Etablierte Wissenschaft vs. Erfahrungswissenschaft

Hallo!
Die Diskussion zwischen Paula und Eselfant im thread „Darf ich einen Menschen töten?“ hat bei mir wieder einmal die Fragestellung ausgelöst, ob (massenhafte) subjektive Erfahrung jemals objektive Erkenntnis werden kann.
Da es hierbei um das Thema Erkenntnistheorie geht, sollte dieses Brett eher das richtige sein als das Esoterikbrett.

Zum Hintergrund meiner Fragestellung:

Wissenschaftlich anerkannt wird eine Theorie (oder Existenz von etwas Theoretischem wie dem Higgs-Boson) erst dann, wenn in einem anerkennbaren Verfahren nachvollziehbare Ergebnisse hervorgebracht werden, die als Beweis dienen können - verkürzt dargestellt.

Es wird eine subjektive Erkenntnis (P. Higgs hat das Teilchen theoretisch postuliert) in objektive Erkenntnis überführt (durch Nachweis im Versuch beim CERN) und damit wissenschaftlich anerkannt.

Diejenigen, die nicht nur außen, sondern auch innen unterwegs sind (seien sie nun als spirituell Praktizierende oder abfällig ´Erleuchtete` bezeichnet) und in dieser Praxis subjektive Erfahrungen gemacht haben, die sie mit anderen teilen, haben einen gemeinsamen Erfahrungsschatz. Je mehr Menschen die gleichen Erfahrungen gemacht haben, desto manifester wird diese Erfahrung und von subjektivem Erleben in objektive „Tatsache“ überführt.

Diese im oder ausserhalb des Bewusstseins gemachten Erfahrungen sind nicht wiss. messbar. Trotzdem können sie nicht gänzlich verleugnet werden, denn sie werden nicht nur von einigen wenigen Psychotikern berichtet, sondern über die Jahrtausende von einer mittlerweile signifikanten Anzahl Menschen.
Und beim Glauben an Gott redet ja auch keine signifikante Quelle von einer Massenpsychose, obwohl die Existenz Gottes nie wiss. anerkannt bewiesen wurde.

Ich frage mich nun, ob die etablierte Wissenschaft nicht die Existenz von Erfahrungen anerkennen muss, die sie selbst nicht fähig ist zu messen, deren Existenz sie aber auch nicht leugnen kann.

Auf Erkenntnisgewinn jenseits von Brechstangen-Rhetorik
freut sich
Castiglio

Empirische Wissenschaft gemeint?

Ich frage mich nun, ob die etablierte Wissenschaft nicht die
Existenz von Erfahrungen anerkennen muss, die sie selbst nicht
fähig ist zu messen, deren Existenz sie aber auch nicht
leugnen kann.

Wenn man es nicht „messen“ kann ist es nicht da.

Oder was hast du, dem man nicht ein „Maß“ zuordnen kann.

http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de/2013/02…

Gruß

Stefan

Hallo,

Ich frage mich nun, ob die etablierte Wissenschaft nicht die
Existenz von Erfahrungen anerkennen muss, die sie selbst nicht
fähig ist zu messen, deren Existenz sie aber auch nicht
leugnen kann.

Das Problem existiert nur durch eine falsche Grundannahme.
Die Grundannahme, das Wissenschaft = Realität ist oder zumindest die Realität 1:1 abbilden kann oder soll.
Dadurch wird Wissenschaft missbraucht und missverstanden.
Wissenschaft muss als Werkzeug begriffen werden.
Ein Hammer ist keine Zange. Und wenn man dem Hammer eine Zangenfunktionalität zufügen würde, könnte man ihn nicht mehr so gut als Hammer gebrauchen.

Insofern braucht „die Wissenschaft (?!)“ sich nicht um solche Dinge zu kümmern. Es stört keinen und es vermisst keiner, denn sie ist ein nur ein kleiner Teil im Leben.
Viele Wissenschaftler sind ja dann auch religiös, Anthroposophen, Buddhisten oder Freimaurer oder sonst was esoterisches :o).

Was man allerdings machen kann - und was auch immer wieder gemacht wird - das ist, das man die „Prinzipien der Wissenschaft“ auf die von Dir genannten Phänomene und ähnliche Dinge versucht anzuwenden.

Das geschieht dann z.B. in der BWL und Psychologie und wird von ihren Vertretern lauthals auch als Wissenschaft angepriesen.
Wahrscheinlich wegen der Zuschüsse.

Was Dir vielleicht auf dem Herzen liegen mag, das ist, das Deine genannten Phänomene gesellschaftlich keine so große Anerkennung erfahren wie die Dinge auf denen das Label „Wissenschaft“ klebt.
Das ist Mode. Heute ist es halt wichtig sich mit den richtigen Markennamen auszustatten.

