Guten morgen,
dito.
Der Unterschied ist so offensichtlich, dass ich mich über
diese Argumentation von Dir nur wundern kann. Sonst hast Du
bei mir einen erheblich scharfsinnigeren Eindruck
hinterlassen.
es kann halt nicht jeder so ein Genie wie Du sein.
Langweilige Antwort. Ich bin auch schon phantasievoller beleidigt worden. Aber zurück zum Thema.
Weswegen ja auch die Charts voll mit solchen Eigenproduktionen
sind.
Die „Charts“ können nicht voll mit solchen Eigenproduktionen
sein, weil die „Charts“ per Definition nur den Krempel
enthalten, der von der MI hergestellt und verkauft wird. Das
ist gerade der „Sinn“ der Charts, so man ihnen irgend einen
Sinn zusprechen möchte.
Du meinst, es gibt hunderte, wenn nicht tausende Künstler, die
so erfolgreich sind wie die, die in den Charts vorkommen, ohne
daß man von denen je etwas gehört hat? Wow.
Wie definierst Du denn Erfolg? Wenn es darum geht, Millionär zu werden, dann hast Du sicher Recht, verkennst aber, dass auch nur ein sehr sehr kleiner Bruchteil der „konventionell“ geknebelten Künstler mit ihrer Musik reich wird.
Meinst Du, dass die DSDS Kacke „erfolgreich“ ist, weil man davon ständig was hört und die armen Säcke nur deshalb nicht alle Milliardäre sind, weil die Raubmordkpierer ständig ihre tolle Musik raubmordkpieren, die sie sonst natürlich alle sofort brav im Plattenladen gekauft hätten? Diesen Rotz laden sich die „Kiddies“ von Flensburg bis Konstanz mal eben runter, lachen drüber und machen dann den Speicher frei für Musik, die sie mehr als einmal hören möchten.
Im Gegensatz zu elektronischen Daten lassen sich Kaffeetassen,
Radios, Zahnbürsten, etc. nicht beliebig oft kopieren.
Du meinst also, daß alles, was sich kopieren lässt, kopiert
werden dürfte.
Im großen und ganzen, ja.
Wie sieht es denn mit Produktpiraterie, mit
Geldscheinen, Büchern oder Zeitschriften aus?
Ich muss Dir ja wohl nicht erklären, warum das für Geldscheine nicht gelten kann. Bücher und Zeitschriften sollten in der Tat genauso legal kopiert werden können, wie Musik und andere immaterielle Güter.
Was die sog. Produktpiraterie betrifft, so sehe ich das als untergeordnetes Problem, da die Kopien meistens eine erheblich schlechtere Qualität haben.
Sollte es allerdings einem pfiffigen Chinesen gelingen, qualitativ gleichwertige Produkte zu kopieren und für einen Bruchteil des Preises auf den Markt zu bringen, sollte die ursprüngliche Herstellerfirma bis dahin ein neues, verbessertes/verfeinertes Produkt auf dem Markt haben. Erfahrungsgemäß sind bis zu diesem Zeitpunkt die Patentrechte nämlich ohnehin abgelaufen.
Ich gebe Dir aber in einem Punkt recht: Es sollte auf keinen Fall zulässig sein, dass bei Produkt piraterie die „Kopie“ auch den Namen übernimmt. Das kann nämlich bei optisch zwar gleich wirkenden aber qualitativ erheblich minderwertigen Produkten zu einer Gefährdung von Leib und Leben führen. Das ist nicht hinnehmbar!
Übrigens genauso wenig, wie es die Piratenpartei hinnehmbar findet, wenn jemand eine Kopie kommerziell verbreitet, also gegen Geld. Das erfüllt aber auch unabhängig von der Kopiererei andere Straftatbestände und sollte entsprechend geahndet werden.
Bei Landwirtschaftlichen Produkten sieht die Lage allerdings
interessanter aus, weil es da durchaus Bestrebungen der
Saatguthersteller gibt, das „Raubkopieren“ ihrer tollen
Produkte zu unterbinden. D.h. ein Landwirt ist heute darauf
angewiesen, das Saatgut jedes Jahr auf’s neue zu kaufen,
anstatt einen Teil der Ernte zurückzubehalten. Das Getreide
ist so „designt“, dass es sich nicht zur eigenen Vermehrung
eignet.
Dann bin ich umso stolzer auf meine Wunder der Natur, die ich
auf meiner Terrasse und in meinem Garten aus den Samen von im
Handel erworbenen Produkten gezüchtet habe. OK, mit Rindern
und Schweinen hat es noch nicht so geklappt, aber mit allem
anderen gehts.
Du scheinst ja eine komplett autarke Versorgung anzustreben, wenn Du neben Deinem Beruf noch Obst- und Gemüse sowie Schweine- und Rinderzucht betreibst.
