Erziehungsmaßnahmen an Schulen

Hallo,

es gibt bestimmt viele Schulen, die gute Erziehungsmaßnachmen im Unterricht anwenden.
Von den Verweisen in die Trainingsräume halte ich nichts.
Aber die Maßnahmen einen Schüler bei einem Fehlverhalten in das Klassenbuch einzutragen und bei der ersten Eintragung gibt es ein Gespräch mit dem Klassenlehrer,
nach der zweiten ein Gespräch mit KL und Elternteil und nach der dritten Eintragung eine Klassenkonferenz. Kennt ihr solche Konzepte und mögt einmal berichten?

Lieben Gruß
numbat

Hi,

das von dir hochgelobte Konzept ist Methode 08/15.

die Franzi

Hallo „mumbat“,

Gym altsprachlich Jungen von 1957 - 1964.

Im Prinzip das, was Du da beschreibst (wobei der 3. Eintrag „Direktoratsverweis mit Arrest“ nach sich zog) und der 4. Eintrag unweigerlich den Schulverweis bedeutete.

Davon abgesehen zog jeder Eintrag ins Klassenbuch (auch bei Zuspätkommen oder fehlenden Hausaufgaben) die Kopfnoten um eine Stufe nach unten.

Also - wie schon gesagt - uralt und absolut ideenlos.

Außerdem ein sehr probates und auch oft genutztes Wekzeug, Lehrers „Lieblinge“ zu streicheln und mißliebige Schüler (und so auch deren Eltern) mit Vorsatz ungerecht zu behandeln.

Herzliche Grüße

Helmut

Hallo, ich möchte dir kurz über ein kleines Konzept berichten, welches die Lehrerin meiner Kinder in der Grundschule in der 3. und 4. Klasse angewendet hat.

Zu Beginn des Schuljahres bekam jedes Kind drei schöne bunte Kieselsteine.
Wenn irgendetwas war und ein Kind nach mehrmaligem Ermahnen noch immer keine Besserung zeigte, musste das Kind einen Stein an die Lehrerin abgeben. Musste das Kind einen Stein abgeben, hatte aber keine mehr, sollte es eine kleinen Text schreiben. Darin sollte es um das Vorgefallene gehen, was das Kind vielleicht verbessern könnte. Oder aber auch, was er vom Lehrer nicht gut fand. Einfach die Gedanken des Kindes zur Situation. Der Text musste nicht lang sein, es reichten auch 4 oder 5 Sätze. Das wurde nicht weiter bewertet, sondern sollte einfach ehrliche Gedanken des Kindes zum Ausdruck bringen.

Allerdings war es auch möglich, sich einen Stein zurück zu verdienen, indem sich das Kind über einen Zeitraum anstrengungsbereit zeigte, oder wenn es sich entschuldigte (wirklich ernstzunehmend und nicht nur so dahin gesagt). Es blieb aber immer bei maximal drei Steinen. Alle Kinder waren stets sehr darum bemüht, alle drei Steine beisammen zu haben, und diese wurden auch wirklich etwas besonderes für sie. Am Ende des Schuljahres durften die Kinder ihre Steine als Erinnerung behalten.

Ich kann als Mutter nicht sehr gut beurteilen, inwiefern dieses System pädagisch wertvoll ist, oder ob es generell Sinn macht, oder ob es Schwächen hat. Ich weiß nur, mein Kind liebte seine Steine, er war immer stolz wenn er alle hatte, betrübt aber auch einsichtig wenn er einen abgeben musste, und auch heute noch 5 Jahre später hat er die Steine und holt sie zur Erinnerung gerne mal aus seinem Chaos hervor.

Viele Grüße

Bei meinem Sohn an der Realschule bekommt jeder Schüler ein von der Schule gedrucktes Hausaufgabenringbuch (A5), mit Kalendarium, einer Seite mit Schulregeln und vielen sinnvollen Dingen drin.

U.a. gibt es dort Seiten für diverse Eintragungen.
z.B. Ein paar Seiten für Entschuldigungen, ein kleines Formular, dass die Eltern benutzen können, wenn das Kind krank ist.
oder unter jeder Woche Raum für Mitteilungen der Schule, die die Kinder dorthinschreiben und daheim unterzeichnen lassen: z.B. früherer Schulschluss wegen Konferenz oder sowas.

Eine für „Striche“ bei vergessenen Materialien und Hausaufgaben. Die Eltern müssen das jeweils abzeichnen. Bei 5 Strichen (fächerübergreifend) wird eine Nacharbeit in der Schule angeordnet. Dies bekommen die Eltern per Brief mitgeteilt.

Die Eltern sind aufgefordert, ab und an die entsprechenden Seiten einzusehen, ebenso die Lehrer.

