Erstauflage von Büchern im 19. Jahrhundert?

Zum Vergleich zwischen Bestsellern heute und vor rund 150 Jahren suche ich einen Vergleich, d.h. weiß jemand, wie hoch so ungefähr die Erstauflagenzahlen von Büchern waren, die nach 1865 erschienen sind, also z.B. von Jules Verne, Charles Dickens u.a.

Dickens ist kein so gutes Beispiel ; nach 1865 erschien kaum noch etwas von ihm, und den „Edwin Drood“ hinterließ er ja unvollendet. Er war allerdings der meistgelesene englische Autor überhaupt, seine Romane, die in Lieferungen publiziert wurden, erreichten eine Auflage von etwa 50 000 pro Heft.

Servus,

die Erstauflage der „Fünf Wochen im Ballon“ des damals völlig unbekannten Autors Jules Verne umfasste 2.000 Exemplare.

Zu Vernes Lebzeiten wurden von diesem Titel 76.000 Stück gedruckt, was in heutigen Begriffen einem „Bestseller“ entsprach.

Schöne Grüße

MM

Geht es Dir um das Buch als Produkt? Oder um den Verbreitungsgrad der Texte?

Bücher konnten sich zur damaligen Zeit viele Menschen nicht leisten. Vieles, was man heute als Bestseller bezeichen würde, fand (zunächst) als Fortsetzungsroman in Zeitschriften den Weg zum Leser. Die Gartenlaube, das populärste Blatt dieser Art, hatte Mitte der 1860er Jahre eine Auflage von 150.000 Exemplaren, die bis zu den 1870er Jahren auf über 300.000 Exemplare anstieg. Zugpferd waren zu jener Zeit die (eher anspruchslosen) Romane von E. Marlitt.

(Es bestand aber durchaus auch Bedarf nach Literatur: Mitte der 1860er erschienen die ersten beiden Reclamhefte mit Goethes Faust I und II. Innerhalb von zwei Jahren wurden 20.000 Exemplare umgesetzt.)

Die Auflagen der Erstausgaben in Buchform, die dann häufig erst nach der Zeitschriftenausgabe erfolgte, waren dann oft deutlich geringer.

Gruß,
Max

Ein wichtiger Vertriebsweg waren auch die damals noch sehr zahlreichen Leihbüchereien ; diese wurden privat betrieben, oft im Nebengeschäft von Buchhändlern, hatten im Sortiment in erster Linie Trivialromane, aber auch eine gewisse Auswahl von Klassikern und Sachliteratur. Neben Verlagen, die sich auf Publikationen für diesen Kreis spezialisiert hatten, konnten auch andere Verleger kalkulieren, daß ihre Bücher damit ungefähr tausend Exemplare recht zuverlässig absetzten

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Der „Pfaffenspiegel, historische Denkmale des christlichen Fanatismus“ von Corvin erschien 1846 in erster Auflage. 1879 war die Gesamtauflage 320 000 und 1885 war die Million überschritten. Das ging aber so weiter. Es gab Ausgaben noch in den Zwanzigerjahren des 20 Jahrhunderts.
Udo Becker