Essen wie früher - ohne Fleisch

Hallo,

Ich suche nämlich händeringend leckere Rezepte mit vielen
Eiern. Hier stapeln sich die Eier unserer Laufenten und
Rezepte mit 18 Eiern (wo das Resultat zudem auch verschenkbar
wäre *gg*) kämen mir da sehr entgegen.

Haselnusstorte: http://www.walderdorff.org/rezepte/haselnusstorte.php

Cheers, Felix

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Hallo,

Kuchen mit 18 Eiern und so…)

da muss ich doch mal nachfragen, wird das ein Kuchen mit
mehreren Kilo Mehl usw?

nein. Im Vergleich zu modernen Rezepten ist der Mehlanteil eher gering.
Müsste zu Hause bei Erna Horn nachsehen (Ausgabe von circa 1930)
über den Daumen kommen auf 12 Eier ungefähr 250g Mehl
und Zucker natürlich

Oder ist nur die Eieranzahl exorbitant hoch?

exorbitant für heutige Verhältnisse, wo man sich vor Cholesterin fürchtet
Früher waren die Leute viel mehr körperlich tätig
Meine Großmutter ist als 16jährige zum Sonnstagsvergnügen für ein Picknick 20km (hin und zurück)mit vollen Glasflaschen, Weidenkorb und Mahlzeit für 3 Personen gelaufen
Außerdem waren solche Kuchen Festtagsware und wurden sofort aufgegessen

Ich suche nämlich händeringend leckere Rezepte mit vielen
Eiern. Hier stapeln sich die Eier unserer Laufenten und
Rezepte mit 18 Eiern (wo das Resultat zudem auch verschenkbar
wäre *gg*) kämen mir da sehr entgegen.

aus der Erfahrung des alten Rezepts - wir mussten damals vor einem Urlaub schnell alles aufbrauchen: So eierreiche Kuchen schmecken nur frisch. Bereits am nächsten Tag wird aus dem traumhaft flaumfluffigen ein zäher Kaugummi. Und wenn im Rezept steht eine halbe Stunde lang rühren, dann glaube das auch mit einem Elektromixer.

btw - DAS braucht kein Backtriebmittel!

viele grüße
Geli

Hallo Karana,

das was Du suchst, ist Gegenstand soziologischer Untersuchungen und deshalb gibt es auch zahlreiche Bücher, die sich mit dem Thema ausführlich und lesbar beschäftigen.

Zum Beispiel:

Briesen, Detlef: Das gesunde Leben :
Ernährung und Gesundheit seit dem 18. Jahrhundert.
Campus-Verlag 2010

oder:

Wuketits, Franz M.: Wie der Mensch wurde, was er isst
die Evolution menschlicher Ernährung
Hirzel, 2011

Rezepte findest Du zum Beispiel via Spezialsammlungen, da sind die alpenländischen recht rührig:

http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=1675

Google „Alltagsleben + Volkskunde + Rezeptsammlung“ hilft auch

viele grüße
Geli

Will sagen: Du solltest nicht davon ausgehen, daß die damalige
Küche übermäßig gesund und ausgewogen war. Die
Nahrungsaufnahme diente vor allem dazu, den Körper mit den
Energieträgern Fett und Kohlenhydraten zu versorgen.

Nur weil ich mich für diese Speisen interssiere und das einen gewissen moralischen Hintergedanken hat - ich habe nie behauptet ich wäre eine von diesen Klischee-Körnerfressern die nur Rohkost in sich reinschaufeln und jede Kalorie zählen!

Leider steckt man mich gern in diese Schublade, wenn ich erzähle, dass ich mich bewusster ernähren will. Bewusst heißt ja nicht gleich Ernährungstabelle.

Frischware gab es in der Saison und
ansonsten wurde eingekocht, was sich nicht im Keller über
Monate hielt.

Kochbücher zum Einmachen sind im Moment der absolute Topseller. Natürlich will ich nicht so leben wie vor 150 Jahren! Aber ich hatte vor, mir einige Ideen von den Leuten damals herauszupicken und noch weniger weit angereistes Essen zu kaufen - genau so, wie ich im Januar eben keine Erdbeeren kaufe! Ich schätze dass ich trotzdem auf eine gute und ausgewogene Ernährung komme, WEIL wir besser versorgt sind.

