Hallo,
erst einmal danke für die Antwort. Sie ist übrigens in einigem
richtig, aber in einigen Begründungen völlig unschlüssig bzw.
leuchtet nicht ein.
Ja, an deinen Antworten sehe ich, dass es einige Missverständnisse
gibt. Woran das jetzt liegt, weiß ich noch nicht. Ich will mal
annehmen, dass ich mich in einigen Punkten nicht klar genug
ausgedrückt habe.
Naja, Erziehung darf man ja nicht so eng sehen, als dass da nur
Mutter und Vater einen Anteil haben.So eng hatte ich das auch nicht formuliert, aber Erziehung ist
etwas, das auf den Erzogenen gerichtet ist. Wenn ich die ganze
Menschheit mit meinen Weisheiten anspreche, ist das im Prinzip
keine Erziehung, ich muss sie wenigstens selektieren und
unterscheiden, wen ich erziehe; ohne Blick auf die erzogene
Person gibt es keine Erziehung. Das ist eben auch (wie bei
Ethik) so ein hinkender Vergleich, wenn ich meine, ich könne
Frank genau wie Fritz und Franz erziehen, nur weil bei Fritz
und Franz beidemale der gleiche Kniff funktionierte.
Wie weit man Prägung durch die Umwelt jetzt speziell als Erziehung
bezeichnet und ab wann man von allgemeiner Sozialisation sprechen
sollte, halte ich in der Diskussion für nebensächlich.
„Gewissen“ kann auch nur Ergebnis des Zusammenwirkens einer
genetischen Programmierung und der Prägung durch die Umwelt
(Erfahrung) seinHm, gibt es dafür Belege?
Wofür?
Das kann man nicht wissen, es kann durchaus eine eigene
Identität geben, die zwischen diesen Einflüssen auswählt.
Lese noch mal richtig nach.
„… Ergebnis des Zusammenwirkens einer genetischen Programmierung
und der Prägung durch die Umwelt …“
Ich behaupte nicht, dass man beides irgendwie einzeln betrachten
müsste und schon gar nicht, dass man man zwischen irgend welchen
Einflüssen wählen könnte.
-> Wir sind das, was die Gesamtheit aller Einflüsse aus uns
gemacht hat.
Was soll eigene Verantwortung sein?
Alles Mögliche.
Im Rahmen einer Ethikdiskussion ist das als Konkretisierung
bisschen mager.
Du bist immer zuerst für dich verantwortlich um zu überleben
Meine Fragestellung geht dahin, was ist, wenn es eben um Ethik
geht. Dass wir „irgendwie“ den Trieb zum Überleben spüren, ist
wohl noch nicht so sehr ein Zeichen für „Ethik“.
Nein, aber es ist erst mal eine primäre Notwendigkeit.
Im weiteren habe ich weiter unten eine Meinung zu der Herkunft
der Ethik geschrieben.
Es kann zwar
Situationen geben, wo wir auch diese für nützlich zum
Überleben anschauen; die Existenz einer Ethik widerlegt nicht
etwa die Theorie, dass die meisten Handlungen von einem
Überlebenstrieb gesteuert seien; jedoch braucht die Ethik
nicht zwingend nur aus dem Überlebenstrieb zu kommen, sie
könnte auch andere Wurzeln haben (und sei es nur genetisch
gesprochen: z. B. nicht die immerwährende Vererbung, sondern
etwa die irgendwann eingetretene Mutation). Also macht der
Zusammenhang „verantwortlich um zu überleben“ wenig Sinn in
Bezug auf die Begründung von Ethik.
Es begründet keine Ethik, ist aber eine grundlegende Notwendigkeit
zum Überleben. Deshalb hat es einen ganze erblichen Einfluss
auf unser Handeln und damit auch auf Ethik.
Ethik kann man sich sowieso erst leisten, wen man nicht gerade eben
am verhungern ist, ansonsten gilt nur das Gesetz des Stärkeren.
Nürnberger Trichter
Andernfalls wäre z.B. nicht verständlich, warum
Kinder üblicherweise genau die Religiösität ihrer Eltern annehmenKopfschüttel. Wenn wir „Religiosität“ mal als „religiöse
Ethik“ nehmen, so ist der Löwenanteil „Vormachen-Nachmachen“
Ja und?
Was soll NÜRNBERGER TRICHTER sein? Ist eigentlich auch völlig egal.
planvolles Handeln nicht mit ethischem verwechseln?