Es ist was es ist …

Grüße
K.

Hallo,

Oder was hast du, dem man nicht ein „Maß“ zuordnen kann.

Deinem Trauminhalt von gestern oder morgen …

Grüße
K.

Hallo!

Ich frage mich nun, ob die etablierte Wissenschaft nicht die
Existenz von Erfahrungen anerkennen muss, die sie selbst nicht
fähig ist zu messen, deren Existenz sie aber auch nicht
leugnen kann.

Zuerst: Es ist keineswegs der Fall, dass Wissenschaft nur „Messen“ ist, auch wenn manche mit dieser Wahrheit penetrant missionieren.

Das gilt unstrittig sehr wohl für die heutigen Naturwissenschaften, das gilt unstrittig nicht für sämtliche Textinterpretationswissenschaften, und das ist seit Anfang an umstritten im Bereich derjenigen Wissenschaften, die weder eindeutig das das eine noch das andere sein können.
Da ist mal die eine, mal die andere Zugangsweise stärker in Mode.

Was aber die ganze neuzeitlich-abendländische Wissenschaft fordert ist, dass eine Erkenntnis zumindest prinzipiell ablösbar sein muss vom Erkenntnissubjekt.

Wenn du also z.B. die Psychose aufführst, dann geht die Psychose dreifach in die Wissenschaft ein:

  1. als Objekt, d.h. sie wird erforscht
  2. als Modell: so gab es z.B. innerhalb der etablierten Wissenschaft durchaus Ansätze mittels Halluzinogenen die typische Erkenntnisweise von Psychotikern zu simulieren, um so quasi den forschenden Zugang zur Wirklichkeit auszuweiten, also auf das Forschungssubjekt Einfluss zu nehmen.
  3. als Nebensächlickkeit: ob ein Forscher wie Nietzsche nun am Ende seines Lebens Psychotiker gewesen ist oder nicht, spielt für seine Aussagen keine oder nur eine geringe Rolle. Die Aussagen stehen für sich selbst und werden auch nur als Aussagen (und eben nicht als Personen) vom Korpus der Wissenschaft wiedergekäut.

Frage jetzt: Auf welche „Existenz von Erfahrungen“ willst du hinaus, die grundsätzlich nicht unter 1-3 fallen?
Mystik?
Einmalerlebnisse?
Einpersonenwissen?

Gruß
Tyll

Was sollte man daran nicht messen können

  • angenehm/unangenehm
  • bunt/einfarbig
  • feucht/nicht sexuell erregend
  • automatische Handlung/bewusste Beeinflussung

Deinem Trauminhalt von gestern oder morgen …

Nichts, was nicht ständig von Wiftung Starenfest bei der geschmacklichen Beurteilung gemacht wird.

Gruß

Stefan

Hallo,

  • angenehm/unangenehm
  • bunt/einfarbig
  • feucht/nicht sexuell erregend
  • automatische Handlung/bewusste Beeinflussung

Hm? Dann habe ich Dich wohl missverstanden.
Ich hatte nicht gedacht, das Du eine rein subjektive Einschätzung/Bewertung als „messen“ bezeichnest.
„Messen“ wäre das für mich nicht.

„Messen“ wäre für mich, das ein bestimmter Sachverhalt von einer beliebigen Anzahl von Personen nach bestimmten Meß-Kriterien geprüft würde und diese Ergebnisse für den gleichen Fall sehr identisch wären.
Das Wichtige am Messen ist, das mehrere Personen das selbe Ding messen könnten, das das Verfahren der Messung definiert ist und das alle bei einer Messung über das Gleiche zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kommen.

Deine Trauminhalte kannst Du nur bewerten oder kategorisieren (und nur Du!) . Messen kann man sie nicht.

Grüße
K.

Hallo Castiglio!

Fragestellung ausgelöst, ob (massenhafte) subjektive Erfahrung
jemals objektive Erkenntnis werden kann.

Objektive Erkenntnis gibt es nicht, bestenfalls
spricht man von intersubjektiver E.

Da es hierbei um das Thema Erkenntnistheorie geht, sollte
dieses Brett eher das richtige sein als das Esoterikbrett.

Das ist ein wesentlicher Punkt:
Philosophie und nicht Esoterik!

Diejenigen, die nicht nur außen, sondern auch innen unterwegs
sind (seien sie nun als spirituell Praktizierende oder
abfällig ´Erleuchtete` bezeichnet)

Wie kommst du darauf, dass Erleuchteter abfällig
gemeint ist? Führst du deine eigene Einstellung
nicht ad absurdum, indem du anderen so etwas
unterstellst?

und in dieser Praxis
subjektive Erfahrungen gemacht haben, die sie mit anderen
teilen, haben einen gemeinsamen Erfahrungsschatz.

