Es weerd scho glei dumpa

Liebe ExpertInnen,

wo wird dumpa anstatt dunkel gesagt? Ich bin schon ziemlich viel herumgekommen, kenne aber niemanden, der dumpa benutzen würde.

Gruß Ralf

Hallo, Ralf,
ich scheue immer etwas zurück, wenn eine Anfrage an die „lieben Experten“ gerichtet ist, denn ich betrachte mich keinesfalls als solchen. Bestenfalls als „kundigen Thebaner“.

Aber zum Thema:
Es wird scho glei dumpa
Dieses „Christkindl-Wiegenlied“ wurde erstmals 1913 in einem vierstimmigen Satz mit Begleitung von Flöte, Klarinetten, Geigen, Cello und Bass von Franz Friedrich Kohl und Josef Reiter in der Sammlung „Echte Tiroler Lieder“ veröffentlicht. Kohl vermerkte dazu, dass ihm dieses Lied mit Angabe eines Vorspiels und der Instrumentalbegleitung vom alten Sternsinger Eduard Strobl aus Hopfgarten mitgeteilt wurde.

Quelle: http://steiermark.orf.at/magazin/immergutdrauf/tipps…

Und Hopfgarten ist ein kleiner Ort kurz hinter Kufstein.

Gruß
Eckard

das lied ist aus tirol, wie auch andere textteile verraten:

Es wird scho glei dumpa,
Es wird scho glei Nacht.
Drum kimm i zu dir her,
Mein Heiland, auf d’Wacht.
Will singa a Liadl
Dem Liabling, dem kloan,
Du magst ja net schlafn,
I hör’ di no woan.
Ei, ei, ei, ei!
Schlaf süß, herzliabs Kind!

„kimm“, „kloan“ = „klein“, „woan“ = „weinen“ …

wobei in keinem der mir bekannten tiroler dialekte heute noch „dumpa“ für „dunkel“ verwendet wird.

m.

Bei uns in Niederösterreich …
… ist das Wort sehr wohl ein Begriff für „dunkel“, vielleicht auch für „dumpf“ in der Bedeutung „undeutlich“ in der Dämmerung.

Noch was Nettes aus Niederösterreich: „heu“. Wer weiß, was das bedeutet? Siehe unten:

Tiefer Dialekt für „glatt“, „rutschig“ (Eis, glatter Schnee). „Poss auf, 's heu draußen!“ (Als ob es drinnen wetterbedingt glatt sein könnte :smile: Fragt mich nicht, wo das herkommt …

Gruß, Dietmar

Hallo Eckard,

Es wird scho glei dumpa

Und Hopfgarten ist ein kleiner Ort kurz hinter Kufstein.

Es gibt in Tirol noch einen zweiten Ort gleichen Namens,
und zwar in Osttirol im Defereggental.
Ich habe leider keine Ahnung, wie die dortige Mundart ist bzw. war. In Osttirol unterscheidet sich sprachlich quasi jede Gemeinde von der nächsten.
Ich habe auch keinen Hinweis, aus welchem Hopfgarten der Dichter stammte.

Gruß
Barney

dumpa und haö
Von den älteren Leuten wird „dumpa“ noch verwendet, im Sinn von dämmerig oder dumpf; so kann man sich z.B. dumpa an etwas erinnern und „In der Dumpern is guat lumpern“ (Im Dunkeln ist gut munkeln)

Tiefer Dialekt für „glatt“, „rutschig“

Bei uns ist es „haö“ und es ist ganz normaler Dialekt :„Waö’s hait haö is, muaßt aufpassn, dass d håö bleibst!“ (Weil es heute rutschig ist, musst du aufpassen, dass du heil bleibst,)

Fragt mich nicht, wo das herkommt …

Da her - Salzburger Mundartwörterbuch:
mhd.hæle, verw. m. hell, glänzend; was glänzt, ist auch glatt

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Hallo,

Ich habe auch keinen Hinweis, aus welchem Hopfgarten der
Dichter stammte.

dem Dialekt nach muss er aus dem Unterinntal sein, nicht aus dem Defereggental.
Grüße, Peter

Moin, h.,

Von den älteren Leuten wird „dumpa“ noch verwendet, im Sinn
von dämmerig oder dumpf; so kann man sich z.B. dumpa an etwas
erinnern und „In der Dumpern is guat lumpern“ (Im Dunkeln ist
gut munkeln)

wenn das nicht gekommen wäre, hätte ich an meiner Überzeugung festgehalten, dass ein Sänger, der des Schreibens nicht mächtig war, und ein Schriftkundiger mit einem Hörrohr den Liedtext verbrochen hätten :smile:))