Das Verfahren, dass in der professionellen Landwirtschaft zu Problemen führt, nennt sich „Genetic Use Restriction Technology“. Das Zeug darf aber meines Wissens zumindest in Deutschland noch nicht kommerziell eingesetzt werden. Hierzulande nutzen die Landwirte Hybridsaat mit sehr ähnlichen Folgen: Eine Verwendung in zweiter Generation liefert erheblich geminderte bis gar keine Erträge.
Die Landwirte, die ich kenne, kaufen das Zeug nicht freiwillig so. Sie sind durch katastrophale Marktpreise für Getreide auf die Maximierung des Ertrages angewiesen. Es zeigt sich auch hier eine „Knebelung“ der eigentlichen Produzenten von einer rücksichtslosen Industrie. Und auch hier zeigt sich ein Trend hin zur Selbstvermarktung und Rückbesinnung auf „Bioanbau“ ohne Industrie.
Die findet auch das nicht witzig und erfindet Legenden, wie die, dass ohne Hybridsaat die Menschheit elendig verhungern müsse.
Ich rede nicht von „ein Mensch“, sondern davon, Musikstücke
zum Download zur Verfügung zu stellen. Da sind ein paar
zigtausend Kopien pro Tag durchaus möglich, was anhand der
Downloadzahlen von Musikstücken zu erkennen ist, die legal von
den Künstlern ins Netz gestellt wurden. Ich erinnere nur an
„Beautiful Day“ von U2.
Oder an die vielen Musikstücke, die täglich ganz legal und bezahlt via iTunes, Musicload, etc. heruntergeladen werden. Aber warum man diese Musik plötzlich nicht mehr an seine Freunde weitergeben, eine Kopie für das Autoradio und eine
für den PC anfertigen darf, das leuchtet mir so gar nicht ein.
Und den privaten Filesharer möchte ich sehen, der Downloadraten auch nur ansatzweise in der von Dir genannten Menge erreicht. Bei 5MB Dateigröße (mp3 Format) wären das immerhin schon knappe 50 GB. Selbst wenn ich dafür mal optimistisch einen upload von 1MBit/sec auf einem DSL Anschluss annehme (meist sind es deutlich weniger) würde die Übertragung über 100h dauern. Wenn er das pro Tag schaffen will, muss er über eine leistungsfähige Zeitmaschine verfügen. Hut ab!
Aber auch nicht ganz abwegig – und das erst recht nicht, wenn
man sich die Entwicklung der Umsätze und die Nutzung des
Internet anschaut.
Man kann sicher alles mögliche mit der Entwicklung der Nutzung des Internets korrelieren. Richtig ist es deshalb noch lange nicht.
Also ist Musik Freiwild, aber bei allem anderen bist Du schon
für den Schutz der Rechte der Urheber/Eigentümer, oder wie
soll ich das verstehen?
Die Piratenpartei setzt sich genau *für* die Rechte der Urheber ein. Das ist nicht die MI, die immer rumjammert, sondern die Künstler. Im Falle der Bücher ist es im Prinzip das selbe, wobei der ordentliche hochwertige Druck schwieriger zu gestalten ist aber von mir aus sollte jeder ein Buch kopieren und ausdrucken dürfen. Wohlgemerkt nicht zum Verkauf, sondern für den eigenen Gebrauch inkl. dem Freund/der Freundin schenken, dem Nachbarn geben, etc.
Irgendwie muß ich da ein gewisses
Eigeninteresse unterstellen. Vermutlich hörst Du mehr Musik
als Du Bücher liest. Anders ist diese einseitige Sichtweise
nicht zu erklären.
Ich schließe Bücher gerne mit ein, die werden in der Diskussion viel zu oft außen vor gelassen. Sie liegen allerdings auch noch sehr viel seltener in elektronischer Form vor.
Die Argumentation ist ja auch völlig abwegig. Die einzig
plausible Erklärung für die Umsatzrückgänge ist, daß die
Musiker, die von der Musikindustrie vertreten werden, in den
letzten 15 Jahren kontinuierlich schlechter geworden sind.
Das ist sicher einer der Faktoren. Hinzu kommt, dass die Verkäufer der Ware „Musik“ ihren Kunden quasi den Krieg erklärt haben. Kunden werden erst als Räuber bezeichnet, mit Freiheitsentzug und Vergewaltigung(!) bedroht (siehe "Raub(!)kopierer sind Verbrecher Kampagne), deren Rechner verkrüppelt oder gleich komplett übernommen (siehe Sony Music Trojaner) und Einzelne in Schauprozessen vorgeführt.
Alles, weil sie die gekaufte Musik auch ihren Freunden zugänglich gemacht haben. Könnte es sein, dass diese Faktoren evtl. auch eine klitzekleine Rolle beim Untergang dieser Industrie spielen?
