Erst die Henne oder erst das Ei?

Im Zuge der Flüchtlingspolitik, bzw. der europäischen Verteilung stosse ich häufig auf die Aussage:

„Deutschland ist ein Einwanderungsland“.

Wer nach den Gründen fragt, wird häufig auf die hohe Zuwanderung verwiesen.

Also ist die Tatsache, dass DE ein Einwanderungsland ist, ursächlich für die ungleiche europäische Verteilung von Flüchtlingen!?
Und viele Flüchtlinge machen DE zum Einwanderungsland?

Ist es denn so einfach? Abgesehen davon, dass sich die Begründung augenscheinlich „im Kreis dreht“ und daher nicht ganz zufriedenstellend ist, frage ich mich doch, ob das nicht etwas komplexer ist.

Was sind die typischen Merkmale eine EW-Landes?
Wie grenzt man EW-Land und Nicht-EW-voneinander ab?
Welche politischen Entscheidungen machen Deutschland zu einem EW-Land?
Was sind die Gründe für solche Entscheidungen?
Gibt es nur „Einwanderungsland“ oder „kein Einwanderungsland“? Oder sind sinnvolle Abstufungen denkbar?
Welche Vor- und Nachteile kann es haben, wenn ein Staat (k)ein Einwanderungsland ist?
Gibt es andere Staaten, die man sich als Beispiel nehmen kann?

Hallo,

die Antworten auf Deine Fragen liegen doch auf der Hand. Ein „Einwanderungsland“ ist ein Land, in das Menschen gerne einwandern. Dafür kann es dann von Individuum zu Individuum unterschiedliche Gründe geben. Offensichtlich dürfte ein funktionierendes demokratisches Rechtssystem sein. Ebenso die mögliche persönliche Freiheit. Ja, auch Erwerbsmöglichkeiten und soziale Sicherheit sind mögliche Ursachen.

Aus meiner Sicht ist also die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands der letzten 70 Jahre dafür verantwortlich, dass dieses Land für viele Menschen zum „Traumland“ wurde.

Die Gründe für die ungleiche Verteilung der Flüchtlinge in Europa hat seine Ursachen in schlechten politischen Entscheidungen der zumindest letzten 20 Jahre. Aber das ist wiederum ein ganz anderes Thema.

Grüße
Pierre

Ich finde diese Begründung grossartig. Ich warte schon auf den Tag, an dem ich auf winterlicher Fahrbahn mit Sommerreifen in einen Unfall verwickelt bin und der herbeigerufenen Polizei erkläre, dass diese Sommerreifen logischerweise zu Winterreifen geworden sind, weil ich ja im Winter damit fahre.

Jetzt hast Du aber ein Päckchen aufgemacht, das uns bei genauer Beschau wochenlang in Diskussionen verstricken müssete.

Ein EWL ist ein Land, in das ein oder mehrere Menschen einwandern. Ein Nicht-EWL ist ein Land, in das kein Mensch einwandert. Der Einfachkeit halber setzen wir noch einen Zeitraum der Betrachtung von einem Jahr.

Alle Länder sind EWL. Man trete den Beweis an, dass es irgendein Land gibt, in das niemand tatsächlich eingewandert ist.

EWL ist aber auch ein pol. Schlagwort geworden. Ohne nähere Definition ist damit ein Land gemeint, in das viele Menschen einwandern. Man unterscheidet klassische EWL wie die USA, Kanada und Australien und (vermeintlich) neue wie D. Tatsächlich war D schon immer genau so ein EWL wie viele andere auch. Die Frage ist doch eher, welche Art und welcher Umfang der Einwanderung positiv oder negativ für uns Deutsche ist.

Gibt keine.

Das Aufenthaltsgesetz in seiner jeweilig geltenden Fassung. Der EU-Vertrag ist da schon mitverwurschtelt.

Politische Mehrheiten im BT und ggf. BR.

Klar sind Abstufungen sinnvoll. Einwanderungszahl im Verhältnis zur bereits dort lebenden Bevölkerung und deren ethnischer Mischung.

Haufenweise. Diese uns jene und in beiden Fällen. :grin:

Klar. Jeden x-beliebigen. :joy:
Oder wolltest Du Vorbilder benannt wissen?

Der erste mit der Absicht des dauerhaften Verbleibs und einer hinreichenden Wahrscheinlichkeit dafür.

