Epilepsie und alleine Wohnen ?

Guten Tag erstmal,
und dann möchte ich auch gleich meine Frage loswerden.
Es geht um eine junge Frau Ende 30 die jede Woch einen, manchmal auch mehrere unterschiedlich stark ausgeprägte Epilepsie Anfälle bekommt.
Ihre alleinerziehungsberechtigte Mutter hat sie sehr jung in ein Heim für Behinderte Menschen untergebracht. Dort hat man sie in den letzten Jahren zur „Selbständigkeit“ erzogen. Wenn du das kannst - dann darfst du hier ausziehen.
Die Heimleitung sagte mir zum Start des Projektes: Ihre Tochter zieht hier nie aus. Auf Grund ihrer Erkrankung. Das hat mir eingeleutet und beruhigt.
Auf Grund ihres Naturells wird sie in einer Wohnung vereinsamen. Viel schlimmer aber finde ich, wenn sie selbst Kocht, einen Anfall bekommt, sich mit heissem Essen verbrüht und hilflos in der Küche liegt. Bis in drei Tagen jemand nach ihr sieht?
Einen ähnlichen Fal hatten wir schon einmal wo sie in der Dusche unter voll aufgedrehtem „heissem“ Wasser lag. Sie hat dabei schwerste Verbrennungen erlitten.
Wie währe das wohl ausgegangen allein in einer Wohnung?
Ein Gedanke der mich schlaflos macht.
Wie seht ihr die Lage? Aussziehen oder fürs Verbleiben kämpfen?

Danke.

Hallo,

steht die Tochter unter Betreuung? Das geht nicht aus der Frage hervor. Ohne eine Betreuung, die das Aufenthaltsbestimmungsrecht umfasst, kann der Dame ohnehin niemand vorschreiben, wo und wie sie zu wohnen hat.

Aber selbst wenn eine entsprechende Betreuung eingerichtet ist, muss diese im Interesse der Betreuten ausgeübt werden, und sind deren Wünsche soweit wie möglich zu berücksichtigen, ohne dass es zu einer nicht mehr vertretbaren Eigengefährdung kommt,

Und damit erschöpft sich auch schon beinahe die rechtliche Seite der Geschichte. Denn diese Abwägung ist natürlich eine Tatsachenabwägung.

Mal so aus eigener Erfahrung in Behindertenarbeit und Betreuungsrecht gesprochen kann ich natürlich die Ängste von Eltern verstehen, sehe aber insbesondere auch die Rechte und Chancen der Betroffenen. Nicht selbstverantwortlich leben zu dürfen ist ein ganz massiver Einschnitt in die sogar grundgesetzlich verankerte allgemeine Handlungsfreiheit. Maßnahmen die hierauf zielen sind daher in jedem Einzelfall und auch immer wieder anhand strenger Maßstäbe zu überprüfen.

Und wenn hier jetzt nach entsprechenden Maßnahmen Fachleute einen Auszug aus einem Heim für möglich erachten, dann muss man sich hiermit sehr ernsthaft auseinander setzen, und Nutzen, Chancen und Gefahren einer solchen Maßnahme im Interesse der Betroffenen abwägen, und sollte mE alles tun, um hierbei bestehende Hindernisse auszuräumen, und konkrete Gefahren zu entschärfen, damit auch Angehörige hierbei ein „gutes Gefühl“ haben.

Z.B. muss Duschwasser nicht so heiß sein, dass man sich daran verbrühen kann. Thermostatmischer gibt es in jedem Baumarkt, und bieten hier sicheren Schutz, wenn die Betroffene im eigenen Interesse den mit einer mechanischen Sperre versehenen Sollwert nicht überschreitet.

Ein Herd kann mit einer Schaltung versehen werden, die ihn bei fehlender regelmäßiger Betätigung ausschaltet und ggf. gleich Alarm schlägt. Moderne Hausautomatisation kann hier ein Übriges an Sicherheit schaffen. Zu guter Letzt kann ein Hausnotrufdienst gebucht werden, der regelmäßig mehrfach am Tag sicherstellen kann, dass alles OK ist, …

Gruß vom Wiz

Die Mutter hat das Beträuungsrecht. Ich habe gebeten dieses Formular einsehen zu dürfen. Es wurde mir von der Mutter verweigert. Die Heimleitung hat von der Mutter Anweisung mir jeglich Info vorzuenthalten.
Dazwischen hängt meine Tochter.
Kein erkwicklicher Zustand.
Zumal ich weit entfernt wohne.
Ich denke es muß doch eine Möglichkeit geben Menschen vor sich selbst zu schützen.
Die Vorstellungen meiner Tochter gehen meilenweit an der realität vorbei.
Das fängt bei der Wohnung an und geht über den fensterputzer bis zur reinigungskraft. Und halligalli und Urlaub wann immer ich will.
Ich frage mich immer wieder wie man ihr solche Flausen in den Kopf setzen konnte.

Hallo,

wenn du so weit weg wohnst und keine weiteren Infos hast, woher willst du wissen, wie sich die Einrichtung den Auszug deiner Tochter vorstellt?

Vielleicht ist ja eine betreute Wohngruppe angedacht, oder ein Hausnotrufsystem, das mehrmals täglich auch anruft, vielleicht könntest das ja auch du selber übernehmen?