Wie kann man subjektive Erfahrungen
mit anderen teilen? Dann wären es
keine subjektiven Erfahrungen.

Je mehr
Menschen die gleichen Erfahrungen gemacht haben, desto
manifester wird diese Erfahrung und von subjektivem Erleben in
objektive „Tatsache“ überführt.

Jetzt kommst du das Sache näher, man macht gleiche
Erfahrungen. Inwieweit diese aber objektiv sind,
das ist eine ganz andere Frage.

Diese im oder ausserhalb des Bewusstseins gemachten
Erfahrungen sind nicht wiss. messbar. Trotzdem können sie
nicht gänzlich verleugnet werden, denn sie werden nicht nur
von einigen wenigen Psychotikern berichtet, sondern über die
Jahrtausende von einer mittlerweile signifikanten Anzahl
Menschen.

Von welchen Erfahrungen sprichst du denn konkret?
Und von welchen Menschen?

Und beim Glauben an Gott redet ja auch keine signifikante
Quelle von einer Massenpsychose, obwohl die Existenz Gottes
nie wiss. anerkannt bewiesen wurde.

O das irrst du, zwar weiß ich nicht recht,
was du unter „signifikanten Quellen“ verstehst,
aber es gibt doch eine große Anzahl von
Wissenschaftlern, die den Gläubigen schon
eine Portion psychischer Dysfunktion
unterstellen.
Nur ein Beispiel von vielen:

http://www.amazon.de/Der-Gotteswahn-Richard-Dawkins/…

Ich frage mich nun, ob die etablierte Wissenschaft nicht die
Existenz von Erfahrungen anerkennen muss, die sie selbst nicht
fähig ist zu messen, deren Existenz sie aber auch nicht
leugnen kann.

Erfahrung ist ja überhaupt ein Eckpfeiler der
Wissenschaft im Allgemeinen und der Philosophie
im Besonderen, nur um das ein wenig zu unterlegen
einige Beispiele:

Angefangen bei Aristoteles: Metaphysik -
Zweite Analytiken

Bacon: Novum organum scientiarum

Kant: Kritik der reinen Vernunft -

Adorno: Soziologie und empirische Forschung
(Der berühmte Positivismusstreit)

Locke, Lorenzen, Gadamer, Schnädelbach, Weizsäcker …

Die Erfahrung stellt eine umfassende Voraussetzung
aller wissenschaftlichen Forschung dar.
Tyll hat ja auch schon einiges dazu gesagt.
Selbstverständlich darf nicht verschwiegen
werden, dass der Begriff auch ein nur schwer
übersehbares, philosophisches Problem darstellt.
Aber so weit möchte ich jetzt nicht gehen.
Erfahrungen, insbesondere wenn sie sie in,
wie du das ausgedrückt hast, signifikanten
Anteilen auftauchen, werden selbstverständlich
von der Wissenschaft anerkannt und erforscht.
Nur schließt man keine Urteile apriori,
sondern nur aposteriori, also nicht im
Vorneherein, sondern hinterher. Weil man
Wissenschaft übt und keine Spekulationen
treibt. Wie sollte „die Wissenschaft“ denn
Phänomene beurteilen, die sie selbst nicht hat?
Ohne entsprechenden Erfahrungsschatz.
Und das genau ist der Knackpunkt.
Der Dissens zwischen Eselfant und mir
entstand vor allem dadurch, dass er sich
permanent selbst widersprochen hat, um sich
dann aber gleich auf eine Metaebene zu
schwingen. Ich lasse mich ja gerne belehren
und habe großen Respekt vor Weisen oder
auch Erleuchteten, sofern es diese geben
sollte.
Nur bewegen wir uns hier, um den Kreis
zum Anfang dieser Diskussion zu schliessen,
im Brett Philosophie und nicht der Esoterik.
Hier wird halt hinterfragt, eine gesunde
Portion Skepsis ist nie verkehrt, das bedeutet
ja nun nicht zwangsläufig, dass etwas falsch ist.
Es ist erkenntnisoffen. Und was dem nicht
standhalten kann, ist zumindest zwiespältig.

Mit freundlichem Gruß
Paula

Drei Ebenen der Erkenntnis
Hi.

… hat bei mir wieder einmal die
Fragestellung ausgelöst, ob (massenhafte) subjektive Erfahrung
jemals objektive Erkenntnis werden kann.

Antwort: Nein.