Genauso wenig, wie das Kopieren von LPs oder CDs auf Kassetten
einen Vermögensschaden verursacht hat, verursacht das digitale
Kopieren einen solchen.
Ich kann nicht glauben, daß Du ernsthaft glaubst, daß durch
die Kopiererei der Musikbranche und damit den Künstlern
überhaupt kein Geld entgeht.
Nicht im nennenswerten Maße, nein. Außerdem setzt sich doch gerade die Piratenpartei für ein stark verbessertes Vergütungsmodell ein, dass die Musiker für ihre Werke fair entlohnt.
Nicht zuletzt bekommen hierzulande die Rechteverwerter
beispielsweise für jeden verkauften CD Rohling einen Anteil
des Kaufpreises. Ich habe bestimmt schon 3000 Rohlinge
„verbraten“. Von diesen haben genau Null (0) kopierte Musik
enthalten.
Ich habe nie behauptet, daß ich diese Kopierabgabe vernünftig
oder angemessen finde.
Sicher. Aber sie trägt dennoch zu den nicht unerheblichen Einnahmen bei. Wieviel da tatsächlich bei den Künstlern ankommt, sei mal dahin gestellt. Übrigens zahle ich auch für meinen Drucker und PC eine Abgabe an die VG Wort. Dabei drucke ich damit grundsätzlich nur *meine* Werke. Bekommen habe ich noch keinen Cent.
Sicher, sicher. Was ich gerade nicht verstehe: Soweit ich das
in Erinnerung habe, wirst Du für das, was Du tagsüber so
treibst, auch bezahlt.
Für einen Bruchteil dessen, ja.
Für einen Bruchteil von was?
Einen Bruchteil dessen, was ich tagsüber so treibe. Ich arbeite ja nicht als Finanzclown, d.h. ich habe auch mal Pausen, Urlaub, Feierabend, etc.
Hm, interessant. Bist Du Dir darüber im Klaren, daß in den
meisten Branchen die Personalaufwendungen sehr viel weniger
als 30% vom Umsatz ausmachen? Im Handel bspw. Liegt die Quote
deutlich unter 20%.
Da sieht man mal, wie heuchlerisch das Gejammer über zu hohe Personalkosten ist. Aber davon abgesehen habe ich das kleine Wörtchen „günstigstenfalls“ durchaus bewusst hinzugefügt. Meistens ist es deutlich weniger, vielfach schlicht nichts.
Warum Musiker dem gegenüber sehr aufgeschlossen sind, kannst
Du aber auch hier nachlesen. Mir glaubst Du es ja nicht:
http://magnatune.com/info/why
Ah, ein Einzelschicksal. Das kommt als Beleg immer gut.
Naja. 293 Musiker, 646 Alben mit 8872 Songs. Und das ist nur eine der alternativen Seiten. Es gibt noch hunderte mehr. Da Du bei Magnatune die 128 kBit mp3s gratis runterladen und anhören darfst, kannst Du Dir von der dort gebotenen Qualität gerne selbst ein Bild machen.
http://archive.salon.com/tech/feature/2000/06/14/love/
Der Link führt zur Hauptseite.
Bei mir zu einem Artikel mit der Überschrift „Courtney Love does the math“ TDon’t get above your station, kid. It’s not piracy when kids swap music over the Internet using Napster or Gnutella or Freenet or iMesh or beaming their CDs into a My.MP3.com or MyPlay.com music locker.[2000]
Aber der Artikel ist vor allem interessant, weil dort erklärt wird, warum die MI die eigentlichen Piraten sind. Vielleicht funktioniert dieser Link besser:
http://archive.salon.com/tech/feature/2000/06/14/lov…
Warum aber überlässt Du es dann nicht dem Künstler, für
welchen Weg er sich entscheidet? Warum vermarkten selbst große
Acts ihre Musik nicht selbst und direkt via Internet, sondern
ärgern sich mit den Plattengesellschaften rum?
„Madonna“, einer der großen Acts, hat das vor gar nicht allzu langer Zeit geändert. Das hat ein Medienecho gegeben, als wäre es eine große Sensation. Sie macht ihr Geld jetzt wieder mit Konzerten (und zwar nicht zu knapp, eine deutlich dreistellige Millonensumme wurde genannt), Platten und CDs laufen nur noch nebenbei. Natürlich alles wegen der bösen Raubmordkopierer.
Der Trend ist eindeutig. Weg von der MI, hin zu individuellem Marketing und viel mehr Livekonzerten. Die MI findet das naturgemäß nicht so toll, führt den bekannten Lobby-Kampf und bettelt um Protektionismus.
Auch hier: Warum lässt Du das die Künstler nicht selbst
entscheiden?
Ich glaube, weil ich dann die FDP wählen müsste.
Gruß
Fritze