Ich warne also von einer Glorifizierung der damaligen
Lebensverhältnisse. Das Eßverhalten war den Umständen
geschuldet und die waren für die meisten Menschen
ausgesprochen unlustig.

Das klingt schon fast wie eine Unterstellung. Was spricht denn dagegen, sich Anregungen zu holen von den Menschen, die sich mit regionaler und saisonaler Kost auskennen MUSSTEN! Und ich meine nicht Hungersnöte und Kriegszeiten. Den Mitteleuropäern ging es ja nicht immer dramatisch schlecht, auch wenn sie keine Kartoffeln und kein exotisches Gewürz zur Hand hatten.

Danke! Sowas habe ich gesucht!

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Nahrungsaufnahme diente vor allem dazu, den Körper mit den
Energieträgern Fett und Kohlenhydraten zu versorgen.

Nur weil ich mich für diese Speisen interssiere und das einen
gewissen moralischen Hintergedanken hat - ich habe nie
behauptet ich wäre eine von diesen Klischee-Körnerfressern die
nur Rohkost in sich reinschaufeln und jede Kalorie zählen!

Das hat niemand behauptet und auch nicht unterstellt. Ich will darauf hinaus, daß die Ernährung früher weder unbedingt physiologisch sinnvoll war noch besonders lecker war. „Früher“ wird zu oft mit „richtig“ oder „gesund“ oder schlicht „gut“ übersetzt. Daß die Lebenserwartung vor 150 Jahren unter 40 Jahren lag, hatte nicht nur mit der medizinischen Versorgung zu tun.

Dein Ansinnen, Dich sinnvoller zu ernähren (d.h. mit lokalen Produkten), halte ich für sinnvoll und lobenswert. Nur solltest Du dabei aufpassen, daß Du Dir nicht irgendwelche Mangelerscheinungen einfängst.

Ich warne also von einer Glorifizierung der damaligen
Lebensverhältnisse. Das Eßverhalten war den Umständen
geschuldet und die waren für die meisten Menschen
ausgesprochen unlustig.

Das klingt schon fast wie eine Unterstellung. Was spricht denn
dagegen, sich Anregungen zu holen von den Menschen, die sich
mit regionaler und saisonaler Kost auskennen MUSSTEN!

Nichts. Aber dennoch sollte das mit Bedacht passieren - siehe oben.

meine nicht Hungersnöte und Kriegszeiten. Den Mitteleuropäern
ging es ja nicht immer dramatisch schlecht, auch wenn sie
keine Kartoffeln und kein exotisches Gewürz zur Hand hatten.

Hätten sie Kartoffeln nicht zur Hand gehabt, wäre es ihnen schlecht gegangen.

Ich fasse noch einmal zusammen: lokale Produkte zu kaufen ist an sich eine gute Idee. Man sollte aber die Ernährung „von früher“ nicht mit lokaler, gesunder und leckerer Ernährung gleichsetzen. Vieles von damals diente dem Zweck, die Familie zu sättigen und für den kommenden (Arbeits)Tag zu stärken. Sich in der Zeit Anregungen zu suchen, ist aber sicherlich kein Fehler.

Servus,

Die Wörter „Gemüse“ und „Mus“ hängen laut manchen Quellen
zusammen -

das tun sie nach allen ordentlichen ethymologischen Quellen. Nun haben aber alt- und mittelhochdeutsch und altniederfränkisch „muos“, altsächsisch, mittelniederdeutsch und altfriesisch „mos“ lediglich die Bedeutung „gekochte Speise“. Über die Konsistenz des heutigen „Mus“ ist damit überhaupt nichts gesagt.

Wenn mir das in Bausch und Bogen verwendete „früher“ mitsamt der Verklärung einer in diesem Pauschalfrüher angeblich gesunden Ernährung und der durch nichts zu belegenden These, während des gesamten Pauschalfrühers sei viel weniger Fleisch gegessen worden als heute, nicht so widerstrebte, könnte ich noch einiges zu dem Thema erzählen.