Objektive Erkenntnis ist intersubjektiv nachprüfbare Erkenntnis. Das geht nur auf dem Weg über das naturwissenschaftliche Messen, welches Stefan zum alleinigen Kriterium des Wirklichen erhebt - worin ich und andere ihm allerdings nicht folgen können.

Das Erkannte muss also intersubjektives Objekt sein können. Subjektive Erfahrung kann diesem Anspruch nicht genügen. Selbst wenn sich alle Menschen darüber einig sind, dass es Träume gibt - denn jeder kennt diese Erfahrung -, so können Träume niemals als Träume ein intersubjektives Objekt, also objektiv, sein. Dass es Träume gibt, darüber besteht ein uneingeschränkter intersubjektiver Konsens. Mit „objektiver Erkenntnis“ ist das aber nicht zu verwechseln.

Man sollte auch nicht dem Missverständnis verfallen, Träume seien messbar, bloß weil die korrelierenden physiologischen Prozesse messbar sind. Träume sind subjektive Erlebnisse und entziehen sich jeder Messbarkeit.

Das Gleiche gilt für Gefühle, Gedanken, Vorstellungen, Phantasien usw. Das sind alles reale Dinge, die aber - in ihrer Existenzweise - nicht messbar sind.

Warum sind sie nicht messbar? Weil sie für physikalische Messprozesse nicht erfassbar sind. Ihre Existenzweise ist eine andere als die der Messgeräte. In der indischen Philosophie unterscheidet man Grob- und Feinstofflichkeit. Dieses Konzept bietet sich an, um die verschiedenen Dimensionen des Physikalischen und des Mentalen zu systematisieren. Es erklärt auch, warum das Physikalische (das Grobe) das Mentale (das Feine) nicht zu erfassen vermag: Es wäre der Versuch, mit einer Gabel Wasser zu schöpfen. Shankara, der vedantische Philosoph des indischen 9. Jahrhunderts, entwirft das Konzept ´grob -vs. feinstofflich´ in seinem Werk „Vivekacudamani“ (Das große Juwel der Unterscheidung).

Man kann drei Ebenen des Erkennens auflisten:

  • die materielle Ebene, die Ebene der Messbarkeit

  • die mentale Ebene, die Ebene der Gefühle, Gedanken, Vorstellungen, Phantasien und Träume

  • die spirituelle Ebene, die Ebene der Erleuchtung, der Unio mystica, der Transzendenz

Die zweite Ebene ist in hohem Maße der Bereich der Symbole. Der Verstand operiert mit Zeichenstrukturen, wobei an Zeichengebilde Vorstellungen und Affekte geknüpft sind. In der Semiotik unterscheidet man die Denotation (das gemeinte Ding) und die Konnotation (die damit assoziierten Vorstellungen und Affekte). Die „Hermeneutik“ ist das Vermögen, die symbolischen Gebilde zu interpretieren. Es ist klar, dass dieser Bereich (der mentale) sich jeder direkten Messbarkeit entzieht. Die Soziologie vermag höchstens auf statistischem Wege Messungen vorzunehmen, z.B. „Wie viele Bayern-München-Fans glauben an Gott (in Prozenten) oder daran, dass Gott den Ball ins Netz der Dortmunder lenkt?“ (Nicht nur ironisch: Schließlich danken manche Fußballer nach einem erzielten Tor ihrem lieben Gott, erkennbar an der himmelwärts gewandten Gestik).

Die dritte, die spirituelle Ebene, entzieht sich sowohl der objektiven Messbarkeit als auch der Symbolisierung. Auch hier sind statistische Aussagen möglich: Soundsoviele Menschen behauptet, eine Erleuchtung erfahren zu haben. Objektivierbar ist das nicht, und wenn es Milliarden waren, die bei ihrer Mutter darauf schwören. Für die Leute selbst aber ist es ein unbezweifelbares Faktum, und allein das zählt natürlich.

Wissenschaftlich anerkannt wird eine Theorie (oder Existenz
von etwas Theoretischem wie dem Higgs-Boson) erst dann, wenn
in einem anerkennbaren Verfahren nachvollziehbare Ergebnisse
hervorgebracht werden, die als Beweis dienen können - verkürzt
dargestellt.

Klar, wie könnte es auch anders sein: Eine Theorie muss sich in der Praxis bewähren, und zwar objektivierbar, wenn sie naturwissenschaftliche Ansprüche erhebt. Theorien über das Mentale und Spirituelle stehen zwar auch unter Bewährungsdruck, aber aucf ganz andere Weise als die NaWi-Theorien. Freuds Theorie des Unbewussten z.B. (eine mentale Theorie) kann nicht 100%ig verifiziert werden, da das Unbewusste keine messbare Größe ist. Man kann es nur hermeneutisch erschließen. Entsprechende Verfahren hat Freud entwickelt, was seiner Theorie eine sehr weitgehende Anerkennung bescherte (wobei sie im Detail natürlich kritisch betrachtet werden kann). Es gibt sogar Einzelne, die die Existenz des Unbewussten ganz in Frage stellen.

