Erfahrung mit Mechatronik Studium

Hallo,

ich möchte im Wintersemester anfangen zu studieren. Ich bin mir nur noch unsicher was.
Da stehen Mechatronik und Elektrotechnik Fachrichtung: Automatisierungstechnik.
Also wenn ich fertig bin, würde ich auch gerne in die Automatisierung gehen von voll- oder teilautomatischen Fertigungsanlagen. Programmierung (SPS + Roboter), Entwicklung, Optimierung, usw.

Hat jemand Erfahrung mit dem Studiengang Mechatronik?
Wie sehr geht das in die Richtung Automatisation?

Vielen Dank!

Sei gegrüßt.

Mechatronik und Elektrotechnik Fachrichtung Automatisierungstechnik

würde ich auch gerne in die Automatisierung gehen
Fertigungsanlagen. Programmierung (SPS + Roboter), Entwicklung,
Optimierung, usw.

Mechatronik ist ein relativ neuer Studiengang irgendwo zwischen Maschinenbau und Elektrotechnik, wo aber vielerorts die Maschinenbauinhalte das Studium beherrschen.

Ich rate Dir zur Elektrotechnik. Das grundständige Elektrotechnikstudium ist das mathematiklastigste Ingenieurstudium und bietet Dir die besten Grundlagen für Deine Vorlieben.
Du willst die einzelnen Maschinen später nicht bauen, hierfür gibt es gelernte Elektromaschinenbauer oder Maschinenbauingenieure, sondern ein System aus automatisierten Maschinen entwerfen und umsetzen.

Das Mechatronikstudium war als Diplom oftmals folgendermaßen gegliedert:

Grundstudium

  1. Mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen
  2. Technische Grundlagen
  3. Studium generale

Hauptstudium

  1. Spezialisierungsrichtung

Antriebstechnik, Produktionstechnik, Mikrotechnik

Natürlich ist das von Uni zu Uni verschieben, aber Du siehst prinzipiell, daß die Automatisierungstechnik nur eine nachrangige Rolle im Studiengang Mechatronik spielt, und wenn, vor allem im Bereich Antriebstechnik. Und zwar deswegen, weil die (elektrische) Antriebstechnik eine der drei Säulen der Energietechnik ist und dort hochgradig Regelungstechnik gebraucht wird.

Warum? Die Antriebstechnik hat sich seit meiner Studienzeit um 180° gewendet. Früher entwarfen und konstruierten die entsprechend spezialisierten Ingenieure elektrische Maschinen eigens für die jeweilige Anwendung. Dann tauche die Leistungselektronik auf - die jüngste Säule der Energieanlagentechnik - und der klassische Maschinenentwurf verschwand. Heute greifst du dir aus dem Regal eine genormte Standardmaschine und biegst dir quasi die Kennlinie mit Leistungselektronik zurecht. Völlig anders als früher. Und für die Regelung der Maschinen und Antriebssysteme ereilt die Energietechnikstudenten deswegen ein Feuerwerk der Regelungstechnik.

Die Mechatronikstudenten im Hauptstudium Antriebstechnik hören an der Uni hier bspw. elektrische Antriebe, Energieelektronik, Nachrichtentechnik, Sensorik und Aktorik, Eingrößenregelung, Mehrgrößenregelung, Maschinendynamik, industrielle Steuerungstechnik, Hydraulik, Pneumatik, Getriebetechnik, Meßtechnik, Mikrorechnertechnik, Echzeit-Systeme, methodisches Konstruieren, Prüftechnik, Qualitätssicherung, Automobilmotoren, Automobilgetriebe, Verarbeitungsmaschinenkonstruktion, fluidische Antriebe, Werkzeugmaschinen und Werkzeugmaschinenmechatronik, Traktionstechnik, Magnetlagertechnik, Prozeßanalyse, Identifikation, nichtlineare Systeme, digitale Regelungen, Dynamiksimulation, Entwurf und Berechnung mechatronischer Systeme.

Selbsverständlich nicht alles als Pflichtfach.

Die Automatisierungstechnik im Rahmen des Elektrotechnikstudiums schlägt eine andere Richtung ein. Hier soll dem Studenten sämtliches Handwerkszeug der Systemanalyse, der Regelungstechnik, der Robotik, der Modellbildung und der Anlagenautomatisierung eingetrichtert werden. Hierzu gibt es die volle Breitseite Kybernetik und Systemtheorie und einen Blumenstrauß weiterer Vorlesungen, deren Inhalte der Mechatroniker nur anreißt. (Betriebsmittel der Automatisierungstechnik, Robotik, Prozeßautomatisierung, Mikroprozessortechnik, Eingrößenregelung, Mehrgrößenregelung, Prozeßanalyse, Modellbildung, Sensoren und Signalauswertung, Robotersysteme, Robotertechnik, Roboterentwurf, elektrofluidische Antriebe, industrielle Steuerungstechnik, industrielle Elektronik, Echzeitverarbeitung, Prozeßdatenkommunikation, Identifikation, nichtlineare Systeme, stochastische Systeme, autonome Systeme, adaptive Systeme, digitale Regelung, Optimalsteuerung, adaptive Regelung, elektrische Antriebe, Softwareimplementation und Programmierung, Fuzzy-Systemtheorie, theoretische Modellbildung, Simulation von automatisierten Systemen)

Des weiteren hört man immer wieder Klagen von den Mechatronikern, daß sie zwischen den Stühlen baumeln. Die Maschinenbauer, zu denen die Mechatroniker eigentlich gehören, beachten sie kaum, weil es keine ordentlichen Maschinenbauer sind; die Elektrotechniker ignorieren sie, weil das klassische Diplomstudium der Elektrotechnik durch seine Vertiefungsrichtungen die Inhalte der interdisziplinären Studiengänge wie z.B. Informationssystemtechnik, Mechatronik usw. in anspruchsvollerer Form bietet.

Meiner Meinung nach hilft Dir auch für das spätere Berufsleben das harte Niveau der Elektrotechniker eher. Das Elektrotechnikstudium, besonders der Bachelor, also das, was früher das Grundstudium war, ist Ingenieurwissenschaft in Reinstform; näher wirst Du dem nie kommen. (So zumindest das Ideal: Leider hat der Bachelor einen fundamentalen Konstruktionsfehler in Deutschland und kann gegenüber dem Diplom nicht bestehen, d.h. wir schauen zu, wie uns gegenwärtig das akademische Niveau wegbricht.) Sicherlich extrem vollgestopft, doch reicht der Stoff in die Tiefe. Das Mechatronikstudium stopft eher in die Breite. Und Breite hielt ich schon immer für den falschen Weg in der Ingenieurausbildung. Das Studium darf Dir nicht nur den Stoff vermitteln, sondern muß in Dir ingenieurwissenschaftliches und ingenieurtechnisches Denken ausprägen und erziehen, und das klappt nur über tiefschürfende, zielgerichtete Ansätze, die Dich nicht mit Unmengen Stoff auf flachem Niveau überschütten. Das Studium ist schließlich im Gegensatz zur Schule eine Spezialausbildung.
Du solltest das Brett nicht an den dünnen Stellen bohren. :smile:

Viele Grüße