Erweiterte Patentierbarkeit (Softwarepatente)

Hallo,

da die endgültige Absegnung des o.g. Themas, welche ein großer Fehler wäre, durch das EU-Parlament immer näher rückt, habe ich in einem übersichtlichen Text den Verlauf zusammengefasst.

Vielleicht interessiert sich in diesem Brett der ein oder andere dafür, da die Bedeutung dieses haarstreubenden Gesetzgebungsverfahrens nicht mehr nur für Softwareentwickler interessant ist:

„Was das Thema „Softwarepatente“ über die europäische Demokratie deutlich gemacht hat:
Eine einfach verständliche Zusammenfassung des bisherigen Verlaufs dieses skandalösen und undemokratischen Gesetzgebungsverfahrens aus Sicht eines Softwareentwicklers“
http://www.ziegler-web.com/softwarepatente/index.htm

Viele Grüße
Alexander

Auch hallo.

Zu diesem Thema gab es vor ein paar Wochen schon eine hitzige Debatte: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Speziell Wolfgang Dreyer hat hierzu eine Stellungsnahme eines am Gesetzgebungsverfahren beteiligten Juristen verlinkt. Allerdings stellt sich mir die Frage warum man eine Regelung für etwas macht, was lt. Stellungnahme gar nicht patentiert werden kann (so in etwa)
Und was Softwareentwicklung angeht: da weht bald ohnehin ein anderer Wind in Form der Programmierung von ‚Threads‘ (Informatikersprache für nebenläufige Prozesse). Nur zu dumm, dass keiner weiss, was in der Maschine so richtig passiert und warum ein- und dasselbe Programm bei verschiedenen Testläufen verschiedene Ergebnisse produziert :smiley:

In diesem Sinne
mfg M.L.

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http://www.derentwickler.de
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/773595 (costa dinero)
http://www.heise.de/tr/
http://www.knopper.net/
http://www.vdi-nachrichten.com/vdi_nachrichten/aktue…
http://web.archive.org/web/*/http://www.die.de :wink:

Hallo Markus!

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Speziell Wolfgang Dreyer hat hierzu eine Stellungsnahme eines
am Gesetzgebungsverfahren beteiligten Juristen verlinkt.
Allerdings stellt sich mir die Frage warum man eine Regelung
für etwas macht, was lt. Stellungnahme gar nicht patentiert
werden kann…

Es geht dabei um eine EU-weit einheitliche Regelung, wonach Software nicht patentierbar sein soll. In D ändert sich dadurch nichts, denn hierzulande war Software auch vor der EU-Richtlinie dem Patentschutz nicht zugänglich.

Es geht bei der EU-Richtlinie nicht um Software, sondern um maschinenimplementierte Software. Diese ist nach wie vor dem Patentschutz zugänglich, aber nicht isoliert als Software, sondern zusammen mit der Funktion der Maschine. Dabei ist wichtig, daß grundsätzlich nicht die Abfolge von Befehlen und Zeichen patentierbar ist, denn das ist Ausdrucksweise, die vom Urheberrecht unabhängig von irgendeiner Funktionalität geschützt ist. Vom Patentrecht wird die Funktionalität geschützt, bei Software die Funktionalität von Software als Bestandteil und nur zusammen mit der Maschine. Das Wort „zusammen“ ist dabei der entscheidende Punkt.

In der Praxis geht es darum, z. B. eine neuartige ABS-Bremseinrichtung dem Patentschutz zugänglich zu machen. Keines der mechanischen Elemente ist dabei patentierbar, weil sie bekannt sind; die den Ablauf steuernde Software ist auch nicht patentierbar, aber die gesamte Einrichtung in ihrer Funktionalität ist dem Patentschutz zugänglich.

Die immer wieder geäußerten Ängste von Programmierern, sie müßten jetzt jeden Befehlsstring auf Patentverletzungen durchforsten, ist gegenstandslos. Nicht einmal der Urheberschutz erfaßt einzelne Befehlsfolgen. Man kann den Sachverhalt mit den Verhältnissen in der Musik oder in der Literatur vergleichen. Einzelne Akkorde, Wortfolgen oder auch ganze Sätze sind völlig frei und können von jedermann genutzt. Das Kopieren der Ausdrucksweise des kompletten Werkes oder wesentlicher Teile ist jedoch nicht erlaubt.

Das Problem besteht darin, daß viele Leute offensichtlich nicht vollständig und richtig lesen wollen/können. Da wird der grundlegende Unterschied von Patent- und Urheberrecht einfach ignoriert, irgendwer hört nur Software, hört etwas von Verhältnissen in den USA und erzählt dann etwas von Softwarepatenten in der EU. Die gibts gemäß EU-Richtlinie schlicht nicht, denn es wird sinngemäß übernommen, was in D schon immer galt. Ohne diese Richtlinie herrschte in Europa aber Rechtsunsicherheit. Immerhin gab es aufgrund der bisher fehlenden EU-Richtlinie zwar nicht beim Deutschen Patentamt, aber beim Europäischen Patentamt schon Patente auf Software.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Und was Softwareentwicklung angeht: da weht bald ohnehin ein
anderer Wind in Form der Programmierung von ‚Threads‘
(Informatikersprache für nebenläufige Prozesse). Nur zu dumm,
dass keiner weiss, was in der Maschine so richtig passiert und
warum ein- und dasselbe Programm bei verschiedenen Testläufen
verschiedene Ergebnisse produziert :smiley:

Was meinst du damit? Threads programmiert man doch bereits jetzt. Oder meinst du die Sache mit den neuen Prozessoren, woran ich mich gerade nicht mehr erinnern kann…

Die Diskussion habe ich mir durchgelesen. Leider wurde an keiner Stelle auf die unterschiedlichen Vorschläge eingegangen. So wie ich es verstanden und auch in meiner Zusammenfassung deutlich gemacht habe, wird durch den aktuellen Ratstext gerade nicht effektiv verhindert, dass sogar reine Verfahren ohne Technikbezug patentiert werden können (und, wie alle Verfahren auch, in Software gegossen werden können, soviel zum ständig wiederholten „Software kann nicht patentiert werden“). Der Parlamentstext begrenzt dies jedoch schon effektiv. Warum sollte die notwendige Entscheidung erst in der Praxis erfolgen und nicht bereits im Gesetz?

Und noch etwas: Bei allen Argumenten für und wider (und abgesehen davon, dass sich die befürwortenden Juristen und Politiker anmaßen, die Softwarepatentgegner bzgl. dieses Themas für unmündig zu erklären, obwohl diese erstens die Betroffenen sind und sich auch noch mit Software etwas besser auskennen) wird doch eine Kleinigkeit vernachlässigt: Eine klare Mehrheit der Entwickler bzw. Firmen ist DAGEGEN. Warum wird dann noch weiter diskutiert? Das erscheint mir unglaublich arrogant.

Gruß
Alexander