Diejenigen, die nicht nur außen, sondern auch innen unterwegs
sind (seien sie nun als spirituell Praktizierende oder
abfällig ´Erleuchtete` bezeichnet)

Seit wann ist „Erleuchtete“ ein abfälliger Begriff, außer aus dem Munde verkrampft spöttelnder Materialisten, wie sie Exemplare tagtäglich im Esoterikbrett zu bewundern sind?

und in dieser Praxis
subjektive Erfahrungen gemacht haben, die sie mit anderen
teilen, haben einen gemeinsamen Erfahrungsschatz. Je mehr
Menschen die gleichen Erfahrungen gemacht haben, desto
manifester wird diese Erfahrung und von subjektivem Erleben in
objektive „Tatsache“ überführt.

Nein, diese Rechnung geht nicht auf. Subjektivität lässt sich nicht zur Objektivität summieren. Wobei „subjektiv“ nicht „falsch“ heißt, sondern „für andere nicht objektivierbar“.

Diese im oder ausserhalb des Bewusstseins gemachten
Erfahrungen sind nicht wiss. messbar. Trotzdem können sie
nicht gänzlich verleugnet werden, denn sie werden nicht nur
von einigen wenigen Psychotikern berichtet, sondern über die
Jahrtausende von einer mittlerweile signifikanten Anzahl
Menschen.

Ok, das Argument habe ich auch schon öfters vorgebracht, vielleicht hast du´s ja von mir, keine Ahnung. Aber es ist kein zwingendes. Warum auch? Reicht es nicht, dass darüber kommuniniziert wird und jeder die Möglichkeit hat, die entsprechenden Erfahrungen praktisch nachzuvollziehen? Wobei nicht zu vergessen ist, dass hier eine angeborenes Talent wesentliche Voraussetzung ist. Nicht jeder Mensch ist für spirituelle Erfahrung „gemacht“, wie auch nicht jeder für die Universitäts-Mathematik oder für das Ausführen von Darmoperatinen „gemacht“ ist.

Und beim Glauben an Gott redet ja auch keine signifikante
Quelle von einer Massenpsychose, obwohl die Existenz Gottes
nie wiss. anerkannt bewiesen wurde.

Na ja, von „Massenpsychose“ vielleicht nicht, aber doch von kollektiver Neurose :smile:

Ich frage mich nun, ob die etablierte Wissenschaft nicht die
Existenz von Erfahrungen anerkennen muss, die sie selbst nicht
fähig ist zu messen, deren Existenz sie aber auch nicht
leugnen kann.

Du identifizierst Wissenschaft mit Naturwissenschaft, so wie ich das lese. Das geht natürlich nicht. Es gibt NaWi, es gibt mentale Wissenschaften, und es gibt spirituelle Wissenschaft (das ist eine Kombination von Philosophie und Physiologie, wie sie z.B. der Yoga ist).

Chan

Weitere ernsthafte Selbstreflexion

Das Problem existiert nur durch eine falsche Grundannahme.
Die Grundannahme, das Wissenschaft = Realität ist oder
zumindest die Realität 1:1 abbilden kann oder soll.

Wer sagt das? Keineswegs sagen das alle, sondern das sagen nur diejenigen, die nach dem Repräsentationsmodell ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse interpretieren, und die wegen der ständigen Kritik an ihrer Methode (die bis zurück in die Antike reicht!) aber seit Neuem jetzt die so genannte Selbstrepräsentation begründet haben.

Dadurch wird Wissenschaft missbraucht und missverstanden.

Inwiefern „missverstanden und missbraucht“, was genau meinst du denn damit? Speilst du auf die Gefahr an, die z. B. Mathematiker und Physiker zum Beispiel durch die Entwicklung von Massenverichtungswaffen verursachen? Frank Schirrmacher, der FAZ-Mitherausgeber meint in seinem neuen Buch, dass diese Wissenschaftler, die früher hauptsächlich nur für militärische Forschung gearbeitet haben, heute ihr WISSEN (!) der Informationsgesellschaft zur Verfügung stellen, durch die heute in Sekundenschnelle Informationen rund um den Globus laufen und nicht mehr Menschen die Entscheidungen treffen, sondern die Maschinen. Computer checken blitzschnell ab, wo zum Beispiel die günstigsten Geldanlagen sind. Und diese verändern sich immer schneller und schneller mit Milliarden und Billiarden von Investitionen und dieses WISSEN (!) beeinflusst die ganze Welt, wie jedermann an der „Finanzkrise“ ersehen kann. Das heißt, Mathematiker und Physiker stellen ihr WISSEN (!) in den Dienst derjenigen, die mit ihren Investitionen ihre Macht und ihren Reichtum weiter vermehren und dadurch die Schere zwischen Arm und Reich vergrößern.

