Hallo André,
jetzt bin ich aber baff - eine Verwandtschaft von „haben“ und „habere“ schien mir so banal auf der Hand zu liegen, dass ich mich nie darum gekümmert habe…
Jedenfalls gehört frz. „avoir“ zu einer *gh- Wurzel, steht also dt. geben und lat. capere nahe:
http://monsu.desiderio.free.fr/curiosites/avoir.html
so dass „es gibt“ und „il y a“ zusammengehören, aber nicht „es hat“.
Das schwäbische „es hot“ könnte dennoch eventuell einen Beitrag zur Aufklärung leisten: Mein eigenes Schwäbisch ist aus zu vielen verschiedenen Regionen zusammengesetzt, so dass ich nicht sicher bin, aber mir scheint, es gäbe zumindest gegendweise parallel „es hot“ und „es geit“, vielleicht auch mit einem mehr oder weniger filigranen semantischen Unterschied. Mit dieser Arabeske will ich gleich mal ins Dialektbrett gehen.
Wie auch immer: Die heute noch vorhandenen oder noch nicht so lange verstrichenen Wörter zu der vermuteten Wurzel *gh- lassen das „geben“ im Sinn von „überreichen“ fast wie eine besondere Entwicklung zu Grundbegriffen erscheinen, die sich eher rund um „greifen“ und dazu auch „gegenständlich vorhanden sein“ abspielen - so dass „es gibt einen anderen Ausgang“ eher der „Normalfall“ wäre, und „ich kann Dir den Schlüssel dazu geben“ etwas Ungewöhnliches.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder