Nun ja, eine Gesellschaft entwickelt sich nicht weiter, wenn deren Mitglieder, die Menschen, sich nicht mehr vermehren. Darum wird, mit einem hohen Grad an gesellschaftlicher Akzeptanz, das Lebensmodell „Vermehrung und gemeinsames Leben“ in vielen Dingen bevorzugt.
Ich finde das richtig. Auch wenn ich als kinderloser hier und da ein wenig mehr bezahle, als Menschen, die Kinder haben. Im Gegenteil, ich würde gerne wollen, dass noch viel mehr Geld in Ausbildung und Erziehung der nachfolgenden Generationen gesteckt wird. Statt die eine millionste Autobahn zu bauen, den hundertsten Flughafen, Paläste für die Verwaltung, sollte man lieber die Kindergärten und Schulen auf Vordermann bringen und Menschen, die sich um Menschen kümmern ein angemessenes Gehalt bezahlen.
Da entwickelt sich bei mir nur wenig Mitleid. Denn an Deinem Single-Status hat die Gesellschaft nur sehr wenig schuld. Da wärst Du die beste Person, um das zu ändern.
Sei doch froh, in der Regel bringt eine kurze Fahrstrecke auch eine geringe Fahrzeit und damit mehr Freizeit mit sich.
Das geht mir sehr ähnlich. Das selbe Phänomen gab es schon mal. Da war für viele Leute ein Auto an sich viel zu teuer und der Unterhalt von zwei Pferden und einem Wagen billiger. Oder sie gingen gar zu Fuß. In meinem Fall ist selbst das Verbrenner-Auto ein weitgehend unnützes Luxusobjekt. (Ich wohne in einer Großstadt mit recht stabilem und gut ausgebautem ÖPNV.)
Versuche in Deinem Denken das Wort „Staat“ durch „Gesellschaft“ oder gar „Gemeinschaft“ zu ersetzen. Der Begriff „Staat“ hat mit der Zeit seine Bedeutung gewandelt. Er wird heute nur noch selten als Synonym für das abgegrenzte Gebiet einer Nation verwendet und fast gar nicht mehr als Synonym für die Gesellschaft. Statt dessen meint man mal die Verwaltung oder ein scheinbar übergeordnetes Alienwesen, dass von Geld lebt und unerreichbar ist.
Das kommt regelmäßig in der Sommerpause oder wenn man von anderen Katastrophen ablenken will, immer wieder hoch.
Was Du aus meiner Sicht bei all Deiner Entrüstung zu vergessen scheinst: Kinder könnte man (wenn man nur aufs Geld schaut) als Parasiten bezeichnen. Sie verbrauchen ohne Gegenleistung jede Menge Geld. (Immer wenn ich den Spruch höre „sie geben einem aber so viel zurück“ sehe ich in den Augen von kinderbesitzenden eine fast bodenlose Verzweiflung.) Ich als kinderloser besitze Freiheiten und Möglichkeiten, um die mich meine Mitmenschen im Umfeld beneiden, weil sie durch ihre Kinder davon abgehalten werden. Entweder weil am Endes des Geldes noch so viel Monat übrig ist oder weil die Kinder Aufmerksamkeit und Pflege fordern, und somit keine Zeit übrig ist.
Und für diese Freiheiten bezahle ich gerne pro Monat so viel wie ein Essen mit Getränk in einem Restaurant in einer Großstatt mehr in die Pflegeversicherung.
Aber ja, ich stimme Dir in einem anderen Punkt zu. Die Verteilung der Abzüge zur Finanzierung der gesellschaftlichen Aufgaben und Vorhaben ist bei weitem nicht so gerecht, wie sie sein könnte. Laut der OECD (und das schon seit vielen Jahren) hat Deutschland die höchsten Abgaben im Bereich der unteren und mittleren Arbeitseinkommen. (Quelle: Süddeutsche) Je mehr Einkommen durch leistungslose Maßnahmen erzielt werden, um so geringer wird, im Vergleich mit anderen Staaten, die Steuerlast. Oder anders gesagt, vermögende Deutsche (die meisten von denen werden ohne eigene Leistung vermögend geboren) haben im Schnitt eine geringe Steuerlast als in anderen Ländern.
Da bestehen noch viele Möglichkeiten. Doch die derzeitigen Eigentumsverhältnisse sorgen dafür, dass Verbreitern solcher Ideen „Sozialismusgedanken“ oder „Sozialneid“ unterstellt wird und die Angst geschürt wird, dass die „Leistungsträger“ abwandern, wenn wird das Steuerlastsystem nicht immer weiter zu Ungunsten der kleinen und mittleren Einkommen umstellen.
Und diese Propaganda ist, aus meiner Sicht, das eigentliche Problem. „Die kleinen da unten“ werden wegen Krümel gegeneinander aufgehetzt (siehe die Kampagnen gegen Hartz-4-„Empfänger“). Während „die großen da oben“ Torten am Stück verschlingen.