Entschlüsselung von (Grundschul)zeugnissen?

Hi!

Man weiß ja, dass Arbeitszeugnisse nicht immer so positiv sind, wie sie auf den ersten Blick klingen. Soviel ich weiß, gibt es sogar spezielle Bücher, in denen diese Verklausulierungen „übersetzt“ werden.

Gibt es so etwas auch für Schulzeugnisse, speziell Grundschulzeugnisse, die ja vor allem in den ersten Jahren mehr Text als Noten enthalten?

Vielen Dank für Eure Auskünfte
Susanne

Die Beurteilungen der Lehrer in den ersten Jahren der Grundschule sind IMHO sehr klar formuliert, ich denke nicht das dort irgendwelche versteckten Fallen lauern. Interessant für die weiter Zukunft ist sowieso nur der Entwicklungsbericht am Ende der 4. Klasse und selbiger ist ebenfalls klar und wenig verklausuliert…

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Gibt es so etwas auch für Schulzeugnisse, speziell
Grundschulzeugnisse, die ja vor allem in den ersten Jahren
mehr Text als Noten enthalten?

Hallo, Susanne,
Meinst Du solche schönnen Sätze wie:

„Susanne folgte dem Unterricht mit wechselndem Interesse. In ihrem Verhältnis zu ihren Mitschülern lernt sie immer besser, Konflikte auch verbal zu lösen. Auch gelang es ihr zunehmend, ihren Äußerungs- und Bewegungsdrang zu steuern und vereinbarte Regeln einzuhalten.“
Aber da ist es ja sicher klar, was damit gesagt wird:
„Sie paßt nur selten auf, sie prügelt sich, sie schwätzt und ist ein Zappelphilipp, der nicht gehorchen kann.“

Da diese Beurteilungen ja keine negativen Formulierungen enthalten dürfen, bleibt dem Lehrer nicht viel anderes übrig als es so auszudrücken.

Es gibt etliche Bücher mit Formulierungshilfen und Textbausteinen für die Zeugnisschreiberei. Aber die Lehrerinnen aus meinem Bekanntenkreis formulieren meist lieber selbst.

Da die Zeugnisse (zumindest in NRW) anläßlich eines Elternsprechtages ausgegeben werden, sollte man sich nicht scheuen, un- oder mißverständliche Formulierungen zu hinterfragen.

Gruß Eckard
(selbst kein Steißtrommler, sondern nur mit einer solchen verheiratet :smile:

Danke für die Antwort, ich suchte auch nicht nach Fallen, sondern habe aus reinem Interesse gefragt. Unser Sohn wird im Sommer auf die Oberschule gehen und die Tatsache, dass Schulempfehlung und Zeugnis näherrückten, hat bei einer Gruppe von Müttern (die entsprechenden Kinder sind Freunde meines Sohnes), zu denen ich gehöre, zu vielen anregenden und aufgeregten Diskussionen geführt. Dabei ist mir aufgefallen, dass Mütter (und da nehme ich mich nicht aus, auch wenn das Zeugnis unseres Sohnes, glaube ich, nicht mißzuverstehen ist) offenbar dazu tendieren, was ihre Sprösslinge betrifft, nur zu hören, was sie hören wollen. Und dann ev. erschüttert feststellen müssen, dass Empfehlung für die weiterführende Schule und das Zeugnis, so wie sie es verstanden haben, nicht zusammenpassen, was verwirrt. Deswegen habe ich mich gefragt, ob es da so etwas wie ein Wörterbuch gibt, mit dem man unmißverständlich übersetzen kann, was das Zeugnis aussagt.

Danke noch mal
Susanne

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Tja, da werde ich wohl sitzenbleiben, oder? Klar, das Zeugnis dürfte wohl nicht mißzuverstehen sein, aber wie ich unten schon erklärte, ging es mir eher um die feinen Unterschiede. Unser Sohn ist in der 4. Klasse und wird im Sommer aufs Gymnasium wechseln. Einige andere Mütter (die betreffenden Kinder sind in einer Klasse und miteinander befreundet - der Zusammenhalt in dieser Klasse ist einfach sehr gut) sind aber offenbar völlig überrascht worden, sowohl vom Zeugnis als auch von der Empfehlung, weil sie die Aussagen der Lehrerin bzw. das Zeugnis ganz anders interpretieren. Deswegen hätte mich interessiert, ob es da so etwas wie allgemeingültige Übersetzungsformeln gibt, die einem eindeutig klar machen, wo das Kind steht? Also das gibt es offenbar, aber nicht alle Lehrer halten sich dran, wenn ich dich richtig verstanden habe.

Vielen Dank
Susanne

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Hallo Susanne,
leider gibt es kein Buch in dem man nachschlagen kann was im Zeugnis gemeint ist. Allerdings müssen die Lehrer klar und deutlich schreiben, wie das Kind einzuschätzen ist. Einfacher und damit verständlich ist es jedoch sich mit den Lehrern selbst zu unterhalt. Ich muß aber auch sagen, daß die Meinung der Lehrer nicht immer treffend sind und stimmen. Bei meiner Ältesten zum Beispiel schrieb die Lehrerin und sagte es mir dann auch, das meine Große am Besten auf der Hauptschule aufgehoben wäre und bloß nicht zur Realschule gehen soll, sie würde dort auf Grund ihres Verhalten, ihrer Lernweise und ihrer Noten untergehen! Da ich aber wußte was meine Große kann und wie sie ist hab ich sie entgegen der Meinung auf die Realschule getan und es bis heute nicht bereut. Sie wäre auf der Hauptschule eingegangen, da sie dort nicht gefordert worden wäre. Du siehst, man sollte nicht immer soviel darauf legen was die schreiben, sondern auch auf das eigene Gefühl hören, schließlich kennen wir unsere Kinder ja eigentlich besser - oder man sollte sie zumindest besser kennen.

Gruß Aara

Hallo Aara!
Danke dir für deine Meinung. Sie kommt meiner eigenen ziemlich nahe. Wir haben auch auf unser eigenes Gefühl vertraut und - entgegen der hiesigen Grundschulmeinung - unseren Sohn ein Jahr früher eingeschult (mit 5 3/4 statt mit knapp 7), weil er es unbedingt wollte und wir der Meinung waren, das er fähig ist. Wir haben es bisher nicht bereut. Inzwischen sind wir Eltern und die Lehrer sich sogar sozusagen „einig“ und unser Sohn wird ab diesem Sommer ein Gymnasium besuchen.

Wir haben in der Klasse unseres Sohnes angenehmerweise einen sehr guten Klassenzusammenhalt und auch die Mütter verstehen sich recht gut. Deshalb haben wir in den letzten Wochen und Monaten, als die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen im Raum standen, auch unter den Müttern (deren Kinder miteinander befreundet sind und letztendlich unterschiedliche Empfehlungen bekommen haben) viel geredet. Die Diskrepanz zwischen dem, was Mütter ihren Kindern zutrauen und dem was manche Lehrer ihnen zutrauen, hat mich darauf gebracht, mir - auch wenn es mich persönlich scheinbar nicht betrifft - Gedanken darüber zu machen, was diese Text-Zeugnisse eigentlich aussagen und ob man sie vielleicht mißverstehen kann - auch dann, wenn man sich um eine ehrliche Einschätzung des eigenes Kindes bemüht.
Einen schönen Sonntag wünsche ich noch
Susanne

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