Entwicklung der Führungskräfte ("Chefs")

Guten Tag,

immer häufiger merke ich, dass Führungskräfte von dem, was sie machen wenig Ahnung haben.
Man kann zwar sagen: „Die Führungskraft muss nicht jedes Detail kennen“, aber oftmals geht das,
was hier geliefert wird, nicht über Excel-Zeilen hinaus.
Nicht nur ich merke auch, dass es bspw. einen Chef „gibt“, der aber von Personalführung nicht viel
versteht. Konflikte zwischen Mitarbeitern zum Beispiel überläßt die Führungskraft oft den betreffenden
Mitarbeitern. Viele dieser Leute wirken „auf die Position hochgespült.“

Da würden mich mal Eure Eindrücke interessieren.

BigData

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Hallo BigData,

letzlich gibt es nur wenige Kriterien, die auf die Qualität von Führungskräften schließen lassen: der wirtschaftliche Erfolg der Firma zum Beispiel und die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Wobei das eine ohne das andere auf Dauer nicht möglich ist.

In größeren Firmen werden regelmäßig anonyme Umfragen durchgeführt, in denen auch die Fähigkeiten der Chefs abgefragt werden.

Hier noch ein Beispiel aus meiner Berufspraxis: Ein Chef wurde aggressiv, weil er neu eingeführte Technik offensichtlich nicht verstand. Wenn eine Maschine einen Defekt aufwies, machte er die Mitarbeiter dafür verantwortlich. Dabei waren die Maschinen in der Praxis bis dahin noch nicht umfangreich getestet worden. Letztlich ging es ihm um eine Prämienzahlung, die er nur erreichen konnte, wenn er gewisse Vorgaben erreichte.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo BigData,

mir fällt da - wohl etwas polemisch - vergleichsweise Politik ein. Da ist es ja nicht (viel) anders.

Kurse, Weiterbildung, das ist doch nur etwas für die untergeordneten Mitarbeiter, die man ja auf Kurse schickt, damit sie dafür sorgen, dass die Zahlen stimmen, oder?
Personalführung ist - meiner Meinung nach - übrigens einer der wenigen Bereiche, die man nur dann aufbauend erweitern kann, wenn man natürlichen Respekt erwiesen bekommt und dazu gehört zwar nicht das Detailwissen über alle Bereiche im Betrieb, allerdings Überblickswissen, echtes Interesse und die Fähigkeit, andere mehr Detailwissen zuzugestehen.
Soziale Kompetenz ist sicher erweiterbar, wenn man möchte und dazu auch über seinen Schatten springen kann.

Ein ganz tolles Beispiel einer Führungskraft hat übrigens nach einem Führungsseminar über Konfliktverhütung und -ausgleich daraus bestanden, einen Konflikt innerhalb der Belegschaft zu erzeugen, um das Gelernte auch „anzuwenden“. Leider wohl kein Einzelfall…

Gruß

dafy

hi

Google mal nach „Peter-Prinzip“ dann hast du einen großen Teil deiner Antwort

Kurzfassung bei Wikipedia : https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

Praxisbeispiel
ein guter Facharbeiter ist noch lange kein guter Werkstattleiter … befördert wird er aber trotzdem… weil

  • er dran ist
  • es keinen anderen gibt
  • die Führungsebene nicht unterscheidet zwischen fachlicher und menschlicher Kompetenz
  • er für sich dann mehr Macht - Ansehen - Geld haben kann

und der Weg zurück geht selten

  • weil die Führungsebene den gemachten Fehler ungern eingestehen und dann auch noch korrigieren
  • der neue Werkstattleiter sein Gesicht / Ansehen / Geld verliert

also müssen die Mitarbeiter drunter leiden, dass da einer genau die eine Stufe zu weit befördert wurde.

Ich glaube vor allem der fehlende „Weg zurück“ ist das Problem … wenn alle Führungspositionen erst mal nur auf Zeit und auf Probe besetzt würden, entsprechende Schulungen zur Pflicht würden und auch das erste Jahr ohne den finanziellen Benefit wäre, wäre der Weg zurück einfacher und viele Mitarbeiter wesentlich glücklicher (motivierter, arbeitsbereiter) :-\

Gruß h.

Das ist ja kein ganz neues Phänomen:

  • kicher * gimme five :slight_smile:

zwei Dumme, ein Gdanke…

Zum Peter-Prinzip wurde ja schon einiges geschrieben.

Aber mittlerweile hat es sich wohl auch herumgesprochen, dass Führungskräfte bestimmte Kompetenzen haben müssen, um „gute“ Chefs sein zu können.
Bei uns gibt es seit einigen Jahren extra Fortbildungsangebote für Führungskräfte, gerade was Personalführung betrifft.

