Hallo Oliver,
Meinst du mit damit, dass ausschließlich die Gezeitenkräfte
die Erde stabilisieren.
Ja, das sind die einzigen Kräfte, die ein Drehmoment auf die Erdachse ausüben können, allerdings auch nur dann, wenn die Erde durch Gezeitenkräfte oder Eigenrotation deformiert ist.
Wie kann man sich das vorstellen?
Die Eigenrotation plattet die Erde etwas ab, dadurch können die Gezeitenkräfte ein Drehmoment auf die geneigte Erdachse ausüben. Da dieses Drehmoment senkrecht zum Drehimpuls der Erde angreift, bewirkt es eine Taumelbewegung der Erdachse, die aber stabil ist. Das durch die „Gezeitenbeulen“ verursachte Drehmoment liegt dagegen in Richtung des Drehimpulses der Erde und bewirkt daher eine Änderung der Eigenrotationsfrequenz der Erde.
Werden etwa durch die Gezeitenreibung eventuelle
Taumelbewegungen direkt ausgebremst?
Nein, die Reibung bremst nur die Eigenrotation der Erde und beschleunigt den Mond geringfügig.
Die Präzession findet auch ohne Reibung statt. Wesentlich ist, dass die Präzessionbewegung immer bezüglich der Ekliptik stattfindet und deshalb die Erdachse langfristig immer ungefähr senkrecht zur Ekliptik steht. Dadurch ist dann das Klima auf der Erde einigermaßen stabil.
Daher auch meine Frage.
Man liest doch immer, das die Erdeachse ohne Mond regellos hin
und her schlingern würde. Aber die Gezeitenwirkung des Mondes
ist doch „nur“ doppelt so groß wie das der Sonne. Sollte das
allein wirklich den Unterschied ausmachen? Deshalb dachte ich,
dass der große Bahndrehimpuls die Erklärung sei.
Ich halte es für möglich, daß der Mond die stabilisierende Wirkung von Sonne und Ekliptik etwa verdreifacht. Das muß dann ja nicht heisen, daß die Erdachse ohne Mond chaotisch taumelt. Ich weiss nicht, ob das jemals wirklich ausgerechnet oder simuliert worden ist.
Aber wenn es
quasi keine Kopplung der beiden Drehimpulse gibt…
Die Kopplung ist nur gering gegenüber der Kopplung von Mondbahnimpuls zu Erdbahnimpuls. Für die Bewegung der Erdachse ist sie aber eine wesentliche Größe.
Jörg