Erfüllungsgrade bei der Debitorenbuchhaltung

Hallo liebe Wissenden,

letzte Tage habe ich mit unserem Chefbuchhalter gesprochen und der sagte mir, dass bei meiner Behörde ca. 95-97% aller Rechnungen von den Bürgern auch bezahlt werden.

Deshalb würde mich mal interessieren, wie es da in der freien Wirtschaft so aussieht: Mit wieviel Prozent Ausfall wird hier so gerechnet?

Danke für Eure Antworten.

Euer
Ebenezer

Ich kann dir „nur“ von uns berichten, wo ich die Chefbuchhalterin bin und auch das komplette Inkasso mache.
Wir haben eine sehr niedrige Quote, ca 1% Ausfall. Ich glaube aber, dass das daran liegt, dass ich jeden Schuldner persönlich nerve bzw. Alternativen anbiete. Normalerweise wird ja das Forderungsmanagement an Rechtsanwälte oder Inkassofirmen abgegeben.
Wie das in großen Unternehmen ist, kann ich dir leider nicht sagen. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Ausfallquote hier größer als 5% ist. Gerade im Bereich des Internethandels wird es wohl einfacher und billiger sein, eine 20€ Forderung abzuschreiben, als sich ein halbes Jahr mit dem Inkasso zu beschäftigen.

Data

Nur mal, um eine Größe zu nennen. Bei Amazon Deutschland sitzen ca. 60 Debitorenbuchhalter, die nur die Bankeinzüge buchen, nichts weiter. Kein Kauf auf Rechnung oder Nachnahme oder Kreditkarten. Das machen andere.

Servus,

von zwei Unternehmen aus der ‚freien Wirtschaft‘ mit Ausfällen unter 0,5 Prozent des Umsatzes kann ich berichten:

Das eine ist ein Handelsunternehmen, das Instrumente für die Mikrochirurgie (Operationen am Rückenmark von Laborratten und sowas) vertreibt. Da gibt es keine Ausfälle, weil die Kunden so gut wie ausnahmslos der öffentlichen Hand gehören. Das sonst fast lächerliche Prinzip „erster Auftrag per Vorkasse“ funktioniert da perfekt, weil es nur dazu dient, festzustellen, ob der Besteller in seiner Funktion überhaupt über Etatmittel verfügen darf. Und wenn ja, dann ja, und das läuft weiter wie ein Uhrwerk.

Das andere ist eine Mühle, die Landhandel und Landwirte mit Mischfuttermitteln beliefert. Da sind die Margen so winzig, dass es sich lohnt, jeden einzelnen Kunden ziemlich permanent unter die Lupe zu nehmen, was Bonität betrifft, und jedem Gerücht nachzugehen, das die Vertriebler irgendwo aufschnappen.

Im Fall zwei ist angesichts der wirtschaftlichen Situation der Landwirte allerdings nicht damit zu rechnen, dass derartige Traumwerte auf die lange Sicht zu halten sind.

Schöne Grüße

MM