Wissenschaft muss als Werkzeug begriffen werden.

Genau das wäre für die vorige Beschreibung zutreffend, wo das WISSEN (!) der Wissenschaftler dazu dient, die Machtverhältnisse der globalen Welt zu radikalisieren, indem die Vorteile von besseren Informationen entscheiden. Wissenschaft wird jedoch keineswegs nur als Werkzeug begriffen, sondern schließt auch das Phänomen der QUALIA mit ein, in dem die Wissenschaft nicht nur Werkzeug ist, sondern auch IDENTITÄT. Letzteres macht (MACHT) einen entscheidenden Unterschied, wie hier im Thread z. B. Chan ihn in drei Erkenntnisarten bzw. Ebenen dargestellt hat, wobei ich den Begriff „Mystik“ ablehne, weil damit versucht wird, diesen Begriff aus der langen Tradition der Religion der Wissenschaft überzustülpen zum Zwecke der IDENTITÄTSBILDUNG, deren Voraussetzung ein Glaube und keinesfalls ein sicheres WISSEN (!) ist. Deshalb sollte man zum Beispiel auch die Kritik an Ken Wilber (z. B. von Matthias Jung in der Psychologie) oder zum Beispiel den Begriff von Thomas Metzingers „intellektueller Redlichkeit“ ernst nehmen zur weiteren ernsthaften Selbstreflexion.

Im Übrigen sollte man zwischen sämtlichen Wissenschaften und ihren unterschiedlichen Methoden differenzieren, wie das seit Dilthey üblich ist!

CJW

Hallo,

Das Problem existiert nur durch eine falsche Grundannahme.
Die Grundannahme, das Wissenschaft = Realität ist oder
zumindest die Realität 1:1 abbilden kann oder soll.

Wer sagt das?

Das ist meine Annahme, über die Annahme die den Fragesteller motivierte …

Dadurch wird Wissenschaft missbraucht und missverstanden.

Inwiefern „missverstanden und missbraucht“, was genau meinst
du denn damit? Speilst du auf die Gefahr an, die z. B.
Mathematiker und Physiker zum Beispiel durch die Entwicklung
von Massenverichtungswaffen verursachen?

Nein. Viel trivialer … „Missbraucht“ durch die Darstellung von Zahnarztfrauen und Vitaminkomplexen mit Formel für die Haare, bis hin zur Attraktivität von Plagiaten akademischer Grade.
All diese Dinge nutzen den Umstand das dem „Wissenschaftler“ über sein bestimmtes Fachgebiet hinaus, überdurchschnittliches Wissen und Können unterstellt wird.
„Missverstanden“ von all denen die sich dadurch betrügen lassen (wollen).

Wissenschaft muss als Werkzeug begriffen werden.

Genau das wäre für die vorige Beschreibung zutreffend, wo das
WISSEN (!) der Wissenschaftler dazu dient, die
Machtverhältnisse der globalen Welt zu radikalisieren, indem
die Vorteile von besseren Informationen entscheiden.

Wofür man Werkzeuge letztlich benutzt hängt von anderen Dingen ab …

Wissenschaft wird jedoch keineswegs nur als Werkzeug
begriffen, sondern schließt auch das Phänomen der QUALIA mit
ein, in dem die Wissenschaft nicht nur Werkzeug ist, sondern
auch IDENTITÄT.

Genau. Ein Fehler wie ich finde …

Grüße
K.

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Nachfrage
Hallo!

Weil du noch nicht geantwortet hast,
möchte ich noch einmal nachfragen,
umsonst wirst du die Frage doch
nicht gestellt haben:

Diejenigen, die nicht nur außen, sondern auch innen unterwegs
sind (seien sie nun als spirituell Praktizierende oder
abfällig ´Erleuchtete` bezeichnet) und in dieser Praxis
subjektive Erfahrungen gemacht haben, die sie mit anderen
teilen, haben einen gemeinsamen Erfahrungsschatz. Je mehr
Menschen die gleichen Erfahrungen gemacht haben, desto
manifester wird diese Erfahrung und von subjektivem Erleben in
objektive „Tatsache“ überführt.

