Hallöle.
ich kritisiere G8-Abi in der hinsicht, dass ein jahr fehlt.
dieses jahr ist aber für die psychologische entwicklung wichtig.
Nein und nein.
Weder fehlt ein Jahr, noch ist dieses Jahr psychologisch wichtig.
Die Verteidigung der 13. Klasse ist eine konservative Tradition des Gymnasiums. Das Gymnasium behauptete immer, die 13. Klasse könne nicht gestrichen werden, weil andernfalls Latein und Griechisch die nötigen Stundenzahlen fehlen würden. Lies die Zeitungsartikel, offenen Briefe und Kommentare von 1880-1930. Das Gymnasium führte einen Kulturkampf gegen Realgymnasium und Oberschule. Im Brennpunkt immer ausschließlich die alten Sprachen. Später auch die Vormittags- und Halbtagsschule und ein Pochen auf eine geringe Stundenzahl von 30 Wochenstunden in den höheren Schulen.
Ich erhielt mein Reifezeugnis nach 12 Klassen. Warum ich hätte noch ein weiteres Jahr in der Schule verbringen sollen, weiß ich nicht. Das ist pure Vergeudung. Für ein Abitur nach 13 Klassen höre ich eigentlich immer nur, daß die Schüler bei 12 Klassen nicht mehr ins Ausland können. Wenn sonst keine Sorgen bestehen… eine sehr saft- und kraftlose Entgegnung. Im Gegenzug gestehen viele Abiturienten offen ein, daß eine der Klassen in der gymnasialen Oberstufe des G9 komplett gestrichen werden konnte; nur Wiederholung, künstliche gezogene Stoffvermittlung.
und was soll mir das bringen?
Wie materialistisch auf einmal!
Was es Dir bringen soll? Nichts. Du möchtest doch einfach lernen,
ohne Verwertbarkeitsaspekt.
Ich hätte Dir nur gezeigt, daß in 12 Klassen mehr Lehrstoff vermittelt wurde als heute in 13 Klassen.
wird in der bildungsreform aber nicht umgesetzt
Aha. Und? Fällt Dir was auf?
Wenn die Bildungspolitiker zu dumm sind, ist dies nicht das Problem der Struktur sondern ein Problem der Umsetzung.
wenn man einen beruf hat und dieser einen namen trägt z.b.
kfz-mechatroniker, dann hat man eine identifizierung mit diesem
beruf und somit einen wert.
„Und was sind Sie von Beruf?“ -
„Eigentlich Kfz-Mechatroniker. Aber gegenwärtig baue ich in einem Tischlerbetrieb Fensterrahmen. Ich konnte leider in meinem Beruf keine Arbeit finden und irgendwas muß ich schließlich machen.“
Vielleicht wäre eine Identifikation mit dem eigentlichen Tun besser, und nicht das Festbeißen im Facharbeiterbrief. Papier ist geduldig.
besitzt man aber das modul schweißen a,b und c, das modul
metallkunde a und das modul kundenbetreuung, dann ist keine
identifikation mehr gegeben.
Ich denke, da spricht eingefahrenes, überkommenes Gedankengut.
„Aha. Sie kommen mir hier mit Schweißen A, B und C, Metallkunde A und Kundenbetreuung. Schön, doch welchen Beruf haben Sie denn?“
Die kleinbürgerliche Gläubigkeit und Hörigkeit gegenüber Schriftstücken. Das kritisierte Goethe bereits im Faust.
In anderen Ländern ist primär wichtig, was die Leute wirklich können. Der deutsche Urkundenfetischismus und -fanatismus sollte gezügelt werden und das Aufbrechen des dualen Berufsausbildungssystem ist eine gute Methode dafür. Die berufliche Ausbildung muß beweglicher werden. Einen Beruf zu erlernen und diesen einen Beruf während seines Lebens auszuüben, ging 1900 oder vielleicht noch 1950.
Du solltest auch nicht vergessen, daß das duale Berufsausbildungssystem seit seiner Errichtung im 19. Jahrhundert umstritten war, weil ein fusionistischer Bildungsbegriff zerfiel in theoretische Bildung und praktische Bildung, verbunden mit einer verschieden hohen Wertschätzung zwischen den Bildungswegen, und weil diese ziemlich reaktionäre Separation dauerhaft institutionalisiert wurde.
Viele Grüße