Erneuerbare Energien, ausreichend für Deutschland?

Hallo in die WWW-Expertenrunde

Könnte Deutschland schon jetzt alle Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke abschalten und sich nur von erneuerbaren Energiequellen versorgen? Zum Beispiel von Wind, Sonne und Biogasanlagen ?

Vielen Dank schon mal im Voraus

Hallo, dies wird auf die schnelle nicht gehen.

Es fehlt ein ordentlicher Netzausbau, da zukünftig
die benötigte Energie auf anderen Wegen herangeführt werden muss.
Teuerer wird die Energie mit oder ohne Atomkraft.
Auch Uran ist endlich.
Was uns zigtausend Jahre noch beschäftigt ist der Radioaktive Abfall.
Ich bin allerdings überzeugt, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten
(sparen, energiebewusst wohnen/fahren ernähren)
kommen wir ohne Kohle Gas Atomkraft azs.

Die Sonne schickt uns keine Rechnung, packen wir´s an.

mfg Josefe

Hallo!

dahin geht die Reise, ich würde schätzen dass wir bei einer klugen Energiepolitik etwa 2050 so weit sein können den gesamten Strom aus Sonnenenergie, Windkraft, Biomasse (incl. Biogas), Wasserkraft und Geothermie zu erzeugen.

Heute alle Atom-und Kohlekraftwerke abzuschalten geht leider noch nicht: Atomkraft macht derzeit noch ca. 20% und Kohle knapp 50% und die erneuerbaren ca. 17% der Stromproduktion. Neubauten von Kohlekraftwerken sind aber m.E. auch mit Atomausstieg nicht notwendig, auch dort sollten wir wegen des CO2 Ausstoßes so bald wie möglich aussteigen.

sonnige Grüße,
Wilhelm Meinhold

Hallo,

um die Frage kurz und knapp zu beantworten: Nein!
Das geht zurzeit noch nicht und es wird auch noch eine ganze Weile dauern bis die konventionellen Energieträger (Kohle, Öl, Uran) vollständig durch erneuerbare Energieformen ersetzt sind.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch (Strom, Wärme, Mobilität) lag 2009 bei gut 10%.
Der Anteil an der Bruttostromerzeugung bei circa 16%.

In Deutschland sind (Stand 2009) ungefähr 46 GW Leistung installiert zur Stromerzeugung. Das entspricht grob 46 großen Kraftwerksblöcken wie sie es in Form von Kohle- oder Atomkraftwerken gibt.
Das Problem bei dieser Angabe ist, dass diese Angabe sich auf die Spitzenleistung bezieht und nur geliefert wird, wenn die Sonne permanent am höchsten Punkt am Himmel steht, es niemals Wolken gibt, trotzdem dauernd ein Wind der Stärke 5 oder 6 weht, die Flüsse immer maximal Wasser führen etc.
Die maximal abgeforderte Spitzenleistung in Deutschland liegt bei 70 GW. An diesen Tagen ist es nicht möglich den Strombedarf zu decken, selbst bei perfekten Bedingungen.
Es kommt allerdings vor, das gelegentlich für eine Viertelstunde und das auch nur an wenigen Tagen im Jahr die bereitgestellte Strommenge aus erneuerbaren Energien größer ist als die verbrauchte. Das sind dann an sehr sonnigen Wochenenden mit viel Wind um die Mittagszeit.

Die Herausforderung die auf unsere Gesellschaft zukommt ist die Fluktuation der Strombereitstellung vor allem durch Wind und Sonne.
Das jetzige Energiesystem ist nicht zukunftsfähig, da die konventionellen Energieträger endlich sind. Das ist bewiesen und jeder, der etwas anderes behauptet, handelt unsachlich und fahrlässig!
Wichtig in diesem Zusammenhang sind:

  • der weitere Ausbau und Förderung der Erneuerbaren Energien, möglichst dezentral
  • der Ausbau der Übertragung- und Verteilnetzte (Hoch- und Höchstspannungsnetze)
  • Smart Metering: intelligente Steuerung der Verbraucher und Anpassung an die Stromerzeugung

Eine sehr detaillierte Aufstellung findest du hier:
http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgem…

Weiterführende Aspekte hier: Klick dich einfach mal durch.
http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/Energiewen…

Jetzt hab ich doch mehr geschrieben als ich wollte. Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