Naja. Der Nomade, der stehlen gelernt hat, hat ja
nicht einfach „keine Ethik“.
eben.
Ich weiß auch gar nicht, was Normade mit stehlen zu tun haben soll.
Normaden dürfen innerhalb ihres Stammes sicher auch nicht stehlen.
Natürlich kommen dann noch ein paar abstrakte Normen dazu,
wie z.B. Anerkennung der Herrschendenum diese Normen geht es weitgehend in der Fragestellung;
Aha. An anderer Stelle behauptest du das Gegenteil.
Ich war eh der Meinung, dass diese eher nebensächlich sind,
wenn man die Basis der Ethik ergründen will.
Alleinstellung des/der eigenen Gottheiten
Ethik als Religion ist vorerst nicht mein Thema, das war mit
der Fragestellung so nicht gemeint. Wir können eine Diskussion
in Bezug auf Religion auch führen, sie ist aber von der Frage
zunächst nicht erfasst.
Ich wollte auch nicht über Religion diskutieren.
Trotzdem denke ich, dass man Religion da nicht raus lassen kann,
weil diese eine ganz wesentliche Erscheinung in der Entwicklung
des Menschen von einem Rudeltier zur modernen menschlichen
Gesellschaft ist und Ethik immer in ganz erheblichem Maße
mitbestimmt hat.
Es gibt die These, dass Religion evolutionär eine gewissen Rolle
spielt. Ohne diese gäbe es keinen Übergang vom Clan der
Urgesellschaft zum modernen Staat.
Genau das hatte ich auch versucht darzustellen, nämlich dass
die Religiongemeinschaft als Ersatz für den urgesellschaftlichen
Clan herhalten müßte.
beziehen sich üblicherweise leider nur
auf Angehörige der eigenen Religionsgruppeauch wieder die Frage von Religion statt Ethik. Schon die
Ethik der alten Römer und Griechen ging in Richtung auf
Verallgemeinern (vgl. Platon).
siehe oben.
Ich bin eben der Meinung, dass durch die Religion die Basics
der (biol. begründeten ) Urethik in die höher entwickelten
Gesellschaften mit hinüber genommen wurden.
Angehörige anderer Religionen zu töten, zu bestehlen,
zu diskriminieren und zu unterdrücken ist ja nach wie vor üblichheisst noch nicht, dass die Ethik der Religion dies auch nur
zuliesse.
War aber Jahrtausende ganz normales Handeln und ist auch heute
noch nicht viel anders.
Die Funktion der Sippe/Clan wurden in der moderneren Gesellschaft
z.B. durch Religion und später durch Staatenbildung übernommenWarum „später“? Religion und Staat führen doch ein altes und
wechselvolles Nebeneinander (bisweilen Untereinander,
Weil es nicht von Anfang an Staaten gab.
Die Bildung von Staaten unter einer zentralen Herrschaft ist
noch gar nicht so lange her.
Übereinander, Ineinander usw., und dann - ja klar - gibt es
noch die, die meinen, Religion sei „überholt“ - dies ist aber
einfach nicht meine Frage!)eine große kulturelle Lei s tung
nein, eine lange Leistung, bis Du endlich verstehst, welche
Frage ich überhaupt stelle!
Ja, das ist mir jetzt noch unklarer als vorher.
Ich weiß echt nicht, was du willst
Ethik aus sich selbst heraus ist IMHO Nonsens.
Ethik macht nur Sinn im Rahmen gesellschaftlichen Zusammenlebens
und deshalb kann Ethik auch nur aus diesem Zusammenhang entstehen
und erklärt werden.
Ich hatte versucht, die Basis der Ethik aus der Tatsache zu erklären,
dass wir aus einer langen evolutionären Entwicklung eine gewisse
genetische Grundausstattung von Mutter Natur bekommen haben, damit
wir als Rudeltiere funktionieren.
Wie diese Basics z.B. mittels Religionsgemeinschaften zur modernen
Gesellschaft mit hinüber genommen wurden, hatte ich auch versucht
zu erläutern.
Dies ist meine persönliche Deutung der Herkunft von Ethik.
Deine Frage nach einer Ethik aus sich selbst heraus ohne
Berücksichtigung unserer genetischen Veranlagung und ohne
Sozialisation kann es nicht geben.
Gruß Uwi