Ergebnisse aus Faktorenanalyse interpretieren

Hallo,

ich habe eine Faktorenanalyse durchgeführt, bei der ich verschiedene Begriffe ähnlicher Konnotation zu Faktoren zusammengefasst habe.

Anhand der Faktorenanalyse konnte ich so meine insgesamt 28 Begriffe 4 verschiedenen Faktoren zuordnen. Das hat also soweit alles prima geklappt. Auch die Interpretation der Ergebnisse verlief ganz gut.

Die neuen Variablen aus der Faktorenanalyse habe ich gespeichert und so transformiert, dass sie jeweils die Ausprägungsformen „keine“, „schwach“, „stark“ und „sehr stark“ einnehmen konnten. Jeder Ausprägung wurde dadurch eine etwa gleichgroße Zahl an Fällen zugeordnet.

Anschließend habe ich eine Kreuztabelle durchgeführt, um zu sehen, welche Zielgruppen welches Merkmal wie stark inne haben: im konkreten beispiel wollte ich für de Zielgruppe der Führungskräfte schauen, welche Merkmale (aus der Faktorenanalyse) wie intensiv ausgeprägt waren.

Nun die eigentliche Frage:
Bei einem Merkmal hatten die meisten Führungskräfte (44%) die Merkmalsausprägung „stark“ inne, eine Häufigkeitsauszählung der ursprünglichen Variablen (zu den Begriffen,die ich für die Faktorenanalyse verwendet habe) hat aber ergeben, dass diese Begriffe nur insgesamt von 2% der Führungskräfte genannte worden sind.
Wie können denn dann 44% starke Merkmalsausprägungen aufweisen? Weiß jemand, wie das zustande kommt?

Hallo,
grundsätzlich gefällt mir gut, dass Du nicht einfach der Faktorenanalyse „glaubst“, sondern versuchst die Ergebnisse plausibel nachzuvollziehen. Das ist leider keineswegs selbstverständlich.

Meiner Erfahrung nach deutet Deine Beobachtung darauf hin, dass Deine Analyse noch überarbeitungsbedürftig ist. Möglicherweise ist Dir ein Fehler in der Berechnung oder der Zusammenfassung der Ergebnisse unterlaufen. Vielleicht wurden einige Merkmale in die Analyse aufgenommen, die nur sehr schlecht zwischen den Teilnehmer unterscheiden können (Decken- bzw. Bodeneffekt) oder die untereinander in einer starken Beziehung stehen (Stichwort „Multikollinearität“), sodass die Faktorenanalyse nur zu wenig aussagekräftigen Ergebnisse kommt. Ein wenig detektivischer Spürsinn wird Dir vermutlich weiterhelfen.

Viele Grüße,
Kutya

Hallo Kutya,

vielen Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort! Ich werde mir alles noch einmal ausführlich anschauen und hoffe, den Fehler zu entdecken.

Eine allgemeine Frage hätte ich dazu noch: ist die Durchführung der Faktorenanalyse an ein bestimmtes Skalenniveau gebunden? (Also z.B. mindestens ordinal skaliert)?

Viele Grüße,
JuMaHe

Hallo JuMaHe,
an sich sollten die Variablen einer Faktorenanalyse entweder mindestens intervall-skaliert oder dichotom sein. In der Praxis werden auch oft auf Fragebogendaten verwendet, wobei so getan wird, als wäre der Abstand zwischen „dem stimme ich zu“ und „dem stimme ich völlig zu“ genaus groß wir der Abstand zwischen „dem stimme ich etwas zu“ und „unentschieden“ (um mal ein willkürliches Beispiel anzuführen).

Gut erklärt ist das Vorgehen bei einer Faktorenanalyse in Backhaus et al. „Multivariate Analysemethoden“.

Viele Grüße,
kutya

Hallo Kutya,

vielen Dank! Aufgrund der Unstimmigkeiten der Ergebnisse aus der Faktorenanalyse und der Häufigkeitsauszählung hatte ich nämlich vermutet, dass dies möglicherweise mit dem Skalaenniveau der Variablen zu tun hat (es handelte sich bei mir um dichotome Variablen). Wenn Du jetzt aber sagst, dass es auch hier gehen müsste, weiß ich tatsächlich nicht, wo der Fehler liegt.- ist aber nicht schlimm, ich habe das Problem inzwischen anders gelöst.

Trotzdem danke ich Dir für Deine schnelle Hilfe!

Viele Grüße,
JuMaHe