Ich denke, die Frage wurde schon sehr richtig beantwortet. Grundsätzlich wird die derzeitige Diskussion sehr populistisch geführt und ein sofortiger Ausstieg würde zu nicht annähernd vorhersehbaren Katastrophen mit Versorgungsengpässen/Arbeitslosigkeit und Milliardenklagen durch die Betreiber führen.
Jedoch denke ich auch nicht, dass es noch 40 Jahre dauert bis die Erneuerbaren Energien die alten Quellen ersetzen können. Der Stein der durch die Katastrophe in Japan ins Rollen gebracht wurde, wird meiner Meinung dazu führen, dass da ein ganz neuer Industriezweig aus dem Boden gestampft wird und der Wettbewerb wird dazu führen, dass es in schnellster Zeit grandiose Erfindungen und Verbesserungen geben wird.
Einen kleinen Überblick über interessante Projekte kannst Du auch hier sehen

http://www.gruenspar.de/blog/2011/03/16/atomkraftwer…

In Deutschland alle Atom- und
Kohlekraftwerke abzuschalten und sich nur von erneuerbaren Energiequellen zu versorgen, das geht nur mit ungebremstem Wachstum der Erneuerbaren Energien in etwa 5 bis 10 Jahren.
Aber sie werden es bemerkt haben, im ersten Halbjahr 2011 war zumindest das Wachstum der Photovoltaik gestoppt worden, der Ausbau durch politische, finanzielle und technische Manipulationen eher rückläufig.
Hoffen wir, dass den großen Beschlüssen der Politiker nun die richtigen Taten folgen.

Vorbedingungen:

  • Technischen Fachleute und Planer in vielen Berufszweigen benötigen jetzt zusätzlich eine gute Ausbildung für Erneuerbare Energien einschließlich der nötigen Speichertechniken, damit die Vorteile einer dezentralen Energieversorgung zur Geltung kommen.
  • Das Denken in den alten Bahnen zentralistisch gesteuerter Netze mit großen Kraftwerken muss abgelöst werden durch ein Streben zu automomen Energieversorgungssystemen.
  • Auch der Stand der Technik der Erneuerbaren muss kritisch bewertet werden.
  • Ausreichende finanzielle Mittel sind erforderlich.

Sehr geehrter Fragesteller,

zum jetzigen Zeitpunkt ist Deutschland noch nicht in der Lage sich mit erneuerbaren Energien selbst zu versorgen.

Unter Ausnutzung aller installierten Leistung der erneuerbaren Energien und unter der Annahme optimaler Wetterbedingungen und Speichermöglichkeiten würden die
erneuerbaren Energien im Jahr 2011 ca. 25 % des realen
Stromverbrauchs decken. (585 TWh gesamt zu 146 TWh EE)

Die Bruttostromerzeugung liegt natürlich höher, bei ca. 620 TWh, da auch bei einer Stromerzeugung nur aus Atom und Kohle Strom ständig exportiert und importiert wird.

Was allerdings möglich wäre, ist die Abdeckung des größten Teils des deutschen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien zuzüglich der bereits installierten Gaskraftwerke von 21600 GW und einem Import von z.B. Wasserkraftstrom aus Österreich und Norwegen.

Hierbei ist immer der Lastverlauf (Grundlast-Spitzenlast) des Stromverbrauchs zu beachten.

Grundlast zur Zeit ca.40000 GW-Spitzenlast ca.83000 GW.

Die Grundlast von 40000 GW ist bereits heute durch Gaskraftwerke 21600 GW
deutsche Wasserkraft 4500 GW
Biomasse 5100 GW sowie
Windkraft 8800 GW (25-30 %-Anteil)
erreicht.

Besonderheit bei der Windkraft ist, dass selbst die Stromversorger zugeben mussten, dass von der insgesamt installierten Leistung irgendwo in Deutschland immer 25 - 30 % aktiv sind und Leistung einspeisen.

Die Grundlast kann also sichergestellt werden.

Das Problem ist die Abdeckung der Spitzenlast, die vor allem im Dezember/Januar wetterbedingt auftritt.

Im Sommer kann die Spitzenlast, die im Sommer nur bei ca. 63000 GW liegt, durch fast zeitgleiche Einspeisung der Photovoltaik (ca. 18000 GW)zuzüglich der oben aufgeführten Liste fast zu 90 % abgedeckt werden

Das Problem ist wie oben ausgeführt der Winter.

Hier kann man, die jetzige Ausbaugeschwindigkeit vorausgesetzt, frühestens im Jahr 2020-2025 mit einer Vollabdeckung unter Einbezug von Gaskaftwerken rechnen.

