Lieber Alex,
vielleicht ist o.g. „Formel“ etwas unklar, aber ich stelle mir
mehr und mehr die Frage, ob das Leben im Hier und Jetzt schon
Erleuchtung ist.
Wohl kaum.
Oft lese ich von tiefgehendem Wissen bei
Erleuchteten über die Welt und das Universum, wie z.B. „Alles
ist miteinander verbunden“, „Alles ist Energie“ etc. Schließt
das Leben im Jetzt auch solch ein Wissen mit ein?
Wissen tun wir das sicherlich, auf irgendeiner Weise. Wir können es aber nicht wirklich erfassem, erfühlen. Das Wissen erreicht also sozusagen nur einen Teilbereich unseres Wesens.
Mit dem Begeriff Erleuchtung kann ich nicht wirklich etwas anfangen. Es hängt ihm so viel esoterischer Schmonzes an, geäußert vor allem von Leuten, die ein solches Erlebnis noch nie hatten. Ich glaube, daß das, was als Erleuchtung bezeichnet wird, das überraschende Erlebnis der Einheitserfahrung ist, ein Moment, (wie lange er auch immer dauert, er hält nicht an), in dem die Dualität aufgehoben zu sein scheint. Oder anders ausgedrückt, in dem Moment befindet sich derjenige, der dies erlebt im Zustand der Nondualität. Damit einher geht oft das „Begreifen“ des Wissens, was vorher, wie bereits angedeutet, schon da war, uns aber nicht vollständig durchdringen kann. Ich bezweifel stark, daß durch diese „Erleuchtung“, dem Erleuchteten neues, bedeutsames, weltveränderndes Wissen zu teil wird.
Im Anschluß an dieses Erlebnis, gilt es dann wieder im wahrsten Sinn des Wortes runterzukommen und den Abwasch zu erledigen.
Fälschlicherweise wird ja gerne geglaubt, daß „erleuchtete“ Menschen per se auch gute Menschen sein. Das ist bedauerlicherweise ebenso unwahr, wie die Behauptung, Erleuchtung erreiche man nur durch jahrelange Meditation.
Beste Grüße
Avera
PS: ein gutes Buch an dieser Stelle ist „Einfach Das“ von Ken Wilber