Sorry, aber irgendwie habe ich aktuell nicht wirklich Lust auf das ganz große Faß. Und außerdem nervt mich diese gesellschaftliche Debatte, weil es das angeblich überfällige Einwanderungsgesetz längst gibt. Für mich ein irrer Tanz um des Kaisers Kleider und hohle Phrasen („Wir brauchen dringend ein Einwanderungsgesetz“).

Gruß
vdmaster

Die Mehrheit der real existierenden Einwanderungsländer kennt sowas nicht.

Welche Länder bilden aus Deiner Sicht die Mehrheit der Einwanderungsländer?

Eigentlich fing das an mit den vielen Gastarbeitern.

Asiatische, afrikanische und mittel- sowie südamerikanische.

ok, wenn man nach Deiner Definition geht, dass ein Land zum Einwanderungsland, sowie sich dort ein woanders geborener freiwillig niederlässt, ein typisches Einwanderungsland sei, hast Du natürlich völlig recht.

Die wurden aber eigentlich zum arbeiten angeworben und nicht zum einwandern.

Ja und?
Ich wollte nur gesagt haben, dass die Sache mit Deutschland als Einwanderungsland schon eine sehr alte Geschichte ist.

Nee, nee. Angefangen hat das mit den Hugenotten.

Wenn Ichs mir recht überlege, hat es eigentlich mit den Römern angefangen.

Aber ist davor nicht der Homo sapiens in das Land des Neandertalers eingewandert?

Fragen über Fragen

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Und was ist dann aus dem Homo Sapiens und dem Neandertaler geworden? :slight_smile:

eine politisch völlig unsinnige definition. man unterscheidet grundsätzlich zwischen temporärer zuwanderung (gastarbeiter) und unbefristeter einwanderung (mit unbegrenztem aufenthaltsrecht und staatsbürgerschaft). man sollte es zumindest.
und den saldo aus den beiden gruppen berücksichtigen.
damit kann man dann arbeiten.
politisch ist das in deutschland nicht gewollt. dort wird absichtlich mit undefinierten begriffen agiert.

pasquino

Das alles hat aber ziemlich wenig mit der offiziellen Definition des Wortes zu tun:

Land, in das Menschen bevorzugt einwandern

Ein Land wie Deutschland, in dem fast ein Viertel der Bevölkerung Migrationshintergrund hat, dürfte hier recht deutlich reinfallen.

Das sind doch eher Auswanderungsländer (ausser Brasilien und Costa Rica vielleicht …).

Das ist großer Blödsinn - weiter nichts!

Selbst unsere 700 Obermuftis sind sich nicht einig … für den Einen ist D ein Einwanderungsland … für den Anderen nicht … und für den 3. sollte D endlich offiziell ein Einwanderungsland werden. Also, alles ist bei uns hier noch offen.

Eine ECHTE Definition würde ich mir im Internet holen.

ich kenne das Sprüchlein eher so:

Deutschland braucht Zuwanderung

von der Bevölkerungsdichte aus betrachtet, stimmt beides nicht. Da liegt Deutschland nämlich, ganz ohne Zuwanderung, bereits jetzt im oberen Bereich, ist jedenfalls dichter besiedelt als die Länder, aus denen Zuwanderung erfolgt. In diesem Sinne ist Deutschland keineswegs ein klassisches Einwaderungsland wie Kanada oder Australien, die über ausgedehnte unbesiedelte Ländereien verfügen. Und auch andere für Zuwanderung wichtige Resourcen (z. B. bezahlbarer Wohnraum und Verdienstmöglichkeiten für Menschen, die nicht über auf dem Arbeitsmarkt gefragte Fertigkeiten verfügen) sind nur sehr begrenzt vorhanden. Da heißt natürlich nicht, dass Deutschland keine Flüchtlinge aufnehmen soll. Aber man muss beides trennen und darf das Bleiberecht von Flüchtlingen nicht mit der (meiner Ansicht nach nicht vorhandenen) Notwendigkeit von Einwanderung begründen.

Freundliche Grüße

Deutschland war die meiste Zeit seiner Geschichte ein Einwanderungsland, schlicht und einfach deswegen weil es in der Mitte liegt. Schon die Germanen waren Einwanderer. Und natürlich kann man da mal wieder Zuckmayer zitieren:
„Vom Rhein - noch dazu. Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas! Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre
Ahnenreihe vor - seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant - das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt - und - und der der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald und - ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt - wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein - das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann - und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost.“

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Deine DNA kennt die Antwort. :smile:

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