Erziehung durch Gemeinschaften?

Hintergrund:
Ich erinnere mich,wie vor Jahren in einer Dokumentation erwähnt wurde , dass dort ein Stamm seine Kinder gemeinsam erzog, über die Jahre habe ich noch von ein oder zwei weiteren solcher Beispiele gehört und auch in den sogenannten Kommunen scheint es ähnliche Ansätze gegeben zu haben.

Frage:
Leider konnte ich über Google keine Informationen dazu finden und
meine Frage ist wieviele „Eltern“, Bezugspersonen sucht sich ein Kind
wenn man ihm nicht vorschreibt das ist dein Vater und das ist deine Mutter.

Hallo,

meinst du Gemeinschaften auf matrilinearer Basis?

http://de.wikipedia.org/wiki/Khasi_%28Ethnie%29#Gese…
http://de.wikipedia.org/wiki/Minangkabau

Gruß

Annie

Nein Nein es geht nicht um unterschiedliche Geschlechterrollen,
sondern darum das Kinder nicht allein von ihren leiblichen Eltern,
sondern von Stammesgemeinschaften oder Kommunen erzogen werden,
das Kind wird als gemeinsame Verantwortung und schatz der Gemeinschaft angesehen.

Im Gegensatz zur kollektiven Erziehung durch einen Staat sind hierbei
die Gruppen überschaubar und personell, ähnlich wie bei Familiensippen.

Das wichtige ist das im gegensatz zu Sippen weniger Hierachie oder Rollenverteilung vorhanden ist.

Unter diesen Bedingungen sucht sich das kind eine _Mutter/Vater, zwei,drei?, wenn beide Geschlechter an der erziehung beteiligt sind sucht sich das kind jeweils eine Bezugsperson des einen und des anderen Geschlechts?

Dahinter stecken noch eine Menge mehr Fragen über die Rolle von Blutsverwandschaft und das Konzept von Familie._

Spezielle Antworten sind schwierig. Aber ein paar Tips hätte ich.
Da wäre in der Ethnologie zu suchen. Vorrangig bei Margaret Mead.
Dann wäre mir eine hervorragende Arbeit bekannt von Fritz Engels, Entwicklung der Familie und des Staates (obs noch zu bekommen ist??).
Wilhelm Reich bezog sich auf die Tobriander.
Dann aus der Hippiezeit die Ritter´s, Freie Kindererziehung in der Familie. In der Literaturliste kann man sich dann weiter hangeln. Auch unter Kibbuzz würde ich ich suchen.
Unter Entwicklung der Familie gibt es bei Amazon doch reichlich Angebote.
Ich hoffe ein paar Anregungen waren dabei.
gruß auch.

Hallo,

ich kenne das auch von manchen Kibbuzim, dass Kinder nicht von den Eltern und bei den Eltern erzogen wurden, sondern in Kinderhäusern. Vielleicht gibt es dazu Informationen und Erfahrungen, die du recherchieren könntest.

Ich bin jetzt endlich mal dazu gekommen etwas über
Kibbutz zu lesen und muss sagen, dass diese Kinderhäuser ja eher ein erweiterter Kindergarten sind, eine Mischung aus Kollektiv und Elternerziehung aber keine Gemeinschaftserziehung.

Eine Erzieherin(Metapelet) scheint nur begrenzt als Bezugsperson eignungsfähig und der reduzierte Kontakt zu den Eltern verringert deren Eignung als Bezugsperson ebenfalls.
Also nicht wirklich eine Situation mit multipler Auswahl an Bezugspersonen.

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Hallo,

Ich bin jetzt endlich mal dazu gekommen etwas über
Kibbutz im zu lesen und muss sagen, dass diese Kinderhäuser ja
eher ein erweiterter Kindergarten sind, eine Mischung aus
Kollektiv und Elternerziehung aber keine
Gemeinschaftserziehung.

Das hat sich in den letzten Jahrzehnten vielfach in diese Richtung entwickelt. Ursprünglich war die Kindererziehung in den Kibbuzim so konzipiert, daß es dort Kinderhäuser gab, in denen die Kinder auch übernachtet haben.

Eine Erzieherin(Metapelet) scheint nur begrenzt als
Bezugsperson eignungsfähig und der reduzierte Kontakt zu den
Eltern verringert deren Eignung als Bezugsperson ebenfalls.
Also nicht wirklich eine Situation mit multipler Auswahl an
Bezugspersonen.

Kommt darauf an, von welchem Kibbuz und von welcher Zeit wir sprechen. Die Mehrzahl der Publikationen über Kibbuz-Erziehung liegt auf englisch vor. Ein sehr lesenswertes Buch auf deutsch gibt es von dem Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Brunno Bettelheim.
Hier einige Publikationen:

Avgar/Bronfenbrenner/Henderson (1977), Socialization practices of parents teachers and peers in Israel: Kibbutz, Moshav and City, in: Child Development, 1219 ff.
Bettelheim, B. (1971), Die Kinder der Zukunft (1969), Wien et al.
Gerson M. (1978), Family, Women and Socialization in the Kibbutz, Lexington/Mass.
Goldschein, M. (1989), Die Kindergemeinde Beth Alfa (1929), in: L. Liegle, F.-M Konrad, Hg., Reformpädagogik in Palästina, Frankfurt/Main 116ff.
Heinsohn, G., Hg. (1982), Das Kibbutz-Modell. Bestandsaufnahme einer alternativen Wirtscnafts- und Lebensform nach sieben Jahrzehnten, Frankfurt/M.
Heinsohn, G. (1990), Geschlechts- und Generationsbeziehungen im israelischen Kibbutz, Vorlesungsskript, Universität Bremen, Sommersemester 1990
Kagan, J. (1987), Die Natur des Kindes (1984), München und Zürich
Porat, R. (1985), The History of the Kibbutz: Communal Education, 1904-1929, Norwood/PA
Tiger, L., Shepher, J. (1976), Women in the Kibbutz, London

Empfehlenswert dazu auch der Spielfilm über einen Kibbuz in den 1970iger Jahren:
Sweet mud - im Himmel gefangen:
http://jungle-world.com/artikel/2010/29/41387.html

Viele Grüße

Iris

Ergänzung:

Es gibt ein Weblog von einer Deutschen, die seit Jahrzehnten in Israel lebt und zwar bis vor einem Jahr im Kibbuz. Dort wurden ihre vier Kinder groß:
http://rungholt.wordpress.com