Nun ist es aber im gegebenen Zusammenhang so vollkommen sinnlos, z.B. die Zeiten 1870 - 1914, 800 - 1100, 1350 - 1450, 1650 - 1701, 1701 - 1845 etc. etc. in Bausch und Bogen als „irgendwie früher“ zu behandeln, dass ichs doch lieber sein lasse.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo!

Die Landbevölkerung war arm. Da gab es Hafergrütze und Brotsuppe. Fleisch war eh zu teuer und das Vieh zu kostbar, um es einfach auf den Tisch zu legen.

http://www.deutschland-im-mittelalter.de/ernaehrung-…

Gruß
Falke

Servus,

das gilt vom 13. Jahrhundert bis in die Neuzeit hinein; vorher und im 17.-18. Jahrhundert sah das anders aus, und ab Ende des 18. Jahrhunderts nochmal ganz anders.

Es bleibt also zentral die Frage, wann „früher“ denn eigentlich war.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

ot
Hallo!

das Mittelalter bis etwa 11. Jahrhundert kann ausgeschlossen
werden, da bis ca. 1100 pro Kopf mehr Fleisch verzehrt wurde
als heute.

Aber wie kommt denn das, dass bis ins 11. Jahrhundert die Leute so viel mehr Fleisch gegessen haben? Und betrifft das die ganze damalige Bevölkerung?
(Ich überlege schon die ganze Zeit, wie damals so in etwa die gesellschaftlichen Strukturen aussahen. Könige, Adel, Kirche und Volk noch i.S.v. Leibeigenen auf dem Lande, hätte ich jetzt gesagt. Und in den Städten Adel und Kirche, erste Universitäten, Handwerker und dergleichen. Aber wer hat denn da so viel mehr Fleisch gegessen?)

LG
larymin

Hallo larymin,

ich zitiere mal aus:

Günter Wiegelmann:
Alltags- und Festspeisen - Wandel und gegenwärtige Stellung
N. G. Elwert Verlag Marburg 1967
Kapitel 2, §28, Seite 30:
„Ausklang mittelalterlicher Speisesitten: 1500 - 1680“

"…Deshalb wäre es verfehlt anzunehmen, die bäuerliche Kost sei damals im Vergleich zu anderen Zeiten besonders kärglich gewesen. Ganz abgesehen davon, daß an den Festen „Herrenspeisen“ aufgetischt würden, auch der Alltagskost fehlte es damals nicht an der Speise, die bei uns stets als Zeichen des Wohlstandes galt, an Fleisch.

Nach den vorliegenden Schätzungen aß man in den ersten Jahrzehnten des 16. Jhs. im Durchschnitt um und über 100 kg Fleisch im Jahr (heute trotz des Nachkriegswohlstandes in der Bundesrepublik nur 60 kg pro Kopf und Jahr). Um es konkreter auszudrücken: Damals aß eine dreiköpfige Familie in der Woche 12 Pfund Fleisch, durchschnittlich fast 2 Pfund am Tag (vgl. hierzu SCHMOLLER, Fleischconsum, 1871). Allerdings ist zu beachten, daß man nicht nur Muskelfleisch aß, sondern alles, was irgendwie genießbar war, vom Kopf bis zu den Innereien… Zudem war man nicht verwöhnt in der Wahl der Tiere. So erwähnt H. Bock (siehe H. BOCK: Speißkammer, 1555, Bl. LXX) an genießbarem Geflügel und Vögeln… (hier folgt die Aufzählung einer Unzahl von geflügelten Wildtieren, von denen der heutige deutsche Normalesser den größten Teil nicht mal mit der Kohlenzange anfassen würde…)"

Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Aufklärung beitragen.

Herzliche Grüße

Helmut

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Hallo,

Aber wie kommt denn das, dass bis ins 11. Jahrhundert die
Leute so viel mehr Fleisch gegessen haben? Und betrifft das
die ganze damalige Bevölkerung?

ergänzend zu meinem Vorredner möchte ich noch erwähnen, daß die Bevölkerungszahlung und -dichte im 11. Jahrhundert eine ganz andere war als im 18. oder 19. Die Städte waren kleiner und der Wald dichter bzw. reichlicher vorhanden. Es war also durchaus möglich, sich von Eichhörnchen und Amseln zu ernähren, die man auf eigene Faust (bzw. mit der eigenen Faust) im umliegenden Urwald erlegte. Das war allemal billiger als sich auf dem Markt mit teurem Getreide und Gemüse zu versorgen.

