Hallo Michael,
erstmal vorweg: Eine Mischfinanzierung bekommen wir ja jetzt, und das ist sowieso der einzige Weg, wie man zu einer reinen Anlagefinanzierung kommen kann. Die halte ich aber nach wie vor für die beste Lösung.
Das Problem mit der Sparquote/Inflation sehe ich eigentlich nicht. Die RV-Träger müßten die angelegten Gelder investieren, damit käme es am Kapitalmarkt zunächst zu sinkenden Zinsen bzw. steigenden Aktienkursen. Damit wird für den Staat die Finanzierung theoretisch billiger, damit könnten die Steuern gesenkt werden usw. Der Mittelzufluß würde aber über lange Sicht nur eine Jahresrentenzahlung umfassen, weil das Geld „hinten“ ja auch wieder als Rentenzahlung abfließt. Derartige Zuflüsse gab es in der Finanzgeschichte schon mehrfach (z.B. EWS-Krise 1992/93). Das haben die Zentralbanken durch Zinserhöhung bzw. Liquiditätsentzug wieder ausgeglichen. Das ganze ist ja ein „schleichender“ Prozeß über viele Jahre. Das ließe sich schon steuern. Zu Inflation kommt es nur, wenn die Nachfrage ohne Angebotserhöhung steigen würde. Da das Geld nur in andere Bahnen (bisher Zahler–>Empfänger, zukünftig Zahler–>RV-Träger–>Kapitalmarkt (30 Jahre später)–>RV-Träger–>Empfänger=Zahler) gelenkt wird, bleibt bei den privaten Haushalten und Unternehmen nichts hängen.
Das einzige Problem droht aber aus einer unvermuteten Richtung: Da die Staaten dazu übergehen so allmählich ihre Schulden zu tilgen, wird es in Zukunft eine Knappheit an Anleihen geben. D.h. die Zinsen werden ohnehin sinken. Dieser Trend würde durch die anlagefinanzierte RV als Institut mit Anlagenotstand verstärken. Und unbegrenzt Festgelder will auch keine Bank haben. Die meisten Banken sind ohnehin überliquide. Daher liegen an manchen Tagen die Interbankensätze sehr deutlich unter dem Refi-Satz der EZB. Das nur nebenbei.
Noch zum Thema Umlagefinanzierung für Basisrente: Betrachtet man nur den Teil Basisrente bzw. die Zahlungen dafür, ist das ja letztlich nichts anderes als eine Rentenkürzung mit Beitragsreduzierung. Will sagen: Das ist wieder nur eine Verlagerung des Problems in die (zugebenermaßen relativ ferne) Zukunft. Auch für die Basisrente gibt es ein ungünstiges Verhältnis von Beitragszahlern zu Empfängern, was sich mittelfristig weiter verschlechtern wird. Somit wird man auch bei der Basisrente irgendwann wieder mit Beitragserhöhungen oder Rentenverringerung reagieren müssen. Das wäre aber dann wirklich fatal, weil ja die Basisrente ohnehin in der Nähe des Existenzminimums liegen dürfte.
Aufgrund der sich abzeichnenden Bevölkerungsentwicklung sehe ich keine andere Chance als das Anlageverfahren mit Umweg über die Mischfinanzierung, wobei der Staat dann die Finanzierung der Renten für „Notfälle“, die nichts oder nicht genug eingezahlt haben, übernehmen müßte. Aber das ist ja derzeit letztlich nicht viel anders (Sozialhilfe).
Dies alles vor dem Hintergrund, daß die wirtschaftlich fähigen Bereiche meines Gehirns (so ich denn welche habe) im Wochenende sind. Mit deren Eintreffen wird nicht vor Montag abend gerechnet. Außerdem haben mir die kleinen Promille die Finger geführt (keine Sorge Leber, gleich kommt Nachschub) *ggg*
So, genug der Entschulidigungen.
Schönes Restwochenende noch
Christian
*aufdieUhrschau*
*denKopfschüttel*
*großeAufräumaktionaufdasnächsteWochenendeverschieb*