Erfahrungen mit Pflegeheimen oder Hospitzen?

Hallo,

ich suche nach Erfahrungen mit Pflegeheimen. Gerüchteweise hört man dort ziemlich viel, jedoch vielleicht finde ich hier noch ein paar Leute die mir aus eigener Erfahrung mehr Auskünfte geben können.

Vorzustellen ist ein Mann zwischen 70 und 80 welcher multiple Krebsmethastasen in multiplen Organen hat - auch im Kopf. Aktuell sehen die Ärzte keine bis sehr geringe Chancen auf eine Heilung. Aktuell ist er durch die Krankheit halbseitig gelähmt und daher nicht mehr mobil. Die Angehörigen möchten nun eine gute Unterbringung finden.

Zuhause bestehen die Bedenken, dass er dann ja immer (viel) alleine ist und nur die Pflegekraft als Ansprechpartner hat zzgl. zu den Besuchen, welche aber dank Berufstätigkeit leider nicht so ausfallen können wie man sich das vielleicht wünschen würde. Aber auch diese Option ist klar gegeben. Alle Angehörigen würden dabei mithelfen.

Pflegeheim war die angedachte Alternative, jedoch hörte man davon zwei sehr negativ klingende Punkte.

In einem Pflegeheim sollen scheinbar solche Patienten grossteils auf dem Zimmer gepflegt werden. Das, was wir wünschen - regelmässige Ausflüge vor das Haus, oder in den Speisesaal seien nicht Standard.

Ausserdem sei in einem Pflegeheim die medizinische Betreuung sehr schlecht und er müsste dann bei jedem Problem gleich wieder ins Krankenhaus umziehen (wie zuhause natürlich auch)

Besser sei dann ein Hospitz wurde empfohlen.

Wie sehen denn die Erfahrungen hierzu aus?

Danke schonmal für ehrliche Antworten.

Hallo,

es gibt Pflegeheime und es gibt Pflegeheime. Gute und weniger gute, und auch richtig schlechte. Es gibt die Möglichkeit für Geld Dinge einzukaufen, die man ohne Geld nicht einkaufen kann, und insoweit muss man immer sehr kritisch hinterfragen was wer über welche Einrichtung sagt. „You get, what you pay for“, gilt natürlich auch hier. Auch wenn das selbstverständlich nicht der einzige Faktor ist. Man kann auch viel Geld in einer schlechten Einrichtung lassen, und anderswo zum Sozialhilfesatz erstaunlich gut untergebracht werden.

Da hilf es also nur, sich konkret zu überlegen, was finanzierbar ist, und mit dieser Maßgabe dann Einrichtungen in der Nähe aufzusuchen, und zu sehen, was dort für die zur Verfügung stehenden Mittel machbar ist.

Was die medizinische Seite angeht, so muss man natürlich in Bezug auf ein Hospiz ganz klar sagen, dass es im Hospiz regelmäßig nicht mehr um kurative Behandlung sondern „nur“ um palliative Maßnahmen geht, mit denen die letzten Tage und Wochen möglichst schmerz- und angstfrei in angenehmer Umgebung ermöglicht werden sollen. D.h. da stellt sich im Vergleich zum Pflegeheim die Frage einer Krankenhauseinweisung eher nicht. Gäste in Hospizen sind regelmäßig austherapiert, stehen am Ende ihres Lebensweges, und haben sich selbst (oder die Angehörigen im Bewusstsein eines darauf gerichteten Willen des Betroffenen) ganz bewusst für das Hospiz entschieden, um gerade weiterer kurativer Behandlung und der Krankenhaussituation „zu entkommen“. Kommt es dann zu einer akut lebensbedrohlichen Situation geht es dann typischerweise gerade nicht mehr um weitere, nur noch kurzfristig mögliche Lebensverlängerung, sondern darum, das Sterben zu erleichtern.

Insoweit stellt sich eben für Euch jetzt die schwierige Frage, wie die Situation einzuschätzen ist. Geht es hier nur noch um die letzten Wochen und wird gerade keine kurative Behandlung mehr gewünscht, dann ist ein Hospiz sicher eine gute Möglichkeit. Geht es aber darum, dass wir von einer noch akzeptierten Lebensqualität und längerfristigen Lebenserwartung unter ebenfalls akzeptierter kurativer Behandlung sprechen, dann kommt ein Hospiz nicht in Frage, und müsste man eher in Richtung Pflegeheim denken.

Gruß vom Wiz

Hallo,

kann sich der Mann noch irgendwie dazu äußern, was er für sich selbst wünscht?

Möchte er noch alle Behandlungen haben, die möglich sind, oder lehnt er weitere Behandlungen ab oder äußert er sich dazu gar nicht?

Ich würde einer individuellen Pflege zuhause den Vorzug geben, wenn diese mittels einer Pflegekraft bewerkstelligt/finanziert werden kann.
Eine einzelne Pflegekraft in häuslicher Umgebung ist logischerweise besser, als diverses Schicht-wechselndes Personal im Pflegeheim, welches für viele Pflegebedürftige zuständig ist.

Wenn es nur noch um eine absehbar kurze, letzte Zeit des Lebens geht, würde ich das Hospiz in Erwägung ziehen.

Viele Grüße
Maralena

Hallo !

