Hallo!
Obiges hört man jetzt dauernd, auch in Nachrichtensendungen. Der Duden bezeichnet den Gebrauch in dem Sinn „sich Sorgen machen, befürchten“ als gehoben, veraltend. Ich habe in meinen über sechziog Jahren eine Menge alter Schwarten gelesen, kann mich aber nicht erinnern, dass mir „besorgen“ in der obigen Bedeutung je untergekommen wäre.
Wiktionary bezeichnet es als „Amtssprache“.
Das Grimm’sche Wörterbuch hat: „besorgt sein = besorgen 2: ich bin um ihn besorgt; sei unbesorgt; das macht mich besorgt.“
Der Krünitz hat gar nichts dazu.
Hat das irgendeiner mal ausgegraben und alle plappern es jetzt nach oder ist es all die Jahre einfach an mir vorbeigerauscht und mein Gehirn hat es nicht aufgenommen?
Gruß,
Eva
so habe ich die Formulierung in meinen gut 50 Jahren auch vorher nicht wahrgenommen. Ich gebe ehrlich zu, dass ich im ersten Augenblick dachte, dass es sich hierbei um eine Frage von Menschen mit „Deutsch als Fremdsprache“ handelt, die falsch geschrieben wurde.
Ich hätte geschrieben „die Menschen werden immer besorgter“.
Vielleicht stammt aber auch das aus einer wortwörtlichen Übersetzung aus dem Englischen, die jemand unbedacht übernommen hat. So wie in „ich erinnere den Urlaub“. (Mir rollen sich die Zehennägel hoch, wenn ich sowas höre oder jetzt sogar bewusst selbst schreibe.)
Lese gestern einen Zettel der Klassenlehrerin meiner jungen Dame mit Hinweisen für eine Klassenarbeit: „Erinnert den Satzbau Subjekt Prädikat Objekt.“ So etwas von einer Gymnasiallehrerin zu lesen, tut wirklich weh!
Kann leider zu Evas Nachfrage nichts Klärendes beitragen. Außer, dass es sich für mich normal anhört. Aber vielleicht bin ich zu viel schlechtem Deutsch ausgesetzt.
Mein Favorit für schreckliches Deutsch ist das völlig unsinnige denglische „In 2019 war die Welt noch in Ordnung.“
Nein, war sie nichtt!!
Der Duden hat das:
- ich erinnere mich an den Vorfall, an diesen Menschen/(gehoben:) dieses Menschen/(österreichisch, schweizerisch:) auf diesen Menschen
- wenn ich mich recht erinnere
〈umgangssprachlich, besonders norddeutsch auch mit Akkusativ-Objekt und ohne Reflexivpronomen:〉 ich erinnere ihn gut
- das erinnere ich nicht
Ich hielt das anfangs auch für falsch
Bereits vor vielen Jahren habe ich darüber gelesen. Es mag 15 Jahre her eine und der Zwiebelfisch mag die Quelle sein. Damals war dieser Umgang mit „erinnern“ ohne Reflexion noch neu. Man ging davon aus, dass es von Menschen eingedeutscht wurde, die regelmäßig wild zwischen Deutsch und Englisch hin und her schalten um eloquenter zu erscheinen. Politiker und einige Journalisten wurden als „Inverkehrbringer“ ausgemacht. Eine wortwörtliche Übersetzung von z.B. „I remember the hollydays“ unter Missachtung der grammatischen Regeln ist wohl die Ursache.
Ja, diese altertümliche Ausdrucksweise ist belegt, wie auch im DWDS bzw. im DWB beschrieben. Hier ist gemeint
das transitive „er besorgt eine Sache, einen Sachverhalt“ = „er ist besorgt um eine Sache, um einen Sachverhalt“ = „er trägt Sorge um etwas“.
Auch reflexiv ist es als veraltet belegt: „er besorgt sich um eine Sache“. Auch mit Genitiv: „er besorgt sich einer Sache“
Auch hier ist gemeint „er besorgt etwas“. Subjekt ist der, der Sorge trägt.
Das betrifft aber nicht dein zitiertes „Es besorgt die Menschen“ (wo „Meschen“ Akkusativobjekt ist), denn hier ist Subjekt und Objekt vertauscht: „ihn besorgt etwas“. Hier wird das Objekt der Sorge („er ist besorgt um/von etwas“) zum Akteur gemacht. Und das ist in der gesamten Geschichte des deutschen Wortgebrauchs nicht belegt. Also auch nicht als „veraltet“.
Trotzdem wird es verbreitet. Wie z.B.→ hier in den ersten 5 Beispielen.
Da wird „besorgen“ mit „besorgt machen“, „beunruhigen“ synonymisiert, ein kompletter Unsinn. Vielleicht analog zum engl. „someting concerns someone“.