Erfahrungen mit Factoring gesucht

Hallo zusammen,

mein Mann ist als Architekt mit 2 Angestellten selbständig. Leider gibt es seit ca. 2 Monaten Probleme mit der Zahlungsmoral eines ausländischen Kunden. Er zahlt seine Rechnungen immer nur mit einer Verzögerung von mehreren Wochen. Das ist ein großes Problem für ihn. Denn das heißt, dass er die Löhne verspätet zahlen kann. Es muss wirklich dringend eine Lösung her.

Jetzt haben wir bei unseren Recherchen im Internet zum ersten Mal von Factoring gelesen und fragen uns, ob das eine Möglichkeit wäre, liquide zu bleiben.

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit diesem Factoring-Anbieter: http://www.bibbyfinancialservices.de/

Wenn ja, wie hoch ist die Factoringgebührt? Könnt Ihr Factoring generell empfehlen oder gibt es noch eine andere Möglichkeit?

Vielen Dank schonmal für Eure Antworten!

Hallo

Gleich am Rande: sich schon gleich auf einen Anbieter „einzuschiessen“ anstatt sich erstmal querbeet zu informieren, halte ich für keine gute Herangehensweise.

Üblicherweise kostet das einfache Factoring um 1-2% des jeweiligen Jahresumsatzes.
http://www.welt-der-bwl.de/Factoring
Natürliche kosten zusätzliche Leistungen extra … (z.B. Forderungsausfallversicherung, Vorfinanzierung des Rechnungsbetrages, Delkredere), eigene/fremde Bonitätsprüfung des Kunden etc.

Auch wenn Factoring zunächst mal verlockend klingt, sind in der Praxis und über die Jahre die tatsächlichen Forderungsausfallkosten nach meiner Erfahrung erheblich geringer. Das hängt aber jeweils sehr von der Branche und der Kundenstruktur ab.
Zudem muss man sich eben gut überlegen, ob man das Mahnwesen und Einzelfallfallentscheidungen aus der Hand geben will. Oft ist einem ja der langfristige Kundenerhalt trotz dessen Zahlungsmoral wichtiger - oder man möchte den Kunden nicht gerade kurz vor einem weiteren Vertragsabschluss mit gerichtlichem Mahnverfahren/Zahlungsklage konfrontieren. Gerade im Architekturbüro schluckt man doch z.B. bei Gemeinden, von denen man über viele Jahre immer wieder größere Aufträge bekommt, lieber den sauren Apfel, dass das Zahlungsziel eher selten wirklich eingehalten wird, als den Kunden auf Dauer zu verlieren.

Er zahlt seine Rechnungen immer nur mit einer Verzögerung von mehreren Wochen.

Wenn man es nicht einfach prima findet, dass er wenigstens verspätet zahlt, steht es einem auch ohne Factoring frei, höhere Verzugszinsen zu vereinbaren, energischer zu mahnen oder ab sofort freiwillig auf diesen Kunden zu verzichten.

Zudem sind für Architektenleistungen die Factoring-Anbieter (noch?) äußerst begrenzt
http://bakdhq.hostanddomainservice.com/
http://www.iww.de/pbp/archiv/mit-factoring-eigenkapi…

Wenn verspätete Zahlungen nur eines Kunden ein Unternehmen schon in Liquiditätsprobleme bringen, dann ist das jedenfalls nicht mit dem „Zaubermittel“ Factoring zu lösen, sondern zunächst mal ein Zeichen dafür, dass das Finanzpolster des Unternehmens zu gering ist. Das lässt sich einfacher und kostengünstiger über die Hausbank lösen.

Wenn z.B. häufiger Forderungen verschiedener ausfallen, dann sollte man bei seiner Kundenauswahl ansetzen … etc. …

Grüsse Rudi

Moin,

wieso sieht dieser Artikel irgendwie wie Werbung aus?

TET

Hallo Rudi,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Du hast Recht, die Entscheidung pro Factoring ist wirklich schwierig. 1-2 % des Jahresumsatzes sind bei einem mittelständischen Unternehmen schon einiges. Allerdings denke ich wirklich, dass ich mich bald von dem Kunden trennen werde, wenn er weiter so unzuverlässig ist. Die vielen Arbeitsstungen könnten wir dann für neue Projekte aufwenden. Ich werde mir das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Viele Grüße!