Da hast Du vermutlich keine Obstwiesen gesehen, sondern in den 1970er Jahren im Zuge der ersten Bio-Mode von wohlmeinenden Gemeindeverwaltungen gepflanzte Hochstämme, die an ungeeignetem Standort gesetzt und vom ersten Tag an vernachlässigt worden sind.
Abgesehen davon, dass ein Baum mit Flechten kein kranker Baum ist:
Musch Du bloß die Augen aufmachen. Das Obstbaugebiet zwischen Überlingen, Ravensburg und Lindau ist bis heute eines der wichtigen in Deutschland. Die hohe Zeit der Hochstämme war in den 1920er Jahren, ab den 1960er Jahren wurde von diesen kein Tafelobst mehr erzeugt. Vorwiegend Most, teils auch Schnaps. Vielleicht erinnerst Du Dich an die Säfte von Lindavia?
Wenn Du Dich ein klein wenig kümmerst, kannst Du sehen, dass auf den Obstwiesen im Bodenseeraum, aber auch im übrigen Oberschwaben Tafelobst erzeugt worden ist - man kann das an den Sorten sehen: Brettacher, Ontario, Gewürzluike, Erdbeerapfel, Schweizer Glockenapfel, Goldparmäne, Jakob Fischer und andere mehr.
Wenn Du nicht auf gar so hohem Rösslein dahergetrabt kommst, kannst Du Dir im Bauernhausmuseum Kürnbach bei Schussenried mal im Herbst die dortige Ausstellung alter Apfelsorten anschauen: So geht Obstbau. Darüber, wen oder was Du als „Vorbild“ akzeptierst, können wir dann reden, wenn bei Dir im Garten der erste Apfelbaum hundert Jahre alt geworden ist.
Beiläufig: Auch Obstbau macht sich nicht von alleine - es gibt zwei-drei Sachen, die man dafür wissen und verstehen muss. Was bei Deiner Zwetschge austreibt, ist die Unterlage, nicht das Edelreis. Vergiss die Dinger, Du wirst von ihnen keine brauchbare Ernte haben, falls es nicht durch glücklichen Zufall eine der wenigen Tafelzwetschgen ist, die als Unterlage verwendet werden.
Sonst besorgt das halt der Pilz. Übrigens: Man braucht kein Mikroskop, um am Holz von z.B. beim Schnitt abgesägten Ästen oder Zweigen zu erkennen, wenn ein Baum von einem Stielporlingsverwandten besiedelt ist. Das geht mehrere bis viele Jahre, bevor die ersten Sporenträger zu sehen sind.
Schöne Grüße
MM