten“ Leute gemeint sind, die ohne zu hinterfragen jede Behauptung hinnehmen, solange sie nur esoterisch genug ist, dann ist das hier tatsächlich das falsche Forum - aber die meisten werden hier durchaus ernstgenommen (OK - es gibt da Ausnahmen von dieser Regel, hier z.B.: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv… )
Stattdessen müssen sie sich ironische Kommentare oder Fragen
nach der Einnahme von Medikamenten oder gar Drogen gefallen
lassen… also ich weiß ja nicht, ob solch ein Forum dann
überhaupt noch Sinn macht.
Die Frage nach Medikamenten ist gar nicht so furchtbar abwegig - wer kommt schon auf die Idee, daß ein Mittel gegen Magenschmerzen die Wahrnehmung beeinflussen kann oder ein Schilddrüsen-Medikament zu Ohr-Geräuschen führen kann, die sich wie leise wispernde Stimmen anhören (meine Tante wäre damals beinahe deswegen ausgetickt)
Es ist wie überall im Leben: tanzt man aus der Reihe und ist
man sensibler für höhere Schwingungen als der
Durchschnittsmensch, dann bekommt man sogleich den
Idioten-Stempel aufgedrückt und wird in die Spinner-Ecke
gestellt.
Wenn man entgegen aller Logik darauf besteht, daß man „sensibler für höhere Schwingungen“ ist und alle simplen, wissenschaftlichen Erklärungen empört zurückweist, weil man doch soooo besonders ist, und jeden, der andere Erklärungen anbietet, zu einem verbohrten Skeptiker mit verminderter Sensibilität erklärt und unbedingt glauben will, dann landet man zurecht in der Spinner-Ecke…
Wenn Ihr solche Wahrnehmungen habt, dann sind sie auch real,
egal was andere Euch einreden wollen!
Das stimmt so aber nicht! „Wahrnehmungen“ zu haben kann auch ein Anzeichen dafür sein, das ganz einfach was nicht stimmt (körperlich oder psychisch, endogen oder von Außen induziert) und dann unreflektiert diese Wahrnehmungen als Realität zu sehen, kann der Weg in eine gepflegte Psychose bzw. einen Wahn sein. Kann, nicht muß, aber aus Gründen des Selbstschutzes sollte man da vorsichtig sein…
Das bedeutet nicht, daß es keine, bisher nicht erklärbaren, Phänomene gibt, sondern nur, daß der überwiegende Teil durchaus erklärbar und kein bischen übersinnlich ist und man sehr sorgfältig sortieren muß.
Gruß
Sibylle