Beatrix

Hallo Beabel,

das klingt auf jeden Fall gut!
Fragen bleiben allerdings:

  • Besuchen Führungskräfte diese Fortbildungsangebote
  • Setzen sie das, was sie dabei gehört haben, auch positiv um?

Wenn ja, kann man nur gratulieren!

Gruß

dafy

Das ist ein vielschichtiges Thema. Der Satz oben stimmt, aber eine Führungskraft darf nicht meinen, dass Details unwichtig sind. Diese muss er vom Mitarbeiter erfahren und seine Beurteilung akzeptieren, evtll auch kritisch hinterfragen, bevor er sie akzeptiert.
Führungskräfte-Eignung kann man nicht ohne weiteres aus Tests ableiten. Wenn jemand in die Sphären einer Führungskraft aufsteigen soll, muss der Vorgesetzte Gespür haben, ob das gut geht. Ergänzend, aber nur ergänzend, kann man Kurse und Schulungen verordnen, bevor man den Leuten Führungsaufgaben überträgt. Eine gute Firma greift auf gute Führungskräfte zurück und eine schlechte auf weniger gute.
Udo Becker
Das ist halt so und eine gute Firma

Vor allem die Führungskräfte in Multinationalen Unternehmen tun sich da schwer. Manager und Mitarbeiter eines Landes haben eine, für sie selbstverständliche Auffassung von Teamarbeit, Zusammenarbeit, Führung, etc., die sie als »normal« und »richtig« ansehen und danach – unbewusst – ihr Verhalten ausrichten. Um unterschiedliche Einstellungen der betroffenen Manager zu verdeutlichen, eignet sich eine interkulturelle Analyse, die die jeweiligen Erwartungen herausarbeitet. Diese unterschiedlichen Sichtweisen verursachen Teamkonflikte und kosten Zeit. Aufgabe der Teamleiter die Internationale Teams führen ist es, diese Spannungen zu kontrollieren und mit Einfühlungsvermögen und Verstand das Einhalten gewisser Regeln zu fördern.
[Beitrag editiert - www Team]

Hi,

nun, als langjährige Führungskraft erlebe ich in den letzten Jahren live die geänderte Vorstellung von „Work-Life-Balance“ und neue Leute, egal wie alt, die nach 5 Monaten im Unternehmen meinen, alle anderen wären doof.
Dennoch maße ich mir nicht an, für alle Unternehmen in Deutschland zu sprechen.

Ein Mensch mit mannigfaltigen Führungsaufgaben weiß irgendwann nicht mehr jedes Detail. Er kann aber einschätzen, wer in welchem Projekt wonach gefragt werden muss.
Das zeichnet dann u.a. eine Führungskraft aus: Entscheidungen vernünftig vorzubereiten.

Was das Thema Personalführung betrifft, so wird man immer wieder auf Menschen treffen (meist solche die den Führungsjob wollen), die meinen, alles besser zu können.
Da muss man durch und wenn wirklich mal ein solcher dabei ist, sollte man die Größe haben, im Interesse der Firma den Weg frei zu machen und ggf. einen anderen Aufgabenbereich zu akzeptieren.
Ist mir bislang allerdings noch nicht passiert.

Was ich aber häufig erlebe sind diejenigen, die sich ständig ungerecht behandelt fühlen und häufig zudem meinen, alles besser zu können.
Hier ist dann ein wirklich umsichtiger „Oberboss“ gefragt, der so etwas erkennt und kanalisiert.
Hier finden sich dann natürlich viele Schwächen, denn in KMUs kann sich der Eigentümer nicht ständig um solcherlei Unfug kümmern.

Ganz ehrlich: Stuhlsäger säge ich ab. Da kenne ich nichts.
Wer aber weiterkommen möchte und die entsprechende Leistung bringt, wird in mir einen wohlwollenden Vorgesetzten finden, der auch mal die Strategie an entwicklungswerte MA anpasst.

Generell jedoch benötigt eigentlich jeder ab und an einen wohlwollenden Kollegen oder Vorgesetzten, mit dessen Hilfe er sich ab und an rekalibrieren und selbst besser einordnen lernen kann. Denn der Mensch neigt häufig zur Selbstüberschätzung.
Findet man sehr oft beim „typischen deutschen Ingenieur“, der einen „BWLer“-Chef für doof hält, weil er die Gesetze der Thermodynamik nicht auswendig herunterbeten kann. Dass man den Ingenieur bei Kundenbesuchen besser in den keller sperrt und der „BWLer“ solche termine eben souverän meistert, wobei er sich die Hilfe schlauerweise dann beim ingenieur holt wenn er sie braucht, merkt der Ingenieur oft nicht.
Dass es genügen „Spruchbeutel“ gibt, die nix drauf aber ständig die Waffel offen haben, ist auch klar. Die sind jedoch in einer abnehmenden Minderheit.

M.