Die weitergehenden Disziplinarmaßnahmen mussten wir zum Glück noch nicht kennenlernen :smile:, was mir aber bisher zu Ohren kam, klingt überwiegend zielführend und sinnvoll.
Bis auf das Abschreiben der Schulregeln - das finde ich einfach zu stumpfsinnig. In den unteren Klassen geht das ja noch an, da kann man unterstellen, dass die Schüler die einfach noch nicht gut genug kennen. Aber in einer 8. oder 9. Klasse ist das reine Schikane - da fände ich eine richtige Reflektion über die gebrochene Regel wichtiger.

Klar gibt es auch Verweise, werden auch hin und wieder angewendet, aber im Prinzip ist jedem klar, dass der überwiegend nur Schulterzucken bei den Betroffenen auslöst.

Krötengrüße

Hallo,

der von dir gewünschte Automatismus (bzw. Strafenkatalog) ist zumindest in BW unzulässig und (fast) jeder Widerspruch gegen eine Erziehungsmaßnahme wäre erfolgreich.

Der von dir verschmähte Trainingsraum funktioniert gut, wenn er von den Kollegen mitgetragen und verstanden wird.

Gruß

Hallo,

Klar gibt es auch Verweise, werden auch hin und wieder
angewendet, aber im Prinzip ist jedem klar, dass der
überwiegend nur Schulterzucken bei den Betroffenen auslöst.

Im Gesamtzusammenhang sind Verweise aber ein wertvolles - und oft unabdingbares - Mittel, um einen Schulverweis zu begründen. Der muss zwar bei einer bestimmten Anzahl an Verweisen nicht zwingend erfolgen, kann es aber.

An unserer Schule (kirchlicher Träger) ist nach 3 Verweisen Ende der Fahnenstange - es sei denn, die Lehrerkonferenz beschließt etwas anderes.

Verweise
…finde ich auch durchaus in manchen Fällen angebracht.
Wenn schwere Disziplinarische Vergehen passieren, etwas Gefährliches oder andere verletzt oder gemobbt werden.
Eben als Mittel, um wirklich auch einen Schüler der Schule verweisen zu können…

Grüße
Bufo

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Hallo,

ich finde diese Idee super - gerade in den Klassen 1-4, eventuell sogar bis zur 6. Klasse funktioniert das sicher auch. Die Kinder wollen ja in der Regel gefallen und in der Gemeinschaft sein, später kommt noch das sich messen hinzu (vor allem bei Jungs).
Vor allen Dingen bringt es den Kindern bei, dass sie es selbst „in der Hand“ haben und das die Veränderung bewirken können (insbesondere indem sie einen Stein „zurückgewinnen“ können). Man muss auch einfach mal entspannt zur Kenntnis nehmen, dass es Kinder gibt, die im Sozialverhalten bzw. sich Gruppenverhalten anders als gewünscht verhalten.

Ich fand es aber auch immer erstaunlich, dass die wildesten Grenzgänger es auch irgendwann kapiert haben, was „gut“ und was „schlecht“ ist. Die „Stein-Methode“ eignet sich sicher prima als Unterstützung, was aber genauso wichtig ist, ist Fairness bei den Lehrern und ein gutes soziales Klima im Klassenverband.

Viele Grüße

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Moin!

es gibt bestimmt viele Schulen, die gute Erziehungsmaßnachmen
im Unterricht anwenden.
Von den Verweisen in die Trainingsräume halte ich nichts.

Brauchst auch sicher keine Argumente für diese Meinung.

Aber die Maßnahmen einen Schüler bei einem Fehlverhalten in
das Klassenbuch einzutragen und bei der ersten Eintragung gibt
es ein Gespräch mit dem Klassenlehrer,
nach der zweiten ein Gespräch mit KL und Elternteil und nach
der dritten Eintragung eine Klassenkonferenz.

Was ist mit diesen Maßnahmen? Du hast den Satz nicht beendet. Du findest die gut?

Kennt ihr solche
Konzepte und mögt einmal berichten?

Um welche Schüler geht es denn?
Grundschüler sind sicher anders zu disziplinieren als Gymnasiasten.

Zu den Eintragungen ins Klassenbuch:
An der Berufsschule holst du damit niemandem hinterm Ofen hervor.
Oftmals nichtmal mit ner 6.
Ich vermute, dass das auch bei jüngeren Schülern bereits so sein könnte.

Zum Trainingsraumkonzept:
Wenn Schüler nachhaltig den Unterricht stören (und eben auf Verweise, Klassenbucheinträge oder schlechte Noten nicht reagieren), kann es für den Lehrer und die Klasse eine Entlastung sein, wenn dieser Störenfried den Klassenraum verlassen muss.
Der Trainingsraum hat dann den Vorteil, dass der Schüler nicht einfach nur rausgeworfen und bestraft wird (und draußen vor der Tür erst richtig wütend wird).

Im Trainingsraum kann dann der Schüler reden und findet eine neutrale Person vor, die ihm zuhört. Das führt auch oft dazu, dass er runterkommt und sich auch mal kritisch mit seinem Verhalten auseinandersetzt.