(Ich überlege schon die ganze Zeit, wie damals so in etwa die
gesellschaftlichen Strukturen aussahen. Könige, Adel, Kirche
und Volk noch i.S.v. Leibeigenen auf dem Lande, hätte ich
jetzt gesagt.

Aus der Zeit stammt übrigens noch die Unterscheidung in Hochwild und Niederwild: das Hochwild war hohen Adligen vorbehalten und dazu zählte außer Reh so ziemlich alles, was man heute üblicherweise noch als Wild verzehrt. Während man also bei Herzogs und Grafens Wildschwein und Fasan in sich hineinstopfte, jagte das niedere Volk Kleinvogel, Nager usw. Vergriff man sich „versehentlich“ an Hochwild, leistete man alsbald den vorher gejagten Eichhörnchen in den Baumwipfeln Gesellschaft.

Gruß
C.

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Produktivität im mittelaltelichen Ackerbau
Hallo L.,

in das elfte/zwölfte Jahrhundert fallen dramatische technische Fortschritte im Ackerbau, durch die im Vergleich zu Fleisch wohlfeiles Getreide erst verfügbar wurde; in der Folge veränderte sich die Ernährung des gemeinen Volks gänzlich, und die Entwicklung der Städte mit ihrer handwerklichen und frühindustriellen Produktion und auch des Bergbaus wäre ohne diese neue Nahrungsgrundlage kaum möglich gewesen.

Spuren der folgenden Entwicklung im 13./14. Jahrhundert kann man heute noch an den Wüstungen (= aufgegebenen Dörfern) sehen, die vor allem auf schlechten Böden im Buntsandstein liegen, angesichts der stark gewachsenen Getreideproduktion auf fruchtbareren (und marktnäheren) Flächen nicht mehr benötigt wurden und heute wieder bewaldet sind.

Die wichtigen Neuerungen des elften Jahrhunderts waren die Entwicklung des Kummets, das den effizienten Einsatz von Pferden (statt Ochsen) als Zugtiere zur Bodenbearbeitung ermöglichte, die Entwicklung der Dreifelderwirtschaft und die Entwicklung eisenbeschlagener und eiserner Pflüge. Um sich eine Vorstellung von dem Umfang zu machen, in dem die „netto“ verfügbare Getreideproduktion wuchs, kann man sich vor Augen führen, dass um das Jahr 1000 etwa ein Drittel der Ernte bei Getreide als Saatgut aufbehalten werden musste - bei dieser Relation wird deutlich, dass z.B. eine Steigerung des Ertrags um zehn Prozent zu einer Steigerung des verfügbaren Nettoertrags um fünfzehn Prozent führt.

Der völlig recht- und fast gänzlich besitzlose leibeigene Bauer ist übrigens eine Entwicklung des Hoch- und Spätmittelalters. Zur Allmende der frühmittelalterlichen Dörfer (Hagen- und Etterdörfer verfügten über eine eigene Einfriedung und Befestigung) gehörten auch Hauwälder, in denen Schweine geweidet wurden, und Weiden für Geflügel und Rindvieh.

Die immer weiter gehende Einschränkung von Weide-, Fisch- und Jagdrechten zog sich über ein paar hundert Jahre hin - es ist nicht von ungefähr, dass die Beschwerden der aufständischen Bauern 1525 sich im wesentlichen auf die Wiederherstellung der (häufig nicht schriftlich festgehaltenen, also im Römischen Recht wertlosen) „alten Rechte“ bezogen. Schiller hat dieses Thema ungefähr zweihundert Jahre früher auf den Zeitpunkt des Rütlischwurs vorverlegt - aber das gehört wo anders hin.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo Karana,
etwas jüngere Rezepte, aber auf jeden Fall regional & saisonal.
http://www.amazon.de/Brennesselsuppe-Rosinenbomber-R…
Mein Favorit ist der Leberwurst-Ersatz ohne Fleisch…
Grüße
Almut

Danke! (owt)