Gruß Ralf

Gumpen
Hallo !

und eine von einem Sprachwissenschaftler, der das mit
Gumpen in Verbindung bringt

Das wird wohl nur für den hohen Norden D’s gelten. Mir ist bei uns nichts bekannt, wo sich mit dumpa und einem Gewässer eine Verbindung oder Ableitung herstellen ließe. Der „Tümpel“ ist im Dialekt der „Gumpm“ und der existiert in der im Link angeführten Form bei uns auch, gerät allerdings - leider! - auch mehr und mehr in Vergessenheit. Heuzutage bauen Kinder an oder in einem Bächlein nicht mehr einen Gumpen, sondern einen Stau - aber wenigstens bauen sie noch…

Chao!
Helene

Tiefer Dialekt für „glatt“, „rutschig“ (Eis, glatter Schnee).
„Poss auf, 's heu draußen!“ (Als ob es drinnen wetterbedingt
glatt sein könnte :smile: Fragt mich nicht, wo das herkommt …

Gruß, Dietmar

Servus Dietmar,
im Ilztal hieß es bei den Einheimischen „Heit is’ hei“, wenn es draußen eis-, oder schnee-glatt war.
Kai

Grüß Dich Ralf,
auch in Oberbayern wird dumper noch für dunkel, dämmrig oder
dumpf verwendet. „Dumpa“ exisitiert praktisch parallel zu
den hochdeutschen Wörtern. Die Dialektwörter wie „dumper“,
„oft“ (dann) … werden meisten aber nur von Leuten
verwendet, die ihre bairische Sprache und den reichen
Sprachwortschatz lieben. Die anderen verwenden heute
überwiegend die hochdeutschen Wörter.
Der Münchner Mundartdichter Franz von Kobell hat dumper auch
in seinen Gedichten verewigt z.B. im „Der Heuretsstoa“.
http://gutenberg.spiegel.de/kobell/gdoberby/kobe128.htm

Auch wenn das Lied „Es werd scho glei dumpa“ aus Tirol
stammt, ist es heute im ganzen bairischen Sprachraum üblich.
Nur ein paar Stellen würde ich in Oberbayern anders
sagen/schreiben. :wink:

Pfiat Gott,
Roland

Moin, Ihr Lieben,

sehr, sehr ungewöhnlich - meine Gugeley brachte unter
Ausschluss des Liedtitels ganze 339 Fundstellen, davon 99,7
% Disc Jockeys, die so heißen, und eine von einem
Sprachwissenschaftler, der das mit Gumpen in
Verbindung bringt

(http://www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbu…).

Das Wort wird wohl nur noch von Leuten benutzt, die nichts
ins Web stellen :smile:))

Gruß Ralf

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Servus, Helene,

den Gumpen kenne ich (Regensburg, Lechrain, Ostallgäu) als Vertiefung in einem ansonsten flachen Bach, in der wir das Schwimmen gelernt haben, oder auch als Schöpfgefäß. Die Kumpfmühle hatte ein Mühlrad, an dem Blechhafen befestigt waren.

Gruß Ralf

Hallo, Helene und Ralf,
An dieser Stelle habe ich dann der „Kluge“ hervorgezogen:

Tümpel Sm erw. reg. (16.Jh.). Dringt aus dem Niederdeutschen vor gegen das hd. (mhd.) tümpfel, ahd. tumpfilo »Strudel«; vgl. noch mndd. dumpeln »tauchen«.Vermutliche Nasalierung zu der in tief und taufen vorliegenden Sippe.

Wollte ich doch nicht vorenthalten. Die vermuteten Verbindungen zu „dumpa“ dürften vielleicht in dem oft trüben Tümpelinhalt begründet sein.

Gruß
Eckard

Glatt, vereist: ‚Pass uuf, s ysch hääl höt!‘

Guten Tag

Noch was Nettes aus Niederösterreich: „heu“. Wer weiß, was das
bedeutet?

In welchem Zusammenhang wird der Dialektbegriff verwendet?

Wenn die Strasse vereist ist, warnt der Appenzeller (Schweiz): „Pass
uuf, s ysch hääl höt!“ (Pass auf, es ist heute glatt!)

Gruss

Rolf