Erziehungen in china vor 100 j, & psychiche folgen

hallo

was mich interessiert ist die psychologische wohlbefinden der chinesen vor ca 100-200 jahren. Die kinder wurden koerperlich bestraft, verbal fertig gemacht, bedroht sie zu verstossen etc. All diese erziehungsverfahren sind heutzutage ein signal fuer vernachlaessigungen, die kinder zu traumas fuehren und schwere psychologische probleme haben.

Ich bin interessiet da ich selbst ethnisch chinesin bin und wurde von meiner oma erzogen, die erziehung verlieft aehnlich wie vor 100 jahre. Ich durfte nie mit kindern spielen, wurde verbald fertiggemacht egal was fuer fehler ich machte, sie schlugen mich mit bambusstoecken oder haben es zumindest gedroht, oefters haben sie mic h gedroht zu verstossen da ich nie lachte. Eltern stritten sich staendig und wurde emotional vernachlaessig, ich koennte ein ganzer roman schreiben aber ich glaub wr haben hier den punkt.

nun leide ich schon seit laenger wegen meiner kindheit an depressionen und seit kurzem diagnostizierten die aerzte mich mit borderline.

nun frage ich mich, wie war es denn fuer die kinder vor 100 jahren? hatten sie denn alle depressionen oder borderline gehabt, oder fuehle ihc mich in so ner erziehung schlechter, da ich in einer westlichen kultur aufgezogen bin? Aber wie war es denn bei den asiaten? hatten sie denn keine psychichen folgen gehabt oder haben sie es als normal empfunden und deswegen konnten sie damit weiterleben?

meine mutter hatte schlimmere erziehung gehabt, und es scheint so als ob sie nie einen therapeuten brauchte, sie ist immer stark geblieben doch man merkt es ihr an dass sie nicht gluecklich ist.

Was meint ihr?

Aufwachsen zwischen zwei Kulturen
Hallo camomile,

sicherlich kann aus dem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen und damit zwei unterschiedlichen Erziehungsstilen eine innere Zerrissenheit entstehen.

Kennst Du den autobiographischen Roman „The Woman Warrior“ ISBN 0679721886 Buch anschauen von Maxine Hong Kingston? Kingston wuchs als Kind chinesischer Eltern in den USA auf und beschreibt diesen Konflikt sehr gut.

Viele Grüße
Diana

Hallo

Ich denke 100 Jahre ist sogar etwas kurz gegriffen, denn im Umbruch von der Qing-Dynastie zur Republik begannen grade einige Menschen die „höheren Töchter“ zu entdecken, sprich, bessergestellte Chinesen förderten ihre Töchter plötzlich intellektuell und sportlich.

Ich denke nicht, dass die Kinder damals glücklicher waren als heute. Wohl ist aber heute eine größere Tendenz zu psych. Störungen vorhanden, vor allem weil auch ein sehr großer Aufstand darum getrieben wird.
Versteh das nicht falsch, natürlich soll den Menschen geholfen werden, nur zu diesen Zeiten, und an vielen Orten heute noch, leiden Menschen genauso, und haben auch einen psychischen Knacks- allein, es hilft ihnen nicht, sie müssen sich trotzdem durchbeißen.
Wenn du nach Brasilien gehst und dir die Straßenkinder anschaust, oder einfach Kinder aus armen Familien… die haben alle einen Knacks, aber sie bekommen keine Hilfe und müssen sich darum durchboxen.

Du hast diese Ausweglosigkeit nicht, du bist hier aufgewachsen und weißt a) das es anders/besser geht und b) es ist jemand da, der dir helfen kann.

Damals war das nicht so. Seit der Song-Dynastie hatte sich die Rolle der Frau erheblich verschlechtert, besonders bei den Qing, die aufgrund ihrer fremden Ethnie versuchten die Dinge, die sie für konfuzianische Prinzipien hielten, besonders stark durchzudrücken (zumindest bis Cixi).
Frauen wurden mehr oder weniger als Nutzgegenstände gesehen, ihr ganzes Leben bestand aus Pein. Sie mussten ihren Vätern, Brüdern und Ehemännern absolut gehorsam sein.
Heiraten war nie eine Lösung, denn selbst wenn ihr Mann ein guter Mensch war, wurden sie von ihrer Schwiegermutter gequält, welche ähnlich dem Ehemann eine Alleinmacht über die Frau hatte, in früheren Zeiten sogar ein Recht über ihr Leben oder Sterben.

Es gab einfach keine Perspektive für diese Mädchen. Es war eine Mischung aus Drill (Einprügeln bis zur Akzeptanz), der Willenlosmachung und der Erniedrigung, um ihnen alle Stärke zu nehmen, damit sie das wurden, was im alten China als eine gute und ehrenvolle Ehefrau galt: Ruhig, gehorsam und kinderreich.

Sie kannten es ja nicht anders, China war in den letzten Jahren der Qingdynastie sehr abgeschnitten von außen, dank Cixi und ihrer anti-modernisierungs Politik. Woher sollten sie wissen, dass es ein anderes Leben gab? Und dass sie es erreichen konnten ohne ihre Ehre zu verlieren?
Sie waren ja im eigenen Land rechtlos, hatten keinen Rückhalt in der Familie, sie konnten nicht anders als ihr Leid zu akzeptieren.

Und das steckt so tief drin, dass es sich weiter vererbte. Ähnlich wie bei der Mädchenbeschneidung in anderen Gebieten der Erde.
Sie haben selbst gelitten, also sollen ihre Kinder auch leiden. Wenn sie es nicht tun, wird sie entehrt und damit die ganze Familie.

Das Kind ist das wichtigste Gut in China, alles in China ist auf das Kind, bzw. auf VIELE Kinder ausgerichtet (darum wurde später die Einkind-Politik nötig), das liegt in der Tradition. Und dieses Kind repräsentiert die Familie, also muss es perfekt sein.
Der soziale Druck kommt von außen, es wird von der Frau erwartet, dass sie gefälligst ihr Kind so erzieht.

Sie hatten also wohl alle mehr oder auch weniger einen Knacks diverser Gestalt, aber es gab keinen Ausweg und keine Hilfe für sie, darum mussten sie so weiterleben wie sie waren oder sich das Leben nehmen, was noch nie selten geschah.

lg
Kate

Hallo,
ich hab da nureinen Buchtipp:
Angelika Messner: Medizinische Diskurse zu Irresein in China (1600-1930) aus der Reihe Münchner OStasiatische Studien 78

Lass dich von dem antiquiert wirkenden titel nicht abschrecken, aber in der chinesischen Medizin gibt es keine psychischen Erkrankungen, da es keine Psyche gibt, daher hat sie den Begriff Irresein gewählt.
Ich hab das Buch selbst nicht gelesen, aber kenn die Autorin und war dabei als sie diese Arbeit im Institut vorstellte.
Ich denke das könnte einige Fragen beantworten.
Oder einige andere Arbeiten von ihr http://www.daoiststudies.org/scholars.php?cmd=list&u…

Vielleicht nicht speziell auf Kindererziehungsfolgen, aber bezüglich des Umgangs mit dem was wir heute Psychische Probleme nennen.

Leider ist in Kiel der Studiengang Sinologie aufgelöst, ich kann dir nicht sagen, ob sie noch über die Uni zu erreichen ist. Falls du mehr literatur brauchst, aber beiwissenschaftlichen Arbeiten ist es ja meist das schöne dass man immer ganz viel weitere Literatur am ende einer arbeit findet :wink:

Gruß Susanne