In dieser Hinsicht gibt es so viele Möglichkeiten, daß man hier vor der Glaskugel nicht feststellen kann, was die Einrichtung zusammen mit der Mutter plant.

Grüße
miamei

Hallo,

leider hast Du die Frage nach dem Aufenthaltsbestimmungsrecht nicht beantwortet. Ohne diese Antwort bewegt man sich hier im luftleeren Raum. Eine Betreuung kann einen, mehrere oder alle typischen Aufgabenkreise umfassen. Insoweit ist es wichtig, ob genau in diesem Fall auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht enthalten ist.

Ansonsten steht es Dir natürlich - wie auch jedem anderen - frei, Dich an das zuständige Betreuungsgericht zu wenden, wenn Du Schaden für die Betreute fürchtest.

Leider - und dies ist keine rechtliche Bewertung, sondern nur persönliche Meinung - lassen deine Postings aber erkennen, dass Du hier mit einer sehr vorgefassten Meinung und alles andere als ergebnisoffenen Herangehensweise agierst. Das ist für alle Beteiligten nicht hilfreich. Du agierst hier aus großer Entfernung und bist offenbar nicht besonders gut in die ganzen Einzelheiten eingebunden, und stützt Dich insbesondere auf Informationen, die Du von der Betroffenen erhalten hast. Diese sind aber - sonst stünde sie nicht unter Betreuung - mit extremer Vorsicht zu behandeln.

Nur weil Dir von dort Dinge berichtet werden, die sich für Dich nach „Flausen“ anhören, heißt dass noch lange nicht, dass die Mutter und das Heimpersonal die Dinge ähnlich naiv sehen. Gerade beim Personal handelt es sich um Profis, die mit solchen Fällen regelmäßig zu tun haben, und die über Erfahrungen und erprobte Konzepte verfügen, so etwas erfolgreich zu meistern.

Ich erinnere mich noch gut an die Zivizeit, als wir eine erste „Auswilderungsgruppe“ einrichteten, um stärkere Bewohner auf ein Leben außerhalb der Einrichtung vorzubereiten. Schon da wurden von den Bewohnern die wildesten Dinge erzählt. Und auch wenn das Ziel immer die eigenverantwortliche Lebensführung sein sollte, heißt dies ja nicht, dass dies in jedem Fall und kurzfristig erzielt werden kann. Einige dieser Leute sind in dieser Wohngruppe „hängen geblieben“ (hatten damit aber schon einen deutlichen Schritt aus der klassischen Heimbetreuung geschafft, den anderen nicht geschafft haben), andere schafften es in eine WG außerhalb des Geländes, und längst nicht jeder in absehbarer Zeit in die Wohnung im Alleinbezug. Aber genau diese Motivation war eben wichtig, um die Leute überhaupt auf diesen Weg zu bekommen. Details über alle Abstufungen von abnehmender Betreuung durch das Heim, zunehmender Verantwortung der Gruppe für einander bis hin zur vollkommenen Alleinverantwortung hätten die Leute ohnehin vollkommen überfordert, und hätten schädlichen Druck in Bezug auf einen „Zeitplan“ aufgebaut.

Insoweit solltest Du Dich nicht zu sehr auf die Informationen der Betroffenen verlassen, sondern zunächst einmal das Gespräch dahingehend suchen, ohne Vorwürfe und vorgefasste Meinung tatsächliche Informationen zu sammeln, und dabei auch akzeptieren, wenn Profis Konzepte und Erfahrungen hier einbringen, die Du als Angehöriger nicht hast. Auch und gerade dann, wenn diese der Betroffenen mehr zutrauen, als Du das tun würdest. Zumindest insoweit als dass diese Konzepte eben auch Netz und doppelten Boden haben.

Gruß vom Wiz

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Hallo Wiz,
Danke für Deine ausführliche Antwort. So einfach ist das alles nicht.
Meine Tochter wurde ins Heim, wie ich meine abgeschoben, und hat sich da absolut nicht wohlgefühlt. Ihr Freund der dort auch wohnt möchte auch weg. Die Eltern, des Freundes, sprechen nicht mehr mit der Heimleitung. Mit der jetzigen ist auch die zentrale nicht immer einverstanden. Die übrigen Beträuer sind in der regel Hilfskräfte die für kürzer oder länger Beschäftigt werden.
Das hat sich jetzt soweit hochgeschaukelt das die Lösung der Unzufriedenheit ist - wir ziehen aus.
Das ausziehen ist also nicht „ich möchtig selbständig alleine Wohnen“ sondern wir wollen hier weg der Laden stinkt uns. Meine Tochter fühlt sich alleine gelassen und ist zumindes trübsinnig und hört schwehrmüte CD’s.
Ich könnte nur mit dem Baseballschläger etwas ändern. Aber ob das der Weisheit lezter Schluß ist?
In dem laden kann meine Tochter machen was sie will, sie macht zum beispiel ohne jemand zu fragen mal einen Ausflug in die 100KM entfernte Stadt. Und ist dann einen ganzen tag weg. Kommt abends zurück und sagt war klasse.
Es gibt zwar durchaus probleme im heim - aber wo gibts die nicht.
Über das Verhältnis Mutter - Tochter - Vater möchte ich mich hier nicht auslassen.
Fakt ist, die Mutter macht alles im Alleingang.

dignam