Mfg

Böttger

Hallo,

die Frage muss realistischerweise mit Nein beantwortet werden. Sicher gibt es Länder wie bspw. Spanien, welche bereits mehrfach ihren kompletten Strombedarf tageweise nur basierend auf erneuerbaren Energien (im Fall von Spanien hauptsächlich Windenergie) erzeugt haben. Nichtsdestotrotz ist es unrealistisch, bereits zum heutigen Stand davon auszugehen, den gesamten Strombedarf dauerhaft und gesichert durch erneuerbare Energien bereitstellen zu können. Ganz abgesehen davon, dass der Strom aus EE sehr dezentral und oftmals nicht an der Stelle seines Verbrauchs anfällt und das heute bestehende Stromverteilnetz den Transport nicht leisten kann.

Viele Grüße

Jörg

Ich verweise hier einmal auf Jürgen Schmid (Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energie-Systemtechnik (IWES) in Kassel, zudem Hochschullehrer an der dortigen Universität), der sich Gedanken zu gegenseitig ausgleichender Versorgung von verschiedenen erneuerbaren Energien gemacht hat.
http://www.fr-online.de/wirtschaft/energie/-irgendwo…

Man schaltet nicht alles Unliebsame sofort ab. Die jeweils auch schrittweise Reihenfolge sollte sein: erst Atomkraftwerke, dann Kohlekraftwerke (CO2-Speicherung ist ganz großer Quatsch!). Gas- und
Dampfkraftwerke sind die flexibelsten und „saubersten“, die Engpäse schnell ausgleichen können.

Nein! Im Gegenteil alte Kohlekraftwerke werden reaktiviert. Der Betreiber des Kraftwerks
Großkrotzenburg (liegt zw. Hessen und Bayern am Main und versorgt v.a. Frankfurt und Aschaffenburg) hat den Bau eines neues Kohlekraftwerks beantragt. Ein Verfahren
läuft. Gruß er und ich.

Hallo Saronel,

theoretisch ja, praktisch nein. Es bleiben dann immer noch die Fragen der Energiespeicherung, der Lebensdauer der regenerativen Energiequellen etc. Außerdem muß zwischen Energiebedarf der Haushalte und Industrie unterschieden werden. Haushalte können eher den eigenen Energiebedarf decken, vorausgesetzt es wird auchreichend investiert und konsequent Energie-sparsam gelebt.

Viele Grüße
HaJo

Hallo Saronel,

theoretisch ja, praktisch nein. Es bleiben dann immer noch die Fragen der Energiespeicherung, der Lebensdauer der regenerativen Energiequellen etc. Außerdem muß zwischen Energiebedarf der Haushalte und Industrie unterschieden werden. Haushalte können eher den eigenen Energiebedarf decken, vorausgesetzt es wird ausreichend investiert und konsequent Energie-sparsam gelebt.

Viele Grüße
HaJo

Die richtige Antwort ist natürlich: Nein! Jedenfalls nicht, wenn wir den Strom weiter wie bisher aus der Steckdose beziehen wollen.
Eine 100% erneuerbare Energieversorgung ist aber kurzfristig möglich, und zwar unter Berücksichtigung von 3 Bedingungen, wenn:

  1. genügend Installationen zur Gewinnung EE, also Windräder, PV-Anlagen, Biogasanlagen, KWK, Laufwasserkraft, Erdwärmekraftwerke, usw. eingerichtet wurden, wenn
  2. die gemäß Berechnung notwendige ~50% Energieeinsparmaßnahmen ergriffen wurden, und wenn
  3. genügend Stromspeicherkapazitäten vorgesehen sind, um 1 bis 2 Monate ohne genug Wind und Sonne überbrücken zu können. Stichwort: erneuerbares Methan in das bestehende Erdgasnetz und erneuerbares Methanol in die gleichen Tanks wie Mineralöl.

Nachdem der schnellstmögliche Wechsel hin zu einer 100% erneuerbaren Energieversorgung inzwischen zu einer entscheidenden Frage für das Überlebung unserer Gesellschaft geworden ist, brauchen wir also einen „Marshall-Plan“ für diesen Wechsel - und dann wird das nicht nur gehen, sondern diese Anstrengung wird dann der Weltbevölkerung sogar Frieden und Wohlstand bringen!

Siehe für weitere Informationen dazu unter:
www.energiewenderechner.de