Um welche Erfahrungen handelt es sich denn nun?
Wenn ich vermute, dass es sich vielleicht um
„Erleuchtungserfahrungen“ handelt und gezielt
nachfrage, wird das von dir als abfällig
bezeichnet, also frage ich nach, ohne irgendeine
Vorverurteilung. Es interessiert mich schon
und sicher einige andere auch.
Andererseits, wenn du wieder nicht antwortest
und dich in Schweigen hüllst, kann ich nicht
verstehen, wie die „Wissenschaft“ denn nun solche
„Erfahrungen“ behandeln könnte?

Vielleicht bringst du jetzt mal ein
wenig Licht in die Sache?

Viele Grüße
Paula

Hi.

… hat bei mir wieder einmal die
Fragestellung ausgelöst, ob (massenhafte) subjektive Erfahrung
jemals objektive Erkenntnis werden kann.

Antwort: Nein.

Objektive Erkenntnis ist intersubjektiv nachprüfbare
Erkenntnis. Das geht nur auf dem Weg über das
naturwissenschaftliche Messen, welches Stefan zum alleinigen
Kriterium des Wirklichen erhebt - worin ich und andere ihm
allerdings nicht folgen können.

Das Erkannte muss also intersubjektives Objekt sein können.
Subjektive Erfahrung kann diesem Anspruch nicht genügen.
Selbst wenn sich alle Menschen darüber einig sind, dass es
Träume gibt - denn jeder kennt diese Erfahrung -, so können
Träume niemals als Träume ein intersubjektives Objekt, also
objektiv, sein. Dass es Träume gibt, darüber besteht ein
uneingeschränkter intersubjektiver Konsens. Mit „objektiver
Erkenntnis“ ist das aber nicht zu verwechseln.

Man sollte auch nicht dem Missverständnis verfallen, Träume
seien messbar, bloß weil die korrelierenden physiologischen
Prozesse messbar sind. Träume sind subjektive Erlebnisse und
entziehen sich jeder Messbarkeit.

Das Gleiche gilt für Gefühle, Gedanken, Vorstellungen,
Phantasien usw. Das sind alles reale Dinge, die aber - in
ihrer Existenzweise - nicht messbar sind.

Warum sind sie nicht messbar? Weil sie für physikalische
Messprozesse nicht erfassbar sind.

So kategorisch stimmt das nicht.
Was nicht alles schon als für unmessbar behauptet wurde in der Menscheitsgeschihte sollte uns hier a mahnen.
Was aber sicher ist, dass kein Info ohne Träger und Energieübertag gibt. Und so lange bis diese Aussage gilt gibt es zumindest theoretisch die Möglichkeit einer Messung wohl.

Eine erkennbare Grenze ist einerseits die ungenügende Komplexität und Speicher unseres Denkapparates. Der versagt kläglich bei der erstbesten verzweigten Kausalkette und hat nicht mal ein Byte Kapazität (Ikonisches Gedächtnis). Es ist einfach nicht fürs Denken entstanden sondern uns das überleben hier auf der Erde zu ermöglichen. Seine Fehlfunktionen sind mannigfaltig. Daran kann man aber auch mit „Denkzeugen“ helfen.
Das andere Problem ist die Subjektivität. Bisher hat jeder einen „direkten“ Draht nur zum ihren eigenen Denkapparates bzw. zu seinen für uns freigegebenen Modulen (die sind ganz wenig) Das kann man aber auch ändern mit geeigneten Schnittstellen (Neuronchip)und ist schon im Gange.

Was dann wir alles neues Erfahren werden? Wer hier eine Prognose wagt ist einfach nicht ernstzunehmen egal wie er sich erleuchtet fühlen mag.

  • die mentale Ebene, die Ebene der Gefühle, Gedanken,
    Vorstellungen, Phantasien und Träume

Sind (vorerst:smile: mit profanen chemischen Substanzen unauflösbar Verknüpft und auch gut voraussagbar manipulierbar.
Diese Substanzen hat man ja nicht nur messen sondern schon lange atomar aufbauen gelernt.

Alle im Prinzip vergleichbare Aufteilungen der erkennbaren Welt haben sich nur für relativ kurze Zeit halten können und erwiesen sich immer wieder als voreilig und falsch.

Wenn schon eine Aufteilung was mir vernünftig zu sein scheint, dann: Bekannte, Unbekannte, Unergründbare.
Und wer hier auch noch eine Prozentuale Zusammenhang zu kennen wähnt der ist ja schon erleuchtet:smile:

Chan

Balázs

OK,

dann wenden wir die Kunst der Hermeneutik an,
das bedeutet fremde Vorstellungen ins eigene
Verstehen zu übermitteln.

Also wir haben bedeutungsschwangere Anspielungen,
eine Menge an Schweigen, die Versicherung einer
der Wissenschaft übergeordneten „Metaebene“.