Er muss dann einen Rückkehrplan formulieren, aus dem hervorgeht, wie er sich zukünftig verhalten wird, damit de Unterricht nicht mehr gestört wird. Daran kann ich nichts Falsches oder Unsinniges sehen.

In den Unterricht des Lehrers kann er erst dann zurückkehren, wenn dieser den Rücklehrplan gelesen und akzeptiert hat. Dies passiert in einem 4-Augen-Gespräch - und das ist das pädagogische Moment am Trainingsraumkonzept: Ich kann dem Schüler sagen, dass ich ihn zwar mag, aber sein Verhalten nicht zulassen kann. Viele Schüler glauben nämlich, der Lehrer mag ihn nicht, wenn er immer zurechtgewiesen wird.
In diesen Gesprächen zeige ich dem Schüler Zuwendung und Grenzen. Und in den allermeisten Fällen sind die Schüler in dieser Situation oft sehr offen und verhandlungswillig und eben auch einsichtig.

Die Schüler, die sich diesem Konzept verweigern, können allerdings auch schneller einen Schulverweis bekommen. Bei einer Weigerung, den Trainingsraum aufzusuchen, müssen sie mit dem Ausbilder in der Schule erscheinen.
Werden weitere Trainingsraumbesuche verweigert, gibt es zunächst vorübergehende, später endgültige Schulverweise.

Ich hab schon Schüler erlebt, die sich unter Tränen bei mir entschuldigten, mir in die Hand versprachen, sich zu bessern - und nie wieder in den Trainingsraum mussten.

Ich stehe voll hinter dem Konzept. Aber ich weiß nicht, ob das auch in der Grundschule funktionieren würde.

Gruß, Fo

Hi nochmal,

als ich eben nochmal so darüber nachgedacht habe, kam mir in den Sinn, dass diese drei Steine Kindern das Ganze einfach auch bildlich aufzeigen: „Keine Steine mehr da, mist, Kacke am dampfen“.

Ich könnte mir vorstellen, dass Kinder vielleicht einfach noch nicht den Sinn dafür entwickelt haben, wann ein Verhalten mal zuviel des Guten ist. So können sie es mit Hilfe der Steine sehr gut erkennen und es quasi einfach „ablesen“.

Zudem fiel mir eben noch ein, dass eine andere Lehrerin meines Zweiten Sohnes dafür ein System hatte, welches ähnlich funktionierte, aber nicht individuell pro Kind sondern auf die ganze Klasse angewendet wurde. Sie hatte dafür eine Glasvase mit Murmeln auf dem Lehrerpult stehen, wo dann entweder Murmeln entnommen oder dazugegeben wurden. Es ging dann z. B darum, ob die Klasse gut mitgearbeitet hat, ob sie sich an einem Wandertag halbwegs benahm usw.

Liebe Grüße

Wenn schwere Disziplinarische Vergehen passieren, etwas
Gefährliches oder andere verletzt oder gemobbt werden.
Eben als Mittel, um wirklich auch einen Schüler der Schule
verweisen zu können…

Bei uns gibt es Verweise auch für dauerhaftes Zuspätkommen (an mehr als 10 Schultagen), unangemessenes Verhalten gegenüber Lehrern und Mitschülern und wenn Schüler sich durch Lügen Vorteile verschaffen wollen und dabei erwischt werden.

Ganz sicher keine „schweren disziplinarischen Vergehen“, aber für angehende Erzieher/ -innen kein angemessenes Verhalten, welches im mehrfachen Wiederholungsfall - das Ende der Ausbildung bedeuten kann.

Schöne Grüße,
Jule

Aber ich weiß nicht, ob das
auch in der Grundschule funktionieren würde.

Tut es. Nachdem die Montessorischule damit erfolgreich war, haben es seit diesem Schuljahr auch zwei Regelgrundschulen eingeführt. Die ersten Feedbacks sind positiv.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

ja, genau. Ob Murmeln, Steine oder Federn - es geht darum sowohl das individuelle Verhalten und dem abgeleitet auch alls Gruppe in Richtung erwünscht zu regulieren.
Ich finde alle Maßnahmen gut, die einen selbstbestimmten Handlungsspielraum lassen. Ein Kind „erzieht“ man nicht durch Strafe, es muss auch ein Gegengewicht in Form von Anerkennung und Lob geben, was für das Kind mindestens genauso attraktiv sein sollte wie die Strafe unattraktiv ist.

Diese Strategie nimmt anscheinend mit dem Alter der Schüler ab. Man (Lehrer) geht davon aus, dass die positive Verstärkung von „am Ende der Woche alle drei Steine zu besitzen“ in eine eher intrinsische Haltung übergehen sollte, also dass man alles für sich selbst tut, der Gemeinschaft und am Ende eine gute Note herausspringt. Aber seien wir mal ehrlich, alle Menschen - egal welchen Alters genießen das Lob und die Anerkennung von außen. Leider wird damit sehr sparsam umgegangen.

Viele Grüße

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