Ich bin der Meinung, in einem Alten/Seniorenpflegeheim wäre der mann verkehrt. Die medzinische und pflegerische Betreuung dort ist personell usw.in der Regel nicht auf die Pflege eingerichtet, die hier sicher zu wünschen wäre. Ambulante Hospizpflege oder stationäre Hospizpflege passt da eher. In vielen Städten gibt es von Diakonie oder Caristas dazu Beratungs- und Kontaltstellen, aber sicher kannst du diesbezüglich auch im Internet recherchieren.
Alles Gute, viel Glück und Kraft !

Hallo,
ich kenne mehrere Fälle in Pflegeheimen und Hospizen. Alle Einrichtungen waren aus meiner Angehörigensicht völlig OK.

Wie Wiz ausführt, sind Hospize speziell auf eine beschränkte Aufenthaltsdauer ausgerichtet…

Beatrix

1 Like

Hallo,

durch die Betreuung / Pflege von Angehörigen habe ich zwei Pflegeheime und drei Hospize kennengelernt.

ich suche nach Erfahrungen mit Pflegeheimen. Gerüchteweise
hört man dort ziemlich viel, jedoch vielleicht finde ich hier
noch ein paar Leute die mir aus eigener Erfahrung mehr
Auskünfte geben können.

Wie Wiz schon sagte: Es gibt solche und solche.

Vorzustellen ist ein Mann zwischen 70 und 80 welcher multiple
Krebsmethastasen in multiplen Organen hat - auch im Kopf.
Aktuell sehen die Ärzte keine bis sehr geringe Chancen auf
eine Heilung.

Dann wäre die Frage, ob die behandelnden Ärzte bereit sind, ein Hospizgutachten zu erstellen. Eine Aufnahme in ein Hospiz ist nur mit einem solchen Gutachten möglich. Das wird erst dann erstellt, wenn alle kurativen Maßnahmen eingestellt werden und es nur noch darum geht, dem Patienten in seiner letzten Lebensphase eine möglichst hohe Lebensqualität zu gewährleisten (Schmerzfreiheit)

Aktuell ist er durch die Krankheit halbseitig
gelähmt und daher nicht mehr mobil. Die Angehörigen möchten
nun eine gute Unterbringung finden.

Generell kann man sagen, daß ein Hospiz einen besseren Personalschlüssel hat als selbst die Pflegeheime, die einen guten Personalschlüssel haben.

Zuhause bestehen die Bedenken, dass er dann ja immer (viel)
alleine ist und nur die Pflegekraft als Ansprechpartner hat
zzgl. zu den Besuchen, welche aber dank Berufstätigkeit leider
nicht so ausfallen können wie man sich das vielleicht wünschen
würde. Aber auch diese Option ist klar gegeben. Alle
Angehörigen würden dabei mithelfen.

Pflegeheim war die angedachte Alternative, jedoch hörte man
davon zwei sehr negativ klingende Punkte.

In einem Pflegeheim sollen scheinbar solche Patienten
grossteils auf dem Zimmer gepflegt werden. Das, was wir
wünschen - regelmässige Ausflüge vor das Haus, oder in den
Speisesaal seien nicht Standard.

Das ist auch in einem Hospiz nicht unbedingt Standard. Wenn in der Frühschicht eine Pflegekraft für drei bis vier schwerkranke Patienten da ist, dann ist ein Ausflug in den Garten dann wahrscheinlich, wenn Angehörige oder ehrenamtliche Mitarbeiter dies tun. In englisch sprachigen Ländern ist der Personalschlüssel in Hospizen 1:1.
Davon sind wir in Deutschland noch entfernt.

Ausserdem sei in einem Pflegeheim die medizinische Betreuung
sehr schlecht und er müsste dann bei jedem Problem gleich
wieder ins Krankenhaus umziehen (wie zuhause natürlich auch)

Das ist von Pflegeheim zu Pflegeheim sehr unterschiedlich. Es gibt Heime, in denen rund um die Uhr eine hausärztliche Betreuung stattfindet (neueres Modellprojekt). In jedem Fall sollte man fragen, welche Fachärzte ins Heim kommen.
Bei einem CA-Patienten in der letzten Lebensphase wäre ein Facharzt für Schmerztherapie äußerst wichtig.

Besser sei dann ein Hospitz wurde empfohlen.

Würde ich tendenziell auch sagen. Bei Patienten mit Gehirnmetastasen können jedoch Symptomatiken eintreten - jenach dem welcher Teil vom Gehirn betroffen ist - die einer dementiellen Symptomatik sehr ähnlich sind.

Deshalb wäre es wichtig zu fragen, ob unter den Pflegekräften im Hospiz auch Altenpfleger dabei sind und inwiefern es Fortbildungen zum Themenkreis Demenz gab.
Sonst kann es passieren, daß der Patient sein Schmerzmittel nicht nimmt und Schmerzen hat, weil er meint das Medikament schon genommen zu haben und die nicht in diesem Bereich fortgebildeten Pflegekräfte dann darauf bestehen, daß der freie Wille des Patienten zählt …

Wie sehen denn die Erfahrungen hierzu aus?

Die längst mögliche Aufenthaltsdauer im Hospiz beträgt ein Jahr.
Der Hospizgast bezahlt nichts.

Im Pflegeheim ist die Aufenthaltsdauer unbegrenzt. Was die Kasse nicht bezahlt, muß vom Patienten bzw. den Angehörigen oder dem Sozialamt bezahlt werden.

Viele Grüße

Iris