Hallo Karana,
die Rezepte von früher sind sehr viel einfacher als die heutige Küche.
‚Fleischlos essen‘ bedeutete häufig oftmals: nur ‚Beilagen‘ essen.
Es gab Kartoffeln und Nudeln in vielen Variationen.
Dazu Mehlsaucen (Einbrenne) in verschiedenen Geschmacksrichtungen: Petersiliensauce, Senfsauce, usw.
Man aß geschmorte Gemüseeintöpfe z.B. Steckrüben oder Kohlrabi, aber auch diverse Kohlgerichte mit Kartoffeln.
Es wurden Eierspeisen wie z.B. Pfannkuchen zubereitet, aber auch Resteverwertung betrieben mit Brotpudding oder Mehlbüddel.
Viele Speisen waren statt mit Fleisch mit ‚Süßem‘ angereichert.
Backobstsuppen, Fruchtsaucen oder Sirupstippen waren verbreitet.
Aus so ziemlich jedem tierischen Teil wurde noch Brühe, Sülze oder ähnliches hergestellt.
Statt Fleischstücken aß man manchmal auch Wurstbrühe, Speckfett oder Griebenschmalz.
Schweinsfüße wurden gesotten, Kuheuterbebacken und Gänseköpfe nach dem Braten ausgelutscht.
Innerreien wurden durchgedreht und zu Wurst verarbeitet, Lungenhaschee und Nierengulasch zubereitet.
Das Knochenmark wurde aus den Knochen gesogen, Blut- und Zungenwurst war ein Genuß.
Das Fleisch wurde gesalzen, getrocknet und geräuchert.
Die Portionen waren kleiner, der Gaumen war weniger verwöhnt.
Es gab auch Gemüse und Getreidebreie, die, verrührt mit etwas ausgelassenem Fett, gegessen wurden. Waren die Vorräte verbraucht, gabs den Brei oder die Suppe eben ohne Fleisch.
Ein richtiges Rezept gabs selten - man nahm eben was man hatte.
Wurde ein Schein geschlachtet, dann wurde manchmal tagelang in Fleisch geschwelgt. Gebratenes und gesottenes Fleisch, Wurstbrühe und frische Innereien wurden verzehrt, das fertig gekochte Fleisch in Schmalz gegossen und dann mit Zwiebeln verspeist.
Fette Blutsuppe wurde an die Helfer und Nachbarn verteilt, Hirn gebacken, Knochen ausgekocht und Sülzen gegossen.
Ein wahrlich herrliches Spektakelund ein Fest für alle - jedenfalls nach damaligem Empfinden.
Mehl und Brot waren teuer und aufwendig herzustellen.
Man aß morgens schon Grieß- oder Getreidebreie, auch Hülsenfrüchte wie Bohnenmus oder Erbsenbrei.
Dazu gabs Bier oder Malzkaffee, ersatzweise auch Erbsenkaffee oder sogar Löwenzahnkaffee.
Bei festlichen Gelegenheiten gabs entweder Fleisch oder auch oft ‚luxuriöse‘ Süßspeisen, wie Milchreis mit eingemachten Früchten, Früchtekuchen oder -brot, aber auch Lebkuchen und Bratäpfel.
Topfenknödel und Rosinenbrote waren richtige Hauptgerichte.
Kartoffeln mit Apfelmus und Blutwurststückchen war ebenso ein Genuß wie Klöße mit Sirup und Speck.
Man kochte mit allem was man hatte - fehlte Eines, nahm man einfach mehr vom Anderen.
Da man wenig Fleisch hatte, aß man automatisch weniger davon.
Geplant war das nicht…
Es grüßt
Yvisa