Wie also brechen wir diesen Komplex auf?
Ersteinmal mit Demut, denn man ist unterlegen.
Dann mit zwischen den Zeilen/Buchstaben lesen:

S c h w e i g e n

Aha, gut, dann können wir uns wohl der Forderung
nach Anerkennung dieser signifikanten Erfahrungen
durch die Wissenschaft nicht entziehen!

Gebongt!

Gruß
Paula

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Hallo Paula,
sorry für die späte Antwort, mein „S c h w e i g e n“ sollte kein Statement sein.

Objektive Erkenntnis gibt es nicht, bestenfalls
spricht man von intersubjektiver E.

evtl. ein Missverständnis: ich meine mit objektiver Erkenntnis den Wissenszuwachs, der nach den Regeln der wissenschaftlichen Kunst gewonnen und in den Wissenskanon aufgenommen wurde (im Gegensatz zu subjektiver Erkenntnis, die jeder haben, aber auch völliger Blödsinn sein kann).

Diejenigen, die nicht nur außen, sondern auch innen unterwegs
sind (seien sie nun als spirituell Praktizierende oder
abfällig ´Erleuchtete` bezeichnet)

Wie kommst du darauf, dass Erleuchteter abfällig
gemeint ist? Führst du deine eigene Einstellung
nicht ad absurdum, indem du anderen so etwas
unterstellst?

hierbei beziehe ich mich auf deine Antwort im thread „Darf ich einen Menschen töten?“ im Re^7 von dir: „dann bist du also ein Erleuchteter o.ä.?“
Vielleicht auch etwas aus dem Zusammenhang, aber mein Eindruck war, dass der eher esoterisch argumentierende Eselfant von dir nach meinem Eindruck in dem Gespräch etwas abfällig als Erleuchteter bezeichnet wurde und ich kurzerhand einen kurzen Schluss daraus gezogen habe: Esoteriker sind „Erleuchtete“.

und in dieser Praxis
subjektive Erfahrungen gemacht haben, die sie mit anderen
teilen, haben einen gemeinsamen Erfahrungsschatz.

Wie kann man subjektive Erfahrungen
mit anderen teilen? Dann wären es
keine subjektiven Erfahrungen.

Ich meine hier die spirituellen Erfahrungen von z.B. Zen-Meistern oder anderer Meditationspraktikern. Ich kann diese Erfahrungen nicht wiedergeben, da ich kein Praktizierender (und noch viel weniger Meister) bin. Aber ich meine behaupten zu können, dass die von niemandem zu messenden Erfahrungen tiefer Meditation kommuniziert, verglichen und als Gemeinsamkeit erkannt werden können.
Sonst würde diese Kultur wohl nicht durch die Jahrhunderte Bestand gehabt haben können.

Je mehr
Menschen die gleichen Erfahrungen gemacht haben, desto
manifester wird diese Erfahrung und von subjektivem Erleben in
objektive „Tatsache“ überführt.

Jetzt kommst du das Sache näher, man macht gleiche
Erfahrungen. Inwieweit diese aber objektiv sind,
das ist eine ganz andere Frage.

Unter Objektivität verstehe ich massenhafte Subjektivität oder mit Instrumenten der Wissenschaft hergestellte.

Diese im oder außerhalb des Bewusstseins gemachten
Erfahrungen sind nicht wiss. messbar. Trotzdem können sie
nicht gänzlich verleugnet werden, denn sie werden nicht nur
von einigen wenigen Psychotikern berichtet, sondern über die
Jahrtausende von einer mittlerweile signifikanten Anzahl
Menschen.

Von welchen Erfahrungen sprichst du denn konkret?
Und von welchen Menschen?

s.o.

Ich frage mich nun, ob die etablierte Wissenschaft nicht die
Existenz von Erfahrungen anerkennen muss, die sie selbst nicht
fähig ist zu messen, deren Existenz sie aber auch nicht
leugnen kann.

Erfahrung ist ja überhaupt ein Eckpfeiler der
Wissenschaft im Allgemeinen und der Philosophie
im Besonderen,

Zum Abschluss:
Subjektive, von Einzelnen gemachte, Erfahrung ist ein Einstieg in eine Erkenntnis, die Allgemeingültigkeit erlangen will.
Trotzdem: Meine subjektive Erfahrung: „Paula ist doof“ (mit :wink: und bitte nicht persönlich nehmen, ich nehme deine Einwände ernst) wird NIEMALS in objektive Erkenntnis überführt werden können, ebenso wenig wie die „Tatsache“, dass ich den besten Papa (die beste Mama) der Welt habe.

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.

MfG
Castiglio