Hallo,
meiner Frage, wäre mir aber ehrlich gesagt wieder mal nicht in
den Sinn gekommen.
so? Ist aber naheliegend, oder?
was deine genetische Programmierung vorschreibt
also mehrere Möglichkeiten, z. B. dem Verletzten helfen, oder
aber ihn erschlagen und ausrauben, oder ihn lassen - alles
genetisch anerzogen wurde
„genetisch anerzogen“ ?
Nein, Erziehung und genetische Prägung (Triebe) gehören nicht
direkt zusammen. Aber es wirkt immer beides in gewissem Verhältnis.
und wie steht es mit der „Erziehung“ in der grossen weiten
Welt, angenommen ich bin zwar persönlich auch erzogen, höre
aber nun von ferne irgendwelche Forderungen bzw. Ansprüche, z.
B. aus der Zeitung, aus anderen Medien oder bei grossen
Versammlungen. Es werden doch immer wieder ethische Ansprüche
gestellt, sei es von der Caritas (und Ähnlichen), von
politischen Parteien und Funktionären oder von intelligenten
Philosophen, die wissen, was ich eigentlich tun soll, die aber
leider nicht genau wissen, wie sie mir das kommunizieren
sollen, damit es wirklich getan wird. „Anerzogen“ greift also
entschieden zu kurz - ob zu Recht oder nicht.
Naja, Erziehung darf man ja nicht so eng sehen, als dass da nur
Mutter und Vater einen Anteil haben. Wenn du Radio hörst oder
in die Glotze duckst oder anderweitig durch deine Umwelt
geprägt wirst, so gehört das auch zum Erziehungsprozess.
Selbst wenn man das nicht direkt als Erziehung bezeichnen will,
so gehört es doch indirekt dazu, weil Eltern zum großen Teil
bestimmen, welche Sender zu welchen Zeiten gehört werden dürfen
und wie das gehörte im sozialen Kontext zu bewerten ist.
gelernt hast
naja, ich habe ja dann noch das Gewissen
„Gewissen“ kann auch nur Ergebnis des Zusammenwirkens einer
genetischen Programmierung und der Prägung durch die Umwelt
(Erfahrung) sein.
und die eigene Verantwortung, die all diese Ansprüche
anständig sieben sollten.
Was soll eigene Verantwortung sein?
Du bist immer zuerst für dich verantwortlich um zu überleben.
Das mag ja dann wenn es mehrmals geschieht ein
Lernprozess sein. Es könnte aber auch ein leeres Lernen durch
den Nürnberger Trichter sein (staatlich bezahlter
Ethik-Experte behauptet XY und ich habe es zu befolgen, wenn
ich mich nicht längerfristig in Strafbarkeiten verstricken
will)
Natürlich muß auch dies Bestandteil von Lernen bzw. soziale
Prägung sein. Andernfalls wäre z.B. nicht verständlich, warum
Kinder üblicherweise genau die Religiösität ihrer Eltern annehmen.
planvoll handelt und der soziale Prägung hat
z. B. ein lieber guter Angehöriger eines Nomadenvolkes, der
als Kind gehört hat, dass Stehlen kein Problem sei.
Ja und? Gerade stehlen verlangt planvolles handeln.
Dumme Diebe werden ja sofort erwischt.
Du darfst planvolles handeln nicht mit ethischem oder
gesetzestreuem Handeln verwechseln.
um die Imperative herum
naja, vielleicht ein Stückweit. Ich erwarte ja nicht, dass es
völlig ohne geht. Die Frage geht dahin, ob es möglich ist,
mich abstrakt von Imperativen zu entbinden und selber zu
leben, oder ob das nicht eher (was ich vermute) letztlich nur
im Konkreten geht und also jede eigenständige Änderung einer
Moral (und wohl auch Ethik) in Erlebnissen gründet, die nur
einer hat (was Imperative an andere Personen streng genommen
als fragwürdig erscheinen lässt).
Also ich bin ja auch kein Philosoph und auch kein Psychologe
oder Evolutionsbiologe usw.
Ich denke, es gibt eine biologisch begründete Ethik, die darauf
beruht, dass wir eine innere Hemmung haben, Mitglieder der eigenen
Familie zu töten oder zu verletzen. Diese Hemmung kann man auf
einen Clan, Sippe oder ein Dorf erweitern.
Das macht Sinn, weil eine Gruppe (Familie, Sippe, Clan) stärker
ist als Einzelindividuen und sich somit evolutionär bewährt hat.
Unser ganzes soziales Zusammenleben beruht darauf, in solchen
sozielen Bindungen zu funktionieren.
Angehörige anderer Clans waren bei den Urmenschen nur
Nahrungskonkurrenten und konnten deshalb ohne Strafe getötet werden.
Deshalb haben die ersten Richtlinien zum Zusammenleben immer
zum Ziel, den sozialen Friedens innerhalb des eigenen Clans
zu gewährleisten und den Clan wirtschaftlich und militärisch
zu stärken und damit natürlich das Überleben zu gewährleisten.
Natürlich kommen dann noch ein paar abstrakte Normen dazu,
wie z.B. Anerkennung der Herrschenden und Alleinstellung
des/der eigenen Gottheiten.
Die religiösen Basis-Gebote sind IMHO eine Erweiterung dieser
biologischen Prägung und beziehen sich üblicherweise leider nur
auf Angehörige der eigenen Religionsgruppe 
Angehörige anderer Religionen zu töten, zu bestehlen,
zu diskriminieren und zu unterdrücken ist ja nach wie vor üblich,
so wie Ausländer von Rassisten erschalgen werden oder man
gegen die Anhänger des revalisierenden Fussbalclubs mit dem
Knüppel vorgeht.
Die Funktion der Sippe/Clan wurden in der moderneren Gesellschaft
z.B. durch Religion und später durch Staatenbildung übernommen.
Im kleinen sind es z.B. Vereine, Parteien, Organisationen,
Arbeitsgruppen usw.
Dass man sich darüber hinaus in einer aufgeklärten Gesellschaft
dem kategorischen Imperativ beugt und dies nicht an einer
Religion oder sonstigen Gruppenzugehörigeit festmacht, ist
doch eine große kulturelle Leitung, sofern sich auch alle
dran halten wollen 
Gruß Uwi